Diese Broschüre soll der Information über die Forschungskonzeption und die Teilprojekte des im Sommer 1988 an der Universität Bremen von der DFG eingerichteten Sonderforschungsbereichs 186 'Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf' dienen. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden. In der ersten Phase des SFB (1988-1991) soll untersucht werden, ob die sich ausbreitenden und kumulierenden Risikolagen sowie längerfristig wirkenden Prozesse der Entstandardisierung von Lebensläufen durch das Handeln von Institutionen eher verstärkt oder begrenzt werden. Weiterhin wird gefragt, inwieweit durch veränderte Lebensentwürfe und gestiegene Ansprüche an die Gestaltung von Statuspassagen Biographien entstehen, die Erwerbstätigkeit, Privatleben und Bildungsprozesse flexibler als bisher aufeinander beziehen können. Die vier Projektbereiche des Sonderforschungsbereichs lassen sich durch Bezug auf zentrale Übergänge im Lebenslauf strukturieren: A: Übergänge vom Ausbildungs- ins Erwerbssystem, B: Statuspassagen zwischen Reproduktions- und Erwerbsarbeit, C: Statuspassagen innerhalb der Erwerbsarbeit, D: Übergänge zwischen Erwerbssystem und sozialer Sicherung.
"Diese Broschüre soll der Information über die Forschungskonzeption und die Teilprojekte des im Sommer 1988 an der Universität Bremen von der DFG eingerichteten Sonderforschungsbereichs 186 'Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf' dienen. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden. Im Sonderforschungsbereich soll untersucht werden, ob sich angesichts der Kontinuitätsbrüche an den Übergängen zwischen dem Bildungs- bzw. dem Familiensystem und dem Beschäftigungssystem Gestaltungsspielräume für die Lebensführung überhaupt langfristig durchsetzen lassen. In diesem Zusammenhang stellen sich dann auch Fragen nach den Steuerungs- und Kompensationsleistungen der sozialen Sicherungssysteme bei der Stabilisierung von Lebensläufen."
"Die Partizipation der Geschlechter im Spitzensport ist auf der institutionellen und individuellen Ebene durch eine Verminderung von Asymmetrien gekennzeichnet. Formale Zugangsbeschränkungen zu Sportarten und Wettkampfsystemen, insbesondere Olympischen Spielen, wurden für Frauen zunehmend beseitigt. In Deutschland tragen Frauen ganz wesentlich zu den internationalen Erfolgen im Spitzensport bei. Während sich Frauen vermehrt in den sogenannten 'Männersportarten' betätigen, findet eine umgekehrte Beteiligung von Männern in sogenannten 'Frauensportarten' nur wenig statt. Sozialstrukturelle Gegebenheiten und Geschlechterstereotype beeinflussen die Inklusion von Mädchen und Frauen in den Spitzensport nachteilig, was sich in höheren Ausstiegsquoten bei Frauen niederschlägt. In Deutschland fungieren in einigen Sportarten Bundespolizei, Bundeswehr und Bundeszollverwaltung als problemmindernde strukturelle Arrangements auch für Frauen." (Autorenreferat)
"Der Finanzierungsantrag des Sfb 186 für die fünfte und letzte Forschungsphase 2000-2001 gibt Einblicke in die Forschungsbasis und Forschungsziele des Sonderforschungsbereichs. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden. Als Leitmotive für den Sonderforschungsbereich ergeben sich folgende Fragenkomplexe: Wie bearbeiten die Institutionen des Arbeitsmarktes, der Berufsbildung, der familialen Reproduktion und der sozialstaatlichen Sicherung die sozialen Risiken: inwieweit haben sich ihre Normalitäts-Konzeptionen, Zuständigkeiten und Praktiken seit Mitte der 70er Jahre verändert? Wird es zu Risikoumverteilungen oder zu einer Kumulation von Risiken bei bestimmten Sozialgruppen kommen und mit welchen gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Welche Möglichkeiten und Grenzen für eine Umgestaltung der männlichen und weiblichen Normalbiographie ergeben sich längerfristig aus neuen Lebensentwürfen, Risikolagen und deren institutioneller Bearbeitung? Wie arrangieren sich die Individuen mit den Diskontinuitäten im Lebenslauf und den Friktionen zwischen institutionalisierten Lebenslaufmustern und individuellen Lebensentwürfen, und wie werden diskontinuierliche Statuspassagen von verschiedenen sozialen Gruppen bewältigt? In der zweijährigen Abschlussphase soll es darum gehen, durch Konzentration und Integration der Arbeiten der Einzelprojekte den Beitrag des Sfb 186 zur Lebenslauf- und Biographieforschung und damit zu einer Institutionen orientierten und dynamischen Sozialstrukturanalyse national wie international darzustellen. Die Erträge der Einzelprojekte werden zu einer Bremer Konzeption der Lebenslauf und Biographieforschung gebündelt. Das geschieht anhand von drei Strukturelementen des Lebenslaufs: Institutionalisierung, Sequenzierung und Verflechtung von Lebensläufen. Übergreifende metatheoretische Aufgabenstellung für die Abschlussphase ist es, die weitere Wirkung des Sfb 186 in der Wissenschaftsgemeinschaft über die bereits ausgeprägte nationale wie internationale Publikations- und Tagungsaktivität hinaus zu sichern. Die bisherige Gliederung des Sfb in vier Projektbereiche wird aufgegeben und refokussiert. Dazu schließen sich zum einen die bisherigen Projekte A1 und B1 zu einem Verbundprojekt zusammen, ebenso wie die Projekte C1 und D1."
