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World Affairs Online
Kodierte Erfassung von Wahlprogrammen wie sie im Vorfeld der Europawahlen 2014 veröffentlicht wurden.
Der Datensatz enthält eine verkodete Version der Parteiprogramme.
Euromanifestos kodiert von 30 Programmierern aus allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union unter Verwendung eines hierarchischen Klassifizierungsschemas, das neun Bereiche enthält, die in verschiedene Kategorien und Unterkategorien unterteilt sind:
Bereich 1: Außenbeziehungen
Ausländische Sonderbeziehungen: allgemein, zu osteuropäischen Ländern der EU; Sonderbeziehungen zu osteuropäischen Ländern außerhalb der EU (außer der Ukraine), nach Russland, in die USA, in die Ukraine, nach Syrien; Antiimperialismus; Militär: Militär allgemein, Ukraine, Syrien; Frieden: Frieden allgemein, Frieden Ukraine, Syrien; Internationalismus; Europa, Europäische Gemeinschaft / Union: Europa, Europäische Gemeinschaft / Union: allgemein; Finanzierung der EC / EU; EU-Ausgang.
Bereich 2: Freiheit und Demokratie
Freiheit und Menschenrechte: Freiheit, Menschenrechte, Menschenrechte: Flüchtlinge; Demokratie; Konstitutionalismus.
Bereich 3: Politisches System (allgemein)
Dezentralisierung: Dezentralisierung: allgemein; Übertragung der Macht auf die EC / EU;
Exekutive und administrative Effizienz: politische Korruption und politische Autorität.
Bereich 4: Politisches System der Europäischen Union
Kompetenzen des Europäischen Parlaments; Zuständigkeiten der Europäischen Kommission; Zuständigkeiten des Europäischen Rates / Ministerrates: Zuständigkeiten des Europäischen Rates / Ministerrates: allgemein; Abstimmungsverfahren im (Europäischen) Rat; Zuständigkeiten des Europäischen Gerichtshofs; Zuständigkeiten anderer EC / EU-Institutionen: Zuständigkeiten anderer EC / EU-Institutionen: allgemein; Erwähnungen der Europäischen Zentralbank; EU / EU-Erweiterung: EU / EU-Erweiterung: allgemein; Mitgliedschaft in der EU osteuropäischer Länder, die derzeit nicht in der EU sind; Mitgliedschaft in der EU der Balkanländer, die derzeit nicht in der EU sind; Mitgliedschaft der Türkei in der EU; Komplexität des politischen Systems der EC und der EU; Spitzenkandidaten: Spitzenkandidaten: allgemein und spezifisch.
Bereich 5: Wirtschaftsstruktur
Freies Unternehmen: freies Unternehmen: allgemein; Eigentumsrückgabe; kontrollierte Wirtschaft: kontrollierte Wirtschaft: allgemein; soziales Eigentum; gemischte Wirtschaft; staatseigene Industrie; sozialistisches Eigentum; Wirtschaftsplanung: Wirtschaftsplanung: allgemein; EG / EU-Strukturfonds; Verstaatlichung: Verstaatlichung: allgemein; Privatisierung; Korporatismus; Marktregulierung; Marxistische Analyse.
Bereich 6: Wirtschaftspolitiken und Ziele
Anreize; Keynesianisches Nachfrage-Management; Produktivität; Technologie und Infrastruktur; Protektionismus; Anti-Wachstums-Wirtschaft; wirtschaftliche Orthodoxie; wirtschaftliche Ziele: wirtschaftliche Ziele: allgemein; Schaffung von Arbeitsplätzen; Arbeitsimmigration: EU-Bürger; Binnenmarkt; Europäische Währungsunion / Europäische Währung; Europäische Währungsunion / Europäische Währung-transnationale Solidarität; Arbeitsimmigration: Nicht-EU-Bürger; Arbeitsimmigration: nicht spezifiziert; Arbeitsemigration; Energiepolitik.
Bereich 7: Wohlfahrt und Lebensqualität
Umweltschutz: Umweltschutz: allgemein; Umweltschutz: globale Erwärmung; Umweltschutz: Tierrechte; Kultur; soziale Gerechtigkeit; Wohlfahrtsstaat (WS); Sozialstaat: allgemein, Renten, Gesundheits- und Pflegedienste, Sozialwohnungen, Kinderbetreuung, Arbeitsprogramme; Bildung.
Domäne 8: Struktur der Gesellschaft
Multikulturalismus; traditionelle Moral; Recht und Ordnung: Recht und Ordnung: allgemein; Kampf gegen den Terrorismus; soziale Harmonie; nationale Lebensweise: nationale Lebensweise: allgemein; Einwanderung (EU-Bürger); EU-Integration; Zypernfrage (nur für Zypern); Einwanderung (außerhalb der EU); Einwanderung (nicht spezifiziert).
Domäne 9: Soziale Gruppen
Arbeitsgruppen; Landwirtschaft und Landwirte; Mittelklasse und Berufsgruppen; Unterprivilegierte Minderheitengruppen (UMG): UMG: allgemein, Behinderte, Homosexuelle, Immigranten und Ausländer (EU-Bürger) im Land des Manifestes, ethnische Minderheiten / Manifeste im Ausland, Einwanderer und Ausländer (außerhalb der EU) im Land des Manifestes, Einwanderer und Ausländer (nicht spezifiziert) im Land des Manifestes; Nichtwirtschaftliche demografische Gruppen (NEDG): allgemein, Frauen, Alte, Jugendliche, Sprachgruppen.
Zusätzlich verkodet wurde: Land; Region (Variable unterscheidet Parteien von Belgien und Großbritannien in Bezug auf ihren jeweiligen regionalen Hintergrund); Ländercode plus Wahljahr; EES-Parteicode, MARPOR-Parteicode, Chapel Hill-Parteicode; Jahr der ersten Wahlen des Landes zum Europäischen Parlament; Jahr der ersten Aufnahme des Landes in das Europäische Parlament; Wahljahr; Parteiinitialen; Parteinamen; Informationen über Änderungen von Parteinamen; Parteifamilie; Parteifamilie nach MARPOR; Parteifamilie zu Beginn (Euromanifesto Projekt); Prozentsatz der EEP-Stimmen auf nationaler Ebene; Anzahl der Sitze im Europäischen Parlament; Gesamtzahl der Sitze im Europäischen Parlament nach Ländern; Zugehörigkeit zu einer Fraktion auf europäischer Ebene (europäische Partei); Art des codierten Manifests; Prozentsatz der Stimmen bei den letzten nationalen Parlamentswahlen; Anzahl der Sitze im nationalen Parlament; Mitgliedspartei der nationalen Regierung zum Zeitpunkt der EP-Wahl; nationaler Premierminister ist Mitglied dieser Partei.
GESIS
The idea of a distinctly 'liberal' form of multiculturalism has emerged in the theory and practice of Western democracies and the international community has become actively engaged in its global dissemination via international norms and organizations. This thesis investigates the internationalization of minority rights, by exploring state-minority relations in Cambodia, in light of Will Kymlicka's theory of multicultural citizenship. Based on extensive empirical research, the analysis explores the situation and aspirations of Cambodia's ethnic Vietnamese, highland peoples, Muslim Cham, ethnic Chinese and Lao and the relationships between these groups and the state. All Cambodian regimes since independence have defined citizenship with reference to the ethnicity of the Khmer majority and have - often violently - enforced this conception through the assimilation of highland peoples and the Cham and the exclusion of ethnic Vietnamese and Chinese. Cambodia's current constitution, too, defines citizenship ethnically. State-sponsored Khmerization systematically privileges members of the majority culture and marginalizes minority members politically, economically and socially. The thesis investigates various international initiatives aimed at promoting application of minority rights norms in Cambodia. It demonstrates that these initiatives have largely failed to accomplish a greater degree of compliance with international norms in practice. This failure can be explained by a number of factors, among them Cambodia's neo-patrimonial political system, the geo-political fears of a 'minoritized' Khmer majority, the absence of effective regional security institutions, the lack of minority access to political decision-making, the significant differences between international and Cambodian conceptions of modern statehood and citizenship and the emergence of China as Cambodia's most important bilateral donor and investor. Based on this analysis, the dissertation develops recommendations for a sequenced approach to minority rights promotion, with pragmatic, less ambitious shorter-term measures that work progressively towards achievement of international norms in the longer-term. ; In der politischen Theorie und Praxis liberaler Demokratien hat sich die Idee eines explizit liberalen Multikulturalismus etabliert. Die internationale Gemeinschaft verbreitet diese Idee weltweit durch Völkerrechtsnormen und internationale Organisationen. Auf der Grundlage umfangreicher Feldforschung untersucht die vorliegende Dissertation die Internationalisierung von Minderheitenrechten am Beispiel Kambodschas. Dazu werden die Situation und Aspirationen von Kambodschas ethnischen Vietnamesen, Bergvölkern, islamischen Cham, ethnischen Chinesen und Laoten und das Verhältnis zwischen diesen Gruppen und dem Staat analysiert. Alle kambodschanischen Regimes seit der Unabhängigkeit haben Staatsbürgerschaft über die Ethnizität der Khmer Mehrheit definiert und diese Konzeption durch den Versuch der Assimilation der Bergvölker und Cham und den Ausschluss ethnischer Vietnamesen und Chinesen aktiv und oft gewaltsam zu verwirklichen versucht. Auch die aktuelle Verfassung definiert Mitgliedschaft im Gemeinwesen ethnisch. Das Streben des Staates nach der kulturellen 'Khmerisation' der Bevölkerung privilegiert Mehrheitsmitglieder und marginalisiert Mitglieder kultureller Minderheiten politisch, wirtschaftlich und sozial. Trotz vielfältiger Initiativen ist die internationale Gemeinschaft daran gescheitert, in Kambodscha die Anwendung internationaler Minderheitenrechte zu erreichen. Die Analyse erklärt dieses Scheitern mit einer Reihe von Faktoren, darunter Kambodschas neo-patrimonialem Regierungssystem, den geo-politischen Ängsten einer 'minoritisierten' Khmer Mehrheit, dem Fehlen effektiver regionaler Sicherheitsinstitutionen, dem fehlenden Zugang von Minderheiten zu politischen Entscheidungsprozessen, den erheblichen Unterschieden zwischen internationalen und kambodschanischen Konzeptionen von moderner Staatlichkeit und Staatsbürgerschaft sowie der zunehmenden Bedeutung Chinas als Kambodschas wichtigstem bilateraler Geber und Investor. Auf der Grundlage dieser Analyse entwickelt die Arbeit Empfehlungen, wie die internationale Gemeinschaft mit einem sequenzierten Ansatz die schrittweise Annäherung an internationale Normen und deren langfristige Einhaltung erreichen kann.
