Gerne würden wir annehmen, daß die intergenerationellen Folgen der Verfolgungsvergangenheit von Überlebenden der Shoah von Generation zu Generation immer weniger spürbar werden und die Zeit die Wunden zu heilen beginnt. Doch läßt die Belastung durch die Verfolgungsvergangenheit in Familien von Überlebenden wirklich nach? Leiden die Enkel und Enkelinnen weniger unter der Familienvergangenheit als ihre Eltern?
In: Veröffentlichung / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse, Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung, Band 99-402
"This paper sets out to offer new insight into social change, especially social transformation. The authors have drawn up new types of social indicators to encapsulate the nature of social change, with the Intention of widening its meaning. The investigation draws an longitudinal panel studies: the German Socio-Economic Panel Study 1990-96 (GSOEP) and the Hungarian Household Panel 1992-96 (HHP). The single, albeit crucial social dimension examined is the income position of families, including the mobility of families within the income structure. The analysis takes a comparative and a longitudinal approach. Hungary and East Germany, as societies in transition, are compared with West Germany, as a case of 'usual' social change, while the income mobility of individuals is traced over time. Both these aspects are examined in relation to modernization theories. White classical measures such as the Gini Coefficient show a remarkable stability of income inequality, the indicators elaborated here reveal a high degree of individual movement behind the macro stability." (author's abstract)
Die teilnehmende Beobachtung als qualitatives Verfahren zum Einsatz in der Feldforschung wird vorgestellt. Zunächst werden die Vorteile der teilnehmenden Beobachtung beschrieben, nachfolgend die Rolle des Forschers während der teilnehmenden Beobachtung erläutert. Schließlich wird darauf eingegangen, unter welchen Voraussetzungen sich die teilnehmende Beobachtung als zentrale Erhebungsmethode in der Gemeindepsychologie anbietet. Zu guterletzt werden die Grenzen des Einsatzes der teilnehmenden Beobachtung dargestellt.
"Hauptanliegen dieses Beitrages ist die Deskription der Lebensbedingungen und der - damit verbundenen - psychosozialen Aspekte in einer für urbane Schweizer Verhältnisse repräsentativen Stichprobe im mittleren Lebensalter. Befragt wurden 1015 Personen zweier Altersgruppen (40 bis 45 resp. 50-55 Jahre). Diese Gruppen wurden verglichen hinsichtlich der Art und Häufigkeit von erlebten Transitionen, sowie im Hinblick auf ihre sozialen Ressourcen und ihr physisches und psychisches Wohlbefinden. Besonders berücksichtigt wurden geschlechtstypische Unterschiede sowie Unterschiede der beruflichen und familiären Situation. Den Resultaten zufolge ist der Hauptanteil der befragten Personen verheiratet und hat im Schnitt ein bis zwei Kinder. Die Mehrheit der 40-45jährigen lebt noch mit mindestens einem Kind im gleichen Haushalt, im Alter von 50-55 Jahren sind jedoch bei der Hälfte der Frauen alle Kinder bereits ausgezogen. Mit steigendem Alter werden die Leute in zunehmendem Maße mit dem Sterben ihrer eigenen Eltern konfrontiert, was an der alterskorrelierten Abnahme des Anteils von Frauen und Männern, welche noch beide Eltern oder zumindest noch einen Elternteil haben, ersichtlich ist. Was die Verfügbarkeit und Nutzung sozialer Netzwerke anbelangt, zeigt sich, dass Frauen im quantitativen und qualitativen Sinne bessere soziale Netzwerke haben als Männer. Die Mehrheit der Befragten empfindet ihr Leben als eher stabil und kontinuierlich. Jedoch zeigen sich klare Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen: Die Leute im Übergang ins mittlere Lebensalter zeichnen sich durch eine größere Instabilität aus als die 50-55jährigen. Die erlebten Veränderungen betreffen vor allem die Partnerschaft, den Beruf und das Selbst. Die höchste Stabilität wird insbesondere für die Beziehung zu den eigenen Kindern und zu den Eltern empfunden, was für beide Altersgruppen gleichermaßen zutrifft. Die Tatsache, dass die Transition ins