"Der Finanzierungsantrag des Sfb 186 für die dritte Forschungsphase 1994-1996 gibt Einblicke in die Forschungsbasis und Forschungsziele des Sonderforschungsbereichs. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden. Als Leitmotive für den Sonderforschungsbereich ergeben sich folgende Fragenkomplexe: Wie bearbeiten die Institutionen des Arbeitsmarktes, der Berufsbildung, der familialen Reproduktion und der sozialstaatlichen Sicherung die sozialen Risiken: inwieweit haben sich ihre Normalitäts-Konzeptionen, Zuständigkeiten und Praktiken seit Mitte der 70er Jahre verändert? Wird es zu Risikoumverteilungen oder zu einer Kumulation von Risiken bei bestimmten Sozialgruppen kommen und mit welchen gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Welche Möglichkeiten und Grenzen für eine Umgestaltung der männlichen und weiblichen Normalbiographie ergeben sich längerfristig aus neuen Lebensentwürfen, Risikolagen und deren institutioneller Bearbeitung? Wie arrangieren sich die Individuen mit den Diskontinuitäten im Lebenslauf und den Friktionen zwischen institutionalisierten Lebenslaufmustern und individuellen Lebensentwürfen, und wie werden diskontinuierliche Statuspassagen von verschiedenen sozialen Gruppen bewältigt? Mit dem Forschungsprogramm des Sfb 186 wird angestrebt, Analysemodelle qualitativer und quantitativer Sozialforschung zur wechselseitigen Spezifizierung ihrer jeweiligen Ergebnisse einzusetzen und dadurch ihr Erklärungspotential für Lebensläufe in der Moderne zu erhöhen. Die statistische Analyse von quantitativen Lebensverlaufsdaten führt dabei zur Identifikation jener Strukturmuster des Lebenslaufs, die die theoretisch begründete Ziehung kleiner, qualitativer Samples anleitet. Der Prozess der Theoriebildung wird auf der Basis der biographieanalytischen Auswertung des qualitativen Datenmaterials weitergeführt. Dies ermöglicht eine vertiefte oder veränderte Interpretation und Bewertung der bisherigen Ergebnisse der quantitativen Strukturanalyse. Für die nächsten Förderungsphasen sind die Teilprojekte derart aufeinander abgestimmt, dass Statuspassagen zwischen und innerhalb der drei für den Sfb konstitutiven Lebensbereiche Berufsarbeit, Familie/ Ehe und Sozialstaat mit ihren jeweiligen institutionell- normativen Rahmungen sowie politisch-administrativen Organisationsformen aufeinander bezogen werden."
Der Finanzierungsantrag des Sfb 186 für die zweite Forschungsphase 1991-1994 gibt Einblicke in die Forschungsbasis und Forschungsziele des Sonderforschungsbereichs. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden. Als Leitmotive für den Sonderforschungsbereich ergeben sich folgende Fragenkomplexe: Wie bearbeiten die Institutionen des Arbeitsmarktes, der Berufsbildung, der familialen Reproduktion und der sozialstaatlichen Sicherung die sozialen Risiken: inwieweit haben sich ihre Normalitäts-Konzeptionen, Zuständigkeiten und Praktiken seit Mitte der 70er Jahre verändert? Wird es zu Risikoumverteilungen oder zu einer Kumulation von Risiken bei bestimmten Sozialgruppen kommen und mit welchen gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Welche Möglichkeiten und Grenzen für eine Umgestaltung der männlichen und weiblichen Normalbiographie ergeben sich längerfristig aus neuen Lebensentwürfen, Risikolagen und deren institutioneller Bearbeitung? Wie arrangieren sich die Individuen mit den Diskontinuitäten im Lebenslauf und den Friktionen zwischen institutionalisierten Lebenslaufmustern und individuellen Lebensentwürfen, und wie werden diskontinuierliche Statuspassagen von verschiedenensozialen Gruppen bewältigt? Forschungspragmatisch folgt aus der Orientierung des Sfb 186, das Verhältnis von individuellen Handlungsstrategien und institutioneller Steuerung, besonders an Statuspassagen zu untersuchen, dabei eher induktiv vorzugehen, um eine möglichst genaue Kenntnis des einzelnen biographischen Handlungsfeldes zusammenzutragen, bevor über Theorien mittlerer Reichweite hinausgehend generalisierende Theorien angezielt werden. Dabei wird der Sonderforschungsbereich in seiner zweiten Phase vor allem die sozialen Kontexte individueller Statuspassagen, die in der Erforschung von Übergängen methodenbedingt bisher etwas unterbelichtet sind, ernst nehmen, also Partner, Betriebe, Ämter in die Untersuchung einbeziehen.
"Der Finanzierungsantrag des Sfb 186 aus dem Jahre 1987 gibt Einblicke in die Forschungsbasis und Forschungsziele des Sonderforschungsbereichs. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden. Als Leitmotive für den Sonderforschungsbereich ergeben sich folgende Fragenkomplexe: Wie bearbeiten die Institutionen des Arbeitsmarktes, der Berufsbildung, der familialen Reproduktion und der sozialstaatlichen Sicherung die sozialen Risiken: inwieweit haben sich ihre Normalitäts-Konzeptionen, Zuständigkeiten und Praktiken seit Mitte der 70er Jahre verändert? Wird es zu Risikoumverteilungen oder zu einer Kumulation von Risiken bei bestimmten Sozialgruppen kommen und mit welchen gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Welche Möglichkeiten und Grenzen für eine Umgestaltung der männlichen und weiblichen Normalbiographie ergeben sich längerfristig aus neuen Lebensentwürfen, Risikolagen und deren institutioneller Bearbeitung? Wie arrangieren sich die Individuen mit den Diskontinuitäten im Lebenslauf und den Friktionen zwischen institutionalisierten Lebenslaufmustern und individuellen Lebensentwürfen, und wie werden diskontinuierliche Statuspassagen von verschiedenen sozialen Gruppen bewältigt? In der ersten Förderungsphase soll einmal untersucht werden, ob die sich ausbreitenden und kumulierenden Risikolagen sowie längerfristig wirkenden Prozesse der Destandardisierung von Lebensverläufen durch das Handeln von Institutionen eher verstärkt oder begrenzt werden. Zum anderen wird gefragt, inwieweit durch veränderte Lebensentwürfe und gestiegene Ansprüche an die Gestaltung von Statuspassagen Lebensläufe entstehen, die Erwerbstätigkeit, Privatleben und Bildungsprozesse flexibler als bisher aufeinander abstimmen. Das Forschungsprogramm verfolgt bei der Analyse von Strukturveränderungen einen induktiv-empirischen Weg mit dem Ziel, das skizzierte Forschungsfeld nicht durch groß angelegte repräsentative Umfragen abzudecken, sondern es schrittweise durch Fallstudien zu erschließen, die sich auf zentrale Übergänge zwischen Lebensbereichen und deren Organisation in Statuspassagen beziehen."
