Die Klärung der Wirksamkeit von Rechtsnormen gehört zu den zentralen Forschungsthemen nicht nur der Rechtssoziologie, sondern der Soziologie insgesamt. Denn Recht ist ebenso wie Konvention ein Ordnungsbegriff. Konventionelle und rechtliche Normen bewirken, dass die Abläufe sozialen Handelns in der Gesellschaft so ablaufen, wie sie ablaufen sollen bzw. müssen. Da zu wenig Grundlagenforschung betrieben wird, ist es bislang nicht gelungen, eine einheitliche Theorie zu formulieren, die die Wirksamkeit von Rechtsnormen erklärt. Dieser Sammelband trägt zur Theoriebildung bei, indem er neben soziologischen und juristischen Aspekten der Thematik auch philosophische, wissenschaftstheoretische und methodologische berücksichtigt.
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Eine Zusammenstellung von soziologischen Themen, die durch die Frauenforschung der letzten Jahrzehnte eine besonder Ergänzung erfahren haben. Die Neuauflage (BA 2/93) weist immer noch einige Lücke wie 3. Welt oder DDR auf, spricht jedoch in dem neukonzipierten Kapitel zur feministischen Wissenschaftskritik Defizite und Projekte an. Daß ehrgeizige Pläne auf dem Sektor Theorie noch nicht verwirklicht werden konnten, hat diesem sehr griffigen Buch, das als Einführung in die Kernthemen (Sozialisation, Chancengleichheit, Familie, Sexualität, Frauenarbeit) von Schülern und Studenten genutzt werden kann, sicherlich nicht geschadet. (2) (LK/HH: Reimers)
'In diesem Beitrag wird das Konzept des Schwellenwertes von Granovetter (1978) dargestellt, es wird der Zusammenhang dieses Konzepts zur Theorie Rationalen Handelns und zum Mikro-Makro-Modell von Coleman (1990) erläutert, und es werden einige soziologische Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt. Anschließend werden Ergebnisse einer Studie dargestellt und diskutiert, in der Schwellenwerte für 'umweltfreundliches' Verhalten (Altglas in einen öffentlichen Container werfen) erhoben wurden. Die dabei auftretenden Probleme der Operationalisierung von Schwellenwerten und die Interpretation der Verteilungen von Schwellenwerten bei verschiedenen Entsorger-Gruppen werden diskutiert. Abschließend werden aktuelle Operationalisierungsversuche vorgestellt.' (Autorenreferat)
Im vorliegenden Artikel wird die Arbeit des polnischen Psychologen Edward Abramowski vorgestellt. Es wird aufgezeigt, daß Abramowski ein bedeutender Politiker im weitesten Sinne des Wortes war. Unter anderem schuf er die Theorie des 'Soziologischen Phänomenalismus'. Im Mittelpunkt seines breiten psychologischen Werkes steht die Erarbeitung einer Konzeption jener 'A-intellektuellen', 'anonymen', 'intuitiven' Vorgänge, die er 'latentes Gedächtnis', 'Kryptomnesie' oder 'Unterbewußtsein' nennt. Seine Konzeption der Phänomenologie des menschlichen Bewußtseins bzw. der Wahrnehmung wird ausführlich erläutert, ihre Weiterentwicklung im Laufe der Jahre detailliert beschrieben. (LF)
ZUSAMMENFASSUNGIn diesem Aufsatz zeigt der Autor am Beispiel der inversen (hyperbolischen)Engelkurve, dass modernere psychologische und soziologische Konzepte wie Frustration und Anspruchsniveau gut in die «alte» Theorie passen und diese auch verhaltenstheoretisch anreichern. Am Beispiel der Verbrauchsausgaben städtischer Arbeitnehmer für privaten Verkehr von 1962 bis 1974 werden diese Hypothesen illustriert, wobei die geschätzten Parameter der Engelkurve als interessante (auch für Soziologen) schichtspezifische Masszahlen fur Frustration und An‐spruchsniveau im Kontext demonstrativen Konsums (T. Veblen) städtischer Arbeitnehmer interpretiert werden.
