Als Offe Anfang der 70er Jahre behauptete, »eine Million Arbeitslose kann das System nicht überstehen«, so war das, wie wir heute wissen, eine Fehlprognose. Sie war zudem letztlich nur eine Vermutung, denn damals wie heute verfügen wir eben nicht über das, was im Soziologen-Jargon die »Theorie des Konstitutionsprozesses des Arbeiterbewußtseins« heißt. Wir können heute die vorfindlichen Formen des Arbeiterbewußtseins rechtzutreffend beschreiben, wir können die Wirkung einzelner Einflußfaktoren auf das Bewußtsein benennen - etwa den Zusammenhang von Arbeitserfahrung und Arbeitsbewußtsein-, aber es liegt keine überzeugende Bewußtseinstheorie vor, die den Zusammenhang von gesellschaftlichem Sein und Bewußtsein ( auch unter Berücksichtigung dessen, was wir über die innersubjektiven-psychischen Verarbeitungsformen des gesellschaftlichen Seins wissen) so genau bestimmen kann, daß die Wirkung gesellschaftlicher Prozesse wie der gegenwärtigen Krise angemessen bestimmt oder gar vorhergesagt werden könnte. Eine solche Theorie wäre aber erforderlich, soll der Versuch einer Prognose über Entwicklungstendenzen des Arbeiterbewußtseins mehr als eine wie immer intelligente Spekulation sein. Freilich darf nicht verschwiegen werden: Offes Vermutung wurde damals von vielen von uns geteilt.
Der Autor stellt die Entwicklung des Arbeiterbewußtseins vor dem Hintergrund veränderter ökonomischer Rahmenbedingungen dar. In der Prosperitätsphase erfährt der Arbeiter die Möglichkeit materieller Verbesserungen und baut antikapitalistisch-kritisches Verhalten ab, ohne allerdings das Bewußtsein struktureller Benachteiligung aufzugeben. Diese Vorstellungen werden, wie Studien im Anschluß an die Krise 1973/74 mit anhaltend hoher Arbeitslosigkeit gezeigt haben, durch Krisenerfahrungen zunehmend brüchig. Da die wenigsten auf tradierte Interpretationsmuster der Arbeiterbewegung zurückgreifen können, macht sich ein Orientierungsdefizit und Perspektivlosigkeit offenkundig. Hier setzt die Kritik an einer Gewerkschaftspolitik ein, die nicht in der Lage ist, ein geschlossenes Konzept der Krisenerklärung und -lösung anzubieten. Andererseits stellen sich die Anfälligkeit für konservative oder gar reaktionäre Politik in Krisensituationen, die Auflösung der typischen Arbeitererziehung durch Schule, Medien usw. und die Auflösung der Klassenidentität als Produzenten erschwerter Bedingungen gewerkschaftlicher Arbeit dar, die nur durch Orientierung auf solidarisches Denken und Handeln, dem traditionellen Prinzip der Arbeiterbewegung, überwunden werden können. (KHS)
Seit ihrem Beginn ist die Raumfahrt Untersuchungsgegenstand verschiedenster Disziplinen. Auch die Philosophie hat seither eine kritische Perspektive auf diese Aktivität eingenommen. Und doch fehlt es bislang eines philosophisch-systematischen Zugangs, mit einem genuin 'anthropologischen' Gesichtspunkt. Diese Lücke wird immer offensichtlicher, seitdem sich, nach Entdeckung der ersten Exoplaneten, neue 'Astro-wissenschaften' (z.B. Astrobiologe, Astrokognition, Astrosoziologie) gebildet haben, die explizit Menschen als Raumfahrer voraussetzen bzw. menschliche Eigenschaften auf ihre 