In: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik: ZAR ; Staatsangehörigkeit, Zuwanderung, Asyl und Flüchtlinge, Kultur, Einreise und Aufenthalt, Integration, Arbeit und Soziales, Europa, Band 24, Heft 2, S. 53-60
Der Autor entwickelt einige Fragestellungen und erste Hypothesen zu den Forschungen des Arbeitskreises "Religionsgeschichte des Ruhrgebiets", der am Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum neu gegründet wurde. Am Beispiel des Messbesuchs der deutschen Katholiken kann z.B. gezeigt werden, dass der religiöse Wandel seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in starkem Maße von einer neuartigen religiösen Disposition der ersten Nachkriegsgeneration beeinflusst wurde, die aber erst langfristig weitreichende Folgen nach sich zog. In verschiedenen Längsschnittstudien wurde auch festgestellt, dass die Teilnahme am kirchlichen Leben von Generation zu Generation zurückging, und zwar besonders deutlich nach 1945. Der Autor stellt einige Daten aus den Studien des "Sociaal Cultureel Planbureau" (SCPB) in den Niederlanden vor und berichtet über erste Befunde von regionalgeschichtlichen Studien zum religiösen Wandel im Sozialisationsprozess der Nachkriegsgeneration im Ruhrgebiet. (ICI)
Das Buch untersucht die Motive und Faktoren religiöser Radikalisierung von jungen Menschen sowie deren jugendkulturelle Konstitution in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Im Vordergrund stehen dabei die Perspektiven, Erfahrungen, Einstellungen und Weltsichten der radikalisierten und sich radikalisierenden Jugendlichen, die sich auf der Suche nach Sinn, Orientierung und Halt in ihrem Leben tiefer in der Religion des Islam und den radikal-religiösen Milieus und Strukturen verwurzeln.
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In diesem Beitrag wird die Rolle von religiösen Phänomenen des klassischen Griechenlands auf die im Geschichtswerk des Thukydides geschilderten Ereignisse, welche Vorgeschichte und Verlauf des Peloponnesischen Krieges beschreiben, untersucht. Zunächst wird hierzu auf den Forschungsstand und die historiographische Methode des Thukydides, sofern sie für die Themenstellung relevant erscheint, dargelegt. Im Anschluss daran wird anhand zahlreicher Fallbeispiele aus dem Primärwerk, welche skizziert und interpretiert, sowie phänomenologisch gemäß den jeweils politisch zum Tragen kommenden kultisch-religiösen Aspekten typologisiert werden, die komplexe Wechselwirkung zwischen der politischen und religiösen Sphäre beleuchtet. Es zeigt sich hierbei, dass Religion und Kult teils mit bemerkenswertem Pragmatismus als politische "Stilmittel" eingesetzt werden, teils aber auch dann politisch wirkmächtige Faktoren darstellen, wenn man den traditionell-religiösen Vorstellungen und Praktiken Folge leistet. Ferner reicht die Bandbreite von Begebenheiten, bei welchen religiöse Phänomene politisch wirksam werden, von räumlich wie personell sehr begrenzten Fällen bis hin zu zwischenstaatlichen Auseinandersetzungen größter Tragweite. Zudem lassen sich in Hinblick auf den Umgang mit Religion und Kult bei den hauptsächlichen Konfliktparteien des Peloponnesischen Krieges merkliche Unterschiede konstatieren. Die antike griechische Religion tritt also auch im thukydideischen Geschichtswerk als geradezu omnipräsentes Politikum zutage. ; This paper examines the impact of Classical Greek religious phenomena on the events described in the historical account of Thucydides, which describes the prehistory and course of the Peloponnesian War. First, the current state of research and the historiographical method of Thucydides, as far as it is deemed relevant to the topic chosen, will be outlined. Subsequently, the complex interaction between the political and religious spheres will be examined on the basis of numerous case studies from the primary work, which will be sketched and interpreted, as well as typologized phenomenologically, according to the respective politically relevant cultic-religious aspects. In this context, it becomes apparent that religion and cult are partly used with remarkable pragmatism as political tools, but partly also represent politically powerful mechanisms when adhering to traditional religious ideas and practices. Furthermore, the range of incidents in which religious phenomena become politically relevant extends from spatially and personally very limited cases to interstate disputes of the greatest magnitude. Moreover, there are noticeable differences in the way the main belligerent parties of the Peloponnesian War deal with religion and cult. The Greek religion thus emerges as an almost omnipresent political factor in the historical work of Thucydides.