"Der Finanzierungsantrag des Sfb 186 für die vierte Forschungsphase 1997-1999 gibt Einblicke in die Forschungsbasis und Forschungsziele des Sonderforschungsbereichs. Das Forschungsprogramm betritt Neuland: Es wird versucht, einem Verständnis von interdisziplinärer Forschung gerecht zu werden, das die analytisch-methodische Arbeitsteilung zwischen der Strukturanalyse gesellschaftlicher Verhältnisse und der Interpretation sozialer Erfahrungsmuster überwinden will. Dazu werden Ansätze der Jugend- und Berufsbildungsforschung, Familiensoziologie, Arbeits(markt-)soziologie, Medizinsoziologie und Sozialpolitikforschung so aufeinander bezogen, dass Institutionen und Akteure, Normalitätsunterstellungen und Lebensverläufe und ihre Veränderungen auf der Untersuchungsebene von Statuspassagen betrachtet werden. Als Leitmotive für den Sonderforschungsbereich ergeben sich folgende Fragenkomplexe: Wie bearbeiten die Institutionen des Arbeitsmarktes, der Berufsbildung, der familialen Reproduktion und der sozialstaatlichen Sicherung die sozialen Risiken: inwieweit haben sich ihre Normalitäts-Konzeptionen, Zuständigkeiten und Praktiken seit Mitte der 70er Jahre verändert? Wird es zu Risikoumverteilungen oder zu einer Kumulation von Risiken bei bestimmten Sozialgruppen kommen und mit welchen gesellschaftspolitischen Konsequenzen? Welche Möglichkeiten und Grenzen für eine Umgestaltung der männlichen und weiblichen Normalbiographie ergeben sich längerfristig aus neuen Lebensentwürfen, Risikolagen und deren institutioneller Bearbeitung? Wie arrangieren sich die Individuen mit den Diskontinuitäten im Lebenslauf und den Friktionen zwischen institutionalisierten Lebenslaufmustern und individuellen Lebensentwürfen, und wie werden diskontinuierliche Statuspassagen von verschiedenen sozialen Gruppen bewältigt? In der vierten Förderungsphase (1997-1999) richtet sich die Leitfrage auf die Struktur konzeptioneller Vorstellungen von Lebenslaufpolitik in den Arbeitsbereichen des Sonderforschungsbereichs 186, also auf lebenslaufpolitische Grundsatzfragen und Konzepte hinsichtlich Familie, Bildung, Arbeit und Beruf, Gesundheit und Sozialpolitik/ soziale Sicherung und auf die institutionellen Rahmensetzungen von Lebenslaufpolitik in diesen Feldern. Beides unterliegt gegenwärtig einem starken Veränderungsdruck durch die Internationalisierung von Kapital, Arbeit und Recht. Der Sfb 186 bezieht in allen Projektbereichen die drei Ebenen des sozialen Wandels in seine Analysen ein: Sozialstrukturen, Institutionen und Individuen. Die Projekte arbeiten mit mehreren unterschiedlichen Datensätzen. Ein ständiges Problem aller bisherigen Förderungsphasen war deshalb, das Vorantreiben der Integration der Datenerhebungen und Datenanalysen bei Mehrebenenerhebungen und Methodenmix. Die Lösung erfordert besondere Anstrengungen, da der Sonderforschungsbereich mit Längsschnittdaten unterschiedlichen Typs arbeitet und nicht mit Querschnittserhebungen."
Aus der Einleitung: 'Ich fühle mich unglücklich und bin unzufrieden, weil ich zu wenig Zeit für meine Familie habe. Täglich stehe ich morgens bis abends unter Dauerdruck durch die Doppelbelastung Familie und Beruf.Ich habe keine Zeit für mich selbst und reagiere teilweise aggressiv auf meinen Sohn und meinen Mann'. (Mutter eines 4-jährigen Kindes, verheiratet, 35 Jahre alt, berufstätig im Außendienst 40 Stunden/Woche). Dieses Zitat spiegelt Aussagen von vielen anderen Müttern wider, die heute unter ungünstigen und belastenden sozialen Bedingungen leiden. Sie bewältigen die verschiedensten Anforderungen des Alltags, die mit Kindern, Ehe, Beruf, Haushalt oder häufig auch der Pflege und Versorgung kranker Angehöriger verbunden sind. Diese Mehrfachbelastungen führen oft zur Gefährdung oder Störung der eigenen Gesundheit und viele Mütter leiden unter Erschöpfung, körperlichen Beschwerden und/oder anderen psychischen Belastungen. Aber zu sinnvollen, möglichen Behandlungsmaßnahmen wird ihnen der Zugang erschwert oder nicht ermöglicht. Diese Erfahrungen, die während eines praktischen Semesters im Rahmen des Studiums in einer Mutter-Kind-Klinik gewonnen wurden, stellen den Hintergrund der Themenwahl für diese Diplomarbeit dar. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema liegt, nach den Recherchen der Autorin, in Deutschland weniger vor. Mit dieser Arbeit soll demzufolge versucht werden, eine höhere, notwendige Präsenz dieses Themas in der Gesellschaft hervorzurufen und die gesundheitlichen Beschwerden und Belastungen und die damit verbundene Notwendigkeit an Hilfsangeboten für Mütter zu verdeutlichen. Daher erfolgt die Bearbeitung des Themas unter folgenden Fragestellungen: Unter welchen sozialen und gesundheitlichen Belastungen leiden Mütter in unserer Gesellschaft? Was ist eine Mutter-Kind-Kur? Stellt sie eine adäquate Behandlungsmöglichkeit für erschöpfte Mütter dar? Welche Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen hat die Soziale Arbeit in diesem Arbeitsfeld? Methodik: Die vorliegende Arbeit stützt sich auf die statistischen Daten, die durch eine quantitative Befragung in einer Mutter-Kind-Klinik erhoben wurden. Der Bitte des Ausfüllens dieses Fragebogens kamen 126 Mütter nach, während sie in der Zeit vom 04. Februar bis 08. April 2009 an einer Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme nach §§ 24, 41 SGB V in der Mutter-Kind-Klinik der AWO Sano gGmbH Rerik des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern teilnahmen. Untersucht wurden dabei die körperlichen Beschwerden und Belastungen der Mütter sowie ihre Vorstellungen und Ziele für eine Behandlungsmaßnahme. Berücksichtigt werden in der Diplomarbeit schwerpunktmäßig die Belastungen der Mütter, die Patientinnen in der Mutter-Kind-Klinik Rerik waren. Somit stellt die