Der Beitrag fasst Ergebnisse und Erkenntnisse einer Studie zusammen, in deren Rahmen unter Anwendung partizipativer Forschungsmethoden das Engagement von Jugendlichen in den Slums von Nairobi als erstarkende Zivilgesellschaft sowie deren Beitrag zu einer räumlichen Transformation auf Stadtteilebene erforscht wurde.
Die ökonomisch-ökologische Doppelkrise hat China längst erreicht. Für die Stabilisierung der wachsenden Wirtschaft sind Zugänge zu neuen Absatzmärkten und Ressourcen unabdinglich. Gleichzeitig nehmen die damit einhergehenden Umweltschäden stetig zu und verursachen öffentlichen Druck auf die Regierung in Peking. Dieser Beitrag argumentiert, dass im Sinne von David Harvey (1982) Krisen nicht gelöst, sondern räumlich bearbeitet werden. Ghana als Absatzmarkt und die überwiegend unerschlossenen Bauxit-Reserven haben das Interesse Chinas geweckt. 2017 unterzeichneten die beiden Länder ein 'Memorandum of Understanding' zur Entwicklung einer integrierten Bauxit-Aluminium-Industrie in Ghana. Was für China als Krisenbearbeitung interpretiert werden kann, führt zu einer zunehmenden Inwertsetzung natürlicher Ressourcen in Ghana und dem Problem, diesen Entwicklungspfad zu verlassen. Basierend auf Feldforschungen im März 2018 und intensiver Literaturarbeit werden diese Dynamiken und mögliche Konsequenzen aufbauend auf dem Konzept des spatial fix und der ökonomisch-ökologischen Doppelkrise diskutiert.
New and experimental research methods to understand and co-steer processes of spatial transformation are called for. From the perspective of designing urban landscapes this paper draws a connection between Research through Design and transformative science. (Urban) landscapes constantly undergo (spatial) transformation, and not only have landscape architects always dealt with perpetual change, they increasingly often catalyze it. Designing is an integrative activity and the central means of the discipline to understand issues and draw up possible solutions. Furthermore, design often reaches out to other disciplines, involves multiple participants, and can be paradigm shifting. Research through Design is an increasingly acknowledged approach in landscape architectural research. With regard to the procedures, characteristics and goals of knowledge production, this paper presents commonalities between Research through Design and transformative research, highlighting the integrative and projective nature of designing. In conclusion, I suggest positioning Research through Design among the methods of transformative research.
In diesem Beitrag wird das künstlerische Forschen via Arts-Based Research (ABR) erläutert. Dabei handelt es sich um eine Methode, bei der Wissen mithilfe von Kunst (re)produziert wird. ABR-Formate setzen auf die sinnliche Erfahrbarkeit sowie öffentliche und jargonfreie Zugänglichkeit des Vermittlungsmediums Kunst. Vorgestellt wird die Anwendung der ABR im Rahmen einer Studie über suburbane Lebenswelten. Das hierbei produzierte Kunstwerk stellt ein Ergebnis des Forschungsprozesses dar und dient der Rezeption und Reflexion des Forschungsgegenstandes (über Leg- und Lesarten) mit dem Ziel, Perspektiven von Forscher und Prozessbeteiligten zu transformieren.
Die Verringerung anthropogener Umweltbelastungen als Teil einer "Großen Transformation" ist eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Doch stehen die Ambitionen diesbezüglich im Widerspruch zu einem konsumistischen Selbstverständnis westlicher Gesellschaften. Um eine Transformation anzustoßen, können Praktiken gelebter Suffizienz, wie sie bereits in Ansätzen zu finden sind, als Vorbilder zur Ausgestaltung sozialer Innovationsprozesse herangezogen werden. Ausgehend von alternativen Wohn- und Lebenskonzepten können ressourcensparende Lebensweisen abseits etablierter Lebenskonzepte identifiziert werden. Von ihnen lassen sich mentale Infrastrukturen ableiten, die alternative Lebensweisen motivieren, sowie Bedarfe an Infrastrukturen schlussfolgern, die Suffizienz ermöglichen.
