Lebenslange individuelle Folgen von Bildungsarmut werden in diesem Beitrag durch empirische Daten aus Österreich belegt (Arbeitslosigkeit, Einkommen, Armut, Lebenserwartung, etc.). Bildungsarmut zieht immense Folgekosten durch entgangenes Wirtschaftswachstum nach sich. Handlungsoptionen werden auch durch eigene empirische Forschungsergebnisse untermauert. Forschungslücken von Bildungsarmut zeigen sich etwa hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Demokratie, soziale Kohäsion und Frieden.
Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Phänomen der geschlechtsspezifischen Berufswahl und den damit verbundenen Beharrungstendenzen mittels eines Struktur-Handlungsansatzes. Die Berufswahl kann als zweistufiger, komplexer Prozess beschrieben werden, welcher einer praktischen Logik gehorcht. Die zentrale Erklärungskraft der geschlechtsspezifischen Ausrichtung liegt in den geschlechtlichen Arbeitsteilungsmustern und einer Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse begründet.
In diesem Beitrag werden Gestaltungsfaktoren der Einführung integrierter Unternehmenssoftware im kaufmännischen Unterricht betrachtet. Im Anschluss an eine Vorstellung der zentralen Merkmale von Enterprise-Resource-Planning-Systemen (ERP-Systemen) und den Rahmenbedingungen ERP-basierten Unterrichts wird ein empirisch untersuchtes Unterrichtsarrangement vorgestellt. Evaluationsergebnisse lassen vermuten, dass die Arbeit mit ERP-Systemen im Kontext der Berufsschule im System der dualen Berufsausbildung realisierbar ist und einen positiven Beitrag zur Förderung kaufmännischen Zusammenhangswissens leisten kann.
Für das Bundesland Berlin liegen keine aktuellen vergleichenden Untersuchungen zur Zufriedenheit und zum Verbleib von Auszubildenden vor. Wie sich Übergangsprozesse junger Menschen in Berlin gestalten und wie zufrieden Auszubildende zum Ausbildungsende mit ihrer Berufsschule sind, wird auf Basis einer quantitativen Untersuchung an zehn Berliner beruflichen Schulen dargestellt.
Im österreichischen Bildungswesen sind durchgängig Qualitätssicherungsverfahren und -strukturen etabliert worden, die Ausnahme bestand in der betriebsbasierten Berufsausbildung (abgesehen von der vor externen Prüfenden abgelegten Lehrabschlussprüfung). Nun liefert der "Erste Österreichische Lehrlingsmonitor" repräsentative Daten zur Weiterentwicklung des Lehrausbildungssystems: Insgesamt nehmen Lehrlinge am Ende der Ausbildung diese mehrheitlich positiv wahr, kritische Bereiche deuten auf eine Schwäche des Gesamtsystems hin oder führen in der betrieblichen Praxis wiederkehrend zu Problemen.
Auch wenn (berufs-)bildungspolitische Diskussionen um Gleichwertigkeit, Durchlässigkeit, Anerkennung und aktuell um Verberuflichung des Akademischen und Akademisierung des Beruflichen eine Annäherung allgemeiner und beruflicher Bildung vermuten lassen, ist die Frage nach dem Verhältnis dieser beiden Bildungen nicht eindeutig gelöst. Vielmehr stehen nach wie vor unterschiedliche Positionen nebeneinander. Im folgenden Beitrag geht es weniger um die Frage danach, was beide Bildungen eint, trennt und wie sie miteinander verbunden werden können. Vielmehr soll sich der Frage angenähert werden, von welchen übergreifenden historischen bildungstheoretischen und -politischen Gedanken und Ereignissen beide Bereiche betroffen waren und sind, und wie diese die Verhältnisfrage tangiert und entschieden haben. Unter drei historisch widersprüchlichen Aspekten, von denen sowohl die allgemeine als auch die berufliche Bildung betroffen sind, wird thematisiert, wie diese Widersprüche intern, also im Verhältnis zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung als Idee und allgemeiner und beruflicher Bildung als soziale Realität historisch gelöst wurden. Zu diesen übergreifenden Widersprüchen gehören: Bildung für alle und die soziale Portionierung von Bildung, Allseitigkeit von Bildung und Halbbildung und allgemeine Nützlichkeit von Bildung und Ökonomisierung. Die Frage, die mit diesem Beitrag angestoßen werden soll, ist, wie über Bildung übergreifend nachgedacht werden kann, damit allgemeine und berufliche Bildung nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden und ohne Ungleichwertigkeiten ineinanderfließen, sich abgrenzen und ergänzen können.
