Die bedeutsamste wirtschaftspolitische Herausforderung im Jahr 2017 ist es, die deutsche Wirtschaft in einen längerfristigen Investitionsmodus zu bringen. Ein erster Schritt hierzu wurde mit der spürbaren Ausweitung der öffentlichen Investitionen getan. Dieser Prozess muss jedoch intensiviert und verstetigt werden. Um die öffentlichen Investitionen solide zu finanzieren, sollten zumindest keine Steuersenkungen vorgenommen werden. Da eine Übererfüllung der Regeln der Schuldenbremse nicht sinnvoll ist, kann ein Teil der Investitionen über eine höhere Verschuldung finanziert werden. Das gilt insbesondere, so lange die Zinsen niedrig sind. Zudem finanzieren sich diese Investitionen durch ein erhöhtes Wachstumspotenzial ohnehin zu einem Teil selbst. Die Geldpolitik sollte ihren extrem expansiven Kurs mit Zinsen von Null und Aufkäufen von Wertpapieren trotz zunehmender Risiken fortsetzen. Dieser Kurs bleibt angesichts der immer noch zu niedrigen Inflationsrate und der mangelnden fiskalpolitischen Unterstützung eine notwendige Voraussetzung für eine wirtschaftliche Erholung im Euroraum. ; Shifting the German economy into a longer-term investment mode is currently the most important economic policy challenge. The recent increase in public investment is a first step in the right direction. However, this process needs to be intensified and consolidated. To ensure sound financing of public investment, tax decreases should be off the table. Furthermore, public investment can partly be deficit-financed since there is no reason to over-comply with the fiscal rules. Deficit-financing makes even more sense in the current low-interest environment and because public investment partly finances itself as a result of higher potential growth. The ECB should maintain its strongly expansionary policy stance with policy rates near zero and asset purchases despite increasing risks. In view of low inflation and a lack of fiscal support, the very expansionary monetary policy remains necessary for the recovery in the euro area.
Das IMK analysiert regelmäßig mittels Daten von Eurostat die Entwicklung der Arbeits- und der Lohnstückkosten in Europa. Dabei wird die Entwicklung der Arbeitskosten in der Privatwirtschaft, im privaten und im öffentlichen Dienstleistungssektor und im Verarbeitenden Gewerbe in wichtigen europäischen Ländern sowie dem Euroraum und der Europäischen Union als Ganzes dargestellt. In dieser aktuellen Auswertung wird auch der Frage nachgegangen, inwieweit die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 in Höhe von ?8,50 pro Stunde in Deutschland Einfluss auf den Anstieg der Arbeitskosten insgesamt hatte. Im Anschluss daran wird die Entwicklung der Lohnstückkosten untersucht und den Auswirkungen auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit nachgegangen.Im Jahr 2015 kostete in Deutschland eine Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 32,7 Euro. Wie im Vorjahr belegt Deutschland damit im europäischen Länderranking den achten Platz. Mit einer Veränderungsrate von 2,7 % stiegen die Arbeitskosten in Deutschland im Jahr 2017 stärker als im europäischen Durchschnitt. In den meisten Krisenländern stagnierten oder sanken die Arbeitskosten erneut. In Deutschland sind im Jahr 2015 die Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe mit 2,7 % genauso stark gestiegen wie im Privaten Dienstleistungssektor. Damit hat sich der prozentuale Abstand zwischen beiden Wirtschaftsbereichen zwar nicht erhöht, beträgt aber immer noch wie im letzten Jahr über 21%. Das ist der größte Abstand zwischen den Sektoren von allen EU Mitgliedsländern.Die Anpassungsprozesse der Krisenländer haben sich auch im Jahr 2015 fortgesetzt, so dass die durchschnittliche Lohnstückkostenentwicklung des Euroraums mit 1% deutlich unter der Zielinflationsrate der EZB von knapp 2 % lag. Damit entwickelt sich der Euroraum als Ganzes nicht stabilitätskonform. In Deutschland stiegen die Lohnstückkosten um 2 %. Da die deutschen Lohnstückkosten aber seit Beginn der Währungsunion deutlich schwächer gestiegen sind, als mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar, sollten die Löhne in Deutschland über mehrere Jahre hinweg deutlich überdurchschnittlich steigen, um den Anpassungsprozess der Krisenländer zu unterstützen. ; Based on Eurostat data the Macroeconomic Policy Institute (IMK) regularly analyses the development of labour costs and unit labour costs in Europe. This report presents labour cost trends in the private sector, disaggregated for private as well as public services, and in manufacturing industry, for a selection of European countries, the Euro Area and the European Union. A special focus is put on the effects of the statutory minimum wage of ?8,50 per hour, introduced at the beginning of 2015 in Germany, on the increase in labour costs. Subsequently, the report examines the development of unit labor costs in Europe and its impact on price competitiveness.In 2015 hourly labour cost in the German private sector averaged 32.7 Euros. The German economy is in eighth position in the ranking of EU countries, as in the previous year. With an annual rate of change of 2.7 %, the rise in labour costs in the German private sector was above the European average. In most of the so-called European crisis countries hourly labour costs decreased or stagnated again. Hourly labour costs in German manufacturing and in private services rose at the same rate (2.7 %). Consequently, the percentage difference in labour costs between the two sectors still exceeds 21 %. This is the largest intersectoral wage gap of all the EU countries.The adjustment process in the European crisis countries continued in 2015. Such that the average rate of change in unit hourly labour cost in the Eurozone of 1.0 % was significantly below the ECB's inflation target of slightly below 2 % per annum. Therefore, the development of unit labour costs in the Euro Area as a whole does not comply with the ECB's inflation target. In Germany unit labour costs rose by 2.0 %. Overall, since the start of the currency union the rate of growth of unit labour costs in Germany has been substantially below the ECB's inflation target. Therefore, wages in Germany should grow at a substantially above average rate for several years to support the adjustment process in the European crisis countries.
Based on Eurostat data the Macroeconomic Policy Institute (IMK) regularly analyses the development of labour costs and unit labour costs in Europe. This report presents labour cost trends in the private sector, disaggregated for private as well as public services, and in manufacturing industry, for a selection of European countries, the Euro Area and the European Union. A special focus is put on the effects of the statutory minimum wage of 8.50 € per hour, introduced at the beginning of 2015 in Germany, on the increase in labour costs. Subsequently, the report examines the development of unit labor costs in Europe and its impact on price competitiveness. In 2015 hourly labour cost in the German private sector averaged 32.70 €. The German economy is in eighth position in the ranking of EU countries, as in the previous year. With an annual rate of change of 2.7 %, the rise in labour costs in the German private sector was above the European average. In most of the so-called European crisis countries hourly labour costs decreased or stagnated again. Hourly labour costs in German manufacturing and in private services rose at the same rate (2.7 %). Consequently, the percentage difference in labour costs between the two sectors still exceeds 21 %. This is the largest intersectoral wage gap of all the EU countries. The adjustment process in the European crisis countries continued in 2015. Such that the average rate of change in unit hourly labour cost in the Eurozone of 1 % was significantly below the ECB's inflation target of slightly below 2 % per annum. Therefore, the development of unit labour costs in the Euro Area as a whole does not comply with the ECB's inflation target. In Germany unit labour costs rose by 2 %. Overall, since the start of the currency union the rate of growth