Gramscis Analyse der Stellung und Funktion der Intellektuellen wird als erster grundlegender Versuch betrachtet, die gesellschaftliche Funktion der Intellektuellen im Rahmen und als Bestandsteil einer marxistischen Staatstheorie zu bestimmen. "Die Ausweitung des Intellektuellen-Begriffes, den Gramsci vornimmt, steht im Gegensatz nicht zu den meisten bürgerlichen Analysen, sondern auch im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit marxistischer Arbeiten zu diesem Thema immer ging man an das Problem heran unter klassenanalytischen (soziologischem) Aspekt mit dem Ziel, Veränderungen in der sozialen Stratifikation und, damit verbunden, Bündnismöglichkeiten mit den Intellektuellen herauszuarbeiten. Dabei erwies es sich als unabdingbar, den Begriff der Intellektuellen möglichst zu fassen und sie als isolierte Größe zu untersuchen. Derartige Untersuchungen stellen zweifellos wichtige empirische Vorarbeiten dar, reichen aber nicht aus, um die politische Funktion der Intellektuellen zu erfassen. Gramsci dagegen untersucht die Intellektuellen nicht unter soziologischer, sondern unter politiktheoretisch-funktionaler Fragestellung im Rahmen eines weiten, alle Dimensionen des integralen Staates erfassenden sozialen Beziehungsgefüges. Entscheidend sind für ihn nicht Herkunft und auch nicht die konkreten Tätigkeitsmerkmale intellektueller Arbeit sondern die Stellung der Intellektuellen zur hegemonialen Klasse im Staat. "Daraus leitet sich das Verhältnis der Intellektuellen zu den Massen und ihre Rolle im Kampf um die Macht ab." (KL)
"Am Beispiel der Kommunikation wird gezeigt, welche Potentiale das Praxiskonzept von Pierre Bourdieu für die Humanwissenschaften besitzt. Dabei stützt sich die Arbeit nicht in erster Linie auf die bekannten Aussagen Bourdieus zu Macht und Herrschaft im Diskurs, sondern argumentiert aus der inneren Logik der Theorie heraus. Demnach lässt sich Kommunikation, wie jede andere Praxis auch, als Resultat eines komplexen Zusammenspiels von habituellen Dispositionen mit der Situation betrachten. Dieses Zusammenspiel soll seinerseits aus der individuellen Entstehung der jeweiligen Kommunikationsfähigkeiten in Verbindung mit einer angemessenen Situationsdefinition heraus begriffen werden. Wesentlich dafür ist die Offenlegung der Bezüge des Habitusbegriffs zur Psychologie Jean Piagets. Beispielhaft wird gezeigt, welchen Mehrwert die Theorie Bourdieus für kommunikationswissenschaftliche Probleme bieten kann. Als Mittel zur Erarbeitung von - durch Wissenschaftler explizit als solche konstruierten - Modellen realer Kausalsysteme hilft der Praxisbegriff dabei, Auslassungen, begriffliche Unschärfen und andere Fehlerquellen zu vermeiden." (Autorenreferat)
"Eines der bisher in der (Emotions-)Soziologie vernachlässigten Phänomene stellt die Möglichkeit zur Externalisierung von Emotionen durch Individuen dar. Wie sich theoretisch zeigen lässt, erfordern spezifische Situationen das Zeigen von Gefühlen, als eine Art soziokulturelles Gebot oder auch Pflicht zur Aufrechterhaltung der sozialen Normalität bzw. zur Verhinderung von Anomalien im symbolischen Raum. Diese Pflicht kann und wird an Dritte delegiert. Somit sind Emotionen unter bestimmten Gegebenheiten nicht (nur) als eine sehr intime, persönliche Erfahrung zu definieren, sondern als symbolisch auferlegte Pflicht, die in der Regel unbewusst und unhinterfragt durch eine Externalisierung bzw. Pflichtübergabe erfüllt werden kann. Dieser Beitrag versucht - da sich zu dieser spezifischen Thematik nur wenig in einschlägiger soziologischer Literatur finden lässt - eine theoretische Einführung in das Phänomen und eine erste Konzeptionierung für eine soziologische Nutzbarmachung." (Autorenreferat)