mittlere Lebensalter als eine eher 'bewegte' Zeit empfunden wird, spiegelt sich in der Befindlichkeit der Betroffenen wider: Die 40-45jährigen weisen bedeutsam tiefere Werte beim psychischen Wohlbefinden auf als die 50-55jährigen, obwohl es sich bei der gesundheitlichen Selbsteinschätzung gerade umgekehrt verhält: Die jüngere Altersgruppe schätzt ihre Gesundheit bedeutsam positiver ein als die ältere. Die ältere scheint sich indes psychisch, trotz zunehmender altersbedingter gesundheitlicher Probleme, an die neue Lebensphase adaptiert und neuäquilibriert zu haben. Die subjektive Gesundheitseinschätzung sowie das psychische Wohlbefinden kovariiert unseren Resultaten zufolge mit dem Alter, jedoch nicht mit dem Geschlecht." (Autorenreferat)
Anhand eines historisch Rückblicks versucht der Autor seine These zu belegen, daß das Verhältnis von europäischen und islamischen Staaten keineswegs durchweg von Konfrontation bestimmt war. Auch wendet er sich gegen die These von der angeblichen Unvereinbarkeit von Islam und Demokratie. Die Prognosen über einen bevorstehenden Zusammenstoß zwischen dem Westen und dem Islam hält er angesichts der Tatsache, daß die islamischen Länder lediglich eine kulturell- religiöse, nicht aber eine geopolitische Einheit darstellen, gleichfalls nicht für überzeugend. Abschließend legt er die Auswirkungen des zukünftigen europäisch-islamischen Verhältnisses auf die Entwicklung Rußlands dar. Aufgrund seiner geographischen Lage und der Besonderheiten seiner historischen Entwicklung könnte Rußland nach Ansicht des Verfassers eine wichtige Vermittlerrolle im europäisch-islamischen Verhältnis zukommen. (BIOst-Mrk)
Der Autor gibt einen historischen Abriß der zentralasiatischen Region, wobei er fünf Etappen unterscheidet, in denen die sich auf dem Gebiet des heutigen Zentralasien befindlichen früheren Territorien durchaus eine gewisse innere Einheit aufwiesen. Die aus der Zeit des zaristischen Rußland und der UdSSR tradierten Gemeinsamkeiten bilden auch heute, nach Erlangen der staatlichen Unabhängigkeit der einzelnen zentralasiatischen Länder, das Fundament für eine regionale Integration. Gleichzeitig ist nicht zu verkennen, daß Kasachstan und Usbekistan sich in einer Konkurrenzsituation um die führende geopolitische und geoökonomische Rolle in dieser Region befinden, wobei diese Konkurrenz weit zurückreichende historische Wurzeln hat. Nach Meinung des Autors entwickelt sich Usbekistan in immer stärkerem Maße zur dominierenden Regionalmacht. (BIOst-Mrk)
'Diese vergleichende Studie analysiert die die Berufsgruppe der Selbständigen in neun postkommunistischen Staaten: Belarus, Bulgarien, Kroatien, Polen, Rumänien, Slowakei, Tschechien, Ungarn, sowie die Ukraine. Die Datenbasis der Untersuchung besteht aus dem 'Neuen Demokratien Barometer 4', welches von den Autoren im Jahre 1996 durchgeführt wurde, wobei 9.000 Personen in persönlichen Interviews befragt wurden. Die größte Anzahl von Selbständigen wurde in fortgeschrittenen Transformationsländern wie Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien und in der Slowakei festgestellt. In der Berufsgruppe der Selbständigen fanden wir eine Dominanz von Männer, von Personen mit höherem Bildungsniveau und der jüngeren Generation. Die relative Jugend der Selbständigen in Zentraleuropa und Osteuropa stellt ein gutes Zeichen für das zukünftige Wachstumspotential dieser sich herausbildenden sozialen Schicht in den nächsten Jahren der wirtschaftlichen Transformationsprozesse im post-kommunistischen Europa dar.' (Autorenreferat)
Der Prozeß der Modernisierung hat auch in sozialer Hinsicht eine offene Gesellschaft geschaffen. Ein Indikator dafür ist das Maß an äußerer Übereinstimmung zwischen Ehepartnern. Die These, daß die Modernisierung der Gesellschaft auch eine freiere und weniger pragmatische Partnerwahl begünstigt, wird überprüft. Auf der Quellengrundlage der eingetragenen Ehen, die in der niederländischen Stadt Woerden von 1830 - 1930 geschlossen wurden, werden der Wandel in der sozialen, altersmäßigen und religiösen Übereinstimmung bei der Partnerwahl untersucht. Dabei werden sechs soziale Klassen zwischen 'Ungelernte Arbeiter' und 'Oberklasse' sowie die Religionen römisch-katholisch, calvinistisch und lutheranisch unterschieden. Die sozialen, religiösen und Altersfaktoren werden in einem Beziehungszusammenhang betrachtet. Es zeigt sich, daß die Alters- und soziale Klassenübereinstimmung abnehmen, während die religiöse Übereinstimmung zunimmt. (prf)
