Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine durch Russland wird als "Ökozid" bezeichnet. Der folgende Beitrag zeigt, welche Folgen die Zerstörung des Staudamms für Mensch, Natur und Wirtschaft hat und versucht, die materiellen Kosten zu beziffern.
Einleitend rekonstruieren die Verfasser die ideen- und zeitgeschichtlichen Hintergründe sowie zentrale Aussagen und wichtige Einsichten des Ökomarxismus. Auf einer allgemeinen Ebene zeichnet sich letzterer dadurch aus, dass er zum einen die Aussagen von Marx über ökologische Fragen rekonstruiert, Marx also als einen Kritiker der ökologischen Konsequenzen des Kapitalismus liest, und zum anderen die ökologische Destruktivität des Kapitalismus mit den zentralen Kategorien der (ökonomischen) Schriften von Marx begreift. Sie konzentrieren sich auf solche Arbeiten in denen der Begriff der Grenze eine zentrale Rolle spielt, in denen also anknüpfend an Marx und über diesen hinausgehend ein Konzept der Krise und Grenze der kapitalistischen Produktionsweise entwickelt wird, das auf deren ökologischer Destruktivität beruht. Im Vordergrund stehen die Arbeiten von James O'Connor, Elmar Altvater und Ted Benton. Vor diesem Hintergrund problematisieren sie das Grenzen-Konzept, indem sie die Verschiedenheit kapitalistischer Naturverhältnisse und ökologischer Krisenphänomene herausarbeiten. Zu diesem Zweck verbinden sie zentrale Einsichten des Ökomarxismus mit solchen des Konzepts der gesellschaftlichen Naturverhältnisse sowie der critical political ecology und illustrieren ihre Ausführungen mit aktuellen empirischen Beispielen. (ICF2)
"Brasiliens wirtschaftliche Entwicklung ist vom Wachstum des Agrarsektors geprägt. Großbetriebe haben das Land zum weltweit führenden Rindfleisch- und Sojaproduzenten gemacht, was zu Lasten der Tropenwaldfläche im Amazonasgebiet geht. Lassen sich wirtschaftliches Wachstum und Klimaziele miteinander vereinbaren?" (Autorenreferat)
Der Wandel zu einer "bio-basierten" Wirtschaft, wie er in nationalen und internationalen Bioökonomie-Strategien propagiert wird, kann nur mit tiefgreifenden Veränderungen landwirtschaftlicher Systeme zur Steigerung der Agrarproduktion einhergehen. Besonders in Ländern des Globalen Südens gingen solche Prozesse jedoch meist mit unbeabsichtigten - oder in Kauf genommenen - negativen Konsequenzen wie Umweltdegradation oder die Verschärfung gesellschaftlicher Ungleichheiten einher. Dennoch finden die Kenntnisse über die Risiken bisheriger landwirtschaftlicher Interventionen kaum in politischen Bioökonomie-Strategien Berücksichtigung, die auf wirtschaftlich-technische Lösungen einer "nachhaltigen" Intensivierung durch agrartechnologische Innovationen auf der einen, und eine Ausweitung von Produktionsflächen auf der anderen Seite setzen. Wie diese Produktionssteigerungen ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet werden sollen, bleibt unklar, und bisherige Erfahrungen mit derartigen Interventionen lassen eher das Gegenteil befürchten. Anhand von zwei historischen Beispielen - der Grünen Revolution im Punjab Pakistans und der Neulandkampagne in Kasachstan - skizziert der Beitrag die vielschichtigen sozialen und ökologischen Folgen bisheriger, großangelegter landwirtschaftlicher Interventionen zur Produktionssteigerung und geht der Frage nach, inwiefern diese Erfahrungen (besser) in Bioökonomie-Strategien Berücksichtigung finden (können). Kritische Reflektion sollte dabei vor allem die Rolle institutioneller Pfadabhängigkeiten in der Gestaltung aktueller und zukünftiger Entwicklungen erfahren. Wie bisherige Erfahrungen im Landwirtschaftssektor deutlich machen, müssen Bioökonomie-Strategien ihren geforderten systemischen Ansatz ernst nehmen - was impliziert, dass technologie- und produktivitätsorientierte Ziele stets sozialen und ökologischen Zielen untergeordnet werden müssen.