of unit labour costs in Germany has been substantially below the ECB's inflation target. Therefore, wages in Germany should grow at a substantially above average rate for several years to support the adjustment process in the European crisis countries. ; Das IMK analysiert regelmäßig mittels Daten von Eurostat die Entwicklung der Arbeits- und der Lohnstückkosten in Europa. Dabei wird die Entwicklung der Arbeitskosten in der Privatwirtschaft, im privaten und im öffentlichen Dienstleistungssektor und im Verarbeitenden Gewerbe in wichtigen europäischen Ländern sowie dem Euroraum und der Europäischen Union als Ganzes dargestellt. In dieser aktuellen Auswertung wird auch der Frage nachgegangen, inwieweit die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 in Höhe von 8,50 € pro Stunde in Deutschland Einfluss auf den Anstieg der Arbeitskosten insgesamt hatte. Im Anschluss daran wird die Entwicklung der Lohnstückkosten untersucht und den Auswirkungen auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit nachgegangen. Im Jahr 2015 kostete in Deutschland eine Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 32,70 €. Wie im Vorjahr belegt Deutschland damit im europäischen Länderranking den achten Platz. Mit einer Veränderungsrate von 2,7 % stiegen die Arbeitskosten in Deutschland im Jahr 2015 stärker als im europäischen Durchschnitt. In den meisten Krisenländern stagnierten oder sanken die Arbeitskosten erneut. In Deutschland sind im Jahr 2015 die Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe mit 2,7 % genauso stark gestiegen wie im Privaten Dienstleistungssektor. Damit hat sich der prozentuale Abstand zwischen beiden Wirtschaftsbereichen zwar nicht erhöht, beträgt aber immer noch wie im letzten Jahr über 21 %. Das ist der größte Abstand zwischen den Sektoren von allen EU Mitgliedsländern. Die Anpassungsprozesse der Krisenländer haben sich auch im Jahr 2015 fortgesetzt, so dass die durchschnittliche Lohnstückkostenentwicklung des Euroraums mit 1 % deutlich unter der Zielinflationsrate der EZB von knapp 2 % lag. Damit entwickelt sich der Euroraum als Ganzes nicht stabilitätskonform. In Deutschland stiegen die Lohnstückkosten um 2 %. Da die deutschen Lohnstückkosten aber seit Beginn der Währungsunion deutlich schwächer gestiegen sind, als mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar, sollten die Löhne in Deutschland über mehrere Jahre hinweg deutlich überdurchschnittlich steigen, um den Anpassungsprozess der Krisenländer zu unterstützen.
Das IMK analysiert regelmäßig mittels Daten von Eurostat die Entwicklung der Arbeitskosten und der Lohnstückkosten in Europa. In dieser aktuellen Auswertung wird zunächst die Entwicklung der Arbeitskosten in der Privatwirtschaft, dem privaten Dienstleistungssektor und dem Verarbeitenden Gewerbe in wichtigen europäischen Ländern, dem Euroraum und der Europäischen Union als Ganzes dargestellt. Dabei werden auch Ergebnisse einer neuen Untersuchung zum Umfang der Kostenentlastung der deutschen Industrie durch die Verbundeffekte mit dem Dienstleistungssektor präsentiert. Zudem wird die Entwicklung der Arbeitskosten im öffentlichen Dienstleistungssektor aufgezeigt. Im Anschluss daran wird die Entwicklung der Lohnstückkosten untersucht, dabei wird insbesondere der Frage nach dem Zusammenhang zwischen der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, den Exportpreisen und den Lohnstückkosten nachgegangen. Im Jahr 2012 kostete in Deutschland eine Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 31,00 Euro. Obwohl sich die Arbeitskostenentwicklung zuletzt normalisiert und mit einer Veränderungsrate von 2,8 % höher als der durchschnittliche Euroraumzuwachs war, ist Deutschland im Vergleich zum Vorjahr im europäischen Länderranking um einen Platz nach unten auf den achten Platz gerutscht. In Deutschland ist eine Arbeitsstunde im privaten Dienstleistungssektor um rund ein Fünftel billiger als im Verarbeitenden Gewerbe; in keinem anderen europäischen Land ist der Abstand so groß. Die deutsche Industrie profitiert durch die Verbundeffekte mit dem