Aktuell besteht großes und steigendes internationales Interesse an Formen der Lehrlingsausbildung, wobei insbesondere Deutschland, aber auch der (deutschsprachigen) Schweiz und Österreich aufgrund der starken Ausprägung dieser Form der Berufsbildung besondere Aufmerksamkeit zukommt. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den drei Systemen werden oft vernachlässigt. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Länder im Bereich der Berufsbildung werden ausgehend von tiefergehenden Analysen Österreichs im Hinblick auf die folgenden Aspekte untersucht: - erstens den Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Lehrlingsausbildung, - zweitens die Konfigurationen der verschiedenen Elemente der Lehrlingsausbildung: handelt es sich um ein System oder ein Konglomerat? - drittens wird –ausgehend von der 'employment relation'– der Zusammenhang von Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsmarktentwicklung zur Lehrlingsausbildung betrachtet. Die Wirksamkeit ergibt sich eher aus dem komplexen systemischen Zusammenhang der vielfältigen Merkmale, während sich die aktuelle Export- und Transfer-Politik eher an der Vorstellung eines modularen 'Konglomerats' von Merkmalen orientiert; dieser Zugang wäre als unwirksame symbolische Politik zu interpretieren. Weiters erscheint eine balancierte Sicht der wirtschaftlichen und der pädagogischen Elemente wichtig, um die Wirkungen zu verstehen; diese werden jedoch tendenziell voneinander isoliert, was das Verständnis erschwert.
Das duale System der Lehrlingsausbildung wird derzeit international als vielversprechende Bildungsstrategie angesehen, die es erlaubt, Jugendarbeitslosigkeit zu senken sowie Einkommen und Arbeitsproduktivität zu erhöhen. Die steigende Nachfrage hat den Trend zum Transfer des dualen Systems verstärkt, in dem die Entwicklungszusammenarbeit ein wichtiger, aber bei weitem nicht der einzige Akteur ist. Unter dem Einfluss dieses Trends haben sich in der deutschsprachigen Berufsbildungsforschung anwendungsorientierte Ansätze durchgesetzt, die nach Lösungen für die vielfältigen Probleme des Berufsbildungstransfers suchen. Demgegenüber sind theoretische und konzeptionelle Fragestellungen zum Policy Transfer in den Hintergrund getreten. Die internationale Debatte um die Beschaffenheit von Transferprozessen im Bildungswesen versucht hingegen, diese mit kritischem Blick zu analysieren und stellt die dem Transfergeschehen weitgehend zugrunde liegende Annahme, Policy Transfer wäre ein politisch und kulturell neutrales Phänomen, infrage. Das vorliegende Briefing Paper fasst die internationale Debatte zusammen, analysiert die deutschsprachige Diskussion rund um den Transfer des dualen Systems der Lehrlingsausbildung in diesem Licht und plädiert abschließend für eine stärkere Rezeption der internationalen Forschungsergebnisse im deutschen Sprachraum. Dadurch könnten gezielt unterschiedliche Akteure und deren Zielsetzungen sowie Interessen in den Blick genommen werden, was u.a. eine bessere Einschätzung der entwicklungspolitischen Implikationen der Transferprozesse erlauben würde.
In diesem Papier werden drei Beiträge über verschiedene Aspekte der Lehrlingsausbildung zugänglich gemacht. Es wird Augenmerk auf die Komplexität dieser Systeme kollektiver Formation von Kompetenzen gelegt und es werden die Unterschiede herausgearbeitet. Kapitel 1 vergleicht die Bildungsstrukturen Österreichs und der Schweiz und arbeitet die unterschiedliche Positionierung der Lehrlingsausbildung und den Stellenwert von Durchlässigkeit heraus. Kapitel 2 analysiert, wie die drei klassischen Systeme Österreichs, Deutschlands und der Schweiz in der aktuellen Krise ihre relativ niedrige Jugendarbeitslosigkeit aufrechterhalten haben und welche Rolle Arbeitsmarktpolitik dabei spielte. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Export von komplexen Systemen und zeigt den hohen Grad an Rhetorik wie auch die Unwahrscheinlichkeit von erfolgreichem Transfer. (Autorenreferat)
Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche grundlegenden Unterschiede in der Lehrlingsausbildung bei einem Vergleich Österreich - Deutschland festzustellen sind und ob sich diese Differenzen auch in unterschiedlichen PIAAC-Grundkompetenzen widerspiegeln. Die empirischen Ergebnisse fallen überraschend aus: Trotz eines nachteiligen soziokulturellen Hintergrunds und geringerer Vorbildung sind die Personengruppen mit einem Lehrabschluss, welche nur über niedrige Lese- bzw. Alltagsmathematikkompetenzen verfügen, in Österreich signifikant kleiner. Der Zulauf von Personen mit Abitur hat jedoch in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zugenommen, was sich auch in einem gehobenen Leistungsniveau bei den Lehrlingen niederschlägt. Da neueste Studien auf die zunehmende Bedeutung ausreichender Grundkompetenzen zum Zwecke anhaltender Beschäftigungsfähigkeit im späteren Erwerbsleben hinweisen, stellt sich die Frage, ob die Lehrlingsausbildung in Österreich ihren - eher kurzfristigen - Fokus bzgl. der Vermittlung von berufsspezifischen Kompetenzen nicht zugunsten einer stärkeren Betonung von zentralen Schlüsselkompetenzen ändern sollte.
