Angst und Politik
In: Wirtschaft, Staat, Demokratie: Aufsätze 1930-1954, S. 424-459
Ziel dieses Beitrags von 1954 ist es, das Angstproblem in der Politik zu behandeln. Dazu wird im ersten Abschnitt das Problem der Entfremdung thematisiert und in den beiden folgenden Abschnitten das Verhältnis von Entfremdung und Angst (individualpsychologische Ebene) sowie die Beziehung von Angst und Identifizierung (massenpsychologische Ebene) behandelt. Darauf aufbauend wird die entscheidende Form der affektiven Identifizierung untersucht, die caesaristische Identifizierung, deren historische wie psychologische Regressivität herausgearbeitet wird. Als wichtiges Indiz für den regressiven Charakter wird das Geschichtsbild der falschen Konkretheit - die Verschwörungstheorie - angesehen. Vor diesem Hintergrund wird im fünften Abschnitt der Frage nach den historischen Situationen nachgegangen, in denen Angst als typisches Phänomen Massen ergreift. Dazu werden die beiden anderen Schichten der Entfremdung untersucht: die soziale und die politische. Die abschließende Zusammenfassung hält fest, daß die Welt für die Ausbildung regressiver Massenbewegungen anfälliger geworden ist. (RW)