Mein Kind - mein/e Dolmetscher/In? : warum Migrantinnen ihre Kinder für sich sprechen lassen ; ein Erklärungsversuch
Diese Arbeit versucht den Motiven auf den Grund zu gehen, die Mütter mit Migrationshintergrund dazu veranlassen, auf die sprachlichen Kompetenzen ihrer Kinder zu setzen, wenn ihnen die Verständigung in der Landessprache schwer fällt. Es wird davon ausgegangen, dass sie sich den hohen sprachlichen und translatorischen Anforderungen, die in bilingualen Gesprächen an das Kind gestellt werden, nicht bewusst sind, sie die sprachlichen Kompetenzen des Sohnes oder der Tochter demgemäß als ausreichend für den Dolmetscheinsatz erachten und deshalb in nahezu allen Situationen, die eine Interaktion mit österreichischen Ämtern und Institutionen erfordern, ihre Kinder als DolmetscherInnen einsetzen.Hinsichtlich der familiären Lebensumstände von Migrantinnen sowie der sozialen, gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld werden in der Literatur zahlreiche Anhaltspunkte geboten, die Aufschluss darüber geben, warum fremdsprachige Mütter auf sprachliche Unterstützung angewiesen sein könnten. Um diesen Anhaltspunkten nachzugehen und sie empirisch zu überprüfen, wurden fünf in Graz lebende Mütter mit Migrationshintergrund zur DolmetscherInnenrolle ihrer Kinder befragt. Die eingangs gestellten Hypothesen fanden im Zuge der Forschungsgespräche nur teilweise Bestätigung. Vielmehr traten dabei eine Reihe an Erkenntnissen zu Tage, die den angestrebten Erklärungsversuch Form annehmen ließen. Ausschlaggebend für den Dolmetschbedarf erwiesen sich die individuelle Situation der Migrantin, ihre Interessen und Prioritäten, ihre Einstellung zum Spracherwerb im Allgemeinen sowie der Umgang mit Sprache innerhalb der Familie. Auch persönliche Erfahrungen, Erfolge, Unsicherheiten und Ängste sprachlicher ebenso wie nicht-sprachlicher Natur wurden als Motive aufgezeigt und ermöglichen es nachzuvollziehen, wann und warum einige der Interviewten ihre Kinder für sich dolmetschen lassen. ; This thesis investigates the motives, which drive migrant women to take advantage of their children?s language skills whenever they struggle with communication in the foreign language. Based on the assumptions that they are not aware of the high level of linguistic and translational competence necessary to succeed in bilingual conversation, it is taken that they make use of their sons and daughters as interpreters in almost all interactions with Austrian agencies and institutions because they consider their children?s language skills as a sufficient prerequisite for this task.By drawing upon data that addresses the situation of migrant families in general, and by exploring the social, cultural and political factors that affect the women?s immediate surroundings, I could find numerous clues as to why mothers with migratory backgrounds are dependent on linguistic support. In order to follow up on these leads and test their empirical validity, I spoke with five migrant women about their children?s role as an interpreter. The information gained during the interviews did not entirely confirm the hypothesis I had formulated. However, it did contain a set of valuable findings, that helped generate an answer to the research question.From the analysis of the interviews, I learned that the major factors that determine why and when mothers engage their children as interpreters center around the mother?s individual situation, her interests and priorities, her approach toward language learning, and the role that language plays within her family. Additional motives include the mother?s experiences as a foreign language speaker, her successes, uncertainties and anxieties surrounding both verbal and non-verbal aspects of communication. ; vorgelegt von Tanja Buxmeier ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2012 ; (VLID)224803