BASE
World Affairs Online
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In: Journal für Psychologie, Band 10, Heft 2, S. 112-131
Unter Bezug auf die literarische Tradition der Aufklärung, den fremden Blick als Stilmittel der Kulturkritik einzusetzen, werden ausgewählte Texte des deutsch-türkischen Schriftstellers Feridun Zaimoglu untersucht, in denen türkische Migrantenkinder der zweiten oder dritten Generation, die sich selbst "Kanaken" nennen, ihre Sicht über Deutschland darlegen. Neben dem Inhalt der Erzählungen umfasst die Analyse den Sprachgestus und Sprachbilder von "Kanaksprak", einer kreativen Sprachmischung, in die Elemente aus beiden Kulturen eingehen.
Das politische System Israels ist durch den Anspruch gekennzeichnet, zwei Staatsprinzipien, nämlich "jüdisch und demokratisch", in sich vereinen zu wollen. Deren Verhältnis zueinander ist Gegenstand permanenter politischer Auseinandersetzung. In Bezug auf die rechtliche Organisation der israelischen Bevölkerung zeigt sich das Versprechen des Staates "jüdisch und demokratisch" zu sein, als ein immanenter Widerspruch, verlangt es doch einen partikularen Fokus auf jüdische Staatsbürger und universale Rechtsbehandlung von allen Israelis zugleich. Die Fragen, denen in der Dissertation nachgegangen wird, lauten, wie sich die beiden Prinzipien "jüdisch und demokratisch" rechtlich manifestieren und wie sich, die darin enthaltenen partikularen und universalen Zugänge zu einander verhalten. Auf der Grundlage von Rechtsdokumenten zu zentralen Themenbereichen wie Einwanderung, Einbürgerung, Bildung, Sprache und dem Verhältnis von Staat und Religion wird die Kodifizierung von Gruppen bzw. Individuen im israelischen Rechtssystem analysiert. Es geht darum, die starke Differenzierung zwischen Gruppen (v.a. jüdische Israelis auf der einen Seite und nicht-jüdische Israelis auf der anderen Seite, was vor allem arabische/palästinensischen Israelis bedeutet) mit Blick auf die Aufrechterhaltung dieser Gruppenunterschiede systematisch zu untersuchen. Die Arbeit verortet sich im Forschungsfeld der Israel-Studien. Als theoretisches Gerüst dient insbesondere die Theorie des liberalen Multikulturalismus von Will Kymlicka. Das Ergebnis der Dissertation ist die Erkenntnis, dass innerhalb des israelischen Rechtssystems hinsichtlich der Verwaltung der Bevölkerung, zwei eigenständige Gruppenrechtssysteme bestehen. Durch diese werden zwei voneinander unabhängige Rechtsstränge etabliert, welche die Bevölkerung zu zwei Gruppen formen, die rechtlich unterschiedlich adressiert werden. Die jüdischen Staatsbürger treten im israelischen Recht als eine zusammenhängende Gruppe mit gleichen Merkmalen und einem klaren politischen Willen auf, während nicht-jüdische Staatbürger rechtlich zu losen Einzelnen ohne gemeinsame Merkmale und Geschichte individualisiert oder in eine Vielzahl unpolitischer religiöser Denominationen unterteilt werden. Die beiden Gruppenrechtssysteme verlaufen parallel zu einander ohne rechtlich mit einander zu konkurrieren. Betrachtet man das politische Gesamtsystem, wird ersichtlich, dass das Staatsprinzip "jüdisch" vor dem "demokratischen" Staatsprinzip Vorrang hat. Auch der universale Zugang allen Israelis gegenüber kann angesichts des starken Partikularismus zugunsten der jüdischen Gruppe, lediglich prozedural sein. Israel's political system is characterized by its claim to unite two state principles, namely "Jewish and democratic". Their relationship to one another is the subject of permanent political debate. With regard to the legal organization of the Israeli population, the state's promise to be "Jewish and democratic" appears to be an immanent contradiction, since it demands a particular focus on Jewish citizens and universal legal treatment of all Israelis at the same time. The questions addressed in the dissertation are how the two principles of "Jewish and democratic" are manifested in law and how the particular and universal approaches contained therein relate to each other. On the basis of legal documents on central topics such as immigration, naturalization, education, language and the relationship between state and religion, the codification of groups or individuals in the Israeli legal system is analysed. The aim is to systematically examine the strong differentiation between groups (mainly Jewish Israelis on the one hand and non-Jewish Israelis on the other, which means mainly Arab/Palestinian Israelis) with regard to the maintenance of these group differences. The work is situated in the research field of Israel studies. Will Kymlicka's theory of liberal multiculturalism serves as the theoretical framework. The result of the dissertation is the finding that within the Israeli legal system, with regard to the administration of the population, two independent legal systems exist. Through these, two independent strands of law are established, which form the population into two groups that are legally addressed differently. Jewish citizens appear in Israeli law as a cohesive group with common characteristics and a clear political will, while non-Jewish citizens are legally individualized into loose individuals with no common characteristics or history, or divided into a variety of apolitical religious denominations. The two legal systems run parallel to each other without legally competing with each other. Looking at the overall political system, it is evident that the "Jewish" principle of the state takes precedence over the "democratic" principle of the state. And the universal access to all Israelis can only be procedural, given the strong particularism in favour of the Jewish group.
BASE
Blog: www.jmwiarda.de Blog Feed
Nach mutmaßlich antisemitischen Äußerungen eines Wissenschaftlers geriet die Max-Planck-Gesellschaft seit dem Wochenende unter Druck, klar Stellung zu beziehen. Der Forscher selbst betonte, er sei kein Antisemit. Jetzt reagiert die Forschungsorganisation.
"MAX-PLANCK-INSTITUT beschäftigt Israel-Hasser", titelte am Montag die Jüdische Allgemeine. Tatsächlich lesen sich
etliche der Posts und Blogeinträge des australischen Gastwissenschaftler Ghassan Hage wie die Verherrlichung der Gräueltaten vom 07. Oktober. Ein Gedicht mit 17 Versen, das Hage laut Zeitstempel noch am Tag des
Hamas-Überfall auf Israel verfasste, kulminierte in der Feststellung: "Die Palästinenser, wie alle kolonisierten Völker, beweisen noch immer, dass ihre Fähigkeit zum Widerstand endlos ist. Sie
graben nicht nur Tunnel. Sie können über Mauern fliegen."
Israels Reaktion bezeichnete der Ethnologe auf der Online-Plattform "X" als "Genozid", sie ähnele der antisemitischen Nazi-Gewalt "mit ihrer zerstörerischen Kraft und ihrem Wunsch zu demütigen",
"auch in ihrer Vulgarität". Zuerst hatte die WELT am
Sonntag über Hages Äußerungen berichtet und darauf hingewiesen, dass Hage seit Jahren die Israel-Boykottbewegung BDS unterstütze. Lange, bevor er als 2023 ans Max-Planck-Institut für
Ethnologische Forschung nach Halle an der Saale ging.