Dienstleistungssektor hiervon beträchtlich. So reduzieren sich durch die deutlich preiswerteren Vorleistungen aus dem Dienstleistungssektor die Arbeitskosten der deutschen Industrie um acht bis zehn Prozent. Alles in allem bestätigt dies das Bild, dass die deutsche Volkswirtschaft weiterhin über eine extrem hohe preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Rest Europas verfügt. Die sogenannten Krisenländer haben durch die dramatische Lohnstückkostenentwicklung der vergangenen Jahre ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf ihre Kostensituation zurückerlangt. Problematisch ist aber nach wie vor, dass die deutsche Volkswirtschaft, als größter Absatzmarkt Europas, bei der Importnachfrage schwächelt und so den Anpassungsprozess in diesen Ländern behindert. Notwendig wäre deshalb, dass die deutschen Löhne vorübergehend um deutlich mehr als 3 % jährlich steigen. ; Based on data from Eurostat the Macroeconomic Policy Institute (IMK) regularly analyses the development of labour costs and unit labour costs in Europe. This report presents labour cost trends in the private sector, and disaggregated for private services and manufacturing industry, for a selection of European countries, the Euro Area and the European Union. Additionally, results of a new study investigating the extent of the labour-cost relief for industrial production in Germany associated with the use of intermediate inputs from the service sector are presented. Furthermore, labour cost trends in public services are presented. Next, the development of unit labour costs in Europe and more specifically the relationship between international price competitiveness, export prices, and unit labour costs are investigated.In 2012 hourly labour cost in the German private sector averaged 31.0 euro. Despite a recent normalisation in labour-cost trends in Germany, and an annual rate of change of 2.8 per cent, well above the European average, the German economy is in eighth place in the ranking of EU countries, one place down from the previous year. Hourly labour costs in private services are one fifth lower than in manufacturing industry; in no other European country does the service sector lag manufacturing to such an extent. Due to the use of cheaper intermediate inputs from the service sector, labour costs in the German industry are reduced by eight to ten per. Overall, the picture of a highly competitive German economy is confirmed.In recent years as a consequence of dramatic unit-labour-cost developments the so called European crisis countries regained their price competitiveness. However, German demand for imports remains relatively modest and hence is still a handicap for the ongoing economic adjustment processes in these countries. Therefore wages in Germany need to increase by more than 3 % per annum for an extended period.
Based on data from Eurostat the Macroeconomic Policy Institute (IMK) regularly analyses the development of labour costs and unit labour costs in Europe. This report presents labour cost trends in the private sector, and disaggregated for private services and manufacturing industry, for a selection of European countries, the Euro Area and the European Union. Additionally, results of a new study investigating the extent of the labour-cost relief for industrial production in Germany associated with the use of intermediate inputs from the service sector are presented. Furthermore, labour cost trends in public services are presented. Next, the development of unit labour costs in Europe and more specifically the relationship between international price competitiveness, export prices, and unit labour costs are investigated.In 2012 hourly labour cost in the German private sector averaged 31.0 euro. Despite a recent normalisation in labour-cost trends in Germany, and an annual rate of change of 2.8 per cent, well above the European average, the German economy is in eighth place in the ranking of EU countries, one place down from the previous year. Hourly labour costs in private services are one fifth lower than in