Der vorliegende Artikel befasst sich mit den Ausbildungsmöglichkeiten in der dualen Lehre (Einzel-, Doppel-, Gruppen-, Schwerpunkt- und Modullehrberufe) in Österreich. Anhand von problemzentrierten Interviews wurden Industrie- und Gewerbevertreter/ innen sowie Lehrlinge über deren (a) Ziele und Intentionen der Lehrlingsausbildung, (b) Aufnahmebedingungen und Ausbildungsverläufe, (c) Erfahrungen mit und in der Lehrlingsausbildung sowie (d) Berufs- und Beschäftigungschancen im jeweiligen Lehrberuf befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass einerseits in der Industrie die Modullehrberufe (Anstieg 2013 auf 33.000 Lehrlinge) sowie (kaufmännische) Einzellehrberufe, andererseits im Gewerbe vor allem Einzel- und Doppellehrberufe und nur begrenzt Modullehrberufe eine hohe Akzeptanz erreichen. Zudem stieg trotz gleichbleibender Gesamtzahlen bei weiblichen Lehrlingen deren Anteil in technischen Modullehrberufen auf Kosten traditioneller Lehrberufe bedeutend an.
Junge Frauen in Ostdeutschland sind vom Rückgang der betrieblichen Lehrlingsausbildung nach der Wende und von der allgemeinen Arbeitsmarktkrise besonders stark betroffen. Der Beitrag beschreibt die Situation im einzelnen und befaßt sich mit den Ursachen (Datengrundlage u.a. Arbeitsmarkt-Monitor, Zusatzerhebung Ausbildung, fünf Erhebungswellen 1991-1993). (IAB)
Verlagswerbung: Zur Entstehungszeit dieses Buches gab es in den vier deutschen Besatzungszonen noch etwa zehntausend meist kleine Böttcher- und Küferbetriebe. Dieses Werk verzeichnet das gesamte damals vorhandene, bis in die Ursprünge im Mittelalter zurückreichende praktische Wissen dieses Handwerks. Von den Hölzern über die Werkzeuge und ihre Handhabung, die Hilfstoffe bis hin zur Lehrlingsausbildung - hier findet man alles!
Detaillierte Untersuchung des Berufsbildungssystems (berufliche und landwirtschaftliche Mittelschulen, technische Facharbeiterschule, Fach-Mittelschulen, Lehrerausbildung, Fachhochschulen usw.) und der Erwachsenenbildung. Beispiele für unterschiedliche Typen der Berufsausbildung: Lehrlingsausbildung in der Werkzeugmaschinenfabrik Shanghai, Ausbildung in einer Technischen Facharbeiterschule in Yantai u.a. Bedeutung der Arbeiterhochschule und Schulfabrik. (DÜI-Sen)
Junge Frauen in Ostdeutschland sind vom Rückgang der betrieblichen Lehrlingsausbildung nach der Wende und von der allgemeinen Arbeitsmarktkrise besonders stark betroffen. Der Beitrag beschreibt die Situation im einzelnen und befasst sich mit den Ursachen (Datengrundlage u. a. Arbeitsmarkt-Monitor, Zusatzerhebung Ausbildung, fünf Erhebungswellen 1991-1993). (IAB) Forschungsmethode: beschreibend, empirisch, massenstatistisch.