"Jacques Saurel, Jahrgang 1933, hätte ohne weiteres das gleiche Schicksal erleiden können wie zahlreiche Kinder von Eltern, die in der Zwischenkriegszeit aus Polen nach Frankreich ausgewandert waren: Auschwitz und die Gaskammer. Seinem Vater verdankt er es, zunächst nicht behelligt worden zu sein: Dieser hatte sich freiwillig zum Militärdienst verpflichtet, war in Kriegsgefangenschaft geraten und deswegen - wie auch seine Familie - durch die Genfer Konvention geschützt. So wurden Jacques, seine ältere Schwester (die jüngste war versteckt) und sein kleiner Bruder drei Monate lang in Drancy interniert und dann mit ihrer Mutter in das Sternlager von Bergen-Belsen deportiert."
Jetzt, da alle Welt sich auf vandalierende und mordende Neonazis eingeschworen hat, erscheint eine aktuelle Publikation zum Thema "alte Kameraden" zunächst irgendwie unmotiviert. Bald jedoch muss man erkennen, dass hinter dem Gruselkabinett aus Altfaschisten und ehemaligen KZ-Schindern organisch gewachsene Strukturen verborgen sind, die auch den neuen Rechten zugute kommen und uns zeigen, warum Arbeits- und Perspektivlosigkeit allein als Erklärung für Neonazismus zu kurz greift.Peter Finkelgruen hat seinen Großvater in Theresienstadt verloren. Durch Zufall erfährt er, dass der Mörder, Anton Malloth, einen sorgenfreien, unbescholtenen Lebensabend verbringt. Für Finkelgruen beginnt ein jahrelanger Kampf um Gerechtigkeit. Dabei begleiten ihn zwei Grundkonstanten: ein (milde gesagt) ignoranter Staatsanwalt, der eine Anklage offenbar bewusst vereitelt, und die "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte". Letzteres ist der vermutlich älteste rechtsextreme eingetragene Verein der Bundesrepublik, lange Zeit als gemeinnützig (weil mildtätig) anerkannt.Prominentestes Mitglied: Gudrun Burwitz, Tochter des vormaligen "Reichsführers SS" Heinrich Himmler. Der Verein kümmert sich anfangs um sicheres Asyl für Nazischergen im Ausland (besonders Südamerika), später versucht er für solche, die der Justiz ausnahmsweise nicht entgangen sind, Begnadigung zu erwirken und ihren Lebensunterhalt zu sichern. Ob Vatikan oder Unions-Spitzenpolitiker -- es mangelte nicht an prominenten Unterstützern.Schröm und Röpke haben gut recherchiert und auf sehr engagierte und packende Weise ein Miniatur-"Braunbuch" vorgelegt, das wieder einmal bestätigt, wie zögerlich in der Bundesrepublik Bemühungen erfolgt sind, sich der hitlerschen Altlast personell zu entledigen. Dem Westen ging es wohl in erster Linie um das Zurückdrängen des "Kommunismus", und da wollte man auf bewährtes Bodenpersonal nicht verzichten. "Echt krass!", sagt man heute wohl dazu.
"Trostfrauen" werden die Koreanerinnen genannt, die die japanischen Besatzer im 2. Weltkrieg in Bordellen internierten und grausam mißbrauchten. Zu ihnen gehört auch Akiko, die jetzt auf Hawaii lebt und deren Tochter Rebecca nichts von der Vergangenheit weiß. (Sylvia Schütze)
Der nach dem 8. September 1943 erfolgte Transport von etwa 600.000 gefangengenommenen italienischen Soldaten und Offizieren in den deutschen Machtbereich war für die deutsche Arbeitseinsatzpolitik von entscheidender Bedeutung. Die Arbeits- und Lebensumstände der vorwiegend in der deutschen Rüstungs-, Schwer- und Bauindustrie und im Bergbau beschäftigten italienischen Gefangenen werden untersucht. Anhand historischer deutscher und italienischer Regierungsakten und Firmenmaterials werden die Erlaßebene in der deutschen Arbeitseinsatzpolitik und die Durchführungsebene vor Ort miteinander verglichen. Durch die systematische Erschließung nicht näher ausgewiesener schriftlicher Umfragen, Memoiren, Erlebnisberichte usw. werden Rückschlüsse auf die subjektiven Erfahrungen der Internierten gezogen. Die Gründe für die Einführung des Sonderstatus "Militärinternierte" für die des "Verrats" Verurteilten sowie die Gründe für die schlechte Behandlung der Italiener im Vergleich zu anderen Ausländergruppen werden hinterfragt. Die Eingliederung der Internierten in den Arbeitsprozeß, ihre widerständige Haltung und ihre Arbeitsbedingungen werden dargestellt. Es zeigt sich, daß die 1944 zur Leistungssteigerung erfolgte Überführung in das "Zivilverhältnis" nur eine kurzfristige Verbesserung der Lebenssituation bewirkte. Insgesamt nehmen die italienischen Militärinternierten eine Mittelstellung ein zwischen "unbewaffneten Widerständlern" und KZ-Häftlingen. (prf)
Das Werk widmet sich erstmals umfassend dem Wahlrecht von Gefangenen in verfassungsrechtlicher, strafrechtlicher, strafvollzugsrechtlicher sowie rechtsvergleichender Hinsicht. Der Autor untersucht, welche rechtlichen sowie tatsächlichen Probleme bei der Wahl im Justizvollzug auftreten, insbesondere ob die allgemeinen Wahlrechtsgrundsätze auch für Internierte gelten. Zum anderen wird die Frage behandelt, inwieweit die Aberkennung des Wahlrechts durch strafrichterliche Entscheidung nach § 45 StGB – als Relikt des Ehrenstrafrechts – heutzutage noch vertretbar ist
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Der Autor ist Sozialdemokrat, der im zweiten Weltkrieg in Frankreich interniert war und später mit der Resistance zusammenarbeitete. Er beschreibt kurz sein Schicksal auf einem französischen Bauernhof und die Gründungsphase der "Deutschen Sozialdemokraten in Frankreich" und ihre Diskussionen um eine gesellschaftliche Konzeption für das Nachkriegsdeutschland. (TM)