manufacturing industry; in no other European country does the service sector lag manufacturing to such an extent. Due to the use of cheaper intermediate inputs from the service sector, labour costs in the German industry are reduced by eight to ten per. Overall, the picture of a highly competitive German economy is confirmed.In recent years as a consequence of dramatic unit-labour-cost developments the so called European crisis countries regained their price competitiveness. However, German demand for imports remains relatively modest and hence is still a handicap for the ongoing economic adjustment processes in these countries. Therefore wages in Germany need to increase by more than 3 % per annum for an extended period. ; Das IMK analysiert regelmäßig mittels Daten von Eurostat die Entwicklung der Arbeitskosten und der Lohnstückkosten in Europa. In dieser aktuellen Auswertung wird zunächst die Entwicklung der Arbeitskosten in der Privatwirtschaft, dem privaten Dienstleistungssektor und dem Verarbeitenden Gewerbe in wichtigen europäischen Ländern, dem Euroraum und der Europäischen Union als Ganzes dargestellt. Dabei werden auch Ergebnisse einer neuen Untersuchung zum Umfang der Kostenentlastung der deutschen Industrie durch die Verbundeffekte mit dem Dienstleistungssektor präsentiert. Zudem wird die Entwicklung der Arbeitskosten im öffentlichen Dienstleistungssektor aufgezeigt. Im Anschluss daran wird die Entwicklung der Lohnstückkosten untersucht, dabei wird insbesondere der Frage nach dem Zusammenhang zwischen der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, den Exportpreisen und den Lohnstückkosten nachgegangen. Im Jahr 2012 kostete in Deutschland eine Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 31,00 Euro. Obwohl sich die Arbeitskostenentwicklung zuletzt normalisiert und mit einer Veränderungsrate von 2,8 % höher als der durchschnittliche Euroraumzuwachs war, ist Deutschland im Vergleich zum Vorjahr im europäischen Länderranking um einen Platz nach unten auf den achten Platz gerutscht. In Deutschland ist eine Arbeitsstunde im privaten Dienstleistungssektor um rund ein Fünftel billiger als im Verarbeitenden Gewerbe; in keinem anderen europäischen Land ist der Abstand so groß. Die deutsche Industrie profitiert durch die Verbundeffekte mit dem Dienstleistungssektor hiervon beträchtlich. So reduzieren sich durch die deutlich preiswerteren Vorleistungen aus dem Dienstleistungssektor die Arbeitskosten der deutschen Industrie um acht bis zehn Prozent. Alles in allem bestätigt dies das Bild, dass die deutsche Volkswirtschaft weiterhin über eine extrem hohe preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Rest Europas verfügt. Die sogenannten Krisenländer haben durch die dramatische Lohnstückkostenentwicklung der vergangenen Jahre ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf ihre Kostensituation zurückerlangt. Problematisch ist aber nach wie vor, dass die deutsche Volkswirtschaft, als größter Absatzmarkt Europas, bei der Importnachfrage schwächelt und so den Anpassungsprozess in diesen Ländern behindert. Notwendig wäre deshalb, dass die deutschen Löhne vorübergehend um deutlich mehr als 3 % jährlich steigen.
Die alles entscheidende Herausforderung für die Wirtschaftspolitik 2012 ist die Stabilisierung des Euroraums. Die bisherigen Versuche sind unzureichend, insbesondere da ihnen die allzu enge Interpretation als Staatschuldenkrise zu Grunde liegt. Tatsächlich handelt es sich um eine Vertrauenskrise in die Institutionen des Euroraums. Die Zeit drängt, da immer mehr Länder von der Krise erfasst werden, für die der Rettungsschirm nicht groß genug ist. Daher muss schon auf kurze Sicht die EZB stärker intervenieren. Um die Rezession im Euroraum zu mildern, sollten Länder mit Leistungsbilanzüberschüssen bereits in diesem Jahr eine expansive Fiskalpolitik betreiben. Die Staatsschulden der Euroländer sollten zumindest begrenzt gemeinschaftlich garantiert werden. Mittelfristig sollte ein Europäischer Währungsfonds die Überwachung der Leistungsbilanzen sanktionsbewehrt übernehmen.
