Die Arbeitswelt in der Schweiz befindet sich in einem umfassenden Wandel: Die Internationalisierung von Arbeit und Arbeitsteilung, die Alterung der schweizerischen Erwerbsbevölkerung sowie die fortschreitende Technisierung der Arbeitswelt führen zu einer zunehmenden Flexibilisierung von Arbeitsorganisation und Arbeitsverhältnissen. Diese Veränderungen stellen eine wachsende Herausforderung für Politik, Sozialpartner und Individuen dar. Maßgeblich betroffen von dieser Flexibilisierung des Arbeitsmarktes scheinen gegenwärtig vor allem der Mediensektor, der weltweit eine der Vorreiterrollen in dieser Hinsicht einnehmen dürfte, sowie die industrielle Produktion und die Dienstleistungsbranche. Die Voraussetzungen der Schweiz, die bevorstehenden Veränderungen perspektivisch nutzen zu können, sind – insbesondere im Hinblick auf das Potenzial von Frauen und älteren Erwerbstätigen – trotz der vergleichsweise hohen Arbeitskosten, gegeben. Die Chancen der zukünftigen Entwicklungen bestehen in einer vorausschauenden rechtlichen, sozialen und politisch nachhaltigen Gestaltung des Schweizer Arbeitsmarktes.
In: Zur Entwicklungsdynamik des modernen Kapitalismus: Beiträge zur Gesellschaftstheorie, Industriesoziologie und Gewerkschaftsforschung ; Symposium für Gerhard Brandt, S. 39-48
Die Überlegungen verstehen sich als kritischer Kommentar zu der arbeits- und industriesoziologischen Wendung des Subsumtionstheorems. Die analytische und empirische Fruchtbarkeit des Theorems der reellen Subsumtion, insbesondere seine Verwendbarkeit für Analysen des Produktions- und Arbeitsprozesses wie der Qualifikation der Arbeitskraft, werden angezweifelt. Es wird erörtert, daß die These zunehmender sachlicher und zeitlicher Vorbestimmtheit der Arbeit die Entkoppelung von Produktions- und Arbeitsprozeß ignoriert. Das kontingente Verhältnis zwischen den Zielen der Prozeßökonomie, die sich auf den Gesamtprozeß bezieht, und denen der Arbeitsökonomie wird aufgezeigt. Dann wird die empirische Wendung der These von der Abstraktifizierung der Arbeit analysiert. Dabei wird deutlich, daß es gegenwärtig nicht nur zur Enteignung von Wissen und zur Entqualifizierung kommt, sondern auch zur Herausbildung neuen Erfahrungs- und Produktionswissens - wobei Arbeit als abhängiges Komplement vergegenständlichter Produktivkräfte gesehen werden. (KW)
Dissertation Nr. 3985 ; Die vorliegende Dissertation beruht auf einer Auftragsforschung für Raiffeisen Schweiz, geht aber in ihren wissenschaftlichen Erkenntnisinteressen und Grundlagen über diese Nachfrage hinaus und sucht den Anschluss an die hier relevanten Diskussionen und Forschungen im sozialwissenschaftlichen Feld. Die Leitung der Raiffeisen Gruppe diskutiert seit einigen Jahren, wie sie dem demographischen Wandel in der Schweiz und dessen Konsequenzen für ihre Belegschaft Rechnung tragen kann: Definiertes Ziel ist unter anderem, dass ältere Mitarbeitende länger beschäftigt werden und einen höheren Anteil am gesamten Personal stellen sollten. Es galt, die subjektiven Einstellungen der älteren Mitarbeitenden zu ihrer beruflichen Zukunft im Unternehmen zu erfassen. Allerdings situiert sich die Fragestellung an der Schnittstelle verschiedener gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Einflüsse. Die meisten aktuellen theoretischen Konzepte lassen als Antwort ein klares Bild der älteren Arbeitnehmenden entstehen: Sie sollen dem Wohlfahrtsstaat nicht zur Last fallen und dank anhaltender Arbeitsmarktfähigkeit helfen, die Sozialwerke im Gleichgewicht zu halten. Zeitgleich argumentieren globalisierte Schweizer Unternehmen, dass sie nur dank einer Mobilisierung aller Ressourcen, insbesondere jener der älteren Arbeitnehmenden, die Wettbewerbsfähigkeit künftig sicherstellen können. Denn Experten gehen sogar dann noch davon aus, dass den meisten industrialisierten, europäischen Ländern in den kommenden Jahren nicht genügend gut qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Die Raiffeisen Gruppe sieht in der wachsenden Präsenz älterer und daher erfahrener Mitarbeitender aber nicht nur eine demographische Realität, sondern auch ein grosses Potential und somit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Das Unternehmen will sich älteren Mitarbeitenden deshalb als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. ; This thesis deals with demographic change in Switzerland and its consequences for Raiffeisen Schweiz, a Swiss bank, and its employees. It is based on a research contract with Raiffeisen, but exceeds the narrow scope of a corporate consulting project in its reliance on social science research and in its pursuit of scientific knowledge. Raiffeisen's leadership defines as two of its goal retaining older employees for longer and increasing their proportion of the total workforce. The thesis measures the attitudes of its older employees towards their professional future in the company. This question sits at the crossroads of societal, political and economic trends. Most current theories present a clear picture of older employees: they should support the institutions of the welfare state by working and contributing towards them rather than drawing from them. At the same time, Swiss companies argue that they can only ensure their competitiveness by using all available resources, especially those of older employees. Experts even assume that most industrialized European countries will experience a shortage of qualified labor. Raiffeisen thus sees not only a demographic inevitability in a stronger presence of older - and more experienced - employees, but also an opportunity and a competitive advantage. The bank wants to present itself as an attractive employer towards older employees. The trend towards early retirement needs to be reversed, the financial viability of pension systems in an ageing population ensured. These changes present big challenges to most companies, be they Swiss or from other industrialized countries.