'Ablösbarkeit' hin diskutieren. Mit vorliegender Masterarbeit soll der Versuch gemacht werden, die notwendigen Präsuppositionen, für das Verständnis von Menschen als 'raumfahrende Lebewesen', aufzudecken, ohne naturalistische oder kulturalistische Verkürzungen zu betreiben. Zu diesem Zweck wird der systematische Rahmen von Helmuth Plessners Philosophischer Anthropologie gewählt, da dieser eine umfassende 'spezies-neutrale' (d.h. es erlaubt über Menschen, Tiere und Extraterrestriker gleichermaßen nachzudenken, ohne 'anthropozentrische' oder 'speziesistische' Vorurteile zu machen) Untersuchung des infrage stehenden Sachverhaltes bietet. Um diesen Rahmen zu exemplifizieren, und währenddessen den philosophisch-systematischen Ansatz zur Raumfahrt zu elaborieren, der raumfahrende Extraterrestriker ohne Anthropomorphisierung konzeptualisieren, wie auch den Umgang mit Extraterrestrikern in ethischer und politischer Hinsicht berücksichtigen kann, werden die Themenkreise der Astrobiologie, Astroethik und Astropolitik in einzelnen Kapiteln besprochen. Abschließend ist, entgegen aller Erwartung, der gewählte Ansatz als 'kritisch-posthumanistische' Option zu verteidigen. ; Since its beginning, space travel is examined by different disciplines. Likewise, philosophy has taken a critical look on this activity ever since. Though, until now a philosophic-systematic approach, with genuine 'anthropological' viewpoint, is lacking. This gap is getting obvious, since, after the discovery of the first exoplanets, new 'astro-sciences' (e.g. astrobiology, astrocognition, astrosociology) were established, for which 'the human as space traveler' is an explicit prerequisite, or for which the 'detachability' of human capacities is under discussion. The present master thesis is trying to uncover the necessary presuppositions, for the understanding of the human as a 'space traveling life form', without the narrow-minded perspective of naturalistic or culturalistic approaches. For this purpose, the systematic frame of Helmuth Plessners philosophical anthropology is selected, because, it offers a comprehensive 'species-neutralized' (i.e. it allows to contemplate about humans, animals and extraterrestrials equally, without 'anthropocentric' and 'speciecist' prejudices) examination of the matter in question. To exemplify these frame, and to elaborate in the course of this a philosophic-systematic approach to space travel, which is equally able to conceptualize the spacefaring extraterrestrial without anthropomorphization and to problematize the dealings with extraterrestrials in ethical and political regard, the topics of astrobiology, astroethics and astropolitics are discussed in separate chapters. At last, against all the odds, the approach is to defend as a new 'critical-posthumanist' option.
Die Studie beschäftigt sich auf einer breiten empirischen Grundlage mit der Veränderung industrieller Arbeitsformen und Arbeitsinhalte in der aktuellen technischen Entwicklung, mit deren Konsequenzen für Arbeitsverhalten und Arbeitsorientierung der Industriearbeiter sowie mit den Erwartugnen, die die Arbeiterschaft an den technischen Wandel knüpft.