"Atypische Beschäftigungsformen haben an Bedeutung gewonnen und eine kontroverse Diskussion ausgelöst. Die empirische Forschung beschäftigt sich vor allem mit den Arbeitsbedingungen dieser Beschäftigungsverhältnisse. Wenig Beachtung fand bisher die Frage, wie der Wechsel zwischen den verschiedenen Beschäftigungsformen verläuft. Der Beitrag soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Er untersucht, inwieweit sich atypische Beschäftigungsverhältnisse und Normalarbeitsverhältnisse (NAV) nach ihrer Beendigung im Hinblick auf die Übergänge zum nächsten Arbeitsverhältnis unterscheiden. Multivariate Analysen zeigen, dass Übergänge aus atypischen Beschäftigungsformen in NAV nur begrenzt gelingen. Wer dagegen bereits in einem NAV beschäftigt war, findet weitaus eher auch wieder ein solches Arbeitsverhältnis. Insofern erscheint es gerechtfertigt, von einer gewissen Pfadabhängigkeit der Arbeitsverhältnisse zu sprechen. Allerdings differiert die Wahrscheinlichkeit für Beschäftigte, aus einem atypischen Arbeitsverhältnis in ein NAV zu wechseln, je nach der spezifischen Form des atypischen Beschäftigungsverhältnisses." (Autorenreferat)
Die Weltwirtschaftskrise trifft den Kern des deutschen Arbeitsmarktes. Vor dem Hintergrund dieser globalen Krise analysiert das Diskussionspapier zunächst die Situation am deutschen Arbeitsmarkt. Auf der Grundlage dieser Analyse werden dann einige zentrale Maßnahmen beschrieben, die geeignet sind, erstens Beschäftigung in der aktuellen Wirtschaftskrise zu sichern, zweitens neue Beschäftigung zu schaffen und drittens die von Arbeitslosigkeit dennoch Betroffenen abzusichern. Darüber hinaus werden einige mittel- und langfristige Ziele einer neuen Regulierung von Beschäftigung skizziert.
Nach der Stabilisierung der Wirtschaft in der akuten Corona-Krise besteht die entscheidende Herausforderung darin, die sich abzeichnende Erholung nicht durch eine übereilte Konsolidierung zu schwächen und zugleich die sozial-ökologische Transformation beschleunigt so voranzutreiben, dass hochwertige Industriearbeitsplätze erhalten, neue geschaffen und soziale Schieflagen vermieden werden. Eine andauernde fiskalische Unterstützung, insbesondere durch transformative Investitionen, ist unerlässlich. Ein wichtiger Fortschritt ist das mehrjährige Aufbauinstrument der EU, das erstmals eine gemeinsame Schuldenaufnahme in nennenswerter Höhe vorsieht. Die expansive Geldpolitik ist durch das flexible Notfall-Kaufprogramm PEPP noch effektiver geworden. Die EZB kann aber ohne eine ebenfalls expansive Fiskalpolitik nicht gewährleisten, dass die Wirtschaft des Euroraums einen hohen und nachhaltigen Wachstumspfad erreicht. Erforderlich ist eine Reform des fiskalischen Regelwerks in der EU und in Deutschland, die unter Berücksichtigung der Schuldentragfähigkeit die konjunkturelle Stabilisierung und die langfristige Modernisierung fördert. Sinnvoll wäre eine Ausgabenregel kombiniert mit einer Goldenen Regel für Investitionen. Neben der kurzfristigen Beschäftigungssicherung zur Bewältigung der Covid-19-Krise müssen die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Digitalisierung, E-Mobilität und Klimaneutralität angegangen werden.
Welche Bedeutung hat eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen für die Erholung der deutschen Wirtschaft, und welche Schlussfolgerungen für das angemessene Niveau der Kontaktbeschränkungen sind in den kommenden Monaten zu ziehen? Um diese Fragen zu beantworten, wird abgeschätzt, welche Bedeutung die Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung, die von Bund und Ländern seit Mitte März 2020 auf den Weg gebracht worden sind, für den derzeit zu beobachtenden Einbruch der Wirtschaftsaktivität in Deutschland tatsächlich haben. Zudem werden die verschiedenen plausiblen Szenarien zur Infektionsverbreitung und -eindämmung unter verschiedenen Optionen zur Lockerung der Kontaktbeschränkungen dargestellt. ; How important is the relaxation of contact restrictions for the recovery of the German economy and what conclusions can be drawn for the appropriate level of contact restrictions in the coming months? In considering these issues, an attempt will be made to assess what significance the contact restriction measures introduced by the federal and state governments since mid-March 2020 will actually have for the current slump in economic activity in Germany. In addition, the various plausible scenarios for the spread and containment of infection are presented with different options for easing contact restrictions.