Tertiäre Bildung ist ein sehr heterogener Bildungsbereich. Häufig wird er verkürzt mit Hochschulbildung gleichgesetzt. Gleichzeitig werden die internationalen Bildungsdaten auf der Basis der sog. ISCED-Klassifikation erhoben, in der dem tertiären Bereich auch außerhochschulische Bildungsgänge zugeordnet werden. Dadurch kann Raum für Fehlinterpretationen entstehen. Um diesen Raum zu schließen, werden in diesem Beitrag Formulierungen aus einer quantitativen Analyse von Eurostat durch qualitative Daten zu den Bildungsprogrammen des tertiären Bildungsbereichs beispielhaft ergänzt.
Welche Sicht haben Studierende in Deutschland auf das deutsche Berufsbildungssystem und welche Faktoren bedingen die Attraktivitätsbewertung der beruflichen Bildung? Auf Basis einer repräsentativen Studie, die 2015 vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Maastricht University durchgeführt wurde, soll im vorliegenden Beitrag eine Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen erfolgen. Zudem sollen Ansatzpunkte ermittelt werden, wie die duale Berufsausbildung für akademisch Qualifizierte attraktiver gestaltet werden kann.
Die Entwicklung von Simulationsmodellen nimmt in der sozioökonomischen Abteilung einen zentralen Forschungsschwerpunkt ein, dies einerseits in der Form von Hochrechnungsmodellen zur Berechnung von Kosten und Verteilungswirkungen familienpolitischer Maßnahmen (Förderungen) - hierzu wurden insbesondere Modelle und Softwarepakete für die Bundesländer Niederösterreich und Wien entwickelt - und andererseits in der Form des dynamischen Mikrosimulationsmodells FAMSIM. Dynamische Mikrosimulation erlaubt es, die Individuen einer Bevölkerung über ihren ganzen Lebenslauf im Computer zu simulieren, was insbesondere zur Erforschung demographischer Prozesse dient bzw. die Erforschung der Auswirkungen dieser Prozesse auf andere Systeme - wie etwa Pensionssysteme. Statische "cell-based" Modelle zur Berechnung der Kosten von Familienförderungen in der Form frei parametrisierbarer Simulationsmodelle auf Basis von realen Antragsdaten zu Förderungen: Anwendungen in Wien und Niederösterreich. Modellierung, Programmierung und ökonometrische Schätzung des dynamischen FAMSIM Modells für 5 Europäische Länder; Internationale Vergleichsstudien zu typischen "Risikomustern" betreffend dem Beginn und Ende von Partnerschaften, Erwerbstätigkeit, Ausbildungen sowie Schwangerschaften/Geburten. Zahlreiche Publikationen: ÖIF Schriftenreihe, ÖIF Working-Paper, IIASA Interim Report, Brasilian Electronic Journal of Economics. Zusammenführung der statischen und dynamischen Modelle zu einem dynamischen Familien - Mikrosimulationsmodell FAMSIM+ zur Erforschung demographischer Prozesse (wie sich verändernder Familienstrukturen) sowie der Evaluierung der Kosten und Wirkung familienrelevanter Maßnahmen im Quer- und Längsschnitt. Dieser Ansatz erlaubt zum Beispiel die Erforschung der Auswirkungen von Erwerbsunterbrechungen zur Kinderbetreuung auf die gesamte weitere Erwerbskarriere einschließlich Pensionsansprüche. Nationale und internationale Kooperationen für verschiedene Anwendungsgebiete, wie derzeit für Bildungsprognosen (Kooperation mit dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) sowie im Bereich Altenpflege (Netzwerkpartner im International Network for the Research on Elderly Care INREC).
Mit dem sukzessiven Einmünden von Geflüchteten in das Ausbildungssystem haben sich für die Akteure der beruflichen Bildung differente Herausforderungen ergeben, für die bereits etablierte Modelle mögliche Antworten bieten können. Der Beitrag analysiert bestehende Ansätze, Modelle und Unterstützungsmaßnahmen aus dem Modellversuchsschwerpunkt "Neue Wege in die duale Ausbildung - Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung" in Bezug auf ihre Übertragbarkeit auf die Gruppe der Geflüchteten und deren Integration in die duale Ausbildung. Darüber hinaus werden aktuelle betriebliche Konzepte für eine förderliche Integration Geflüchteter in die duale Ausbildung in den Blick genommen. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in einer Prozesskette, die ein förderliches Vorgehen zur Unterstützung beruflicher Integrationsprozesse aufzeigt und damit bestehende und neue Befunde betrieblicher Unterstützungsstrategien für die Integration von Geflüchteten in die duale Ausbildung zusammenfasst, systematisiert.