Gegenstand des Buches ist die Darstellung Otto Bauers als führende Gestalt des Austromarxismus und der SDAP, sowie die kritisch-analytische Lesart seiner philosophisch-historischen, wirtschaftlichen, soziologischen und sozialpolitischen Theorien, die vor dem Hintergrund der damaligen Diskussion in der II. und der III. Internationale, der politischen Ereignisse in der SDAP, der internationalen Arbeiterbewegung und den sozial-geschichtlich-politischen Prozessen in Österreich und in Europa gezeigt wurden. Der Schwerpunkt des Buches wurden auf die Analysen Bauers: Philosophisch-ethischen und historiosophischen Erörterungen, der Theorie des Imperialismus, der Theorie der Nation, der Lösung der Nationalitätenfrage, der Auffassung von den Wegen zu Sozialismus, der Kriegs- und Friedensfrage, der faschistischen Theorien, sowie auf seine politische Tätigkeit gelegt. ; This work depicts Otto Bauer as the main politician of the SDAP and attempts a critical-analytical interpretation of his socio-political theories, which are shown against the background of the debates within the First and Second Internationals, political events within the SDAP, the international workers' movement, and the socio-historical processes in Austria and Europe at the time.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3129-3136
Die Wissenssoziologie hat nach ihrer sozialphänomenologischen Wende dem Autor zufolge auf eine nähere Beschäftigung mit sozialer Ungleichheit verzichtet, d.h. die Wissenssoziologie und die Theorien der sozialen Ungleichheit, insbesondere die Sozialstrukturanalyse, sind sich in den vergangenen Jahrzehnten konsequent aus dem Weg gegangen. Dem weitgehenden Desinteresse der neueren, vor allem der hermeneutischen Wissenssoziologie an den Phänomenen sozialer Ungleichheit entspricht auf der Seite der Ungleichheitsforschung ein Beharren auf einem quasi-naturalistischen Zugang zu ihren Forschungsgegenständen. Durch die Schlüsselfrage der Ungleichheitsforschung: "Wer bekommt was, wie und warum?" glaubt sie, allen weiteren theoretischen, methodologischen und semantischen Untersuchungen enthoben zu sein. Die "apriorische Gewissheit", dass es soziale Ungleichheit einfach gibt und dass sie ungerecht ist, bietet sich nach Ansicht des Autors selbst als exponierter Gegenstand einer wissenssoziologischen Betrachtung an. Er problematisiert in seinem Beitrag die Folgen der heutigen Abwesenheit einer Wissenssoziologie der sozialen Ungleichheit, wobei er auch auf einige Ausnahmen bei den sozialtheoretischen Klassikern Karl Mannheim, Peter L. Berger, Thomas Luckmann und Niklas Luhmann eingeht. (ICI2)
Auf dem Hintergrund, dass Partizipation neben Freiheit und Gleichheit konstitutiv für eine Demokratie ist, gibt der Beitrag einen einführenden Überblick über Formen und Reichweite der politischen Partizipation, wobei zwei Grundauffassungen von politischer Partizipation (instrumentelles und normatives Partizipationsverständnis) unterschieden werden, die in den zentralen Dimensionen diametral entgegen gesetzt sind. Neben einer Taxonomie politischer Partizipation werden auch die Determinanten für Partizipation in der Bundesrepublik Deutschland erörtert. Anschließend werden Methoden der Partizipationsforschung diskutiert und ein knapper Überblick zu den wichtigsten Studien sowie zu neueren Entwicklungen in diesem Bereich gegeben, im Rahmen dessen dem Perspektivenwechsel innerhalb des soziologischen Ansatzes (Cleavage-Theorie) besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. (ICH)
