Vermummung
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 19, Heft 1, S. 117-129
ISSN: 0340-0425
In Berichten und Kommentaren über gewalttätige Ausschreitungen spielt der Tatbestand der Vermummung eine große Rolle. Als politisches Reizthema hat die Vermummung ebenfalls in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der Diskussion um die "neuen Sicherheitsgesetze" Karriere gemacht. Der Autor entwickelt einen komplexen soziologischen Begriff der Vermummung. Er unterscheidet dabei drei Bedeutungskomponenten, die im konkreten Erleben und Handeln nicht getrennt sind und sich überlagern. Die theoretischen Stichworte für diese drei Sinnebenen lauten: "halbierter Panoptismus" (in Anlehnung an Foucault), "Militanz ohne Militanz", "überentschiedene Unentschiedenheit". Material der Interpretation sind unmittelbar beobachtete oder dokumentierte Handlungen, auf Bilder, die gelesen und entschlüsselt werden können und in denen der Sinn eines Handelns auch jenseits der expliziten Selbstdeutungen der Akteure freigelegt werden soll. Dabei geht es dem Autor neben der politischen Wissenssoziologie einer symbolischen Praxis auch um einen Beitrag zur allgemeinen Soziologie der Maske und Maskierung. (pmb)