Massenkultur und deutsche intellektuelle Emigration: der Fall Max Horkheimer und Siegfried Kracauer
In: Exil, Wissenschaft, Identität: die Emigration deutscher Sozialwissenschaftler 1933-1945, S. 227-251
Die Einschätzung und die soziologische bzw. sozialphilosophische Verarbeitung von Phänomenen der Massenkultur und der populären Kulturindustrie durch deutsche emigrierte Sozialwissenschaftler nach 1933 wird untersucht. Im Mittelpunkt stehen zwei Autoren, die der kritischen Theorie der Frankfurter Schule verpflichtet waren und dabei unterschiedliche Positionen vertraten. Es wird verdeutlicht, daß S. Kracauer der populären Kultur im Rahmen seines eher phänomenologischen Denkens mehr Vorzüge abgewinnen konnte als M. Horkheimer, in dessen Untersuchung von Kultur und Ästhetik in den USA der 30er und 40er Jahre pessimistische Erkenntnisse dominierten, die auf der Grundlage dialektischen Denkens entstanden. Horkheimer bevorzugte dabei modernistische Kunstströmungen, zu denen die politische Linke der Weimarer Republik ansonsten eine ablehnende Haltung eingenommen hatte. Am Beispiel des Films wird erläutert, wie weitreichend Kracauers Sympathie für Grundzüge der Massenkultur ausgeprägt war. (HA)