Das Buch untersucht die Motive und Faktoren religiöser Radikalisierung von jungen Menschen sowie deren jugendkulturelle Konstitution in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Im Vordergrund stehen dabei die Perspektiven, Erfahrungen, Einstellungen und Weltsichten der radikalisierten und sich radikalisierenden Jugendlichen, die sich auf der Suche nach Sinn, Orientierung und Halt in ihrem Leben tiefer in der Religion des Islam und den radikal-religiösen Milieus und Strukturen verwurzeln
In der BAMF-Kurzanalyse 2|2020 wird untersucht, welchen Religionen sich die befragten Geflüchteten zugehörig fühlen, welchen Stellenwert Religion und Glaube in ihrem Leben haben und wie sozial eingebunden die Angehörigen der unterschiedlichen Glaubensrichtungen sind. Anhand der Daten der 2. Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten aus dem Jahr 2017 geht der Autor der Frage nach, welchen Glaubensrichtungen sich die Geflüchteten, die in den Jahren 2013 bis einschließlich 2016 nach Deutschland gekommen sind, zugehörig fühlen. Weiterhin zeigt er, welchen Stellenwert Religion und Glaube im Leben der Geflüchteten haben und in welchem Umfang sie am religiösen Leben in Deutschland teilnehmen. Abschließend wird untersucht, ob die Teilnahme an religiösen Veranstaltungen – als Indikator für die Teilnahme am religiösen Leben – mit der sozialen Integration in einem Zusammenhang steht.
"Religiöse Akteure sind in den letzten Jahren zunehmend in den Blick politikwissenschaftlicher Analysen geraten. Als global agierende Akteure nehmen sie Einfluss auf entwicklungspolitische Fragen, die zugleich die normativen Grundlagen einer internationalen Gesellschaft als Wertegemeinschaft berühren. In der Global Governance Literatur kommen religiöse Akteure überraschenderweise jedoch kaum vor. In den IB wurden diese Entwicklungen von konstruktivistischen Ansätzen aufgenommen, die den Blick auf die Rolle von Ideen, Normen und Identitäten richten. In diesem Papier nehmen wir die diskursive Macht transnationaler religiöser Akteure in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit in den Blick. Diskursive Macht resultiert dabei aus ideellen systemischen Faktoren und spielt in dem Ausmaß, in dem politische Entscheidungen vom Wettbewerb um Definitionshoheit im öffentlichen Diskurs abhängen, eine bedeutende Rolle. Die diskursive Macht privater Akteure wird durch ihre Akquisition von politischer Legitimität konstituiert. In der internationalen Entwicklungszusammenarbeit können religiöse Akteure diskursive Macht ausüben, indem sie Themen auf die politische Agenda bringen oder öffentliche Diskurse strategisch rahmen. Um die Wirkungsweise diskursiver Macht zu untersuchen, plädieren wir für einen interpretativen Ansatz. Konkret fragen wir nach den Bedingungen erfolgreicher diskursiver Machtausübung durch religiöse Akteure. Hierzu kontrastieren wir die erfolgreiche Einflussnahme religiöser Akteure auf politische Entscheidungsträger im Rahmen der internationalen Entschuldungskampagne mit dem Beispiel der 3. Welternährungskonferenz, die 2009 in Rom stattgefunden hat. Abschließend skizzieren wir ein Forschungsdesign, im dem wir einen genealogischer Ansatz zur Analyse der diskursiven Praktiken religiöser Akteure vor dem Hintergrund institutioneller Settings in der internationalen Entwicklungspolitik vorschlagen." [Autorenreferat]
In dem Aufsatz wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluß der Faktor Religion bei Bundestagswahlen hat. Ausgehend von Erklärungsmängeln, die in der bloßen Konstatierung von Kirchgangshäufigkeit bestehen, werden zunächst Dimensionen der Religiosität, der Kirchen- und Konfessionsbindung bestimmt. Auf der Grundlage einer einstündigen Mehrthemenbefragung bei 1469 repräsentativ ausgewählten Personen über 18 Jahren in der Bundesrepublik (ohne West-Berlin) vom Dezember 1982 wird das religiöse Profil der Konfessionen untersucht. Als Ergebnis wird u. a. festgestellt: (1) bei den Katholiken stellen die kirchenbezogenen Faktoren Kirchenbindungen, Organisationsbindung und politische Autorität der Kirche die wichtigsten Erklärungsgrößen des Wahlverhaltens dar; (2) bei den Protestanten gehen von der Bindung an die Kirche und der Bindung an die Konfession gegenläufige Auswirkungen auf das Wahlverhalten aus; (3) die bisher übliche alleinige Heranziehung der Variable Kirchgangshäufigkeit hat für die Erklärung des Wahlverhaltens nur einen begrenzten Wert. Für die weitere gesellschaftliche Entwicklung wird in dem Aufsatz geschlußfolgert, daß es mittelfristig zu einer Abschwächung der konfessionellen Unterschiede im Wahlverhalten kommen wird. (GF)