Der im Gefolge des Denkens von Hegel und Marx seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hochbedeutsame Topos der Entfremdung hat mit dem Bedeutungsschwund des marxistischen Denkens an Boden verloren. Es gilt, unter Wiedergewinnung seiner in der Philosophie und Soziologie der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts grundgelegten phänomenologischen Dimensionen, eine neue und radikalere Entfremdungstheorie zu entwickeln, die insbesondere die dimensionalen Differenzen zwischen "Entfremdung" und "Veränderung" berücksichtigt und die die festgefahrene Interpretation des Zustands der Entfremdung auf eine Dynamik der Entfremdung hin überwindet, die erstmals auch die bereits bei Hegel grundgelegte innere Dialektik des "Ent-" als Wesenszug des Entfremdungsgeschehens selbst berücksichtigt.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich in den westlichen Industrieländern das Krankheits- und Sterblichkeitsgeschehens, besonders für das Säuglingsalter und für die Altersklassen über 60 Jahre, gewandelt. Diese Veränderungen bilden einen 'epidemiologischen Übergang', dessen positive und negative Seiten, vor allem dessen einzelne Phasen und wichtigste Merkmale nachgezeichnet werden. Globale Entwicklungslinien werden nur kurz angesprochen. Den Schwerpunkt bilden die demographischen Befunde aus Deutschland bzw. Preußen, größtenteils aus dem Zeitraum 1816-1913. Anhand von Schaubildern werden u.a. die Veränderungen des 'Todesursachen-Panoramas' in Preußen bzw. seit dem Ersten Weltkrieg und der Zuwachs an 'verlorenen Lebensjahren' aufgezeigt. Internationale Erklärungsansätze für den Sterblichkeitsrückgang während der letzten 100 Jahre sowie Teilerklärungen für den Sterblichkeitsrückgang in Deutschland seit den 1870er Jahren werden wiedergegeben. Erst im achten Lebensjahrzehnt taucht der Tod 'im Prinzip unausweichlich' wieder auf. (prf)
Seit den 80er Jahren gilt das Heiratsverhalten als Kern der demographischen Erforschung des 18. Jahrhunderts in England. Das Sinken des weiblichen Heiratsalters in Regionen industrieller Produktion vor dem Fabrikzeitalter (Protoindustrialisierung) wird mit dem Bevölkerungsanstieg unmittelbar verknüpft. Anhand von Familienrekonstruktionen u.a. werden diese gängige Beobachtung und Interpretation hinterfragt. Dazu werden aus der englischen Stadt Calverley-cum-Farsley 6.400 individuelle und 1.700 Familienlebensläufe bezüglich Heiratsalter u.a. Variablen analysiert. Tabellen aus dem Zeitraum 1650-1830 werden wiedergegeben. Es zeigt sich, daß in Calverley das weibliche Heiratsalter während der Protoindustrialisierung konstant bleibt und die statistische mittlere Verteilung eng gestreut ist. Damit erweist sich das Heiratsalter nicht als allgemeines Merkmal englischer Gemeinden im 18. Jahrhundert. Dies wirft Fragen nach der sozialen Mobilität, der Vorsorge für die Kinderpflege und der gefühlsmäßigen Bindung an Grundbesitz auf. So läßt sich auf der Grundlage von Heiratsdaten das demographische, ökonomische, soziale, kulturelle und institutionelle Leben zur Zeit der Protoindustrialisierung rekonstruieren. (prf)
Der Autor unternimmt den Versuch, die konstruktiven Bemühungen der Verteilten Künstlichen Intelligenz und die rekonstruktiven Bemühungen der Actor-Network-Theorie um die Handlungsfähigkeit von Technik aufeinander zu beziehen. Untersucht werden (1) die Bedeutung des Unterschieds zwischen genetisch und effektiv situiertem Verhalten für die Frage der Handlungsfähigkeit technischer Agenten bzw. Aktanten; (2) die Abhängigkeit der Festgelegtheit ihrer Eigenschften vom Umfang der betrachteten Netzwerkbeziehungen und (3) der Zusammenhang zwischen dem expliziten Modell eines Multiagenten-Systems und dem Modell der relevanten Netzwerkumgebung. (prh)