Haben die Theorien des Krieges aus Sicht wissenschaftlicher Disziplinen oder die Klassiker der Kriegstheorie Umweltfaktoren behandelt? Die Beziehungen zwischen Umwelt und Krieg haben ein Janusgesicht: Zum einen verweisen sie auf beabsichtigte oder nichtintendierte Folgen von Kriegshandlungen auf die Umwelt, insbesondere auf das Land, das Wasser, die Biodiversität und das Klima, und zum anderen thematisieren sie, ob natürliche oder anthropogene Umweltfaktoren (Verschmutzung, Knappheit, Degradation, Stress) oder Faktoren des globalen Umweltwandels zu gewaltsamen Konflikten, Krisen und im Extremfall auch zu Kriegen führen können. Vor dem Hintergrund des globalen wissenschaftlichen Diskurses behandelt der Beitrag die beiden Seiten des Problemzusammenhangs von Umwelt und Krieg: (1) die Ansätze zur Umweltkriegsfolgenforschung und (2) ob Umweltfaktoren, insbesondere Wasserknappheit und Klimawandel, zu Kriegen führen können und welche theoretischen Ansätze es hierzu gibt. Bevor die Frage der ökologischen Kriegstheorien in einem weiteren Sinne erörtert wird, werden in dem Beitrag Anmerkungen zu den drei Grundbegriffen "Ökologie", "Krieg" und "Theorie" gemacht. (ICB2)
In beiden deutschen Staaten vollzog sich nach 1945 ein Trend zur Modernisierung der Landwirtschaft, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Auch die ökologischen Folgen der Industrialisierung der Landwirtschaft waren in beiden Staaten bemerkenswert ähnlich. Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR unterschieden sich jedoch im Ausmaß der Umweltschäden und in den Ansätzen ihrer Bekämpfung. In der DDR gab es so gut wie gar keine offene Diskussion über die Umweltprobleme der industrialisierten Landwirtschaft. In den 1970er und 1980er Jahren stiegen die Eutrophisierung des Oberflächenwassers und die Kontaminierung des Grundwassers mit Düngemitteln und Pestiziden beträchtlich an. Das gleiche gilt für die Verdichtung des Bodens durch den Einsatz schwerer Maschinen sowie für die Erosion durch Wasser und Wind. Die ostdeutsche Regierung unterdrückte jedoch eine offene Debatte über die von den landwirtschaftlichen Großbetrieben verursachten Umweltprobleme. In der Bundesrepublik Deutschland wurden solche Probleme demgegenüber offen angesprochen. Ein Beispiel hierfür ist die Intensivtierhaltung im Nordwesten Niedersachsens. Erst in den 1980er Jahren konnten Umweltaktivisten jedoch begrenzte Korrekturen an der Politik der Modernisierung der Landwirtschaft durchsetzen. In Ostdeutschland ist die Tradition landwirtschaftlicher Modernisierung stärker erhalten geblieben als im Westen. (ICEÜbers)
In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung: UWSF ; Zeitschrift für Umweltchemie und Ökotoxikologie ; Organ des Verbandes für Geoökologie in Deutschland (VGöD) und der Eco-Informa, Band 11, Heft 6, S. 343-351
Die EU-Institutionen legen seit einiger Zeit komplexe Konzepte und Regelwerke mit Produktbezug wie etwa die Integrierte Produktpolitik (IPP) oder die Rahmenrichtlinie zur umweltgerechten Gestaltung energiebetriebener Produkte (EUP) vor. Diese neuen, politisch gesetzten Umfeldbedingungen werden ganz erhebliche Konsequenzen für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen haben. Ausmaß und Wirkungsrichtung der betreffenden Maßnahmen sind aber selbst dem Gesetzgeber nicht hinreichend bekannt. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Untersuchung die ökonomischen und ökologischen Folgen der erwarteten EUP-Durchführungsmaßnahme zum Standby-Energieverbrauch ermittelt und analysiert, und zwar mithilfe einer dafür erarbeiteten pragmatischen und praxisnahen Methodik der Gesetzesfolgenabschätzung. Dabei differieren die Ergebnisse sowohl zwischen den untersuchten Produkten als auch zwischen den verschiedenen Bereitschaftszuständen deutlich. Eine wichtige Erkenntnis der Folgenabschätzung ist, dass die erhofften ökologischen Effekte zu hoch veranschlagt werden und Energiesparbemühungen im Bereich des Standby-Zustands – im Vergleich zur möglichen Absenkung des Energieverbrauchs im Aktivmodus der Produkte – aus ökologischer und ökonomischer Sicht nicht den besten Ansatzpunkt darstellen.