Im vorliegenden Artikel stehen die Herausforderungen ländlicher Räume, die gestaltende Kraft der Bürger und das Förderprogramm der Dorfentwicklung im Mittelpunkt. Es wird die Bedeutung von gemeinsamer Verantwortungsübernahme in Dörfern durch eine Zusammenarbeit u.a. der kommunalpolitischen Vertreter, der Verwaltung sowie der Dorfbewohner in ihren unterschiedlichen Funktionen herausgestellt. Der Forschungsbedarf im Bereich der Verantwortungsübernahme wird aufgezeigt und am Beispiel des Förderprogramms der Dorfentwicklung in Niedersachsen nach zukünftigen Möglichkeiten in der methodischen Prozessbegleitung gefragt.
Was kann unter räumlicher Transformation verstanden werden, wie "zeigt" sie sich und wodurch zeichnen sich Transformationsprozesse eigentlich aus? Dieser Forschungsbericht setzt an diesen Fragen an und stellt aktuelle Forschungsprojekte und Herangehensweisen aus wissenschaftlicher und (planungs-)praktischer Perspektive dar. Ein zentraler Bezugspunkt ist dabei der Begriff der "Großen Transformation", der einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) entlehnt ist. Das Gutachten stellt die künftig notwendig werdenden tiefgreifenden Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit heraus und beschreibt sie als "Große Transformation". Hiernach manifestieren sich gesellschaftliche Umbrüche auch im Raum, sodass raumrelevante Veränderungen als räumliche Transformationen gefasst werden können. Unklar bleibt jedoch, was im Detail unter Prozessen räumlicher Transformation zu verstehen ist und in welchen Erscheinungsformen sie auftreten. Vor dem Hintergrund dieses Forschungsbedarfes widmet sich der Forschungsbericht konkreten Fragestellungen der Erforschung und Gestaltung räumlicher Transformationsprozesse. Ziel ist es, das weitgehend ungeordnete Wissen zu Prozessen der räumlichen Transformation zu systematisieren und einen Beitrag zu einem gemeinsamen Begriffsverständnis zu leisten, das eine Grundlage für die weitergehende Erforschung und Steuerung dieser Prozesse sein kann. Wie räumliche und gesellschaftliche Transformationsprozesse sich wechselseitig bedingen und welche Chancen und Herausforderungen inter- und transdisziplinäre Forschungsdesigns in diesem Zusammenhang bieten, zeigen die Beiträge zu folgenden Themenlinien auf: Perspektiven auf Transformationsprozesse, Sozial- und Siedlungsstrukturen im Wandel, Regionalentwicklung und Innovation, Transformationsprozesse im sogenannten Globalen Süden, Neue Herausforderungen für Planung, Prozesse und Akteure, Forschen zur Transformation. Die Beiträge zu theoretischen, methodischen und praktischen Ansätzen sollen eine kritische Diskussion zum Thema "Räumliche Transformation" anregen, die offen für neue, fachübergreifende Perspektiven ist.
The integration of spatial identity is seen to be a crucial factor for successful place branding. However, spatial identity is often insufficiently conceptualised. In light of this, this article presents a theory-based approach to using spatial identity in an applied context such as place branding. This is done using the example of the Regiobranding research project. This project systematically surveyed landscape identity - a specified variant of spatial identity. Starting from social-constructivist approaches to landscape, landscape identity is presented as an individual and social interpretation of landscape distinctiveness and character and the associated place attachments. In the empirical part, individual interpretations of landscape identity are qualitatively recorded in a rural case study region and evaluated across all the cases. This cross-case analysis visualises the appropriated identity-forming landscape, in other words, the reference points that are repeatedly interpreted as distinctive or characteristic in relation to the space and/or that are frequently activated as components of individual place attachments. The results show an extensive range of different reference points: those interviewed describe these reference points in various ways, connect them, and use them as cognitive/emotional reference points. Furthermore, the cross-case analysis revealed contradictory patterns of interpretation. Our empirical findings highlight that landscape identity is predominantly an individually constructed reality, which is neither unambiguous nor without contradictions. Against this background, specific actions are recommended for using landscape identity in place branding processes.