Literaturanalyse die Untersuchungsmethode der Diplomarbeit dar und eine Resonanz aus der Praxis erfolgt durch die quantitative Forschung. Aufbau der Arbeit: Die Gliederung der vorliegenden Ausarbeitung umfasst theoretische Bezüge und einen praktischen Teil und ist thematisch und in logischer Folge angeordnet. Zur Beantwortung der Fragestellungen und zur Erreichung des Ziels der Arbeit wird im ersten Teil die soziale Lage der Mütter aufgezeigt. Zum besseren Verständnis werden zunächst die historische Ausgangslage der Mütter und ihre weitere Rollenentwicklung dargestellt, um dann kurz die aktuellen gesellschaftlichen Umstände, denen Frauen in Deutschland ausgesetzt sind, zu betrachten. Anschließend werden ihre damit verbundene Entwicklung bezüglich der Erwerbstätigkeit und ihre Position im Strukturwandel der Familie herausgearbeitet. Im zweiten Teil des Kapitels erfolgt die Darlegung der gesundheitlichen Situation der Mütter, wobei zunächst die Lebensphase, in der Frauen zu Müttern werden, eingeordnet wird und geschlechtsspezifische Unterschiede im gesundheitlichen Zustand gesucht werden. Anschließend wird im Speziellen die psychische Gesundheit von Frauen aufgegriffen und auf ihre Zusammenhänge mit den sozialen Umständen überprüft. Im zweiten Teil erfolgt die Präsentation der empirischen Erhebung, die mittels eines Fragebogens mit Müttern in einer Mutter-Kind-Klinik durchgeführt wurde. Sie soll die physischen und psychischen Beschwerden und Belastungen der Mütter ermitteln und Aufklärung über Ziele und Wünsche, die Mütter für eine Behandlungsmaßnahme verfolgen, bringen. Somit kann auch der Vergleich mit den theoretischen Angaben des ersten Teils der Arbeit stattfinden. Der dritte Teil der Abhandlung beschäftigt sich theoretisch mit der Erschöpfung und dem Erschöpfungssyndrom als Krankheitsbild, unter denen viele Frauen, erfahrungsgemäß und laut der Erhebungsergebnisse, leiden. Es wird untersucht, ob die Erschöpfungszustände im Zusammenhang mit den Rollenkonflikten der Mütter stehen. Der vierte Theorieteil der Arbeit beinhaltet eine kurze Darstellung von kurativen Behandlungsmöglichkeiten für Mütter im Vorsorge- und Rehabilitationsbereich des Gesundheitssystems und leitet auf das nächste Kapitel über. Im fünften Teil erfolgt die Vorstellung der Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen nach §§ 24, 41 des SGB V, die so genannte Mutter-Kind-Kur. Neben der Ausführung des Anliegens oder Ziels, den Rahmenbedingungen und Angeboten einer Mutter-Kind-Kur erfolgt u. a. auch die Betrachtung der Gesetzesänderungen die die Maßnahme betreffen und die Vor- und Nachteile der stationären Maßnahme für Mütter und Kinder. Die Effektivität und Effizienz sowie die Problematik mit dem Bewilligungsverhalten der Krankenkassen und die Betonung der Notwendigkeit dieser Behandlungsmaßnahme für Mütter werden ebenfalls in diesem Kapitel betrachtet. Im letzten Kapitel wird die Soziale Arbeit mit ihren Aufgaben in einer Mutter-Kind-Klinik aufgezeigt, einschließlich der Möglichkeiten und Grenzen des sozialpädagogischen/sozialarbeiterischen Handelns. Nach der Darstellung des Fazits der Arbeit wird der Ausblick genutzt, um einen Vorschlag zur Erreichung langfristiger Effektivität von Mutter-Kind-Kuren und somit der Verbesserung der Lebensumstände für Mütter, zu erwähnen. Zum besseren Verständnis wurde für die Erstellung der Arbeit festgelegt, dass für die Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen, die nach §§ 24 und 41 SGB V ebenso für Väter (Mutter-/Vater-Kind-Kur, Mütter-Väter-Kuren) gelten, aufgrund der ausschließlichen Betrachtung der weiblichen Lage, diese nicht weiter aufgeführt oder erwähnt werden. Somit wird ausschließlich die Rede von Mütter- oder Mutter-Kind-Kuren die Rede sein. Allgemein wird immer nur von Müttern und Frauen gesprochen und deren Lebensumstände in dieser Arbeit betrachtet. Ebenso wird für die Berufsbezeichnung von Sozialpädagogen und Sozialarbeitern, die im Feld der Sozialen Arbeit ihrer beruflichen Ausübung nachkommen, zur übersichtlicheren Gestaltung der Arbeit 'nur' die Bezeichnung 'Sozialarbeiter' gebraucht und auf die weibliche Form verzichtet.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbkürzungsverzeichnisIV AbbildungsverzeichnisVI TabellenverzeichnisVI 1.Einleitung1 1.1Relevanz des Themas1 1.2Methodik2 1.3Aufbau der Arbeit3 2.Zur Lage von Müttern in unserer Gesellschaft5 2.1Soziale Aspekte6 2.1.1Ausgangslage: die Entwicklung des Frauenbildes6 2.1.2Gegenwärtige gesellschaftliche Umstände von Frauen8 2.1.3Frauen und Erwerbstätigkeit10 2.1.4Frauen und die Familie13 2.1.5Resultierende Belastungen von Frauen15 2.2Gesundheitliche Aspekte17 2.2.1Unterschiede zum Gesundheitszustand von Männern20 2.2.2Psychische Gesundheit von Frauen23 3.Schriftliche Klientenbefragung25 3.1Fragestellung der Untersuchung25 3.2Methodisches Vorgehen25 3.2.1Die Befragung27 3.2.2Die schriftliche Form28 3.2.3Der Fragebogen29 3.3Auswahl der an der Umfrage beteiligten Einrichtung31 3.4Beteiligung und Rücklauf32 3.5Zur Auswertung34 3.6Darstellung und Interpretation der Ergebnisse34 3.6.1Soziodemographische Merkmale der Mütter34 3.6.2Beschwerden, Belastungen und Kurziele der Mütter42 3.7Zusammenfassung der Klientenbefragung47 4.Erschöpfungssyndrom bei Müttern50 4.1Begriffsklärung50 4.2Definitionsversuche51 4.3Symptomatik54 4.4Behandlung56 5.