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 568-578
"Umweltsoziologie muss mehr sein als bloß Soziologie. Um die Kommunikation über ökologische Probleme von der Wirklichkeit der Probleme unterscheiden zu können, muss man die Gesellschaft in der Natur beobachten und nicht bloß die Konstruktion der Natur in der Gesellschaft. Dazu bedarf die Soziologie der Kooperation mit den Naturwissenschaften. Zwar entfalten sich ökologische Krisenwahrnehmungen und Konflikte nach einer gesellschaftlichen Logik; sie sind nicht durch den objektiven Zustand der Umwelt determiniert. Ob die 'ökologische Frage' aber die Verfassung moderner Industriegesellschaften sprengen wird, dürfte im Ergebnis wieder von objektiven Fakten abhangen, nämlich von den ökologischen Anpassungen, zu denen diese Gesellschaften tatsächlich in der Lage sind. Die bisherige Umweltpolitik zeigt, dass entgegen der üblichen öffentlichen Rhetorik die Anpassungskapazität dieser Gesellschaften erheblich ist." (Autorenreferat)
Der Wandel zu einer "bio-basierten" Wirtschaft, wie er in nationalen und internationalen Bioökonomie-Strategien propagiert wird, kann nur mit tiefgreifenden Veränderungen landwirtschaftlicher Systeme zur Steigerung der Agrarproduktion einhergehen. Besonders in Ländern des Globalen Südens gingen solche Prozesse jedoch meist mit unbeabsichtigten – oder in Kauf genommenen – negativen Konsequenzen wie Umweltdegradation oder die Verschärfung gesellschaftlicher Ungleichheiten einher. Dennoch finden die Kenntnisse über die Risiken bisheriger landwirtschaftlicher Interventionen kaum in politischen Bioökonomie-Strategien Berücksichtigung, die auf wirtschaftlich-technische Lösungen einer "nachhaltigen" Intensivierung durch agrartechnologische Innovationen auf der einen, und eine Ausweitung von Produktionsflächen auf der anderen Seite setzen. Wie diese Produktionssteigerungen ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet werden sollen, bleibt unklar, und bisherige Erfahrungen mit derartigen Interventionen lassen eher das Gegenteil befürchten. Anhand von zwei historischen Beispielen – der Grünen Revolution im Punjab Pakistans und der Neulandkampagne in Kasachstan – skizziert der Beitrag die vielschichtigen sozialen und ökologischen Folgen bisheriger, großangelegter landwirtschaftlicher Interventionen zur Produktionssteigerung und geht der Frage nach, inwiefern diese Erfahrungen (besser) in Bioökonomie-Strategien Berücksichtigung finden (können). Kritische Reflektion sollte dabei vor allem die Rolle institutioneller Pfadabhängigkeiten in der Gestaltung aktueller und zukünftiger Entwicklungen erfahren. Wie bisherige Erfahrungen im Landwirtschaftssektor deutlich machen, müssen Bioökonomie-Strategien ihren geforderten systemischen Ansatz ernst nehmen – was impliziert, dass technologie- und produktivitätsorientierte Ziele stets sozialen und ökologischen Zielen untergeordnet werden müssen.