Terrorismusbekämpfung ist primär eine polizeiliche Aufgabe. Aufgrund des anhaltend hohen internationalen Bedrohungspotenzials wird sie zunehmend multilateral verstanden. Deshalb muss der Kampf gegen Terrorgruppen wie den »Islamischen Staat« (IS) nicht allein aus polizeilicher, sondern auch aus militärischer und geopolitischer Sicht bewertet werden. Im Zeitalter der Digitalisierung nutzen Terroristen zudem Kommunikationsstrategien in Form von »hybrider Kriegsführung« und »Cyber-Dschihad«. Die Autoren Rolf Tophoven und H.-Daniel Holz skizzieren Aufstieg und Fall des IS sowie den Versuch der Terrormiliz, nach ihrer militärischen Niederlage als »Kalifat« ohne Territorium regional und international operativ zurückzukommen. Der IS wurde zwar geschlagen – nicht aber besiegt. Daher ist die internationale Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr und der -prävention für die Innere Sicherheit in Deutschland, Europa und darüber hinaus von zentraler Bedeutung.
Angesichts des ungebremsten Zulaufs von IS-Rekruten aus Deutschland und Europa einerseits und den deutlichen Anzeichen für eine wachsende Islamophobie hierzulande andererseits, ist unser Wissen über das Phänomen des Islamischen Staats zu plakativ und zu wenig fundiert. Dieses Buch beleuchtet, aufbauend auf einem im Frühjahr 2015 veröffentlichten Blogforum des Sicherheitspolitik-Blogs, in gut verdaulichen Beiträgen blinde Flecken im öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskurs, vertieft bereits bekannte Aspekte und bricht vermeintliche Gewissheiten auf. Ziel ist, den Diskurs über den Islamischen Staat konstruktiv zu prägen. Dieser Aufgabe haben sich Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen der Wissenschaft, öffentlichen und privaten Sicherheitsinstitutionen, Entwicklungszusammenarbeit und De-Radikalisierungspraxis verschrieben.
Der "Islamische Staat" stellt für Russland nur eine begrenzte Gefahr dar. Gleichwohl beschwört Moskau immer wieder, dass Russland in gleichem Maße vom IS bedroht sei wie der Westen. Moskau will damit sein militärisches Eingreifen in Syrien legitimieren und verschleiern, dass seine Bombardements primär das Ziel haben, das Assad-Regime zu retten und zu stabilisieren. Gleichzeitig hat die Rede von der "gemeinsamen Bedrohung durch den IS" die Funktion, das Zerwürfnis mit dem Westen wegen Russlands Annexion der Krim und des Krieges in der Ostukraine zu überwinden. Das Kalkül lautet, so werde der Westen die Beziehungen zu Russland im Namen des Kampfes gegen den IS normalisieren. (Osteuropa (Berlin) / SWP)
Russland hat sein militärisches Eingreifen in Syrien mit eigenen Sicherheitsinteressen im Kampf gegen den »Islamischen Staat« (IS, ISIS) begründet und auf die Notwendigkeit einer internationalen Kooperation beim Vorgehen gegen diese Terrormiliz verwiesen. Anzeichen dafür, dass Russland und seine kaukasischen und zentralasiatischen Nachbarn durch den IS bedroht werden könnten, haben sich im Laufe des Jahres 2015 verdichtet. Der bisherige Verlauf des russischen Militäreinsatzes in Syrien zeigt aber, dass diese Begründung eher instrumentellen Charakter hat und hinter Motive zurücktritt, die sich vielmehr aus einem russischen Großmachtanspruch auf eine maßgebliche Rolle im Mittleren Osten ableiten. (SWP-Aktuell)
Despite the loss of its territorial "caliphate" in 2019, the Islamic State in Iraq and Syria (IS) still poses a daily threat to the societies of the region and beyond. To account for the resurgence of IS, we need to look at its dynamism, in addition to the domestic and regional complexities that facilitate its persistence in Iraq and Syria. The gradual, drastic loss of territorial control in Iraq and Syria since 2015 has deprived IS of crucial assets to launch large-scale terrorist attacks and compelled it to change its tactics. Since 2019, IS has intensified its guerilla warfare and, by destabilising large parts of Syria and Iraq, managed to maintain leverage in those areas. The organisational and ideological cohesion of IS has not deteriorated significantly, even after losing its territorial base and its "caliph," Abu Bakr al-Baghdadi. IS exploits the political, security, social, and economic fragmentations that continue to plague both Iraq and Syria and that contributed to its rise in the first place. Refugee camps and detention centres, especially in northeast Syria, are currently being targeted by IS for infiltration and radicalisation. If these campaigns are successful, IS may be able to regain thousands of fighters. The EU should increase its support vis-à-vis the refugee camps in Syria and Iraq by providing humanitarian aid and adopting an institutionalised policy for repatriating its citizens who have joined IS, along with their families. This should be complemented by measures of prosecution, rehabilitation, and reintegration. If not addressed efficiently, today's legal conundrums and poor humanitarian conditions of European citizen detainees could become tomorrow's security challenges.
Russland hat sein militärisches Eingreifen in Syrien mit eigenen Sicherheitsinteressen im Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS, ISIS) begründet und auf die Notwendigkeit einer internationalen Kooperation beim Vorgehen gegen diese Terrormiliz verwiesen. Anzeichen dafür, dass Russland und seine kaukasischen und zentralasiatischen Nachbarn durch den IS bedroht werden könnten, haben sich im Laufe des Jahres 2015 verdichtet. Der bisherige Verlauf des russischen Militäreinsatzes in Syrien zeigt aber, dass diese Begründung eher instrumentellen Charakter hat und hinter Motive zurücktritt, die sich vielmehr aus einem russischen Großmachtanspruch auf eine maßgebliche Rolle im Mittleren Osten ableiten. (Autorenreferat)
Eine Kette von Anschlägen seit 2015 zeigt, dass der Islamische Staatseinen Kampfauch gegen westliche Ziele führt. Warum tut er das angesichts der überragenden Bedeutung des Projekts des Kalifats und welche Strategie verfolgt er hierbei? Die Antworten hierauf machen deutlich, dass sich Europa und Amerika wahrscheinlich auf eine mehrjährige terroristische Kampagne in den westlichen Ländern selbst einstellen müssen. (Europäische Sicherheit & Technik / SWP)