Entsprechend unter Druck war seit dem Wochenende die Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die in der Angelegenheit über Monate zumindest nach außen untätig geblieben war – obwohl sich ihre
Stellungnahme kurz nach dem Angriff als das komplette Gegenteil zu Hages Äußerungen las. "Wir stehen solidarisch an der Seite des Staates Israel", hieß es darin. "Wir gedenken der Israelis und
der Menschen aus aller Welt, die dem Terror der Hamas zum Opfer gefallen sind." MPG-Präsident Patrick Cramer hatte die englischsprachige Version damals umgehend auf "X" gepostet. Musste er jetzt
in Sachen Hage genauso eindeutig Haltung zeigen, und wenn ja, was bedeutete das?
Hage, der 1957 in Beirut im Libanon geboren wurde, gilt in seinem Feld als herausragender Wissenschaftler, der viel beachtete Forschungsarbeiten zu Rassismus, Nationalismus und Multikulturalismus
geleistet hat. Die Nachricht, dass er für zwei Jahre Gastprofessor in Halle wurde, würdigte das Max-Planck-Institut mit einem – inzwischen nicht mehr online abrufbaren – Interview und der
Schlagzeile "Willkommen am MPI, Ghassan Hage!"
"Wilde Bestien
des Westens"
Dessen anti-israelische Rhetorik sich nach dem 7. Oktober in Frequenz und Schärfe spürbar verstärkt hatte. Doch obgleich er Israel seitdem als "sich überlegen fühlender Schläger" bezeichnete,
dessen Ende als jüdischer Staat prognostizierte und laut WELT am Sonntag in einem inzwischen gelöschten Post schrieb, "die Zionisten mit ihrer Siedlergewalt" würden zu "den wilden
Bestien des Westens", sieht Hage sich selbst nicht als Antisemit. Im Gegenteil betonte er auf "X": Die Autoren, von denen er am meisten gelernt habe, seien fast alle Juden gewesen. "Und hier lebe
ich nun inmitten der Kulturen, die den Judenhass, das Verbrennen jüdischer Bücher und Geschäfte, das Einsperren von Juden in Konzentrationslager und deren massenhafte Ermordung zu einer makabren
Kunstform erhöht haben, und muss mir moralische Vorträge anhören, wie man sich nicht antisemitisch verhält."
Auf Presseanfragen reagiert Hage nicht. Seinen Aufenthalt am Max-Planck-Institut in Halle habe er beendet, weil dieses es vorgezogen habe, "ihn zu verhören, statt ihn zu verteidigen". So kann man
es in der Petition nachlesen, die ein Pariser Professor
gestartet hat – zur Unterstützung gegen die "bösartige Schmierenkampagne" durch "bestimmte Journalisten und pro-israelische Aktivisten". "Machen Sie mit und stehen Sie auf für die
Meinungsfreiheit und unterschreiben Sie heute die Petition!" Bis Mittwochabend waren 1325 Menschen dem Aufruf gefolgt, viele davon offenbar aus englischsprachigen Ländern, darunter nach
eigenen Angaben auch Juden und sogar Verwandte von Holocaust-Überlebenden.
Was kein Zufall ist, wie die Politikwissenschaftlerin Katrin Kinzelbach von der Universität Erlangen-Nürnberg Mitte Januar im Tagesspiegel und hier im Blog in
Bezug auf die USA ausführte. Das Verständnis von Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit dort sei ein unbedingteres" sei als "bei uns", erklärte Kinzelbach. Es gebe hier "fast keine Grenzen".
Kinzelbach äußerte sich zum Rücktritt der Harvard-Präsidentin Claudine Gay, nachdem diese und zwei Kolleginnen bei einer Anhörung im US-Kongress sich nicht hatten festlegen wollen, ob der Aufruf
zum Völkermord an den Juden gegen universitäre Richtlinien zu Mobbing und Belästigung verstoße. Kinzelbach kommentierte, die Überzeugung auch der meisten Wissenschaftler in den USA laute:
"Absolute Redefreiheit ist die Voraussetzung von Demokratie."
MPG: Missbrauch von
Freiheitsrechten
Während in Deutschland die Öffentlichkeit auf Kritik an Israel und erst recht auf die Gleichstellung von Israels Politik mit den Verbrechen der Nationalsozialismus extrem empfindlich reagiert.
Doch so schwer erträglich einige von Hages Äußerungen sind, bedeutet das auch, dass sie gegen deutsche Gesetze verstoßen?
Genau das war das Spannungsfeld, in dem sich MPG-Präsident Cramer als Präsident einer weltweit agierenden Forschungsorganisation bewegte. Und sich mit dem Hinweis auf die Prüfung des Sachverhalts
mit seiner offizielle Reaktion Zeit ließ.
Am Mittwochabend um 18.30 Uhr war es dann soweit, die Max-Planck-Gesellschaft veröffentlichte ihre offizielle Stellungnahme: Unter den von Ghassan Hage in jüngerer Zeit über soziale Medien
verbreiteten Ansichten seien viele mit den Grundwerten der MPG unvereinbar. "Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich daher im Einvernehmen mit dem Institut von ihm getrennt." Offenbar hatte Hage
zuvor, siehe die Formulierung "im Einvernehmen", mit seinem selbstverkündeten Abschied zumindest die arbeitsrechtliche Problematik entschärft.
Max Planck nimmt Stellung,
Hage reagiert
Die im Grundgesetz garantierten Freiheitsrechte seien für die MPG ein unschätzbar hohes Gut, schrieb die MPG weiter. "Sie gehen mit großer Verantwortung einher. Forschende missbrauchen
Freiheitsrechte, wenn sie mit öffentlich verbreiteten Verlautbarungen die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft untergraben und damit das Ansehen und Vertrauen in die sie tragenden Institutionen
beschädigen." Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit finde seine Grenze in den wechselseitigen Pflichten zur Rücksichtnahme sowie Loyalität im Arbeitsverhältnis. "Rassismus, Islamophobie,
Antisemitismus, Diskriminierung, Hass und Hetze haben in der Max-Planck-Gesellschaft keinen Platz."
Am Ende hat sich die MPG also im Spannungsfeld eindeutig verortet. Doch eben erst nach der Presseberichterstattung.
Hage reagierte seinerseits noch in der Nacht und kündigte an, bald ein eigenes Statement zu veröffentlichen. Mit dem ersten Teil der MPG-Erklärung zur Unvereinbarkeit zwischen seinen Ansichten
und den Grundwerten von Max Planck hätte er leben können, schrieb Hage auf "X". "Aber die Aussage am Schluss, es sei in der MPG kein Platz für Rassismus, "was impliziert, ich sei ein Rassist,
kann ich nicht akzeptieren."
Dies ist die aktualisierte Version eines Beitrags, der zuerst im Tagesspiegel erschien.