Der Beitrag betrachtet die politischen Einstellungen der Katholiken in den USA und deren Veränderungen während des letzten halben Jahrhunderts. Die Befunde gliedern sich in folgende Punkte: (1) die Tradition des kommunitarischen Personalismus im amerikanischen Katholizismus, (2) die auf die Pfarreien konzentrierte Tradition, (3) Umbrüche und Krisen seit den 1960er Jahren, (3) gegenwärtige Tendenzen eines egalitären Individualismus und einer religiösen Einfärbung des öffentlichen Lebens, (4) ältere Vorlieben unter Katholiken für die Republikaner, (5) die Entwicklung der Parteipräferenzen von 1952 bis 2000, geprägt durch die Abkehr von den Demokraten 1972, (6) das unterschiedliche Wahlverhalten von Männern und Frauen, (7) die Faktoren Rassenthema, moralische Restauration, Patriotismus u.a. sowie (8) die wichtige Rolle des Themas Abtreibung. Abschließend beleuchtet der Autor mit besonderem Blick auf Präsident G. W. Bush das Werben ehrgeiziger nichtkatholischer Politiker um Katholiken und die Konsequenzen, die sich daraus für die Beständigkeit und den Wandel im politischen Verhalten der Katholiken ergeben. (ICG2)
Der Verfasser geht von der Annahme aus, dass es aus der Sicht der Kirchen bislang noch nicht befriedigend gelungen ist, auf die Anforderungen des supranationalen europäischen Integrationsgebildes erfolgreich zu reagieren. Er argumentiert, dass es angesichts der relativ unübersichtlichen Situation von Religion und Politik in Europa sinnvoll ist, die kirchliche Handlungsfähigkeit durch eine vergleichende Darstellung der relevanten Einstellungen zu diagnostizieren. Er untersucht die Verankerung der Kirchen in der europäischen Bevölkerung und analysiert ihre Bedeutung als gesellschaftlicher Einflussfaktor. Es wird gezeigt, dass Werte wie Gerechtigkeit, Humanität, Menschenwürde, Toleranz usw. mittlerweile großteils von ihrer religiös-christlichen Herkunft entkleidet und in ein allgemein humanistisches, demokratisches Menschenbild überführt worden sind. Das macht sie zu Elementen einer Zivilreligion. Als Motivationsfaktor für einen europäischen Integrationsprozess erscheint die schwer zu greifende Zivilreligiosität nur begrenzt hilfreich. Auf ihr können Integrations- und Eingliederungsprozesse der osteuropäischen Staaten in die Gemeinschaft der europäischen Staaten nicht aufgebaut werden. Die christliche Prägung Europas bietet sich nur als ein notwendiger kultureller Hintergrund, aber nicht als hinreichende Basis für eine gemeinsame europäische Sozialkultur an. (ICG2)
Wie zeigten frühe Massenmedien die Welt? Welche Konstruktionen vom Eigenen und vom Anderen produzierten und vermittelten Bilder und Fotografien in der religiösen Publizistik im Kaiserreich? "Menschen - Bilder - Eine Welt" untersucht erstmals die visuelle Dimension von Missionszeitschriften. Der Band geht von der Beobachtung aus, dass Missionszeitschriften seit dem späten 19. Jahrhundert zu den ersten Massenmedien gehörten, die religiöse, kulturelle und ethnische Diversität visuell konstruierten, (re)präsentierten und in unterschiedlichen Deutungen als charakteristischen Aspekt von "Welt" sichtbar machten. Der Band wirbt für eine interdisziplinäre Herangehensweise an die Analyse missionarisch-publizistischer Bildpolitiken und umfasst Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus u.a. der Geschichtswissenschaft, der Theologie, der Kunstgeschichte, der (Visuellen) Anthropologie und der Germanistik mit Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in unterschiedlichen Teilen der Welt. "Menschen - Bilder - Eine Welt" argumentiert entlang drei methodisch organisierter Abschnitte, dass Missionszeitschriften durch ihre spezifische Verwendung von Bildern koloniale und imperiale Räume ebenso mitkonstruierten wie sie auch zeitgenössische Interpretationen einer religiösen und säkularen Expansion Europas (z.B. als Narrative von Kolonialisierung, Missionierung/Christianisierung, "Zivilisierung" oder Modernisierung) Sichtbarkeit verliehen. Damit produzierten und verbreiteten sie nicht nur spezifische Konstruktionen des "Eigenen" und des "Anderen", sondern boten auch bestimmte Deutungen des Kontakts und der Interaktion zwischen Europa und den Menschen und Gesellschaften in Afrika, Asien und Amerika.
Anhand empirischer Forschungsergebnisse argumentiert der Verfasser, dass die Prozesse der Modernisierung auf das religiöse Feld insgesamt einen eher negativen Einfluss ausüben. Obwohl Religion und Moderne in mancherlei Hinsichten miteinander kompatibel zu sein scheinen, lautet der umfassendere Befund, dass sie zueinander eher in einem Spannungs- als in einem Ermöglichungsverhältnis stehen. Es wird die These vertreten, dass die Rationalität der Moderne den Geltungsanspruch der Religion beschneidet, auch wenn es überzogen ist zu behaupten, dass sie ihn zerstört. Wo, wie das Papst Benedikt XVI. tut, von einer prinzipiellen Vereinbarkeit von Religion und Moderne beziehungsweise Glaube und Vernunft und ihrer wechselseitigen Angewiesenheit aufeinander ausgegangen wird, scheint das Spannungsverhältnis von Offenbarung und Rationalität, Glaube und Vernunft beziehungsweise Religion und Moderne unterschätzt zu sein. Auf diesem Hintergrund erscheinen die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. selbst eher als ein Ausdruck des unterschätzten Spannungsverhältnisses zwischen Religion und Moderne und als ein Versuch, es zu überwinden. (ICF2)