In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 523-524
Aufbauend auf den zuvor dargelegten wirtschaftstheoretischen Grundlagen der Regionalentwicklung befasst sich der Beitrag mit den aktuellen technischen und politischen Entwicklungen von stadttechnischen Ver- und Entsorgungssystemen und ihren Konsequenzen für die Regionalentwicklung. Er fokussiert sich dabei auf die Energieversorgung als dem wichtigsten Treiber des technischen Fortschritts und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen. Dabei wird festgestellt, dass die stadttechnischen Infrastrukturen, insbesondere die Energieversorgung, insgesamt zunehmend dezentraler organisiert sind. Lokal bzw. regional verankerte Akteure – vor allem kommunale Stadtwerke – sind gegenüber national und international agierenden Unternehmen, die auf der Grundlage zentraler Großtechnologien arbeiten, im Vorteil, was die Umstellung auf eine stärker dezentralisierte Energieversorgung betrifft. Durch ihre lokale bzw. regionale Verankerung kann diese wesentliche Impulse für die Regionalentwicklung geben. Rechtlich-institutionelle Rahmenbedingungen müssen noch verbessert werden, damit sich die Synergien zwischen einem zukunftsfähigen Betrieb stadttechnischer Infrastrukturen und der Regionalentwicklung entfalten können. Unter Regionalentwicklung wird dabei eine vitale und robuste wirtschaftliche Entwicklung der Region verstanden, die – überwiegend aus eigenen Kräften – dazu in der Lage ist, einen zukunftsfähigen Strukturwandel zu realisieren, der nachhaltige Beschäftigung und Einkommen induziert, die Region attraktiv für Menschen macht, die kreativen Potenziale hebt und die natürlichen, komparativen Produktionsvorteile nutzt. Der Einstieg in die Transformation stadttechnischer Infrastrukturen bietet die Chance, eine solche Entwicklung anzustoßen bzw. sie zu verstärken.
"Notwendigkeit und Auswirkungen neuer Technologien wurden auch in früheren Jahren kontrovers diskutiert. Negative Folgen, die sich in einer "Freisetzung" von Arbeitskräften dokumentieren, wurden in der Bundesrepublik Deutschland in Zeiten der Vollbeschäftigung in den sechziger und frühen siebziger Jahren in der Öffentlichkeit relativ wenig beachtet. Seit der Rezession 1974/75 werden im Jahresdurchschnitt eine Million Arbeitskräfte als arbeitslos registriert. Durch die in den kommenden Jahren auf den Arbeitsmarkt drängenden geburtenstarken Jahrgänge wird sich die Arbeitslosigkeit nach vorliegenden Berechnungen eher noch erhöhen als verringern. Nicht zuletzt deshalb werden die Rationalisierungswirkungen neuer Technologien heute kritischer betrachtet als je zuvor. Neue Technologien schaffen Arbeitsplätze und sparen Arbeitskräfte ein. Die negativen und positiven Arbeitsplatzeffekte treten nicht am gleichen Ort, nicht gleichzeitig und in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren auf. Dies zeigt sich bei neuen Werkzeugmaschinen und Industrierobotern ebenso wie beim rechnerunterstützten Konstruieren und bei der Bürotechnik. Eine Schlüsselfunktion im technologischen und gesellschaftlichen Wandel kommt der Mikroelektronik zu mit erheblichen Folgen für die internationale Arbeitsteilung. Da die Mikroelektronik bei Prozeßinnovationen am leichtesten und schnellsten einsetzbar ist, wird es in den kommenden Jahren zu deutlichen "Freisetzungs-Effekten bei noch steigendem Arbeitskräfteangebot (geburtenstarke Jahrgänge) kommen. Der Beschäftigungseffekt infolge neuer Produkte (Produktinnovation) wird nach heutiger Erkenntnis erst in einer zweiten Phase voll wirksam werden. Der zu erwartende absolute Einsparungseffekt neuer Technologien wird jedoch per Saldo geringer ausfallen, als vor wenigen Jahren noch behauptet wurde. Es ist jedoch mit einer erheblichen Veränderung der Anforderungsprofile in den einzelnen Berufen zu rechnen. Frauen, ältere und weniger qualifizierte Arbeitskräfte werden von den Freisetzungswirkungen relativ stärker betroffen sein als qualifizierrte und jüngere Arbeitskräfte. Geänderte wirtschaftliche und demographische Rahmenbedingungen sowie die im Dienstleistungssektor und im Verwaltungsbereich der Industrie erkennbaren Rationalisierungsprozesse verhindern, daß alle freigesetzten Arbeitskräfte - wie in früheren Jahren - im tertiären Sektor (Dienstleistungsbereich einschl. Staat) eine neue Anstellung finden. Ein vorrangiges Ziel der Arbeitsmarktpolitik der nächsten 15 Jahre muß sein, eine sich abzeichnende Dauerarbeitslosigkeit größeren Umfangs zu vermeiden bzw. zumindest ihre sozialen Folgen zu mildern." (Autorenreferat)
In: IGW-Report über Wissenschaft und Technologie in den neuen Bundesländern sowie mittel- und osteuropäischen Ländern: Analysen, Berichte, Kommentare, Dokumente, Tagungshinweise, Band 6, Heft 1, S. 6-18
Der Autor läßt sich von der Maxime leiten, daß Deutschland auf seinem Weg ins 21. Jahrhundert alle vorhandenen kreativen Individuen dringend braucht. Dieses Gebot gelte vor allem für den Auf- und Ausbau einer modernen Forschungslandschaft in den neuen Bundesländern. Der Beitrag skizziert die Entwicklungs- und Transformationsprozesse im Universitäts- und Hochschulsektor, im Akademiesektor und in der Wirtschafts- und Industrieforschung. Der Autor versucht den durch die Wiedervereinigung ausgelösten Transformationsprozeß systematisch und im Zeitverlauf zu analysieren. Er kommt zu dem Ergebnis, daß sich der Transformationsprozeß gegenwärtig im Übergang von der ersten Phase des "learning by doing" zur zweiten Phase der Übernahme von Denk- und Verhaltensweisen befindet, die auch als eine "zweite Sozialisation" bezeichnet werden könne. (pka)
In: IGW-Report über Wissenschaft und Technologie in den neuen Bundesländern sowie mittel- und osteuropäischen Ländern: Analysen, Berichte, Kommentare, Dokumente, Tagungshinweise, Band 6, S. 9-18