The positive impact of socio-cultural diversity on innovation and economic prosperity has been widely discussed. Yet, there is a lack of a clear quantitative indicator of socio-cultural diversity. Most empirical works are limited to small case studies that follow various methods. This gap in the literature calls for a comprehensive measure whereby researchers could assess and compare diversity across cities and regions at the national level. Building on a unique database of registered associations (in German: eingetragene Vereine), this study provides a hierarchical categorization of associations based on their field of activities. Applying the Shannon entropy index, the socio-cultural diversity of German regions is measured. The findings indicate a disparity between East and West Germany, reflecting the path-dependent nature of historical events. This article sets an agenda for future research.
Als Bausteine der Wissensökonomie gelten die drei in Verbindung stehenden Faktoren Wissen, Lernen und Innovationen (OECD 1996). In den vergangenen Jahrzehnten wurde versucht, diese drei Faktoren hinsichtlich ihres systematischen Wirkungs- und Einflusszusammenhangs mittels zahlreicher innovationstheoretischer Konzepte zu beschreiben. Als ein bedeutender Bestandteil des Innovationsprozesses wurde zunächst die räumliche Nähe jeweiliger Wissensträger zueinander identifiziert. Die räumliche Nähe stellt dabei jedoch keine hinreichende Bedingung dar. Erst die Kombination mit weiteren Näheformen sowie physisch-räumlichen Gestaltungsmerkmalen lässt ihre innovationsbefördernde Wirkung entfalten. Mit dem damit erhaltenen innovationstheoretischen Prozessverständnis ging die Hoffnung einer Beeinflussbarkeit des Innovationsprozesses einher, welcher insbesondere für den wirtschaftspolitischen Bereich im Rahmen der Konstruktion lokaler Wissensinfrastrukturen von großer Bedeutsamkeit ist. Als Zeitzeugen der Entwicklung innovationstheoretischer Erkenntnisse können dabei Technologieparks (TP) herangezogen werden. Im Folgenden wird daher kurz die Entwicklung des TP-Konzepts dargestellt und zugleich sollen die von ihm ausgehenden innovationsbefördernden Auswirkungen, die durch seine spezifische Gestaltung der räumlichen Nähe entstehen, überprüft werden. Anhand von drei Fallbeispielen wird aufgezeigt, dass das TP-Konzept einer Anpassung an die innovationsbefördernden Bedarfe vor Ort ansässiger Organisationen unterliegt, jedoch zeigen die Analysen, dass nicht alle Maßnahmen und Instrumente der innovationsbefördernden Wissensvernetzung vor Ort zugutekommen.
Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Gesellschaft sowie gesellschaftliches Engagement von Hochschulen ('Third Mission') rücken immer stärker in den Fokus von Öffentlichkeit und Wissenschaftspolitik (Kap. 2). Auch für die Große Transformation zur Nachhaltigkeit werden die zentrale Rolle von Hochschulen für die Unterstützung gesellschaftlicher Such- und Lernprozesse sowie daneben auch Veränderungsbedarfe bzw. Mindsets hin zu nachhaltig(er)en Entwicklungen betont (Kap. 3). Noch sind die beiden Diskussionsstränge aber weitgehend unverbunden. Im vorliegenden Beitrag werden Grundzüge aus beiden Wissensbereichen skizziert. Diese zeigen, dass das Grundverständnis gleich ist: Gemeinsam ist ein Verständnis von Wissenstransfer, das durch vielfältige wechselseitige/rekursive Austauschprozesse zwischen Wissenschaft und Gesellschaft geprägt ist und durch das neues Wissen, das sowohl an die Wissenschaft als auch die Praxis anschlussfähig ist, idealerweise gemeinsam erzeugt wird (Ko-Produktion). Doch gibt es 'blinde Flecken', die durch den Fokus auf den Bereich der transformativen Bildung, der in der Transformationsdebatte bisher noch randständig behandelt wird, aufgehellt werden. Anhand philosophischer und didaktischer Reflexionen (Kap. 4) wird gezeigt, dass tiefer liegende kulturelle und individuelle Werte sowie ganzheitliche, d.h. an der Einheit von Mensch, Natur und Kultur orientierte Weltbilder geeignet erscheinen, Schlüsselorientierungen für radikale Transformationen zur Nachhaltigkeit zu geben. Im Sinne eines transdisziplinären Wissenschaftsverständnisses stellt daher die Vermittlung bzw. wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit normativem Ziel-/Orientierungswissen - verbunden mit einer Reflexion von Werten und Mindsets im Rahmen einer holistischen Umwelt- bzw. Werte-Bildung - nach Auffassung der Autorinnen ein zentrales Scharnier für den Wissenstransfer bzw. den 'Weg vom Wissen zum Handeln' dar, dem bisher noch zu wenig Augenmerk geschenkt wird und auf das sich weitere Forschung und Entwicklung richten sollte.
