Forschung für oder Forschung über den Frieden?: zum Selbstverständnis der Friedens- und Konfliktforschung
In: Friedens- und Konfliktforschung, S. 46-77
Der Verfasser rekonstruiert die Debatten über das Selbstverständnis der Friedens- und Konfliktforschung und zeigt hier einen Wandel auf: Statt Forschung für den Frieden hat sich nach dem Ende des Ost-West-Konflikts eine stärkere Hinwendung zu einem Selbstverständnis als Forschungsdisziplin über den Frieden ergeben. Friedens- und Konfliktforschung ist heutzutage weniger herrschaftskritisch im Sinne der Überwindung gewaltstruktureller Verhältnisse ausgerichtet, sondern vielmehr zum festen Bestandteil einer Friedens- und Entwicklungspolitik geworden, wie sie von einzelstaatlichen, internationalen und gesellschaftlichen Akteuren betrieben wird. Statt des einstigen Lagerdenkens in kritischer und traditioneller Friedensforschung sieht der Verfasser heute eine Tendenz zur Pluralisierung und Differenzierung der methodologischen Ansätze, was Folgen für die Debatte um das Selbstverständnis, die Frage der Politisierung des Anwendungsbezugs sowie der disziplinären Verortung hat. (ICE2)