Marxismus-Leninismus / Marxistische Geschichtswissenschaft/DDR
In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 2, Heft 2, S. 39-44
ISSN: 0340-2304
Die zunehmende Bedeutung marxistisch-leninistischer Geschichtsschreibung macht es notwendig, ihre Grundvoraussetzungen, Ansprüche, Theorien und Funktionen zu begreifen. Der Verf. geht zunächst auf einige Kapitel des von den beiden Potsdamer Professoren W. Eckermann und H. Mohr herausgegebenen Handbuchs ein, die eine relativ knappe und repräsentative Einführung in die Grundlinien der marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft bieten; im Abschluß daran werden weiterführende theoretische Untersuchungen von G. Klaus und H. Schulze besprochen, die auf diesen Grundlinien aufbauen. Innerhalb des durch die Grundlagen marxistisch-leninistischer Geschichtsschreibung abgesteckten Rahmens besteht ein breites Gebiet von nicht eindeutig festgelegten Interpretations- und Aussagemöglichkeiten, das der Einzelforschung erlaubt, der Verschiedenartigkeit der zu untersuchenden Gegenstände gerecht zu werden und neue Wege zu beschreiten. Im folgenden stellt der Verf. die Merkmale der gegenwärtigen marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft dar, die sie am deutlichsten von einem liberal-demokratischen, bürgerlichen Begriff von Geschichtswissenschaft trennen: - die Interpretation der jeweiligen Praxis, die in marxistisch-leninistischen System von außerwirtschaftlichen, politischen Instanzen monopolisiert wird; mangelnde Kritik- und Revisionsmöglichkeiten aufgestellter Ergebnisse; die fehlende Pluralität verschiedener Fragestellungen, Theorien, Methoden und Argumenten; ein eindeutig festgelegter Standpunkt des Historikers; ein dichotomisches Klassenmodell; Legitimierung des Herrschenden sowie stabilisierende und affirmative Funktion der Geschichtswissenschaft in der DDR -. (JM)