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Blog: Rechtspopulismus
Dieser Beitrag stellt einige Erkenntnisse meiner Seminararbeit über den Wandel des französischen Parteiensystems vor. Über Jahrzehnte hinweg war das Parteiensystem der V. französischen Republik von einer starken bipolaren Rechts-Links-Logik geprägt. Das politische Spektrum ließ sich dabei in vier grobe Gruppierungen unterteilen: Linkssozialisten und Kommunisten (Linksfront), Sozialisten und Linksliberale (Parti socialiste), dann die gemäßigte Rechte um die rechtsliberalen und konservativen UDI und Les Républicains und schließlich der rechtspopulistische Rassemblement National (früher: Front National).Infolge des Mehrheitswahlrechts dominierten die zwei gemäßigten Großparteien des linken und rechten Lagers (PS und LR) die Institutionen. Kleinere Parteien konnten sich durch Bündnisse mit ihnen an der Macht beteiligen. Das Zentrum um die Partei MoDem spielte eine eher untergeordnete Rolle (vgl. Höhne 2015: 41; Kimmel 2017: 328; Ruß-Sattar & Jakob 2018: 5).Diese Grundstruktur in einem "semipräsidentiellen System", in dem das Staatsoberhaupt die Richtlinien der Politik bestimmt, sorgte nach relativer Instabilität in der IV. Republik für stabile Mehrheiten und regelmäßige Machtwechsel zwischen den beiden politischen Lagern. Ferner konnten durch das Wahlsystem extreme Kräfte erfolgreich in Schach gehalten werden. So sorgte auch das Erreichen der Stichwahl von Jean-Marie Le Pen (FN) im Jahr 2002 nicht dafür, dass die bipolare Struktur aufgebrochen wurde, da bei der nachfolgenden Parlamentswahl kein Kandidat der Rechtsextremen in die Nationalversammlung einzog. Man spricht hier auch von einer "republikanischen Front", die den Einfluss rechtsextremer Kräfte einhegt (vgl. Kimmel 2017: 329-33).Das Erdbeben 2017Wahlergebnisse nach https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswahl_in_Frankreich_2017Diese Bipolarität wurde mit der Wahl Macrons im Jahre 2017 aufgebrochen, was einem politischen Erdbeben gleichkam (vgl. Martin 2017). Obwohl schon vorher andere Parteien versucht hatten, das politische Zentrum zu besetzen und mit der Rechts-Links-Logik zu brechen, war die Situation im Jahr 2017 nach Evans & Ivaldi (2018: 20) aus drei Gründen besonders günstig:Eine starke, radikale Wählerschaft (sowohl die linksextreme Partei LFi als auch der rechtspopulistische FN schnitten rekordverdächtig gut ab,eine glaubwürdige zentristische Alternative unter Macron, der auch davon profitierte, dass das politische Zentrum überhaupt erst frei wurde ("Da mit Fillon ein Vertreter der ausgesprochen konservativen Orientierung der Republikaner und mit Hamon ein Exponent des linken Flügels der sozialistischen Partei kandidierten, wurde die politische Mitte für Macrons Kandidatur frei", Kimmel 2017: 340),eine erhöhte Fragmentierung des Parteiensystems.Dem sind weitere Gründe hinzuzufügen:Ein mehr und mehr salonfähig gewordener Front National, der unter Marine Le Pen seit 2011 erfolgreich "entdämonisiert" wird,eine bemerkenswerte Unzufriedenheit mit den Kandidaten der "Regierungsparteien" (innerhalb der PS war man mit dem Kandidaten Hamon gar so unzufrieden, dass einige Wahlwerbung für Macron machten (vgl. Martin 2017: 251),ein immer stärker werdender Konflikt rund um das Thema Globalisierung, auf den ich nun etwas näher eingehen möchte.Dieser Konflikt wurde nämlich von den erfolgreichsten Parteien (LREM, RN, LFi) am deutlichsten integriert, während die "Regierungsparteien" sich hierzu gespalten zeigten. Während Macron die "Gewinner" der Globalisierung für sich gewinnen konnte, ein klares Ja zur europäischen Integration hat, kulturliberale Werte vertritt und sich durch eine liberale Wirtschaftspolitik auszeichnet (vgl. Algan et al. 2018: 2ff; Holzer 2018: 121; Kallinich 2020: 23f), attackieren Mélenchon (LFi) und Le Pen (RN) den gegenwärtigen Kurs von linker bzw. rechter Seite.Dies lässt sich an Le Pens hartem Kurs beim Thema Migration, ihrer Ablehnung des Multikulturalismus, einem starken EU-Skeptizismus bis hin zum lange Jahre angestrebten 'Frexit', einem großen Misstrauen ihrer Wähler gegenüber dem politischen System (vgl. Algan et al. 2018: 19.32; Durovic 2019: 1491f) und dem geforderten Wirtschaftsprotektionismus zeigen.Mélenchons Partei zeichnet sich durch ihren Euroskeptizismus, ihre globalisierungskritische Einstellung und das ebenfalls relativ starke Misstrauen ihrer Wähler gegenüber dem politischen System (vgl. Algan et al. 2018: 32) aus, gründet aber nicht in einer generellen Ablehnung der Globalisierung, sondern in ihrer neoliberalen Ausprägung (vgl. Martin 2017: 261-63).Weiter lässt sich festhalten, dass sich diese Konfliktlinie mitten durch die Mitte-Rechts- und Mitte-Links-Parteien zieht (vgl. Grillmayer 2017: 211). Auf linker und rechter Seite lassen sich jeweils Befürworter und Ablehner der Globalisierung in ihrer gegenwärtigen Ausprägung ausmachen. Die klassischen Volksparteien weisen bei diesem Konflikt also Elemente beider Pole auf.Dies lässt folgende Schlussfolgerung zu: Die neue Konfliktlinie rund um die Globalisierung (Offenheit vs. Geschlossenheit) verläuft entgegen der Rechts-Links-Logik und trennt nicht das linke vom rechten Lager, sondern die Mitte von den Extremen (vgl. Pütz 2017: 206-08). Auf Seite der Rechtspopulisten liegt die Vermutung nahe, dass die Probleme der Globalisierung durch den Rückzug ins Nationale gelöst werden sollen, auf Seite der Linksextremen hingegen durch eine Demokratisierung und Neuordnung der Institutionen jenseits einer neoliberalen Grundordnung (vgl. Martin 2017: 257-63). Die folgende Grafik (eigene Darstellung) macht diese Entwicklung deutlich:Die Präsidentschaftwahl 2022 konnte diese Entwicklung eindrucksvoll bestätigen: Wahlergebnisse nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswahl_in_Frankreich_2022 RN und LFi konnten ihre Ergebnisse sogar weiter verbessern, während die traditionellen Regierungsparteien in der Bedeutungslosigkeit versunken sind. Die große Frage, die sich damit für die Präsidentschaftswahl 2027 stellt, lautet: Was wird passieren, wenn mit Macron die einzige Alternative des politischen Zentrums wegfällt, da er dann bereits zwei Legislaturperioden im Amt war? Eine rechtspopulistische Regierung unter Marine Le Pen scheint realistischer denn je - die republikanische Front in Frankreich wackelt erheblich. Die Folgen für Deutschland und die EU wären gravierend...LiteraturAlgan et al. (2018): The rise of populism and the collapse of the left-right paradigm: Lessons from the 2017 French presidential election. In: Cepremap Working Papers (Docweb) 1805.Durovic, Anja (2019): The French elections of 2017: shaking the disease? In: West European Politics. Volume 42,7. S. 1487-1503.Evans, Jocelyn & Ivaldi, Gilles (2018): The 2017 French Presidential Elections.: A Political Reformation?. Palgrave; Springer International Publishing, 2018, 978-3-319-68326-3.10.1007/978-3-319-68327-0.halshs-01697559.Grillmayer, Dominik (2017): Das Wahljahr 2017. In: Bürger & Staat. Frankreich. Heft 4-2017, 67. Jahrgang. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Ulm:Süddeutsche Verlagsgesellschaft. S. 210-15.Holzer, Birgit (2018): Understanding the Macron Phenomenon - The Causes and Consequences of an Unprecedented Political Rise. In: Echle, Christian et al. (Hg.): Panorama. Insights into Asian and European Affairs. Singapore: Konrad-Adenauer- Stiftung. S. 113-22.Höhne, Roland (2015): Parteiensystem im Umbruch. In: Rill, Richard (Hg.): Frankreich im Umbruch. Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen, 100. München: Hanns Seidel Stiftung; Akademie für Politik und Zeitgeschehen. S. 41-48.Kallinich, Daniela (2020): Zwischen Polarisierung und Moderation. Frankreichs Präsident Macon und sein Dritter Weg auf dem Prüfstand. Brüssel: Friedrich-Naumann-Stiftung.Kimmel, Adolf (2017): Die französischen Wahlen 2017 und die Entwicklung desParteiensystems. In: Zeitschrift für Politik. Vol. 64, No. 3. Baden-Baden: NomosVerlag. S. 328-49.Martin, Pierre (2017): Un séisme politique. L'élection présidentielle de 2017. Commentaire 158: 249–264.Pütz, Christine (2017): Frankreichs Parteiensystem im Wandel. In: Bürger & Staat. Frankreich. Heft 4-2017, 67. Jahrgang. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Ulm: Süddeutsche Verlagsgesellschaft. S. 204-09.Ruß-Sattar, S., & Jakob, S. (2018): Unruhe im System: seit Macrons Wahl wandelt sich die französische Parteienlandschaft. (DGAP-Analyse, 2). Berlin: Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.. Online verfügbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-58156-7. Abgerufen am: 24.02.22.