Überblick kurativer Behandlungsmöglichkeiten57 6.Die Mutter-Kind-Kur61 6.1Anliegen61 6.2Begriffsklärung64 6.3Rahmenbedingungen65 6.3.1Gesetzliche Grundlagen65 6.3.2Wichtige Gesetzesänderungen67 6.3.3Finanzierung68 6.3.4Indikationen70 6.3.5Die Beantragung71 6.4Angebote71 6.5Effektivität und Effizienz73 6.6Vor- und Nachteile der Maßnahme75 6.7Das Bewilligungsverhaltens der Krankenkassen77 6.8Betonung der Notwendigkeit von Hilfen für Mütter80 7.Soziale Arbeit in Mutter-Kind-Kliniken83 7.1Definition Soziale Arbeit83 7.2Arbeitsfelder und Aufgaben84 7.3Methoden86 7.4Soziale Arbeit und Gesundheit88 7.5Der Psychosoziale Dienst einer Mutter-Kind-Klinik90 7.6Möglichkeiten und Grenzen der Sozialen Arbeit97 8.Fazit101 9.Ausblick108 QuellenverzeichnisVIII AnhangXXITextprobe:Textprobe: Kapitel 5, Überblick kurativer Behandlungsmöglichkeiten: Für Mütter können Behandlungen je nach Erkrankung oder Beschwerden z.B. in einer Kur erbracht werden. Dazu einige Erläuterungen. Es ist möglich eine ambulante Vorsorgeleistung, also ein persönliches Gesundheitsprogramm, in einem selbst gewählten anerkannten Kurort durchzuführen mit z.B. Bädern und Massagen. Die Unterkunft und der Aufenthalt werden also selbst organisiert. Sie kann angezeigt sein beim Existieren bewiesener Risikofaktoren, wenn diese durch die Maßnahme beseitigt oder beeinflusst oder dem Patienten die Bewältigung dieser Faktoren erleichtert werden können (wie z.B. bei Übergewicht, Bluthochdruck, Neigung zu somatischen Erkrankungen, immer wiederkehrenden Schmerzzuständen des Stütz- und Bewegungsapparates). Ebenso gilt die Maßnahme als geeignet wenn eine Erkrankung bereits aufgekommen ist und deren Folgen (Fähigkeitsstörungen, Beeinträchtigungen) dadurch beseitigt oder gemindert werden können. Die Krankenkasse übernimmt nach Verordnung durch den Arzt die Kosten für die badeärztliche Behandlung und 90% für die Kurmittel. Für Unterkunft, Verpflegung, Kurtaxe usw. muss ein Eigenanteil des Patienten geleistet werden. Reichen ambulante Maßnahmen nicht aus, kann die Krankenkasse stationäre Vorsorgemaßnahmen bewilligen. Diese umfassen die stationäre Behandlung mit Unterkunft und Verpflegung in einer Vorsorgeeinrichtung. Die Kompaktkur gehört zu den Vorsorgeleistungen der Krankenversicherung und ist eine besondere Art der ambulanten Kur, bei der mehrere therapeutische Bereiche eng zusammen arbeiten und unter ärztlicher Verantwortung koordiniert werden. Je nach Krankenkasse werden die Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezuschusst. Die medizinische Rehabilitation, die durchgeführt werden kann, ist ein Teilbereich der Rehabilitation. Die Rehabilitation ist ein sehr großer und umfassender Bereich, für den alle Versicherungsträger zuständig sein können und der der Wiederherstellung der Gesundheit, (Wieder-) Eingliederung ins Arbeitsleben oder der Verhinderung der Verschlechterung des Gesundheitszustands dient. Die medizinische Rehabilitation umfasst Maßnahmen, die auf die Erhaltung oder Besserung des Gesundheitszustands ausgerichtet sind und vorwiegend die Durchführung medizinischer Leistungen erfordern. Zur medizinischen Rehabilitation zählen: Anschlussheilbehandlung nach Krankenhausaufenthalt, Kinderheilbehandlung, Onkologische Nachsorgeleistungen, Frühförderung behinderter Kinder und von Behinderung bedrohter Kinder, Sozialpädiatrische nichtärztliche Leistungen, Sozialmedizinische Nachsorge für Kinder bis 14 Jahre, Entwöhnungsbehandlung für Suchtkranke, Stufenweise Wiedereingliederung, Geriatrische Rehabilitation für ältere Menschen, und eben die für diese Arbeit themenrelevante Medizinische Rehabilitation für Mütter und Väter. Bei der medizinischen Rehabilitationsmaßnahme kann man wieder zwischen ambulanten und stationären Maßnahmen unterscheiden. Unter bestimmten Voraussetzungen trägt der Rentenversicherungsträger nach §§ 10,11 SGB VI die Kosten für eine medizinische Rehabilitation. Persönliche Voraussetzungen sind beispielsweise, dass die Erwerbsfähigkeit wegen Krankheit oder körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung erheblich gefährdet oder gemindert ist und voraussichtlich eine Minderung der Erwerbsfähigkeit abgewendet oder die Erwerbsfähigkeit gebessert oder wiederhergestellt werden kann. Speziell für Mütter gibt es Mütter- oder Müttergenesungskuren. Gerade bei Müttern können Maßnahmen zur Vorsorge und Genesung hilfreich sein, weil sie oft starken Belastungen im Alltag ausgesetzt sind. Diese Maßnahme hilft nicht nur Krankheiten zu kurieren, sondern auch Gefährdungen zu vermeiden. Die Kosten trägt die Krankenkasse und es muss eine eigene Zuzahlung von 10 Euro pro Tag geleistet werden. Für Mütter, die minderjährige und/oder behinderte Kinder versorgen, ist die Durchführung einer speziellen Form der Kur, einer Mutter-Kind-Kur, empfehlenswert. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten und die Mutter muss 10 Euro pro Tag dazuzahlen. Collatz, Fischer und Thies-Zajonc unterscheiden Mütterkuren von Mutter-Kind-Kuren und erläutern, Mutter-Kind-Kuren bieten Unterbringungsmöglichkeiten, Beschäftigungs- und Betreuungsangebote für einen gemeinsamen Kuraufenthalt von Mutter und Kind(ern), während bei Müttergenesungskuren nur die Mütter und nicht die Kinder an der Kur teilnehmen. Außerdem grenzen sie die Vorsorge- und Rehabilitationskuren für Mütter (und Kinder) deutlich von Rehabilitationskuren ab, die eher auf spezifischere physische oder psychische Leiden im Endstadium zielen. Die Mütterkuren oder Mutter-Kind-Kuren sind auf allgemeine Leidensformen ausgerichtet und behandeln deren soziale, psychische und physische Ursachen. Grundsätzlich gilt für die vorgestellten Maßnahmen: 'ambulant vor stationär' (§§ 23 Abs. 4, 40 Abs. 2 SGB V), was bedeutet, dass stationäre Leistungen erst erbracht werden, wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichen. Eine Ausnahme bilden dabei die Vorsorgeleistungen und Vorsorgekuren für Mütter und Väter sowie die medizinische Rehabilitation für Mütter und Väter, für die dieser Grundsatz nicht gilt. Die Mutter-Kind-Kuren soll nun näher betrachtet werden und es soll dabei überprüft werden, ob sie eine geeignete Maßnahme für die 'erschöpften Mütter unserer Gesellschaft' darstellen.