Digitalisierung und technischer Fortschritt haben nicht nur Auswirkungen auf den Arbeitskontext und das persönliche Umfeld, sondern auch auf das berufliche Lernen. Für die Berufsbildung ergibt sich hieraus sowohl curricularer als auch didaktischer Innovations- und Gestaltungsbedarf: Neben einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung von Berufsbildern und Qualifikationsprofilen gilt es vor allem, die Potenziale digital unterstützten Lernens auszuschöpfen. Der nachfolgende Beitrag skizziert Ergebnisse eines Proof of Concept (PoC) des Einsatzes einer virtuellen 3D-Lernumgebung in verschiedenen Anwendungsszenarien der Aus- und Weiterbildung eines Automobilherstellers. Mithilfe eines Methodenmix wurden Lerninhalte, Rahmenbedingungen des betrieblichen Einsatzes sowie Lernerfahrungen analysiert. Viele der Befragten sehen Vorteile in der Nutzung der virtuellen Lernumgebung, auch der persönliche Lernerfolg wird relativ hoch eingeschätzt. Darüber hinaus wurden Handlungsfelder identifiziert, in denen eine Optimierung der Lernumgebung und der Szenarien möglich erscheint.
Angesichts komplexer werdender Wirtschaftszusammenhänge und Finanzprodukte gewinnt die finanzielle Allgemeinbildung der Bevölkerung zunehmend an Bedeutung und stellt einen sogenannten "Life Skill" des 21. Jahrhunderts dar. Der vorliegende Beitrag hat es sich daher zum Ziel gesetzt - anhand einer erstmalig explizit für das Bundesland Kärnten durchgeführten Erhebung -, das Finanzwissen ("Financial Literacy") der Kärntner Erwerbsbevölkerung detailliert zu betrachten. Auf Basis univariater Analysen und einer OLS-Regressionsschätzung wird der Einfluss wesentlicher sozioökonomischer Merkmale auf den individuellen Finanzwissensstand herausgearbeitet. Die generierten Ergebnisse liefern erste Anhaltspunkte zur Verbalisierung stimulierender Bildungsinitiativen und zeigen auf, dass gerade das Bildungsniveau der Befragten einen maßgeblichen Einfluss auf die Financial Literacy dieser nimmt.
Für die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wirtschaftssystems sind die Beschäftigten des mittleren Qualifikationssegments von entscheidender Bedeutung. Das duale Berufsbildungssystem trägt mit seiner hohen Ausbildungsqualität in erheblichem Maße zur Deckung des Fachkräftebedarfs bei. Diese Ausbildungsqualität wird durch das Zusammenspiel von Kammern einerseits und von Betriebsräten und Gewerkschaften andererseits gewährleistet. Zur Sicherung der Ausbildungsqualität im Betrieb räumt der Gesetzgeber den Betriebsräten umfangreiche Beteiligungsrechte ein. Anhand von Fallstudien kann gezeigt werden, dass die Interessenvertretungen wie "betriebsinterne Kontrolleure" agieren. Solange die Betriebe gewährleisten, dass die Auszubildenden ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können, sehen Betriebsräte keine Veranlassung zu intervenieren. Erst wenn sie die Ausbildung auf institutioneller oder individueller persönlicher Ebene gefährdet sehen, sehen Betriebsräte ggf. eine Notwendigkeit zur Intervention. Eine entsprechende Entscheidung ist vor dem Hintergrund der Interessenvertretung der Gesamtbelegschaft abzuwägen
Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche grundlegenden Unterschiede in der Lehrlingsausbildung bei einem Vergleich Österreich - Deutschland festzustellen sind und ob sich diese Differenzen auch in unterschiedlichen PIAAC-Grundkompetenzen widerspiegeln. Die empirischen Ergebnisse fallen überraschend aus: Trotz eines nachteiligen soziokulturellen Hintergrunds und geringerer Vorbildung sind die Personengruppen mit einem Lehrabschluss, welche nur über niedrige Lese- bzw. Alltagsmathematikkompetenzen verfügen, in Österreich signifikant kleiner. Der Zulauf von Personen mit Abitur hat jedoch in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugenommen, was sich auch in einem gehobenen Leistungsniveau bei den Lehrlingen niederschlägt. Da neueste Studien auf die zunehmende Bedeutung ausreichender Grundkompetenzen zum Zwecke anhaltender Beschäftigungsfähigkeit im späteren Erwerbsleben hinweisen, stellt sich die Frage, ob die Lehrlingsausbildung in Österreich ihren - eher kurzfristigen - Fokus bzgl. der Vermittlung von berufsspezifischen Kompetenzen nicht zugunsten einer stärkeren Betonung von zentralen Schlüsselkompetenzen ändern sollte.