Thomas Elsaesser publiziert seit den1990er Jahren rege zu zahlreichen filmhistorischen und -theoretischen Themen und hat, gemeinsam mit Malte Hagener, eine der bis dato besten Einführung in die Filmtheorie (Filmtheorie zur Einführung, 2009) verfasst. Seit der Jahrtausendwende beschäftigt sich Elsaesser überdies mit dem sich National- und Studiogrenzen entziehenden 'Europäischen Kino'. Dazu erschien 2004 mit European Cinema. Face to Face with Hollywood eine Monographie, in welcher er das 'Filmfestival-Netzwerk' als zentralen Akteur im Bereich des europäischen Kinos identifiziert und vorschlägt, den europäisch konnotierten Autor_innenfilm zu 'globalisieren' ("the global auteur"). Die jüngste Veröffentlichung European Cinema and Continental Philosophy. Film as Thought Experiment verschränkt nun zwei der Fragestellungen, welche in den oben genannten Publikationen bereits angeschnitten wurden: Den kritischen Versuch Film philosophisch zu betrachten (in der Filmtheorie im Kapitel 'Geist und Gehirn' verhandelt), verbunden mit der Frage, was das europäische Kino womöglich – trotz oder wegen dessen Marginalisierung und Disparität – ausmacht. Dabei geht Elsaesser von drei Grundannahmen aus: Erstens hat die gegenwärtige kontinentale Philosophie, insbesondere dann, wenn sie auf die Aufklärung Bezug nimmt, etwas über Film zu sagen. Zweitens sollte der Identitätsverlust und die Marginalisierung des europäischen Kinos als Chance für eine – drittens – Neubetrachtung des Films gesehen werden. Dazu führt er sein erstes leitendes Konzept ein, das Gedankenexperiment ("thought experiment"). Filmische Gedankenexperimente sind demnach Filme, die selbstreflexiv Regelbrüche (stilistisch, formal etc.) praktizieren, narrative 'What if?'-Situationen herstellen und somit philosophische Prinzipien auf ihre Validität prüfen. Gedankenexperimente rütteln an den Grundfesten des Denkens und adressieren das Publikum auf neue Art, insbesondere darin, dass sie Film vom Zwang repräsentativ zu sein (hinsichtlich Identität, Realität) befreien. Sie können somit als politische Ethik verstanden werden, im Sinne einer Begegnung mit 'einem Anderen'. In den weiterführenden Kapiteln (2 und 3) geht Elsaesser näher auf die Wechselbeziehung von Film und Philosophie ein. Dabei fokussiert er sich auf die kontinentale Philosophie, überwiegend auf die französische. Neben Alain Badiou, Jacques Rancière, Jean-Luc Nancy und Gilles Deleuze wird außerdem Slavoj Žižek wiederholt referenziert. Bei der Lektüre dieser Kapitel stellt sich der Eindruck von Ruhelosigkeit ein, hervorgerufen einerseits durch die verknappten Anrisse komplexer Themen und großer Fragen ("A new ontology of film", S. 26-31," "The wider horizon: what is cinema good for? S. 31; "Cinema – humanism's last hope or the true face of technological determinism?", S. 32), andererseits durch die Zitationsweise des Autors: Denn oft wird nicht mit Primärquellen belegt, sondern mit Artikeln diverser Fachmagazine und einmal muss gar ein Wikipedia-Eintrag zur Begriffsdefinition herhalten ("Ontology", S. 28). Das könnte man als willkommenen Regelbruch verstehen, doch vielmehr gewinnt man den Eindruck, an repräsentativen Theorie-Gebäuden vorbei zu joggen, anstatt sie zu besichtigen. Dass sowohl die Aufklärung als auch Europa bereits Gedankenexperimente sind, beschäftigt Elsaesser im 4. Kapitel "'Europe' A Thought Experiment". Ausgehend vom derzeitigen Krisenzustand Europas/des Kinos plädiert er dafür, die Perspektive auf die Krise zu ändern, d.h. die Defizite als Vorteile ("assets", S.85) zu sehen. Hierzu fühlt er – mit einem treffsicheren Gespür für aktuelle Debatten – den Defiziten und Versprechen der aufklärerischen Proklamationen 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit' auf den Zahn. Als Brückenschlag zwischen diesen, im Antagonismus verbundenen, ethischen und politischen Forderungen der Aufklärung, bietet Elsaesser – unter Bezugnahme auf Agamben und Lévinas – abschließend die Idee der 'einvernehmlichen Einmischung' ("mutual interference", S. 116 f.) an. Neben der 'einvernehmlichen Einmischung' und dem 'Gedankenexperiment' ist das 'Abjekt' der dritte Begriff, denn Elsaesser im Folgekapitel vorstellt: Das psychoanalytische Konzept von Julia Kristeva, welches in der Filmwissenschaft gerne im Zusammenhang mit dem Körperhorrorgenre zitiert wird – denn Kristevas 'Abjekt' (lat. abiectum: das Verworfene) wird mit den Affekten Ekel, Abscheu, Angst assoziiert – denkt Elsaesser politisch: Nämlich als handlungsmächtige Position zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Gemeinschaft und Individuum. Demnach kann das Abjekte im Film sowohl durch die Figuren und deren negative/destruktive Beziehung zu tradierten Gesellschafts- und Beziehungsformen zum Ausdruck kommen als auch durch die Adressierung und Positionierung der Zuschauer_innen, die somit zu "abject spectators" (S. 147 f.) werden. Außerdem kann der/die Filmschaffende innerhalb eines medienökologischen Systems ebenso zum 'Abjekt werden' wie ein Film (was sich oft in einer Schock-Reaktion äußert, beispielsweise bei Antichrist von Lars von Trier, dem 'Abjekt-Regisseur' schlechthin). Ein Kino des Abjekten ("cinema of abjection", S.219 f.) wird von postheroischen Narrativen getragen, von Narrativen, die anstelle des Konsens auf Dissens setzen und dabei das Verhältnis Individuum/Gesellschaft thematisieren. Im zweiten Teil des Bandes (Kapitel 7-11) arbeitet Elsaesser die vorgestellten Konzepte anhand einzelner Filme und Filmautor_innen heraus. So kann man anhand von Claire Denis Beau Travail eine Verschränkung des Nancy'schen Konzepts der (undarstellbaren) Gemeinschaft mit abjekter Körperlichkeit anschaulich nachvollziehen. Am Beispiel von Aki Kaurismäkis The Man Without A Past verbindet Elsasser seine Idee der 'einvernehmlichen Einmischung' mit einem auf Filmbilder und -gegenstände ausgeweiteten Agency-Denken. Dieses wird in dem Aufsatz zu Fatih Akin aufgegriffen und zu einer, gegen liberalen Multikulturalismus gewendeten, ethischen Handlungsmacht ("ethical agency", S.224) transformiert. Mit Lars von Triers Melancholia veranschaulicht Elsaesser nochmals die Idee des Gedankenexperiments, welches interessante Gedankensprünge von (innerfilmischen) Endzeitszenarien über das Konzept der Melancholie hin zur Digitalisierung des Kinos zulässt. Christian Petzolds Barbara bietet Gelegenheit, das Abjekte auf eine Nation – die 'Leiche' der DDR – auszudehnen und befragt damit Modi der Selbst-Exotisierung, für welche im deutschsprachigen Raum (nostalgieummäntelte) DDR-Themen paradigmatisch einstehen. Das abschließende Kapitel des Bandes ist ein Plädoyer für eine 'politique des auteurs', mithilfe derer es möglich sein sollte, die (durch Festivalpolitiken strukturierte) europäische Filmkultur von innen her zu reformieren und Film als eine Form von Philosophie zu begreifen. Dieser Appell führt zusammen, was sich als roter Faden durch das ganze Buch zieht: eine Wiederaufwertung des menschlichen Akteurs (als Filmfigur, als Regisseur_in, als Philosoph_in, Bürger_in), welcher in dem Sinne Abjekt ist, dass er/sie sich als Außenseiter_in innerhalb eines sich im Widerstreit befindlichen Systems bewegt. European Cinema and Continental Philosophy. Film as Thought Experiment ist eine Zusammenstellung bereits publizierter Aufsätze (Kapitel 1 und 7-12) und eigens für das Buch verfasster Kapitel. Diese Strategie, die Elsaesser bereits im angesprochenen European Cinema. Face to Face with Hollywood gewinnbringend anwandte, führt hier allerdings zu einer Häufung von Verweisen auf Kommendes und Zusammenfassungen von bereits Gesagtem. Das hat offensichtlich den Zweck, die in verschiedenen Kontexten verfassten Kapitel stärker aneinander zu binden, geht aber zulasten der Lesefreundlichkeit. Die argumentative Nachvollziehbarkeit der Kern-Konzepte, die Elsaesser bevorzugt mithilfe triadischer Begründungsmuster erläutert, wird durch die leichten definitorischen Abweichungen innerhalb der einzelnen Kapitel erschwert. Weshalb, fragt man sich am Ende der Lektüre, ist Film nun doch eine Art Philosophie? (S. 299) – wo doch Elsaesser anfangs das Gedankenexperiment einführte, um sich der Film-Philosophie-Debatte zu entziehen? ("It is to stake a more modest claim, or rather to explore and test a more modest proposal: not necessarily that films can think, but rather that a certain class of films may be best understood as borrowing the rhetorical strategies of a thought experiment. Whether this makes them 'philosophy' is a question I leave open, not least because I am neither a trained philosopher, nor do I intend to become a film-philosopher", S. 21). Dies verweist auch auf die grundsätzliche Problematik der drei Konzepte, die in ihrer Offenheit wie Schirmbegriffe anmuten – beispielsweise 'das Abjekte': Könnte man dieses Konzept in Elsaessers Lesart nicht auf fast jede gesellschaftskritische 'Außenseiter-Erzählung' zuschneiden? Auch bei der stark kanonisierten Auswahl der 'certain class of films' sowie der zitierten Philosoph(inn)en und beim Ruf nach postheroischen Narrativen hält man als Leserin inne: Welche heroischen Narrative hatte denn das europäische Kino bis dato zu bieten? Abschließend sei angemerkt, dass das eklektizistische 'zu viel' dem Thema European Cinema and Continental Philosophy inhärent und eine konzise Linie nicht zu erzwingen ist. Diejenigen, die sich mit europäischem Kino und dessen komplexen, interdisziplinären Verzweigungen beschäftigen möchten, werden auf kraftvolle Denkanstöße treffen – insbesondere dann, wenn man das Buch als Essayband begreift und liest.