Diese Studie untersucht die Gründe und Probleme der Kinderheirat und deren Auswirkungen auf die Schulbildung von Mädchen im Mecha Distrikt von West Gojam, Amhara Region, Äthiopien, wo Kinderheirat die Regel ist und wo die Einbeziehung von Mädchen in die formale Bildung im nationalen, wie auch im regionalen Vergleich, gering ist. Diese Studie basiert auf primären und sekundären Methoden der Datensammlung. Die primäre Datensammlung dauerte sieben Monate von April 2003 bis Januar 2004 in zwei Feldforschungsphasen. Im ersten Monat wurden Vorab-Befragungen in Haushalten durchgeführt, mit deren Hilfe Grundinformationen gesammelt und Fokus-Familien ausgewählt wurden. In den folgenden Monaten wurden Tiefeninterviews in Fokus-Familien und mit Schlüsselinformanten durchgeführt, sowie die Zeit zu teilnehmender Beobachtung genutzt und es wurden Fallstudien und Diskussionen mit Fokus-Gruppen durchgeführt, begleitet von Video- und Foto-Dokumentation. Die Daten wurden also in der Feldforschung nach der "klassischen" Kombination mehrerer ethnologischer Methoden gesammelt. Ich habe meine ethnologischen Feldforschungen in zwei Bauernsiedlungen im Mecha District durchgeführt. Bachema, 5 km von der Distrikthauptstadt entfernt, befindet sich klimatisch in der Tiefland-Klimazone (qolla), während sich Rim, in etwa 40 km Entfernung von der Distrikthauptstadt, auf mittlere Höhe in der wäyna däga zone befindet. Ich habe auch kurze Besuche bei anderen Bauernsiedlungen gemacht, die weiter oben in der däga-klimazone liegen, und habe mich dort in Gesprächen über Heiratsbräuche und Kinderheiratspraktiken informiert. Während meiner ethnologischen Feldforschung in den Siedlungen im Mecha Distrikt wurde die lokale Sprache, Amharisch, als Kommunikationssprache verwendet. Die Studie gibt einer Annäherung an "emische" Sichtweisen und "Detailaufnahmen" den Vorrang vor Generalisierungen. Daraus ergibt sich ein ethnologischer Feldforschungsansatz, der so wenig formalisiert wie möglich ist und sich auf ausgewählte Familien und deren Netzwerke konzentriert. Studien über Frühheirat und Schulbildung von Mädchen wurden bisher auf der Meso-Ebene behandelt und generalisiert, die auf quantitativen Basisdaten beruhten. Folglich wurden die Einflüsse der lokalen sozio-kulturellen Umgebung und der ökonomischen Strukturen auf Frühheirat und Schulbildung von Mädchen vernachlässigt. Während meiner Feldforschung habe ich durch Beobachtung und Teilnahme den Alltag dokumentieren können und konnte an vielen sozialen, religiösen Ereignissen teilnehmen, insbesondere an Hochzeitsfesten. In einer Netzwerkstudie habe ich die Motive, die Eltern dazu bewegen, ihre Kinder, vor allem die Töchter, früh zu verheiraten, genauer untersucht, die ihrerseits den Schulbesuch verhindern, erschweren oder zum Abbruch bringen. In diesem Zusammenhang habe ich den großen Einfluß der Familie, der nahen Verwandschaft und der Dorfgemeinschaft auf die Frühverheiratung erkannt. Der lokale soziokulturelle Druck und die ökonomischen Strukturen in ihrer Auswirkung auf die "Gender"-Sozialisation und die Schulbildung bilden den Kern dieser Studie. Aus dieser Perspektive habe ich den sozialen und ökonomischen Druck beider Geschlechter, Mädchen/Jungen, und Frauen/Männer, untersucht. Im Untersuchungsgebiet wird der Jungfräulichkeit vor der Ehe hoher soziokultureller Wert beigemessen und ein Mädchen über 14 Jahre alt gilt als qomo qär (unverheiratbar, d.h. eheuntauglich). Dieser Umstand wird als Peinlichkeit und Blamage von den Eltern und vom Mädchen selbst empfunden. Das Mädchen wird als ökonomische Last für die Eltern angesehen und ihre häuslichen Aufgaben, wie die ihrer Mutter, werden als unproduktiv gewertet - obwohl ihr Beitrag, allein in Arbeitszeit bemessen, aber auch in ihrer Diversifizierung ökonomischer Aktivitäten, einschließlich der Landwirtschaft, höher ist als der der Männer. Auf der Basis eingehender Interviews mit Familien und mit frühverheirateten Schülerinnen im Untersuchungsgebiet hat diese Studie zu Tage gefördert, daß der Trend des Alters bei der ersten Heirat von 10 auf 7 und von 12 auf 9 Jahre gefallen ist. Mit anderen Worten, die Mehrheit der Mütter hat zwischen 10 und 12 geheiratet, wogegen die Mehrheit der Mädchen heute im Alter zwichen 7 und 9 heiratet. Genauer, das Durchschnittsalter bei der Erstheirat für die Generation der Mütter ist 11 Jahre, hingegen für die Generation der Töchter ist es auf 8 gesunken. Obwohl in der Literatur allgemein bekannt ist, daß Frühheirat in den bäuerlichen Gesellschaften in der Amhara Region Äthiopiens vorkommt, wurde in dieser Studie festgestellt, daß der Trend, entgegen meinen Erwartungen, im Untersuchungsgebiet wächst. Der Grund dieses Trends muß weiter untersucht und analysiert werden. Auf der Basis der vorläufigen Ergebnisse dieser Studie habe ich einen zwietätigen Erkundungsworkshop "Early Marriage and Girls' Education in Mecha Woreda" (Sept. 18 -19, 2004) in Merawi, Verwaltungssitz des Woreda, durchgeführt. Dieser Workshop bot die Gelegenheit, das ethnographische Material, das ich gesammelt habe, zu diskutieren und die tieferen Gründe für die Frühverheiratung herauszuarbeiten. Naturgemäß gibt es vielfältige interaktive und komplexe sozio-kulturelle Strukturen und Druck für die Bewahrung, Akzeptanz und sogar zunehmende Praxis der Frühverheiratung im Untersuchungsgebiet. Die kritischen Faktoren für die Zunahme der Frühverheiratung sind Armut, Landknappheit, daher Fragmentierung des Familienbesitzes, und Lebensunsicherheiten. Die Hauptursachen, warum Eltern ihre Kinder, vor allem die Töchter, früh verheiraten, können folgendermaßen zusammengefasst werden: 1) Ökonomisch gut situierte Bauernfamilien können mit anderen gut situierten Familien nur durch die Heirat ökonomische Allianzen bilden; 2) 18-Jahre alte Söhne aus ärmlichen Bauernfamilien können Land von der lokalen Bauernorganisation nur dann beanspruchen, wenn sie verheiratet sind, wobei nach dem Alter der Braut bzw. Ehefrau nicht gefragt wird; 3) Aufgrund der zunehmenden Armut