Cover -- Inhalt -- Vorwort -- Philosophische und soziologische Reflexionen -- Hermann Schmitz: Geschichte als Herausforderung durch das Unerwartete -- Literatur -- Robert Gugutzer: Situationsprobleme und kreatives Handeln -- 1. Hans Joas' neopragmatische Theorie kreativen Handelns -- 2. Hermann Schmitz' Anmerkungen zu einer Neophänomenologie der Kreativität -- 3. Situationsprobleme und kreatives Handeln - Folgerungen für eine neophänomenologisch-soziologische Handlungstheorie -- 3.1 Situationsprobleme -- 3.2 Kreatives Handeln -- 4. Zusammenfassung und Ausblick -- Literatur -- Walter Burger: Stabilität und Irritation aus systemischer Sicht -- 1. Stabilität ist gut … oder? -- 2. »Grau, teurer Freund, ist alle Theorie …« -- 3. Einheit in der Vielfalt -- 3.1 Systemebenen -- 3.2 Emergenz -- 3.3 Semiose -- 4. »Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen« -- 5. Wieso gibt es in einer komplexen Welt überhaupt »Stabilität«? -- 6. Systeme sind sowohl komplex als auch kompliziert -- 7. Umgang mit Komplexität -- 8. Geht es auch anders? -- 9. Irritation erzeugt Stabilität -- 10. Kann man daraus etwas für die Praxis lernen? -- Literatur -- Robert Josef Kozljanič: Von normwidrigen Irritationen zu vernünftigen Improvisationen -- 1. Die Lebenserfahrungsvernunft als selbst- und fremdberatende Vernünftigkeit -- 2. Lebenskünstlerisches Pendeln zwischen Emanzipation und Regression (Schmitz) -- 3. Verzweifelndes Scheitern und kreatives Werden (Jaspers) -- 4. Die Begegnung als ›ekstatisches‹ Ereignis (Guardini und Hasse) -- 5. Begegnung als unstetige Erlebnis- und Interaktionsform (Bollnow, Uzarewicz) -- 6. Vorläufige Zusammenfassung -- 7. Beispiele und Folgerungen aus der Physiotherapie (Inga Haverkampf) -- 8. Erster Exkurs: Aushalten und »Kneten« der Situation (Schmitz) -- 9. Zweiter Exkurs: Spüren und Sprechen (Pothast).
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Im Bereich der Gesellschaftsanalyse hat die neuere Systemtheorie wichtige Auseinandersetzungen ausgelöst. Die Frage, welche Beiträge die Systemtheorie für die Analyse von Sozialisation und Subjektbildung liefert, führt dagegen in ein noch kaum beschrittenes Neuland. Der Band geht dieser Frage nach und versucht dabei, bewährte strukturgenetische Sozialisationstheorien in Kontakt zu systemtheoretischen Sichtweisen zu bringen. Die in den Sozialisationstheorien vorzufindende Gegenüberstellung von subjektzentrierten und soziologischen Erklärungsansätzen kann aufgelöst werden, wenn mit der Systemtheorie die jeweils eigenständige Organisation subjektiver und sozialer Prozesse in Rechnung gestellt wird. Die Studien behandeln sowohl Prozesse der Entwicklung und Sozialisation als auch methodologische und methodische Fragen. Sie rücken so eine Theorie der Selbstsozialisation unter gewandelten Bedingungen gesellschaftlicher Differenzierung in den Mittelpunkt des Interesses.
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Innerhalb des Bezugsrahmens einer Sozialpsychologie, die sich am historischen Materialismus orientiert, werden 4 Vertreter einer marxistischen Sozialpsychologie anhand ihrer fachspezifischen Hauptwerke vorgestellt und Kritisiert: Hans Hiebsch und Manfred Vorwerg "Einführung in die marxistische Sozialpsychologie"; Lucien Seve "Marxismus und Theorie der Persönlichkeit"; Alfred Lorenzer "Zur Begründung einer materialistischen Sozialisationstheorie" und Igor Kon "Soziologie der Persönlichkeit". Jeweils im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit der 6. Feuerbachthese von Marx. In einer Kritik der 4 vorgestellten Ansätze werden nicht nur deren theoretische und methodische Mängel aufgezeigt, sondern auch die Möglichkeit betont, "daß eine Vermittlung von soziologischen Interaktionismus und historischem Materialismus durchaus zu fruchtbaren und innovativen Theoriediskussionen führen müßte." (LA)