Die Freiheit der Wissenschaft in der technischen Welt: ein politisches Prinzip in der Krise
In: Politik und Wissenschaft, S. 401-431
Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Feststellung, daß das Prinzip "Freiheit der Wissenschaft", ungeachtet seiner allgemeinen Selbstverständlichkeit, nicht nur auf mannigfache Weise bedroht, sondern vor allem auch politisch fragwürdig geworden ist. Es ist fragwürdig infolge der (natur)wissenschaftlich-technischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Absicht des Autors ist es, den Anspruch auf Freiheit der Wissenschaft im Kontext der gegenwärtigen technischen Zivilisation zu legitimieren. Nach einer Bestimmung des neuartigen Verhältnisses zwischen Wissenschaft und Politik, das wesentlich durch eine neue Auffassung der Grundrechte als Grundelemente objektiver Ordnung des Gemeinwesens bestimmt wird, prüft der Autor die Tragfähigkeit dieser Konstruktion anhand der bisherigen verfassungsrechtlichen Diskussion zur Art. 5 Abs. 3 GG. Dieser Prüfung folgt eine Begründung des Freiheitsanspruchs der Wissenschaft. Im weiteren fragt der Autor nach den theoretischen Voraussetzungen für den Anspruch auf Wissenschaftsfreiheit. Dabei arbeitet er heraus, daß angesichts der Divergenz zwischen klassischem und modernem Wissenschaftsverständnis nicht nach dem Begriff, sondern nach dem Sinnzusammenhang zu fragen ist, in dem Wissenschaft stehen muß, um einen politischen Freiheitsanspruch zu haben. Die Analyse zeigt: Der Freiheitsanspruch läuft auf die Emanzipation der Wissenschaft von allen ethischen und politischen Maßstäben hinaus. Um diese Beliebigkeit zu begrenzen, muß Politik als verbindliche Ordnung gemeinsamen Lebens erkannt und allgemein anerkannt werden. (RW)