neigen die Eltern dazu, alle ihre Kinder zeitgleich zu verheiraten, um die hohen Kosten im Zusammenhang mit den Hochzeitsfeierlichkeiten zu verringern; 4) Hauptanliegen von Bauernfamilien ist es, aufgrund der Lebensunsicherheiten, die Zukunftssicherung durch Heiratsallianzen zu bewerkstelligen. Als Ergebnis wünschen sich die Eltern, ihre Kinder verheiratet zu sehen, bevor sie selbst alt werden und sterben. Die Töchter "heiraten aus" aufgrund der patrilokalen Residenz nach der Eheschließung, was aus Sicht der Eltern "verlorene" Investition, z. B. für die Schulbildung, bedeutet. Die "einheiratenden" Mädchen, ihrerseits, kommen mit Pflichten, aber nicht mit Rechten. An dieser Stelle ist erwähnenswert, daß die soziokulturellen Motive der Frühheirat geschlechtsspezifisch sind. Im Vergleich zu den Jungen werden die Mädchen früher verheiratet, um das Alt-Jungfern-Stigma zu vermeiden und um sie vor vorehelichem Geschlechtsverkehr zu schützen - was bei Jungen weniger restriktiv gehandhabt wird. Obwohl ökonomische Motive und Lebenunsicherheiten treibende Kräfte für die Frühverheirat beider Geschlechter sind, tragen auch die sozioluturellen Wertvorstellungen, die man der "Fraulichkeit" und "Jungfräulichkeit" beimißt, zur hohen Rate der Frühverheiratung bei Mädchen bei. Daher besteht ein Bedarf, das kindliche Leben und das Leben von Mädchen unter der Herrschaft der Männer zu untersuchen, und wie diese den Zugang zu formaler Erziehung und deren Erfolg, insbesondere der Töchter, behindert. Die Möglicheiten, mit denen Mädchen und Frauen sich behelfen, die sozialen Erwartungen und die realen Herausforderungen des Lebens in Einklang zu bringen, sind in den Fallstudien dargestellt. In der Tat ist die Spanne der möglichen Verhaltensweisen viel größer, als die akzeptierten sozialen Normen sie ahnen lassen. Die Kluft zwischen dem idealen Verhaltensmuster und dem tatsächlichen Auslebensspielraum ist offenkundig. Diese Arbeit will einen Beitrag leisten zu einer Aufklärung über die schädlichen Folgen der Kinderheirat am Beispiel der Mädchen, deren Entwicklung im allgemeinen sowohl bildungsmäßig, gesundheitlich und sozial behindert wird. Es werden auch Vorschläge für weitere Forschung und für Gegenmaßnahmen unterbreitet. ; This study examines issues pertaining to early marriage and its effects on girls' education in rural Ethiopia, with special reference to Mecha Woreda in West Gojjam, Amhara Region, where early marriage is most common and girls' participation in formal education is very low by national as well as regional standards. The study employed primary and secondary methods of data collection. The primary data collection took seven months (between April 2003 and January 2004) in two phases of fieldwork. The first month was devoted to conduct preliminary household surveys, based on which baseline information was gathered and focus families were selected. The remaining months were devoted to conduct personal in-depth interviews with focus families and key informants, participant observation, extended case studies and focus group discussions coupled with video-tape recording and photographing. In short, in the field, most of the data were collected through the "classical" combination of ethnographic methods. I conducted the ethnographic fieldwork research among Bachema and Rim peasant communities of Mecha Woreda (District). Bachema, 5 km away from the woreda's capital, is situated in the lowland (qolla) ecological zone, whereas Rim, about 40 km away from the woreda's capital, is situated in the midland (wäyna däga) ecological zone. I also made shorter visits to other peasant communities in the highland (däga) ecological zone and conducted informal discussions there about marriage customs and early marriage practices. In conducting the ethnographic fieldwork among the rural communities of Mecha Woreda, the local language (Amharic) was used as a means of communication. The study lays emphasis on in-depth and detailed aspects of the issue at hand rather than on generalization. From this emerged an ethnographic fieldwork approach as little formalized as possible, with special attention paid on focus families and extended case studies. Studies on early marriage as well as girls' education in Ethiopia have focused on meso-level generalizations based on base-line surveys and quantitative methods. As a result, the local socio-cultural and economic structures surrounding early marriage and girls' education have been neglected. In everyday observation and participation over the period of the ethnographic study, I documented the daily life as well as numerous social, religious and especially wedding ceremonies. In a network study, I observed and investigated factors motivating parents to arrange early marriages for their children, particularly for daughters; and to send or not to send them to the locally available formal school. Through this method, I detected the impact of family or kinship networks as well as of social-village networks on parents' decision to arrange an early marriage for their daughters, or sending them to the local formal school. The local socio-cultural pressures and economic structures underlying gender socialization and formal schooling among the ethnographic research settings are the core of this research. From this perspective, I examined the social as well as economic dimensions of both, "boy-men's" and "girl-women's" lives. In the studied agrarian communities, the social and cultural pressures on girls to marry at an early age are very strong. A high social and cultural value is attached to virginity until marriage for girls, and an unmarried girl above the age of 14 is locally labeled as qomo qär (unmarriageable), which is an embarrassment or a disgrace to her family as well as to herself. She is also considered an economic burden to her family since her involvement in domestic tasks at home, like her mother's, is valued as unproductive, though her contribution in terms of time invested in diversified