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Ausgehend von der Idee, gemeinsam Serien zu sehen und darüber zu diskutieren, entstand das vorliegende Buch, dem gegenüber der üblichen Verfahrensweise bei der Produktion eines Sammelbandes – Autor_innen produzieren Texte und diese werden mehr oder weniger editiert publiziert – noch einiges an Vorarbeit voran ging. So wurden die Autor_innen zu einem Workshop eingeladen, bei dem intensive Diskussionen rund um das Buchprojekt stattfanden. Außerdem gründeten die Herausgeber_innen kritTFM, einen Verein zur Förderung kritischer Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Der kritische Anspruch ist in den Einzelbeiträgen merklich gegeben. Die Herausgeber_innen fordern eine neue Art der Auseinandersetzung mit Serien; auch abseits vom etablierten, aber zum Teil in starren Strukturen verhafteten Wissenschaftsbetrieb. Die Ausrichtung orientiert sich an einem zeitgenössischen Zugang, der eher im Internet denn in gedruckten Texten anzutreffen ist. Gerade Blogger_innen schaffen sich durch kritische und tiefgehende Beschäftigung mit Fernsehformaten auf eigene Art und Weise einen zeitgenössischen Zugang, der sich auch in den einzelnen Beiträgen widerspiegelt. Der Sammelband geht der Frage nach, wie emanzipatorische Fernsehkritik aussehen kann. Dabei gilt es zu beachten, nicht in die diverse Fallen zu tappen, reine Inhaltsangaben oder nur die Begeisterung über Serien wiederzugeben, sondern tiefer zu graben und dabei eigene Sehgewohnheiten und Denkkonventionen zu hinterfragen. Die Artikel bedienen dabei ein breites Spektrum von Analysezugängen. So beschäftigen sich Martin Fritz und Carmen Sulzenbacher direkt mit den TV-Studies und deren Gegenständen. Am Beispiel der 'Buffy Studies' betreiben sie eine "Metareflexion der akademischen Auseinandersetzung" (S. 127) und stellen Forderungen auf, wie Serien in der akademischen Rezeption reflektiert werden könnten. Dabei sollen das Potential der einzelnen Serien berücksichtigt und diese um ihrer selbst willen analysiert werden. Weiters soll die Agency sowie das eigene Fan/Forscher_innen-Verhältnis befragt werden. Dieser Aufsatz bietet eine gute Ausgangsbasis, um die Analysemethoden der Texte des Bandes zu diskutieren. Zwei Autor_innen beschäftigen sich beispielsweise mit der Thematisierung von Geschichte in Fernsehserien. Veronika Zwing befragt in ihrem Text die Serie Cuéntame cómo pasó – deren Handlung in der Zeit des Francismus ansetzt – auf ihre Relevanz für den spanischen Erinnerungsdiskurs. Die Ausstrahlung der Serie fällt zeitlich zusammen mit der sehr schleppend einsetzenden Aufarbeitung der Franco-Diktatur. Das Potential, das die Serie in sich birgt, nämlich eine kritische Thematisierung der Landesgeschichte, werde jedoch nicht ausgeschöpft: "oft dient der politische Kontext als Kulisse, die dem Geschehen mehr Dramatik verleiht" (S. 174). Dabei verharre das Fernsehformat im Infotainement-Feld. Die nötige Verbindung zwischen dargestellter Vergangenheit und der Gegenwart, in der die Serie gezeigt wird, werde nicht hergestellt. Ein ähnliches Problem sieht Frank Max Müller in der US-amerikanischen TV-Serie Angels in America. Diese befasst sich mit dem Aufkommen und der Verbreitung von AIDS in den USA und liefert in der letzten Folge ein vermeintliches Happy End. Die Regisseur_innen versuchen eine konsensfähige Repräsentation der Thematik anzubieten, erzeugen dabei aber gleichzeitig den Anknüpfungspunkt für Kritik. Müller analysiert, welchen Beitrag die Serie zum kulturellen Gedächtnis im Hinblick auf AIDS liefert und stellt dabei fest, dass ein breiterer gesellschaftlicher Kontext aus den Augen verloren wurde, da viele Schwierigkeiten von an AIDS erkrankten Personen in der Serie schlichtweg nicht angesprochen werden. Hervorzuheben bleibt die in dem Artikel en passant stattfindende, kurz und klug verfasste Analyse von zielgruppenfokussierendem TV sowie die Auseinandersetzung mit der Debatte rund um den Begriff 'Quality TV'. Drei Beiträge hinterfragen Serien unter Gender-Aspekten. So beschreibt Jana Jedličková den Umgang mit LGB-Charakteren[1] im tschechischen TV. Dabei entwirft sie ein Modell, in dem sie ebendiesen Umgang in drei zeitliche Abschnitte unterteilt. Die erste Phase ist dabei von Heteronormativität und der Absenz von lesbischen, schwulen oder bisexuellen Figuren geprägt. Gefolgt wird diese von der zweiten Phase, in der es zu sogenannten "bipolaren Repräsentationen" (S. 33) kommt, in der LGB-Figuren anfangen vorzukommen. Etwa um das Jahr 2000 setzt schließlich die Periode der Stabilisierung ein, in der nun Lesben, Schwule oder Bisexuelle auch in Hauptrollen zu sehen sind. Daran anschließend folgt eine deskriptive Aufzählung von Stereotypen verhafteten Darstellungen von LGB-Charakteren in tschechischen TV-Serien. Sebastian Klausner fragt nach der Zuschreibung von Männlichkeitsbildern US-amerikanischer Juden in den Serien Curb Your Enthusiasm und Band of Brothers mitsamt den kulturellen und religiösen Stereotypen, die dabei reproduziert werden. Zwei sehr unterschiedliche Fernsehformate behandelnd – einerseits Comedy, andererseits eine aus dem Dramen-Genre stammende Serie – wird in diesem Artikel mithilfe eines kulturhistorischen Zugangs den Zuschreibungen 'Sissy Jew' und 'Tough Jew' nachgegangen. Florian Wagner fokussiert in seinem Text die Frage der Repräsentation von Weiblichkeit im Star Trek-Franchise und gibt einen profunden Überblick zur Thematik, der sich über das gesamte Star Trek-Universum ausbreitet. Er beschreibt, wie in den einzelnen Serien seit den 1960ern kontinuierlich Frauen bewusster abgebildet werden: So entwickeln sich die weiblichen Charaktere von der klischeebehafteten Krankenschwester bis hin zum Captain eines Raumschiffes. Allerdings erfährt in Filmen wie Serien, deren Entstehungszeit ins 21. Jahrhundert fällt, die Darstellung von Frauenfiguren einen Backlash. Welche Probleme sich bei der Thematisierung von 'Race' und 'Class' in den Serien L-Word und The Real L-Word ergeben, stellt Helga Habler dar. Beide Formate geben anhand ihrer Inhalte, die das Leben lesbischer Frauen zeigen, vor, per se eine aufgeklärte Haltung zu vermitteln. Mag der Umgang mit der Kategorie Gender dabei auch offen sein, so macht Habler jedoch andere Schwachstellen aus: Die Kategorien 'Race' und 'Class' werden kaum angesprochen, und wenn, findet ihre Verhandlung im privaten Raum statt; auch können die Formate ihre Prägung durch kapitalistische Strukturen nicht hinter sich lassen. Der Text schließt mit Hypothesen und Wünschen, was diese Serien hätten leisten können – nicht untypisch für die Beiträge des Sammelbandes im Speziellen und der kritischen Auseinandersetzungen mit Serien im Allgemeinen. Astrid Hanisch arbeitet in ihrem Beitrag über das deutsche Serienformat Lindenstraße und hebt dabei den vorherrschenden oberflächlichen 'Multikulturalismus' hervor, durch den Menschen nicht-deutscher Herkunft in der fiktiven Wohnstraße nur in klischeehaften Zuschreibungen existieren zu können scheinen. Die Serie versucht sich aufgeklärt zu geben, schafft es jedoch nur, in einem von der Kulturindustrie vorgegebenen Rahmen zu agieren. Anhand zweier erfolgreicher Unterhaltungsserien, in Ansatz und Aufbau ähnlich, beschreibt Sarah Kanawin stereotype Zuschreibungen zum Thema Antiintellektualismus. Die Serien Friends und How I Met Your Mother liefern in ihrer Oberflächlichkeit und kapitalistisch orientierten Produktionsweise Schablonen für den Umgang mit Intellektuellen in diesen Formaten – deren Erfolg als solcher nicht anerkannt wird, da er kapitalistisch nicht verwertbar ist. Auch werden die Lebenswelten von als intellektuell konnotierten Figuren wenig bis gar nicht in den Serien beleuchtet. Die Autorin bettet die behandelten Serienfiguren in den Intellektuellen-Diskurs ein und arbeitet dabei präzise Verbindungen zu ihren theoretischen Bezugspunkten (etwa Theodor W. Adorno, Christina von Braun und Jean-Paul Sartre) aus. Während Kanawin Zusammenhänge in Serien anspricht, die in den einzelnen Handlungssträngen eher unausgesprochen bleiben, widmet sich Georg Lotz der Serie Malcom in the Middle, die soziale Unterschiede relativ offen diskutiert. Lotz führt an Fallbeispielen aus, wie es einerseits um die soziale Lage der Familie der Hauptfigur beschaffen ist, sowie andererseits, welche Zuschreibungen von 'Class' durch die Drehbuchautor_innen vorgenommen werden. Dabei offenbart sich, dass diese Verhandlungsweise ungewohnt kritisch für eine reine Unterhaltungsserie ist. Dem Konzept 'Familie' als direkte Analysekategorie wenden sich schließlich zwei Abhandlungen zu. Anna Ganzert zeigt anhand der Darstellung von Frauen italienischer Herkunft, welche Stereotype von "being italian" (S. 112) in US-amerikanischen TV-Formaten vorherrschend sind. Die von ihr gewählten Beispiele aus zwei Reality-TV Formaten schreiben Frauen klassische Geschlechterrollen zu. Diese Sujets werden zusätzlich durch eine klischeehafte Rahmensetzung verstärkt, die die Frauen in Verbindung zur Mafia stellt. Saša Miletić fundiert seine Thematisierung von American Horror Stories durch die Feststellung, dass das Konzept des Horrorfilms grundsätzlich erst einmal konträr zum Konzept der Familie stehe. Während die Familie, so Miletić, für die Erschaffung von Leben stehe, so sei das Ziel der Hauptfiguren im Horrorfilm die Zerstörung von Leben. Die weitläufigen Kontexte, die der Text anfangs anspricht, werden im Folgenden jedoch nur lose auf die inhaltliche Ebene der Serie bezogen. Der Band zeigt das prinzipielle Problem auf, das der Auseinandersetzung mit Serien zu eigen ist: nämlich wie mit der Stofffülle einer mehrere Staffeln umfassenden Serie mit komplexen und verwobenen Handlungssträngen umzugehen ist und wie diese für Analysen fruchtbar zu machen sind. Die Beiträge haben durch je eigene Zugänge Wege gefunden, sich dieser Problematik bewusst zu werden und sich reflektiert damit auseinanderzusetzen. --- [1] Die Autorin stellt fest, dass es bis heute keine Thematisierung von Transgender- oder Intersex-Personen in tschechischen Fernsehformaten gibt.