What can be understood by spatial transformation, how does it manifest itself and what are the characteristics of transformation processes? This Research Report addresses these questions and presents current research projects and approaches from an academic and practical (planning) perspective. A central point of reference is the concept of a "Great Transformation", which stems from an expert report by the German Advisory Council on Global Change (WBGU). It outlines the profound changes in the economy and society towards sustainability that will become necessary in the future, describing them as a "Great Transformation". Likewise, social upheavals also manifest themselves in space, enabling spatial changes to be understood as spatial transformations. However, on a detailed level it remains unclear what is to be understood by spatial transformation processes and how they manifest themselves. Against the background of this need for (further) research, this Research Report addresses concrete issues in the research and shaping of spatial transformation processes. The aim is to systematise the largely unordered or disordered knowledge of spatial transformation processes and to contribute to a common understanding of the associated concepts, which can form the basis for further research and for the steering of these processes. The articles on the following topics show how spatial and social transformation processes are mutually dependent and what opportunities and challenges inter- and transdisciplinary research designs can offer in this context: Perspectives on transformation processes; Social and settlement structures in change; Regional development and innovation; Transformation processes in the so-called Global South; New challenges for planning, processes and stakeholders; Research on transformation. The contributions to theoretical, methodological and practical approaches are intended to stimulate a critical discussion on spatial transformation that is open to new, interdisciplinary perspectives.
Die Integration raumbezogener Identität gilt als Erfolgsfaktor für Place Branding. Dennoch ist der Begriff der raumbezogenen Identität häufig unzureichend konzeptualisiert. Das Ziel dieses Beitrags ist daher, einen theoretisch fundierten Umgang mit raumbezogener Identität in einem anwendungsbezogenen Kontext aufzuzeigen. Dies erfolgt am Beispiel des Forschungsvorhabens Regiobranding, in dem landschaftsezogene Identität - als spezifizierte Variante raumbezogener Identität - systematisch erhoben wurde. Ausgangspunkt theoretischer Überlegungen sind sozialkonstruktivistische Landschaftsverständnisse. Darauf aufbauend wird landschaftsbezogene Identität als individuelle und gesellschaftliche Deutung landschaftlicher Eigenheit und Typik sowie daran geknüpfter Raumbindungen verstanden. Im empirischen Teil werden in einer ländlichen Fallstudienregion individuelle Deutungen landschaftsbezogener Identität qualitativ erfasst und fallübergreifend ausgewertet. Dieses Vorgehen macht die angeeignete identitätsstiftende Landschaft sichtbar, also Referenzpunkte, die wiederholt als raumbezogene Typik bzw. Eigenheit gedeutet und/oder als Komponente individueller Raumbindungen aktiviert werden. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Bandbreite verschiedener Referenzpunkte, welche die Interviewpartner vielfältig beschreiben, verbinden und als Bezugspunkte kognitiv-emotionaler Zuwendung nutzen. Durch die fallübergreifende Datenanalyse ließen sich zudem widersprüchliche Deutungsmuster darstellen. Damit belegen die empirischen Befunde, dass landschaftsbezogene Identitäten individuell konstruierte Realitäten darstellen, die im Vergleich weder eindeutig noch widerspruchslos sind. Vor diesem Hintergrund werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Nutzung landschaftsbezogener Identität in Place Branding-Prozessen herausgearbeitet.