Health Inequalities sind ein vielschichtiger und provokanter Gegenstand der aktuellen sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Forschung. Einschlägige Befunde zu sozial bedingten gesundheitlichen Ungleichheiten liegen bislang vor allem auf der beschreibenden Ebene vor. Hiernach gilt: Der Schweregrad und die Häufigkeit von Erkrankungen sowie das Risiko des frühzeitigen Todes sind durch soziale Faktoren bestimmt. Unklar aber bleibt auch weiterhin, wie diese Beziehung erklärt werden kann. Die Determinanten und Mechanismen gesundheitlicher Ungleichheit stehen darum im Zentrum des vorliegenden Bandes, der in dieser Form erstmals Beiträge führender Fachvertreter der internationalen Forschung zusammenführt. Erklärende Perspektiven und ihre Konsequenzen werden entlang makro-, meso- und mikroanalytischer Zugänge diskutiert. Der Band ist eine Pflichtlektüre für Wissenschaft und Praxis im Bereich Soziologie, Public Health, Epidemiologie, Gesundheitsförderung und Sozialpolitik.
Zusammenfassung. Zielsetzung: Der Beitrag untersucht die Bedeutung der besuchten Schulform und des schulischen Wohlbefindens für den Tabakkonsum von Jugendlichen und prüft erstmals, ob sich dieser Zusammenhang im Sinne einer doppelten Benachteiligung auf den Tabakkonsum auswirkt. Methodik: Datenbasis bildet der deutsche Survey der europäischen SILNE-Studie "Tackling socioeconomic inequalities in smoking: learning from natural experiments by time trend analyses and cross-national comparisons" (Schüler der 8. und 9. Klasse) in Hannover (n = 1.190). In bi- und multivariaten Analysen werden die Zusammenhänge zwischen den Merkmalen des schulischen Wohlbefindens (Schulengagement, Schulverbundenheit und Burnout), der besuchten Schulform und dem Tabakkonsum überprüft. Ergebnisse: Jugendliche mit niedrigem Schulengagement, geringer Schulverbundenheit sowie erhöhtem schulbezogenen Burnout zeigen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zu rauchen, ebenso wie Schüler, die eine andere Schulform als das Gymnasium besuchen. Belege der doppelten Benachteiligung für den Tabakkonsum von Jugendlichen konnten nicht gefunden werden. Gymnasiasten besitzen im Vergleich zu Schülern anderer Schulformen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zu rauchen, wenn sie über schulbezogenes Burnout berichten. Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse geben wichtige Hinweise für schulformspezifische Maßnahmen der Gesundheitsförderung, um das schulische Wohlbefinden zu fördern und dem Tabakkonsum im Jugendalter entgegenzuwirken.
Abstract In industrialised countries more than 80 % of the time is spent indoors. Products, such as building materials and furniture, emit volatile organic compounds (VOCs), which are therefore ubiquitous in indoor air. VOC in combination may, under certain environmental and occupational conditions, result in reported sensory irritation and health complaints. Emission concentrations can become further elevated in new or refurbished buildings where the rate of air exchange with fresh ambient air may be limited due to improved energy saving aspects. A healthy indoor environment can be achieved by controlling the sources and by eliminating or limiting the release of harmful substances into the air. One way is to use (building) materials proved to be low emitting. Meanwhile, a worldwide network of professional commercial and non-commercial laboratories performing emission tests for the evaluation of products for interior use has been established. Therefore, comparability of test results must be ensured. A laboratory's proficiency can be proven by internal and external validation measures that both include the application of suitable emission reference materials (ERM). For the emission test chamber procedure according to EN 16516, no artificial ERM is commercially available. The EU-funded EMPIR project MetrIAQ aims to fill this gap by developing new and improved ERMs. The goal is to obtain a material with a reproducible and temporally constant compound release (less than 10 % variability over 14 days). Different approaches, such as the impregnation of porous materials, are being tested. The generation as well as results of the most promising materials will be presented.
