Seit den 1960er Jahren beginnt ein Transformationsprozess des Selbstverständnisses der beiden großen christlichen Konfessionen in Deutschland, der wesentlich durch die Dominanz "sozialer" Themen geprägt ist: Die praktizierte Nächstenliebe - insbesondere in Gestalt von Diakonie und Caritas - wird in der Öffentlichkeit wie häufig auch in den Kirchen selbst geradezu als Ausweis des Christlichen interpretiert. Dementsprechend bedeutete das Entstehen und die Dynamik der sog. Neuen Sozialen Bewegungen eine große Herausforderung, da klassische caritativ-diakonische Handlungsmuster in Frage gestellt wurden. Gleichzeitig initiierten Diakonie und Caritas weitreichende Prozesse der Selbstmodernisierung, die ihrerseits die Neuen Sozialen Bewegungen prägten. Der Band dokumentiert exemplarisch die wechselseitigen Beeinflussungen beider Bereiche und die durch diese Entwicklungen wesentlich geprägte Neuformatierung der bundesdeutschen Zivilgesellschaft.
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Die Verfasserin stellt gesellschaftliche Wandlungsprozesse und neue Teilhabeformen der Bevölkerungsmehrheit fest. Es wird argumentiert, dass zugleich noch einige Herausforderungen an die Gestaltung von Demokratie bleiben. Die sozialen Bewegungen haben viel erreicht: Ein Mehr an direkter Demokratie und ein starkes und verbreitetes Interesse bzw. Teilnahme an gesellschaftlichen Prozessen sind Realität geworden. Der Wahlsieg von MAS und Evo Morales bedeutet eine Machtsteigerung dieser Bewegungen. Zentrale Forderungen wie die Verfassungsgebende Versammlung, die Re-Nationalisierung des Erdgassektors und die Agrarreform konnten durchgesetzt werden oder wurden zumindest von der Regierung in Angriff genommen. Die Forderung der Subalternen, insbesondere der Landbevölkerung, nach Entwicklung des ländlichen Raums, fließt in die Regierungspolitik ein. Es lässt sich, so die Autorin, eine produktive Dynamik zwischen "traditionellen" Formen der Partizipation und direkter Demokratie beobachten. Damit wurden Entwicklungsprozesse in der politischen Kultur in Gang gesetzt, die den Ausbau von selbstbestimmter Teilhabe an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen unterstützen. Ob sich der Wechsel der Machtverhältnisse tatsächlich durchsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass die Schritte zur Veränderung der Machtverhältnisse die soziale und politische Spaltung des Landes sichtbar gemacht haben. (ICF2)
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Die Verfasser stellen fest, dass die Bewegungsforschung in Deutschland mit erheblicher Verzögerung einsetzte, sich stark auf den Gegenstand der NSB verengte, dabei aber professionalisierte und den Anschluss an internationale Debatten fand. Die Einbindung in die internationale Diskussion und Forschung führte dazu, dass die Fokussierung auf NSB aufgegeben wurde und eine bis heute anhaltende Konzentration auf spezifische Fragen unterhalb oder im Rahmen allgemeiner Theorien sozialer Bewegungen erfolgt ist. Auf theoretischer Ebene herrscht inzwischen ein fröhlicher Pluralismus, teilweise auch ein befremdlicher Eklektizismus, während zugleich die methodischen Ansprüche und Kompetenzen deutlich gewachsen sind. Einiges spricht dafür, so die Autoren, dass die Welle globalisierungskritischer Proteste zeitverzögert auch zu einer kleinen bis mittelgroßen Welle der Bewegungsforschung führen wird, die nun allerdings, im Unterschied zu ihren Vorgängern in den frühen 80er Jahren, an einem fortgeschrittenen Literatur- und Diskussionsstand anknüpfen kann, der kaum mehr nationale Züge trägt. Wie ihr Gegenstand hat sich auch die Bewegungsforschung in hohem Maße internationalisiert. Vor diesem Hintergrund werden zentrale Fragen und Erträge der Bewegungsforschung im Hinblick auf Entwicklung, Profil und Wirkungen des Bewegungs- und Protestsektors in Deutschland bilanziert. Es wird argumentiert, dass (mehr) Demokratie das große gemeinsame Thema der sozialen Bewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Demokratie und Bürgerrechte gehören zu den hervorstechenden Protestthemen. Die Suche nach demokratischen Antworten auf die Herausforderungen der gegenwärtigen sozialen Bewegungen erhält ihre Brisanz durch mächtige antidemokratische Gegentendenzen, die sich zu einer Aushöhlung demokratischer Politik verdichten. Dazu zählen unter anderem die im Zeichen neoliberaler Politik weltweit zu beobachtende Schrumpfung des politischen Raums, die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen und die Ausdehnung von betriebswirtschaftlichen Orientierungen im öffentlichen Sektor, die populistische Inszenierung von Politik durch große Medienkonzerne an Stelle von realer politischer Beteiligung. Ein sich selbst institutionalisierender Bewegungssektor verspricht zwar auch künftige Protestmobilisierungen und politische Impulse. Seine Demokratisierungseffekte scheinen jedoch eher ungewiss. (ICF2)
The rational choice approach (RCA) can theoretically found research on social movements & political protest, which often lacks such a foundation. A broad theory of rational action is proposed that uses a flexible combination of micro- & macroconditions & maintains the RCA postulate of methodological individualism & the basic hypotheses of motivation, action limitation, & assumption of use maximization. Areas of social movements research that lend themselves to RCA include models of political participation, the effects of political decisions on action motivation & limitation, interaction structures, & institutional regulation. In each area, RCA can help to integrate macro- & microexplanations. RCA has wider applications than the resource-mobilization perspective & can be defended against its constructivist critics. RCA still poses unsolved questions, but should be used in the absence of a superior approach. 2 Figures, 25 References. Adapted from the source document.
