Zur Wahrnehmung von Diktaturen im 20. Jahrhundert
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 51/52, S. 36-43
ISSN: 2194-3621
"Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist u. a. stark durch den Gegensatz zwischen diktatorischen Systemen und demokratisch legitimierten Verfassungsstaaten geprägt worden. Die Bewertung von Diktaturen durch freiheitlich verfasste Gesellschaften hing allerdings stets auch von politischen Interessen und Konstellationen ab und spiegelte keineswegs in dem Maße prinzipielle Wertentscheidungen, wie es die Orientierung an Menschen und Grundrechten nahe legen könnte. Opfer dieser Haltung waren vor allem antidiktatorische Oppositionsbewegungen, die unter dem Prinzip der Nichteinmischung litten und erst nach dem Zusammenbruch von Zwangssystemen als Repräsentanten einer neuen, 'humanen politischen Orientierung' angemessen gewürdigt wurden. Sie können erst nach dem Untergang diktatorischer Systeme die Entwicklung von grundsätzlichen Wertstrukturen in postdiktatorischen Systemen erleichtern und der Entwicklung politischer Maßstäbe dienen, die helfen, politische Unterdrückung wahrzunehmen und grundsätzlich zu verurteilen." (Autorenreferat)