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Auseinandersetzungen mit dem Islam prägen seit einigen Jahren politische und mediale De-batten um Multikulturalismus und Integration in westeuropäischen Einwanderungsgesell-schaften. Der Rekurs auf das christliche Abendland , der Entwurf einer Leitkultur und die Verteidigung der Festung Europa sind im Zuge dessen oft genannte Stichworte. Gegenstand dieser Debatten ist jedoch nicht ausschließlich die Ausgrenzung des Islam und von MuslimIn-nen: Die Bedeutung, die so genannten christlich-abendländischen Werten wie Toleranz und Meinungsfreiheit im Rahmen dieser Debatten beigemessen wird, verweist vielmehr darauf, dass zeitgleich und in engem Zusammenhang damit die (Re-)Formulierung einer westlich-abendländischen Identität auf dem Spiel steht. Eine zentrale Stellung kommt dabei dem Re-kurs auf hierarchische Geschlechterverhältnisse zu, die als Wesensmerkmal des Islam darge-stellt und als Begründung der angenommenen Differenz zwischen Angehörigen der so genann-ten islamischen und denjenigen der so genannten westlichen Kultur herangezogen werden. Für feministisch Engagierte stellt dies eine Herausforderung dar: Sie sehen sich durch die vielfa-che Bezugnahme auf scheinbar feministische Argumentationen in Massenmedien und Politik in die Position einer Avantgarde derjenigen Kämpfe versetzt, die im Rahmen dieser Debatten mit dem Ziel der (Neu-)Bestimmung einer westlich-abendländischen Identität ausgetragen werden. Die vorliegende Untersuchung unterzieht feministische diskursstrategische Reaktionen auf diese Herausforderungen am Beispiel feministischer Zeitschriften in Deutschland und den Niederlanden einer kritischen Betrachtung und setzt sie in Beziehung zu ihren jeweiligen massenmedialen Pendants. Die Forderung eines diskurstheoretisch inspirierten, diskursanaly-tischen Vorgehens nach der Kontextualisierung des untersuchten Materials ernst nehmend, wurde für die inhaltliche Ausgestaltung und sprachliche Konstitution sowohl massenmedialer als auch feministischer Islamdiskurse ihr jeweiliges Zusammenspiel mit historisch-theoretischen sowie migrations- und integrationspolitischen Kontexten als prägend ange-nommen. Mit Deutschland und den Niederlanden wurden zwei westeuropäische Einwande-rungsländer ausgewählt, die sich trotz immer wieder zu verzeichnender Annäherungsbewe-gungen durch eine überwiegend differente Gestaltung der jeweiligen Migrations- und Integ-rationspolitiken sowie eine unterschiedlich weitgehende Institutionalisierung des Islam als Minderheitenreligion auszeichnen. Mit welcher thematischen Schwerpunktsetzung und mit Hilfe welcher argumentativen Strukturen konstituieren sich also feministische im Vergleich zu massenmedialen Diskursen zum Thema Islam vor dem Hintergrund differenter diskursiver Kontexte in Deutschland und den Niederlanden? Der erste Teil der Arbeit umfasst eine um-fassende, ländervergleichende Betrachtung der historisch-theoretischen (Kap. II) sowie migra-tions- und integrationspolitischen (Kap. III) Kontexte von Islamdiskursen in Deutschland und d! en Niederlanden. Das darauf folgende Kapitel unterzieht massenmediale Islamdiskurse an-hand ausgewählter diskursiver Ereignisse einer genaueren Betrachtung (Kap. IV). Nach der Darstellung der in der Arbeit angewandten Methodik (Kap. V) umfasst die folgende empiri-sche Analyse in einem ersten inhaltsanalytischen Schritt die quantitative Erfassung geografi-scher und thematischer Schwerpunktsetzungen in Bezug auf das Thema Islam in den unter-suchten Zeitschriften (Kap. VI). Mit dem Ziel der Erschließung der argumentativen Struktur feministischer Islamdiskurse wird im zweiten empirischen Schritt ein diskurstheoretisch in-spiriertes, frame-analytisches Vorgehen gewählt, das die detaillierte Rekonstruktion und quantifizierende Auswertung der Frames Deutungsmuster erlaubt, derer sich feministi-sche Zeitschriften in Deutschland und den Niederlanden bedienen (Kap. VII). Abschließend wird unter der Überschrift Rettungsszenarien im Widerstreit auf feministische Positionierungen fokussiert, die sich im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Thema Islam innerhalb hegemonialer feministischer Diskurse in Deutschland und den Niederlanden herausbilden. ; Since several years discussions on the Islam shape the political and medial discourses on multiculturalism and integration in Western European immigration societies. The recourse to the Christian Occident , the outline of a Leitkultur , and the defense of the Fortress Europe are frequently mentioned keywords in these debates. The underlying subject-matter is, however, not exclusively the marginalization of the Islam and of Muslims: As so-called christian-occidental values such as tolerance and freedom of opinion are of high significance in these debates it becomes clear that it is rather the (re-)formulation of a western-occidental identity which is at stake. Interestingly, the recourse to hierarchical gender orders occupies a central position in depicting the central features of the Islam and in justifying the assumed difference between members of the so-called muslim and the so-called western culture respec-tively. Gender is considered as a marker of an ascribed difference between the Islam and the so-called Western world. As a category of differentiation it constitutes a challenge for those engaged in feminism: Because of the multiple references to ostensibly feminist argu-mentations in mass media and politics feminists consider themselves to be in the position of an avant-garde concerning the struggles for (re-)configurations of the western-occidental identity that underlie these debates. The analysis in hand critically reflects strategic discursive reactions to these challenges using the example of feminist journals in Germany and the Netherlands and relates these to their respective mass medial pendants. Its design is inspired by discourse theory and is taking seriously a discourse analytical approach: Historical and theoretical discourses as well as migration and integration policy in both countries of inves-tigation are understood as significant, influential contexts of the reviewed material, being of high relevance for the content and the linguistic constitution of mass medial and femin ist dis-courses on Islam. Germany and the Netherlands are two Western European immigration so-cieties that despite their every now and then occurring convergence are predominantly displaying a different shaping of the respective migration and integration policy as well as a different extent of institutionalization of the Islam as a minority religion. Accordingly the main question is: With which topical prioritizations and with the aid of which arguments do feminist discourses constitute themselves in comparison with mass medial discourses on Is-lam against the background of divergent discursive contexts in Germany and the Netherlands? The first part of the analysis in hand consists in an extensive comparison of the historical and theoretical (Chap. II) and the political migration-related and integration-related contexts (Chap. III) of discourses on Islam in Germany and the Netherlands. The following chapter takes a closer look at the mass medial discourse on Islam in both countries (Chap. IV). Fur-ther to a detailed description of the applied methods (Chap. V), the empirical analysis encom-passes in a first step (content analysis) the quantitative acquisition of geographical and topical emphases regarding the topic Islam in the reviewed journals (Kap. VI). The aim of the second empirical step is to analyse the argumentative structure of feminist discourses on Islam; the applied frame-analytical approach permits the detailed reconstruction and quantifying evalua-tion of the frames interpretative patterns that are used by feminist journals in Germany and the Netherlands (Kap. VII). This concluding section is especially bringing into focus the various feminist positionings described as antagonistic rescue scenarios that are emerg-ing in the course of the debates about the topic Islam within the hegemonic feminist dis-courses in Germany and the Netherlands
