Das eigentümliche Verhältnis von Philosophie und Politik im Kontext ethischer Politikberatung
In: Ethische Politikberatung, S. 151-165
Das Thema "ethische Politikberatung" setzt zwei Begriffe miteinander in Beziehung, deren Verhältnis nach Meinung des Autors keineswegs unproblematisch ist und deshalb einer intensiveren Betrachtung bedarf: Ethik und Politik. Ethik auf der einen Seite, klassisch verstanden als die Frage nach dem guten oder richtigen Leben und als solche traditionell das spezifische Fachgebiet des abstrakt reflektierenden Philosophen oder Theologen; Politik auf der anderen Seite, verstanden als der Bereich der konkreten, pragmatischen Entscheidungsfindung und damit der Bereich des handelnden, umsetzenden Menschen. Der Autor bezieht sich mit Platon und Machiavelli auf zwei bedeutende Philosophen, anhand derer sich die voneinander zu unterscheidenden Formen des Verhältnisses von Ethik und Politik exemplarisch darstellen lassen. Er kontrastiert Platons Art und Weise, auf die Politik zuzugehen, mit Machiavellis politischer Philosophie. In der Tradition Machiavellis sieht er die Erwartung der Politik an die Politikberater, nur in bestimmten konkreten Fragen Rat zu erteilen, ihre Politik aber nicht von der Philosophie in grundsätzlicher Weise in Frage stellen zu lassen. Die unterschiedlichen Konzepte von Platon und Machiavelli werden nach Meinung des Autors in den modernen Theorien von Max Horkheimer und Peter Singer fortgesetzt. Während Machiavelli und Singer der vorhandenen Politik Hilfe anbieten wollen, treten Platon und Horkheimer an die Politik mit umfassenden Ansprüchen heran und zielen auf ihre Veränderung ab. (ICI2)