Hintergrund: Für Deutschland sind kaum Daten zur Implementierung schulischer Tabakkontrolle bekannt, die sowohl die Perspektive von Lehrer- als auch von Schüler*innen einbeziehen. Ziel der Studie ist es, den Zusammenhang zwischen implementierter schulischer Tabakkontrollpolitik und der wahrgenommenen Raucherprävalenz auf den Ebenen des Schulpersonals und der Jugendlichen zu untersuchen. Methoden: Die wiederholte Querschnittsstudie (2013 und 2017) basiert auf gepoolten Angaben von 13- bis 17-jährigen Jugendlichen (N = 2393) und Schulpersonal (N = 85) aus 25 Schulen in der westdeutschen Metropolregion Hannover. In linearen Regressionsmodellen werden durchschnittlich marginale Effekte (AMEs) mit 95 %-Konfidenzintervallen (KI95 %) und robuste Standardfehler für die wahrgenommenen Tabakprävalenzen getrennt für die von Lehrer- und Schüler*innen bewertete schulische Tabakkontrollpolitik (Skala 0–6) unter Kontrolle soziodemografischer, schul- und rauchspezifischer Variablen berichtet. Ergebnisse: Die Jugendlichen nehmen durchschnittlich eine Raucherprävalenz von 30 % (x¯¯¯=30,2 ; s: 24,0) für ihre Schule wahr. Eine strikte schulische Tabakkontrolle ist konsistent mit einer geringeren schulischen Raucherprävalenz assoziiert, sowohl aus Sicht von Lehrer- (AME: −3,54 KI95 % −6,49 bis −0,58) als auch der Schüler*innen (AME: −1,69 KI95 % −2,52 bis −0,86). Die Anzahl rauchender Freunde (z. B. "die meisten" +14 %: AME: 14,13 KI95 % 10,46–17,80) und der Schultyp sind die relevantesten Determinanten für eine hohe schulische Raucherprävalenz. Nichtgymnasiale Schulformen berichten eine 15 % (AME: 15,03 KI95 % 10,13–19,93) höhere Raucherprävalenz im Vergleich zu Gymnasien. Diskussion: Progressive schulische Tabakkontrollpolitiken sollten den Fokus auf nichtgymnasiale Schulformen, Risikogruppen und jene Schulen legen, die Tabakkontrolle nicht strikt durchsetzen. ; Publikationsfond MLU
Dieser Beitrag untersucht Unterschiede in der Lebenszufriedenheit von SchülerInnen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf zwischen der Beschulungsart in Förder- oder (integrativen) Regelschulen. Datenbasis bildet das Nationale Bildungspanel (NEPS) mit 5.388 SchülerInnen der 7. Klassen (n=375 mit Förderbedarf, davon n=91 in integrativen Regelschulen; n=5.013 ohne Förderbedarf). In hierarchischen Regressionsanalysen wurde als abhängige Variable die Lebenszufriedenheit unter Kontrolle des Alters und Geschlechts sowie der Anzahl der Bücher im Haushalt und des Migrationshintergrundes analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Besuch einer integrativen Regelschule für SchülerInnen mit Förderbedarf mit einer niedrigeren Lebenszufriedenheit einhergeht im Vergleich zu jenen, die eine Förderschule besuchen. Die Ergebnisse heben damit die Bedeutung der Förderschule für die Lebenszufriedenheit von SchülerInnen mit Förderbedarf hervor.