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Die Dissertation ist ein Beitrag zur Debatte um die Revision des amerikanistischen Lektürekanons. Ihre drei Schwerpunkte sind die Geschichte und Mythologie der Karibikinsel Puerto Rico, die soziale Lage und das Image der Puertoricaner in den USA sowie die auf Englisch erschienene Erzählliteratur von Autoren puertoricanischer Herkunft. (1) Die spanische Kolonie Puerto Rico kam 1898 in den Besitz der USA und erlebte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen rasanten ökonomischen Aufstieg, der mit wachsender Abhängigkeit vom amerikanischen Wohlfahrtsstaat erkauft ist. In freien Referenden bejahte jeweils eine knappe Mehrheit den Zwitterstatus ihrer Insel, die bis heute weder ein Staat der USA noch ein souveränes Land ist. Da jedoch der Kongress in Washington über die Zukunft des Commonwealth of Puerto Rico zu bestimmen hat, bleibt die Insel eine Kolonie der USA. Puerto Ricos Mythologie ist von Stereotypen geprägt, die sich zu einem negativen Klischee vom Nationalcharakter des Landes verdichtet haben. Die amerikanische Dominanz in Politik, Wirtschaft und Kultur verstärkt die von vielen beklagte Schizophrenie Puerto Ricos. Die Chance einer Lösung des puertoricanischen Syndroms verspricht nur die nationale Unabhängigkeit. (2) Stereotype bestimmen auch das Bild von den übergesiedelten Puertoricanern, den Nuyoricans, in der Öffentlichkeit der USA. Das Negativimage der kaum assimilierten Gruppe wird von den Massenmedien verfestigt, obwohl seriöse Studien zeigen, dass frühere Immigranten ähnliche Probleme mit sich brachten. Die Mehrheit der US-Experten propagiert nach wie vor die allmähliche Assimilation der Übersiedler im Rahmen eines kulturellen Pluralismus. Bei den Puertoricanern geht der Trend seit dem Aufkommen des Multikulturalismus in Richtung einer hybriden, bikulturellen Identität, in ein Wort gefasst mit dem Begriff Nuyorican. Die Dissertation bietet eine Auswertung der auf Englisch erschienenen Literatur über die Puertoricaner in den USA unter 15 Aspekten: Kultur, Religion, Bildung, Sprache, Politik, Arbeit, welfare, Wohnverhältnisse, ethnicity, race, class, gender, Familie, Law and order und Migration. Am Beispiel von belletristischen Texten, Spielfilmen und Musicals wird gezeigt, dass die Puertoricaner in diesen Genres größtenteils wohlwollend dargestellt erscheinen. Das gilt auch für das Musical West Side Story, dem viele Kritiker zu Unrecht vorwerfen, die puertoricanischen Jugendlichen als Gangster zu stigmatisieren. (3) Die puertoricanische Prosa in englischer Sprache hat im Kanon der amerikanischen Literatur und in der Kritik bisher kaum eine Rolle gespielt. Vor allem die zahlreichen Neuerscheinungen der achtziger und neunziger Jahre werden hier erstmals auf historisch-soziologischer Basis analysiert. Allgemeine Trends der neueren Nuyorican-Literatur sind ihre Diversifizierung und Feminisierung. Größere Vielfalt gibt es heute bei den Schauplätzen, den Textsorten und den Themen. Das Thema gender steht nicht nur bei den Frauen, sondern auch bei männlichen Autoren oft im Mittelpunkt. Von den Autoren, die New York zum Schauplatz gewählt haben, ist Abraham Rodriguez, Jr. der bedeutendste. Rodriguez erzählt von Teenagern in der South Bronx, deren puertoricanische Ethnizität kein bestimmender Faktor mehr ist. So ist er der am weitesten amerikanisierte Autor der Nuyoricans. Die überzeugendste Interpretation des Migrationsprozesses bietet Esmeralda Santiago. Bei ihr steht die Kritik am traditionellen puertoricanischen Sexismus im Zentrum. Eine feministische Grundtendenz haben auch die in Puerto Rico angesiedelten, zum Teil magisch-realistischen Werke von Rosario Ferré. Die besten Werke von Rodriguez, Santiago, Ferré und weiteren Puertoricanern verdienen Anerkennung als wertvoller und zukunftweisender Beitrag zur amerikanischen Literatur. ; The thesis contributes to the debate about the revision of the American literary canon. Its first focus is on the history and mythology of Puerto Rico, the second on the social situation and image of the Puerto Ricans in the U.S., and the third on the prose literature by authors of Puerto Rican descent published in English. (1) The Spanish colony of Puerto Rico became a possession of the U.S. in 1898 and experienced a rapid economic rise in the second half of the 20th century, at the expence of growing dependence on the American welfare state. In free referendums the people of Puerto Rico have so far condoned the intermediate status of their island, which still is neither a state of the union nor an independent nation. But in fact the Commonwealth of Puerto Rico remains a colony of the U.S., as the real power to decide about its status lies with Congress. Puerto Rico's mythology has from the start been dominated by stereotypes, which have resulted in a negative cliché of its national character. The United States' political, economic and cultural hegemony has reinforced the alleged schizophrenic state of Puerto Rico. The only chance of healing this Puerto Rican syndrome is the island's national independence. (2) Stereotypes have also determined the image in the American public of the Puerto Ricans who have migrated to the mainland. The bad reputation of this hardly assimilated group is constantly being confirmed by the mass media, although serious studies prove that earlier immigrants had similar problems. Most U.S. experts still advocate the migrants' gradual assimilitation according to the ideal of cultural pluralism. Since the rise of multiculturalism, within the U.S. Puerto Rican community the trend has been going towards a hybrid, bicultural, Nuyorican identity. The dissertation assesses the literature about Puerto Ricans in the U.S. published in English from 15 key aspects: culture, religion, education, language, politics, work, welfare, housing, ethnicity, race, class, gender, family, law and order und migration. A critical look at books, movies and musicals by non-Puerto Ricans shows that in these genres migrants from Puerto Rico have by and large been portrayed benevolenty. This is true even for the musical West Side Story, which has often been wrongly blamed for stigmatizing Puerto Rican youngsters as gangsters. (3) Puerto Rican prose literature in English has so far played little role in the American canon and in criticism. This thesis offers the first analysis of the many new volumes from the eighties and nineties on a socio-historical basis. The overall trends of recent Nuyorican literature are its diversification und feminization. There is a greater diversity of settings, text types and themes. Gender is a central issue not only with the women, but also with a number of male authors. Of those writers who take New York as the setting, Abraham Rodriguez, Jr. is the most important. Rodriguez's books are about teenagers in the South Bronx whose Puerto Rican ethnicity is no crucial factor any more. Thus he is the most Americanised author among the Nuyoricans. The most convincing interpretation of the migratory process is Esmeralda Santiago's. Her main thrust is against the Puerto Rican tradition of sexism. The works of Rosario Ferré, some told in magic realism and all set in Puerto Rico, also have a feminist tendency. The best books by Rodriguez, Santiago, Ferré and a few more Puerto Ricans deserve to be recognised as a valuable and visionary contribution to American literature.
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Burnout, Zeitarbeit, Digital Natives - dies sind längst keine bloßen Schlagwörter mehr, sondern eine Wirklichkeit, die Führungskräfte täglich vor neue Herausforderungen stellt. Denn wenn Fachkräfte kaum zu finden sind, Teams nur auf Zeit bestehen und Mitarbeiter und Chefs stärkerem Druck denn je ausgesetzt sind, helfen die alten Rezepte nicht mehr weiter. Unternehmerin und Leadership-Expertin Maren Lehky zeigt anhand vieler Beispiele, mit welchen Strategien Sie diesen Veränderungen als Manager souverän begegnen. Dies ist das Handbuch für eine neue Generation von Führungskräften.