How important is the relaxation of contact restrictions for the recovery of the German economy and what conclusions can be drawn for the appropriate level of contact restrictions in the coming months? In considering these issues, an attempt will be made to assess what significance the contact restriction measures introduced by the federal and state governments since mid-March 2020 will actually have for the current slump in economic activity in Germany. In addition, the various plausible scenarios for the spread and containment of infection are presented with different options for easing contact restrictions.
Nicht nur aus gesundheitspolitischer Perspektive, sondern auch aus ökonomischer Sicht sollte die Lockerung der Anfang April 2020 in Deutschland existierenden Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie auf keinen Fall übereilt erfolgen, sondern in gut vorbereiteten Schritten. Eine vorschnelle Aufhebung der bisherigen Beschränkungen birgt die Gefahr, dass es zu einem neuen Emporschießen der Corona-Infektionen kommt, die Kontaktbeschränkungen erneut verschärft werden müssen und es am Ende zu längeren - und damit ökonomisch kostspieligeren - Einschränkungen kommt. Die Schritte zu einer Lockerung müssen zudem unbedingt mit genug Vorlauf kommuniziert werden, damit sich Bildungseinrichtungen und Betriebe darauf vorbereiten können. Bei der Bewertung der Vor- und Nachteile von schnellen Lockerungen der Kontaktbeschränkungen sollte einerseits mitbedacht werden, dass ein zusätzlicher Monat von vollständigen Beschränkungen die Wirtschaftsleistung für das Gesamtjahr 2020 um etwa ein Prozent senkt und außerdem bei länger bestehenden Beschränkungen die Gefahr von überproportionalen Schäden etwa durch Insolvenzen steigt. Andererseits darf aber nicht vergessen werden, dass mehr als die Hälfte des Einbruchs der Wirtschaftsaktivität 2020 in Deutschland aller Voraussicht nach nicht auf die Kontaktbeschränkungen, sondern auf den Einbruch der globalen Nachfrage und Unterbrechungen in den Lieferketten zurückgeht.
Vermehrte öffentliche Investitionen in Bildung, Infrastruktur und ökologische Erneuerung sind in Deutschland nicht nur dringend erforderlich, sondern können zudem den schwachen privaten Investitionen Antrieb verleihen. Zwar verringert sich der Überschuss der öffentlichen Haushalte durch die Ausgaben für Flüchtlinge deutlich, es besteht aber weiterhin ein hoher fiskalischer Spielraum, den es zu nutzen gilt. Dies ist umso wichtiger als sich die Wirtschaft des Euroraums auf einem nur zaghaften Erholungskurs befindet. Es besteht weiterhin ein nennenswertes Deflationsrisiko und Hysterese-Effekte drohen das Wachstumspotenzial dauerhaft zu beeinträchtigen. Die Geldpolitik wirkt zwar stabilisierend, ist aber gegenwärtig nicht alleine in der Lage, einen Aufschwung anzustoßen. Es fehlt ein expansiver fiskalpolitischer Impuls. Die Abkehr vom strengen Austeritätskurs und der Juncker-Plan reichen nicht aus, zumal im Rahmen der europäischen Fiskalregeln nur sehr begrenzte fiskalpolitische Spielräume für die Euroländer bestehen. Eine Reform der Regeln, beispielsweise in Richtung einer "Golden Rule", ist notwendig. ; In Germany, higher public investment in infrastructure, education and ecology is urgently needed and could provide impulses for lackluster private investment. Although Germany's budget surplus will decline noticeably due to high refugee-related expenditure, the fiscal space remains sizable. Using the fiscal space is important also with a view to the subdued recovery in the euro area. The deflation risk persists and hysteresis effects are likely to have long-lasting negative impacts on potential output. Monetary policy is stabilizing the euro area but is currently unable on its own to initiate an upswing. An expansionary fiscal impulse is needed. Merely relaxing the strict fiscal austerity policies and implementing the Juncker plan is insufficient. The European fiscal rules provide too little fiscal space for euro countries and should be reformed, for example in the direction of a "golden rule".
