Während die USA in der Vergangenheit ihre Interessen in der Golfregion durch Unterstützung des Iran und später Saudi-Arabiens als gesichert ansahen, hat die wachsende Instabilität in diesem Raum (iranische Revolution, sowjetische Invasion in Afghanistan) die Überzeugung genährt, daß nur eine eigene angemessene maritime Präsenz im nordwestlichen Teil des Indischen Ozeans die politische Stabilität garantieren kann. Daraus hat sich dort ein amerikanisch-sowjetischer Rüstungswettlauf ergeben, in den die USA auch Pakistan einbezogen und der für die NATO-Bündnispartner nicht folgenlos bleiben wird. (AuD-Lut)
Ein Vierteljahrhundert nach der ersten Ölkrise sind die Probleme des Ölpreises, der Versorgungssicherheit und der OPEC-Macht ins kollektive Bewußtsein zurückgekehrt. Der zyklische Verlauf des Verhältnisses zwischen Produzenten- und Konsumentenländer über 25 Jahre mündete in die Rückgewinnung der Kartellmacht der OPEC. 77% der Weltölreserven liegen auf dem Territorium der OPEC-Staaten, 64% sind allein in der Region des Persischen Golfes konzentriert. Die nach der Ölkrise von 1973/74 erschlossenen Reserven in westlichen Industrieländern (Alaska, Nordsee) gehen zur Neige und finden jedenfalls im konventionellen, in den nächsten zehn Jahren erschließbaren Bereich keine Nachfolge. Der Marktanteil der OPEC an der Weltölversorgung hat bereits wieder den Höchststand von 1976 erreicht und steigt weiter an. Anders als in den 1970er Jahren stellen sich die Wirtschaftsgeographie und die geopolitischen Optionen in der Umgebung des Golfs dar. Die Auflösung der Sowjetunion hat nördlich an die Golfregion angrenzend mit dem neuen Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres und dem südlichen Kaukasus einen Raum hinterlassen, der seit zehn Jahren um seine Staatenbildung und politische Orientierung ringt. Die umgebenden mittleren Mächte wie die Türkei und Iran, aber auch die Weltmacht USA und die in den vorausgegangenen 150 Jahren dominante Macht Rußland, ja selbst China haben großes Interesse an dieser Region gewonnen und durch teilweise massive Interventionen demonstriert. Der wichtigste Grund liegt darin, daß im Kaspischen Becken beträchtliche Mengen Erdöl und Erdgas gefunden wurden und noch größere Mengen vermutet werden. Diese Ressourcen sind zwar quantitativ denen des Golfs nicht vergleichbar, doch groß genug, um für die Versorgung Europas relevant zu sein. Die Region des Kaukasus, genauer gesagt die Ost-West-Verkehrswege nördlich und südlich des Gebirgszugs, stellen die Verbindungslinie zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer, und damit den Zugang zu den Weltmeeren dar. Über sie verlaufen einige Routen von Pipelineprojekten ...
Für die USA sind direkte Energielieferungen aus dem Persischen Golf nicht mehr von vitaler Bedeutung. Deshalb steigt die Erwartung, dass sie sich aus dieser Region zurückziehen. Aber das wird nicht geschehen. Allerdings werden sich Art und Umfang des amerikanischen Engagements verändern - mit Folgen für Europa. (IP)
Betr. u.a.: Geographie des Persischen Golfs; Rechtsstatus; geschlossenes oder Binnen-Gewässer; die Frage "enclosed or semi-enclosed seas" auf der 3. und 4. UN-Seerechtskonferenz. (AA)