In: Pfoertner, Timo-Kolja, Rathmann, Katharina orcid:0000-0002-2892-1624 , Moor, Irene, Kunst, Anton E. and Richter, Matthias orcid:0000-0003-3898-3332 (2016). Social inequalities in adolescent smoking. A cross-national perspective of the role of individual and macro-structural factors. Bundesgesundheitsblatt-Gesund., 59 (2). S. 206 - 217. NEW YORK: SPRINGER. ISSN 1437-1588
Background. In an EU-funded project, we examined on the basis of international comparative analyses which factors were associated with and contributed to socioeconomic inequalities in adolescent smoking. This paper presents the results obtained and discusses their implications for policy and research. Methods. Analyses were based on the Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) study in 2006 and included more than 50,000 adolescents from 37 countries. The focus was on the association between family affluence and weekly smoking (regularly, at least once a week) among adolescents. Explanatory variables at the individual level refer to psychosocial resources and burdens of school, family, and peers. At the country level, national income, various tobacco control policies, and an index of external differentiation of the educational system were used. Results. The psychosocial factors of school and family explained many of the inequalities in the smoking behavior of adolescents. In an international comparison, socioeconomic inequalities in smoking were stronger in richer countries. Absolute smoking rates were lower and inequalities in smoking smaller for boys in countries with higher tobacco prices. On the other hand, educational systems with higher degrees of external differentiation showed lower inequalities in smoking beahviour by girls, and relatively higher rates of smoking (for boys and girls). Stronger inequalities in smoking behaviour were demonstrated in countries with a greater range of preventative measures for tobacco dependence (for boys) and with higher levels of government spending on tobacco control (for girls). Conclusion. Experiences in richer countries revealed that tobacco control needs to be strengthened for socially disadvantaged adolescents. The reduction of smoking prevalence and socioeconomic inequalities in smoking behavior should be based not only on a strengthening of psychosocial resources in the family and at school, but also on an increase in tobacco prices.
"Ausgehend von einer historischen Analyse der Entwicklungslinien von stadtökologischer Forschung werden im internationalen Vergleich Ansätze zur Stadtökologie miteinander verglichen. Die dabei angewendete, einerseits historisch-analytische und andererseits geographisch differenzierte, Betrachtungsweise, soll schließlich die unterschiedlichen Blickrichtungen auf Stadtökologie (einschließlich der soziologisch-humanökologischen Perspektive) miteinander verbinden. Die älteste Traditionslinie der Stadtökologie geht auf naturhistorische Forschungsmethoden zurück, die zunächst in der sogenannten freien Landschaft sowie in Wäldern und Urwäldern erprobt und die später innerhalb von Städten angewendet wurden. In den 1920er Jahren etablierte sich in Chicago eine soziologisch-humanökologische Entwicklungslinie von Stadtökologie, die nicht Tiere und Pflanzen, sondern den Mensch ins Zentrum des Interesses rückte. Chicago hatte eine rasante Entwicklung von einer durch agrarische Tätigkeit geprägte Stadt zur industriell geprägten Großstadt hinter sich. In den 1970er Jahren wurde von Herbert Sukopp gemeinsam mit weiteren Professoren der TU Berlin ein komplexer Ansatz entwickelt, der im Theoriekern Stadtökologie als Disziplin bio-ökologischer Zugehörigkeit definiert. Dieser deutlich standortkundlich geprägte Ansatz knüpft teilweise an die naturhistorisch-ökologische Traditionslinie an. Ebenfals in den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstand ein Zweig stadtökologischer Forschung, der Stoffflüsse und Energieflüsse in Städten zum Forschungsobjekt machte. In diese Phase fällt 'die Ölkrise'. Etwa zwanzig Jahre später wurden zunehmend Nachhaltigkeitsaspekte bei stadtökologischen Forschungsfragen berücksichtigt, wobei die Folgen der Globalisierung zunehmend reflektiert werden. Heute bestehen verschiedene Traditionslinien zur Stadtökologie mit- und nebeneinander fort. 'Nachhaltigkeit' als Leitbild kann alle Traditionslinien zur Stadtökologie integrieren, geht jedoch darüber hinaus. Zudem bestehen zwischen Vertretern der unterschiedlichen Traditionslinien Zielkonflikte bei konkreten Planungssituationen. International ist festzustellen, dass sich im Zuge der Globalisierung im Vergleich der Industrienationen die stadtökologische Forschung zunehmend einander angleicht. Die dominanten Forschungsthemen variieren aber stark je nach den jeweiligen länderspezifischen Problemen und Wertvorstellungen." (Autorenreferat)