economic, including agricultural, activities is higher than males'. Based on personal in-depth interviews with focus families and with early-married female pupils in the ethnographic research sites, the study reveal that the trend of the age at first marriage is getting down from 10 to 7 years and from 12 to 9 years. In other words, the majority of mothers were married between the ages of 10 to 12, whereas the majority of the daughters are now married between the ages of 7 to 9. More specifically, the average age at first marriage for the mothers' generation is 11, whereas it is 8 years for the daughters' generation. Though it is commonly acknowledged in the literature that early marriage is most common among the rural communities of the Amhara Region of Ethiopia, this study reveal the trend, contrary to my expectation, that the prevalence rate of early marriage is increasing among the ethnographic research settings. The underlying reason behind this trend remains to be further investigated and analyzed. On the basis of the preliminary findings, I have organized a two-day exploratory workshop on "Early Marriage and Girls' Education in Mecha Woreda" (September 18-19, 2004) at Merawi, the woreda's capital. The workshop has proved to be a good opportunity to discuss the ethnographic material which I had collected so far and to identify the root-causes of early marriage and reasons for not sending girls to the locally available formal schools. The workshop has proved to be a good opportunity to identify locally appropriate strategies for challenging the negative aspects of early marriage and then to promote girls' formal schooling in the study area. Of course, there are various interactive and complex economic and socio-cultural structures and pressures accounted for the endurance, acceptance, and even the increasing trend of the practice of early marriage among the studied peasant communities. The most critical factors contributing to the highest prevalence rates of early marriage among the ethnographic research settings are family poverty, shortage of land due to fragmentation of family farm plots, and life insecurities. The major factors forcing parents to arrange early marriage for their children, particularly for daughters, can be summarized as follows: (1) Economically well-to-do peasant families can forge economic alliances with the relatively well-to-do families only through their children's marriage; (2) Sons who attain the age of 18 from land-poor families can claim land from the local Peasants' Association only if they got married, without taking into account the age of their brides. On the other hand, land-rich families with adult sons arrange a marriage for them just to maintain their landholdings. In both cases, the brides are usually below the age of 11; (3) Due to the aggravating family poverty, peasant parents tend to arrange the marriage for all of their children at the same time, in order to avoid the problem of preparing wedding feasts for each of them; (4) Securing children's future through marriage alliance is the major concern of peasant families due to life insecurities. As a result, the parents desire to see their children married or settled before becoming old or passing away. The daughters "marry out" because of patrilocality after marriage, so that their parents consider "investments" in them as a lost. Here it is worth mentioning that the socio-cultural motives behind early marriage are gender-specific. As a result, compared to boys, most girls get married at an earlier age just to avoid the qomo qär-stigma (fear of girls being unmarriageable after the age of 14) and to protect them from pre-marital sex, which is not equally scorned for boys. In this context, though economic motives and life insecurities are the major driving forces of early marriage for both sexes, socio-cultural values related to "femininity" and "virginity" have also contributed to the comparatively higher prevalence rate of early marriage among girls. Hence, there is a need for examining the pre-marital life of girls in the light of the overall control of women's life through men, on the one hand, and how this affects girls' access to and success in formal education, on the other. The ways in which girls and women manage to balance social expectations and real life challenges are demonstrated and analyzed in the extended case studies. My observations reveal that, in reality, the range of possible behavior is far wider than the superficially accepted social norms would suggest. In this context, the gap between the ideal patterns of behavior and the real ones becomes obvious. Furthermore, the gap between the national laws/policies legislating against early marriage/promoting girls' education and that of the local practices and realities is thoroughly examined in the light of the local peoples' reasons for arranging early marriage for their daughters, instead of sending them to the locally available formal school. The study reveals that parents' decisions on arranging early marriage for their daughters are usually based on gender differential expectations and values. In the first place, parents have the fear that their daughters will be unsuccessful in the formal schooling as compared to their sons. For most parents, the only successful vocation for the "girl-child" is to be a wife and mother. This motivates parents to give their daughters in marriage at an early age so that they can achieve social recognition in their community. As a result, parents prefer to invest on educating their sons rather than their daughters. In general, economic and social structures, life insecurities and the gender ideology are the main causes of early marriage, particularly for girls. The study examines the harmful consequences of early marriage on girls' overall-development in general and their participation in formal schooling in particular and concludes by suggesting possible areas for further research and future intervention.