"Der Artikel untersucht erste Umsetzungen eines bewegungsgewerkschaftlichen Ansatzes (Social Movement Unionism, SMU) in Deutschlands Gesundheitssektor, die durch politische und institutionelle Veränderungsprozesse ausgelöst wurden. Auf den Plan die städtischen Kliniken zu privatisieren, reagierten Gewerkschaftsvertreter in Hamburg mit der Mobilisierung der Arbeitnehmer, indem sie Bündnisse mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen eingingen und sich auf gesellschaftliche Werte wie Demokratie und die Versorgungspflicht des Staates bezogen. Diese Aktionsweise als soziale Bewegung hat dazu beigetragen, dass in der Tarifauseinandersetzung nach der Teilprivatisierung eine Verdopplung des gewerkschaftlichen Organisationsgrades in Hamburger Krankenhäusern erreicht wurde und die Beschäftigungsstandards des öffentlichen Dienstes in den privatisierten Krankenhäusern beibehalten wurden. Das beschriebene Verhalten von Landesregierung, Arbeitgebern und Personalräten, so die Schlussfolgerungen dieses Artikels, ist kein Hamburger Einzelfall, sondern Teil der grundlegenden Problematik neoliberaler Politikgestaltung. Gegen sie kann auch mit bewegungsgewerkschaftlichen Ansätzen nur dann letztlich erfolgreich angegangen werden, wenn auch nationale und transnationale Arenen der Politik miteinbezogen werden." (Autorenreferat)
"Der Zusammenhang von sozialen Bewegungen und künstlerischer Produktion scheint durch die Aufmerksamkeitsraster einer an Individuen und ihren Produkten interessierten Kunstgeschichte auf der einen und den mehr an Produktionsverhältnissen und kollektiven Organisations- und Kommunikationsformen ausgerichteten Sozialwissenschaften hindurchzurutschen. Da, wo er thematisiert wird, vor allem im Kontext poststrukturalistischen Ansätze, werden die feldinternen Positionierungen und die Kämpfe um deren Durchsetzung zu gering geschätzt. Zudem wird tendenziell vorausgesetzt, es gebe immer über das Kunstfeld hinausreichende Effekte. Der Text plädiert für eine Lesweise des Zusammenhangs von Kunstproduktion und sozialen Bewegungen, der dessen Effekte nicht als unmöglich, aber auch nicht als selbstverständlich begreift. Neue symbolische Setzungen in der Kunst und die Verschiebung von Wertmaßstäben basieren auf feldinternen Kämpfen einerseits, sind andererseits aber auch als 'cultural politics' zu begreifen, die auf der Ebene der gesellschaftlichen Symbolproduktion agieren." (Autorenreferat)
Über die Krise der Demokratie wurde in den vergangenen Jahren viel geredet. Doch wie geht es weiter? Ist Rettung in Sicht? Donatella della Porta zeigt in ihrem neuen Buch als eine der weltweit besten Kennerinnen sozialer Bewegungen, welche progressive Kraft sie entwickelt haben und auch in Zukunft entwickeln können. Nicht auf die Eliten und die etablierten Parteien ist zu hoffen, wenn es um neue Ideen und Veränderungen geht, sondern auf Bewegungen und Protestformationen, auf Bürgerinnen und Bürger. So sind etwa in Spanien Podemos und in Bolivien Movimiento al Socialismo an die Stelle etablierter Parteien getreten. In Island und Irland wurden Bürgerversammlungen initiiert, die sich an Verfassungsprozessen beteiligten. Diese Beispiele zeigen, dass die Demokratie der ständigen Erneuerung bedarf. Und gerade in Krisenzeiten bieten sich Gelegenheiten für einen Wandel.
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The concept of a "social movement community" builds on characterizations of new social movements as decentralized networks of actors capable of coming together for collective action from time to time. This paper identifies several characteristics of movement communities that vary over time & affect the movement's ability to mobilize for collective action: linkages within & between movement communities; the number & type of organizations within movement communities; the existence or absence of movement "centers"; & the extent of institutionalization. Using the example of the Montreal women's movement, we show how characteristics of the movement community influenced mobilization of the 2000 World March of Women. We discuss the importance of such movement campaigns & their effects on movement communities & subsequent collective action. 34 References. Adapted from the source document.
Wie entstehen und reproduzieren sich soziale Bewegungen? Was ist das Verhältnis sozialer Bewegungen zu anderen Typen sozialer Systeme wie z.B. Organisationen, dem Wirtschaftssystem oder der Gesellschaft? Luca Tratschin präsentiert eine kommunikationstheoretische Antwort auf diese Fragen und zeigt, wie soziale Bewegungen durch die kontingente Entdeckung von Gemeinsamkeiten vieler raum-zeitlich verankerter Protestkommunikationen entstehen können.