Die Verfasser argumentieren, dass eine neu konzipierte, erweiterte Mitbestimmung als Doppelstruktur angelegt sein sollte. Sie muss Demokratisierung von unten ermöglichen, d. h. Mitbestimmung am Arbeitsplatz und im betrieblichen Vor-Ort-Bereich. Sie nimmt damit gleichermaßen die wachsenden Ansprüche der Beschäftigten auf Selbstvertretung auf, wie die erhöhten Arbeitsanforderungen entsprechend einer "innovativen", "aufgeklärten" Arbeitspolitik. Wenn die neuen Einsatzkonzepte für "lebendige Arbeit" den mitdenkenden und mitentscheidenden Beschäftigten privilegieren, der in der Lage ist, flexibel, kreativ, selbstständig und eigenverantwortlich zu agieren, so erhöht sich damit gleichzeitig sein Potenzial und Anspruch auf Selbstvertretung. Es geht in der politisch-strategischen Zielsetzung um eine Weiterentwicklung der Mitbestimmung, die sie im Unternehmen über ihre institutionelle Einbindung als Interessenvertretung nach "unten" ausweitet - das heißt, um eine Mitbestimmung, die auf weitgehende Selbstvertretung und Teilhabe abzielt, die Demokratie im Alltag ernst nimmt. Als Machtressource bieten Selbstbeteiligung und Selbstbestimmung auch Impulse für eine Revitalisierung der Repräsentativstrukturen. Denn ohne funktionierende Rückkopplung mit der eigenen Basis können Betriebsräte die heute von ihnen geforderten Planungsleistungen gar nicht oder nur suboptimal einbringen. Insofern ist für die Betriebsräte eine neue Begründung zur Praxis nähe gegeben. Abgehobene Stellvertreterpolitik wird diesen Anforderungen nicht gerecht. Mit einer selbstbewussten, kritischen und handlungsfähigeren Belegschaft geht das sehr wohl. (ICF2)
Plenum zum Forum 1: Beiträge: SCHUMANN: Struktureller Wandel und Entwicklung der Qualifikationsanforderungen; KREMER: Entwicklungslinien des Berufsbildungssystems und Anforderungen an die Berufsbildungspolitik. (BIBB).
Résumé La plupart des firmes automobiles ont désormais mis en place de nouvelles formes d'organisation du travail dans les ateliers. Celles-ci confèrent souvent une grande autonomie de décision aux ouvriers. Dans quelle mesure ces changements entraînent-ils pour les ouvriers de nouvelles représentations de l'usine, du travail et des restructurations organisationnelles au sein de l'atelier ? Dans les formes d'organisation tayloristes, les ouvriers vivaient essentiellement leur travail comme une épreuve, et dévalorisaient leur statut dans l'entreprise. Précisément à cause de cela, la volonté de coopérer, un sens de la fraternité et une solidarité inscrite dans le travail guidaient les comportements quotidiens des ouvriers. L'introduction des nouvelles politiques d'organisation du travail telles que le travail en groupe engendreront-elles le déclin de la solidarité ouvrière traditionnelle et faciliteront-elles l'apparition d'une compétition interne et d'une discrimination envers les ouvriers diminués ?
"Untersuchungen zum Arbeiterbewußtsein fehlen heute fast völlig. Angesichts einer fortschreitenden Individualisierung auf der gesellschaftlichen Ebene wird daher die Frage gestellt, inwieweit die in vielen Betrieben zu beobachtenden Strategien der Einführung neuer Arbeitsformen mit einem höheren Maß an Selbstorganisation und Eigenverantwortung bei den Arbeitern zu Veränderungen des Arbeits-, Betriebs- und Rationalisierungsverständnisses geführt haben. Im Taylorismus waren die Erfahrungen der Produktionsarbeiter geprägt durch Arbeitsleid in Form zunehmender Arbeitsbelastungen und verwehrter Anerkennung, fehlende Einflußmöglichkeiten auf die eigenen Arbeitsbedingungen und eine insgesamt untergeordnete Stellung im Betrieb. Obwohl und vielleicht gerade weil die Arbeitsstrukturen durch geringe Kooperationsmöglichkeiten gekennzeichnet waren, gehörten Kooperationsbereitschaft, Kollegialität und Arbeitssolidarität zu den alltäglichen Bewältigungsstrategien der Arbeitenden, die sich auch gegen den Betrieb wenden konnten. Angesichts veränderter arbeitspolitischer Strategien wird anhand neuer Ergebnisse aus Gruppenarbeitsuntersuchungen der Frage nachgegangen, ob in neuen Arbeitsformen Dynamiken der internen Konkurrenz, Ausgrenzung und Desolidarisierung vorherrschen bzw. inwieweit Grundzüge des traditionellen Arbeiterbewußtseins erhalten bleiben." (Autorenreferat)