Based on Eurostat data the Macroeconomic Policy Institute (IMK) regularly analyses the development of labour costs and unit labour costs in Europe. This report presents labour cost trends in the private sector, disaggregated for private as well as public services and manufacturing industry, for a selection of European countries, the Euro Area and the European Union. In addition the development of unit labour costs in Europe is analysed, so allowing for labour productivity. Subsequently, the report examines the development of unit labor costs and the relationship between price competitiveness, export prices and unit labor costs.In 2014 hourly labour cost in the German private sector averaged 31.9 Euros. The German economy is in eighth position in the ranking of EU countries as in the previous year. With an annual rate of change of 1.8 %, the rise in labour costs in the German private sector was slightly above the European average. In the so-called European crisis countries hourly labour costs decreased again. Hourly labour costs in German manufacturing rose by 2.5 %. This is a slightly faster rate than in private services, where labour costs grew by 1.7 %. Consequently, the difference in labour costs between the two sectors diverged further and is now equal to 21 %, the largest intersectoral wage gap of all the EU countries.The adjustment process in the European crisis countries continued in 2014. Hence, the average rate of change in unit hourly labour cost in the Eurozone of 1.2 % was significantly below the ECB's inflation target of slightly below 2 % per annum. Therefore, the development of unit labour costs in the Euro Area as a whole does not comply with the ECB's inflation target. In Germany unit labour costs rose by 1.9 %. Overall, since the start of the currency union the rate of growth of unit labour costs in Germany was substantially below the ECB's inflation target. Therefore, wages in Germany should grow at an above average rate for several years to support the adjustment process in the European crisis countries. ; Das IMK analysiert regelmäßig mittels Daten von Eurostat die Entwicklung der Arbeits- und der Lohnstückkosten in Europa. In dieser aktuellen Auswertung wird die Entwicklung der Arbeitskosten in der Privatwirtschaft, im privaten und im öffentlichen Dienstleistungssektor und im Verarbeitenden Gewerbe in wichtigen europäischen Ländern sowie dem Euroraum und der Europäischen Union als Ganzes dargestellt. Im Anschluss daran wird die Entwicklung der Lohnstückkosten untersucht, dabei wird insbesondere der Frage nach dem Zusammenhang zwischen der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, den Exportpreisen und den Lohnstückkosten nachgegangen. Im Jahr 2014 kostete in Deutschland eine Arbeitsstunde in der Privatwirtschaft 31,9 Euro. Wie im Vorjahr belegt Deutschland damit im europäischen Länderranking den achten Platz. Mit einer Veränderungsrate von 1,8 % stiegen die Arbeitskosten in Deutschland im Jahr 2014 etwas stärker als im europäischen Durchschnitt. In den Krisenländern stagnierten die Arbeitskosten oder sanken erneut. In Deutschland sind im Jahr 2014 die Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe mit 2,5 % wieder etwas stärker gestiegen als im Privaten Dienstleistungssektor. Hier waren es nur 1,7 %. Damit hat sich der Abstand zwischen beiden Wirtschaftsbereichen erneut erhöht und beträgt nun über 21 %. Das ist der größte Abstand zwischen den Sektoren von allen EU Mitgliedsländern. Die Anpassungsprozesse der Krisenländer haben sich auch im Jahr 2014 fortgesetzt, so dass die durchschnittliche Lohnstückkostenentwicklung des Euroraums mit 1,2 % deutlich unter der Zielinflationsrate der EZB von knapp 2 % lag. Damit entwickelt sich der Euroraum als Ganzes nicht stabilitätskonform. In Deutschland stiegen die Lohnstückkosten um 1,9 %. Da die deutschen Lohnstückkosten aber seit Beginn der Währungsunion deutlich schwächer gestiegen sind, als mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar, sollten die Löhne in Deutschland über mehrere Jahre hinweg deutlich überdurchschnittlich steigen, um den Anpassungsprozess der Krisenländer zu unterstützen.