Unser Alabama: Jugendforschung zwischen Kolonialismus- und Totalitarismustheorem
In: Die neuen Verführer?: Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in den Medien, S. 13-22
Vor dem Hintergrund der zunehmenden rechtsextremistischen Anschauung von Jugendlichen, vor allem in den neuen Bundesländern, geht der Autor aus sozialpsychologischer Sicht den Fragen nach, woher "die Nichtentscheidbarkeit des Streits über die Realität des sozialwissenschaftlichen Konstrukts einer 'flächendeckenden rechtsextremistischen Jugendkultur' resultiert und wie sich dies größere Ausmaß erklären lässt, vorausgesetzt es ließe sich über die relativ größere quantitative Häufigkeit dieser Phänomene im Osten Deutschlands Einverständnis erzielen." Er vertritt die These, dass beide Fragen derart unauflöslich und notwendig miteinander verwoben sind, dass politisch gewonnene Wert- und Existenzhaltungen von Wissenschaftlern unterschiedlicher Provenienz eine entscheidende Rolle schon bei der Konzeptualisierung des Problems spielen. Vor allem kommt es darauf an, ob und wie diese Wissenschaftler den deutschen Vereinigungsprozess mitsamt dem Grundlagenvertrag und dem politisch gewählten Vereinigungsverfahren beurteilen. Aus der Praxis entsprechender Bewertungen dieser Vorgänge lassen sich zwei diametral entgegengesetzte grundsätzliche Deutungsmuster bezüglich der Feststellung und Erklärung des rechtsextremistischen Verhaltens von Jugendlichen in Ostdeutschland identifizieren: das Kolonialisierungstheorem und das Totalitarismustheorem. (RG)