Partizipation ist zu einem omnipräsenten Stichwort in der Sozialen Arbeit geworden. Dabei wurde allerdings Partizipation zu einer Leerformel: Was genau eigentlich gemeint wird, wenn von Partizipation gesprochen oder geschrieben wird, ist kaum mehr erkennbar. Bringfriede Scheu und Otger Autrata leiten ein grundlegendes Verständnis von Partizipation her und erläutern es: Partizipation ist als Gestaltung des Sozialen und als Einflussnahme auf ein subjektiv Ganzes zu definieren. Daraus ergeben sich neue Perspektiven für Soziale Arbeit in disziĆplinärer und professioneller Hinsicht.
Zusammenfassung Wahlen, Referenden, aber auch neue deliberative Beteiligungsinstrumente scheinen nur in begrenzter Maße beteiligungsferne, marginalisierte Bevölkerungsgruppen miteinzubeziehen. Die sozioökonomische Spaltung der Gesellschaft bewirkt eine partizipative Spaltung. Das Forschungsprojekt verändert die Perspektive und untersucht individuelle Erfolgsgeschichten. Wann gelingt es marginalisierte Gruppen (prekäre Beschäftigung, Altersarmut, Migration, alleinerziehende Frauen) zu integrieren? Der Fokus der Analyse lag auf informellen Nachbarschaftsorganisationen, die besondere Angebote im Stadtteil machen. Niedrigschwellige Zugänge, stigmatisierungs- und diskriminierungsfreie Kontexte waren aufseiten der Beteiligungsorganisation relevant und förderlich. Auf der Seite der marginalisierten Individuen zeigten sich neben einer weniger prekären Ressourcenausstattung (Zeit und einer gruppenspezifischen Gemeinwohlorientierung auch Faktoren wie besondere Sozialisationserfahrungen förderlich und motivierend.
Die Rolle der Sozialen Arbeit ist nach Meinung des Autors durchaus ambivalent, denn bei der Realisierung ihrer Aufgabe der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements gerät sie zwischen den Anspruch der Stärkung der Bürgerrechte auf der einen und der Instrumentalisierung für die Zwecke der Deregulierung, der Privatisierung und der Ökonomisierung ("Aktivierung des Sozialstaats") auf der anderen Seite. Der Autor rekonstruiert vor diesem Hintergrund den Umgang der Vertreter der Behörden und der Sozialen Arbeit mit den Protesten der Jugendlichen in Köln-Kalk im Jahr 2008. Dies geschieht einerseits am Beispiel der Reaktionen dieser Vertreter auf die Demonstrationen und andererseits am Beispiel der Einschätzungen der Interviewpartner zu den Angeboten der Stadt Köln bzw. der Sozialen Arbeit als Reaktion auf diese Demonstrationen. Anschließend folgt ein Rekurs über das Verhältnis von Sozialer Arbeit und zivilgesellschaftlichem Engagement im Allgemeinen und eine Analyse des spezifischen Verhältnisses der Sozialen Arbeit und der politischen Partizipation marginalisierter Jugendlicher. Dabei wird wieder auf das empirische Material Bezug genommen und der Umgang der Vertreter der Sozialen Arbeit mit den Protesten der Jugendlichen in Köln-Kalk eingeschätzt. Darauf folgen eigene Empfehlungen zur Förderung der politischen Partizipation marginalisierter Jugendlicher durch die Soziale Arbeit und ein Fazit, in dem vor den Gefahren einer entpolitisierten Sozialen Arbeit gewarnt und für die Förderung weiterer Studien zur politischen Partizipation marginalisierter Jugendlicher geworben wird. (ICI2).
Zur Untersuchung lokaler Erscheinungsformen politischer Kultur im frühen Nachkriegsdeutschland werden schriftliche Manifestationen vergemeinschafteter politischer Orientierungen - Fest- und Gedenkreden, Grußadressen und journalistische Lokalglossen - analysiert. Dazu wird die Annahme formuliert, daß die subjektive Anschauung von Politik, wie sie über lokal spezifische Strukturen einer vorpolitischen Öffentlichkeit, Geselligkeit und Milieubindung sich herstellt oder angeeignet wird, in wesentlichem Maße lebensweltlich vermittelt ist. Die Hauptthese sagt aus, daß im Verlauf bzw. im Ergebnis einer Politikperzeption in der Folie des Unpolitischen, die vor dem kulturellen Horizont der Vertrautheit und des Bekanntseins innerhalb einer lokal zentrierten sozialen Umwelt geschieht, nicht nur Entpolitisierungstendenzen verstärkt, sondern auch Politisierungsprozesse eingeleitet werden. Mit der Operationalisierung dieser These wird das Analyse-Konzept der Politischen Kultur auf die lokale Untersuchungsebene transferiert. Dann werden ausgewählte Ergebnisse der lokal vergleichenden Untersuchung vorgestellt. Die Beobachtung einer weitverbreiteten Politikmüdigkeit oder politischen Apathie im frühen Nachkriegsdeutschland wird erhärtet. Im Bereich der konventionellen politischen Partizipation stehen der Apathie signifikante Anzeichen einer punktuellen Aktivierung und Mobilisierung gegenüber. Als wichtig für die lokale Ausformung politischer Kultur wird die Zwischenzone der sozialen Partizipation aufgezeigt. Die historisch-empirische Untersuchung ergibt, daß nach 1945 gruppenspezifische und teilgesellschaftliche Anforderungen an Politik im hergebrachten Aggregatzustand einer subjektiv vorpolitisch oder unpolitisch gemeinten Interessenhaltung wieder aufleben. (KW)
Die Rolle der Sozialen Arbeit ist nach Meinung des Autors durchaus ambivalent, denn bei der Realisierung ihrer Aufgabe der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements gerät sie zwischen den Anspruch der Stärkung der Bürgerrechte auf der einen und der Instrumentalisierung für die Zwecke der Deregulierung, der Privatisierung und der Ökonomisierung ("Aktivierung des Sozialstaats") auf der anderen Seite. Der Autor rekonstruiert vor diesem Hintergrund den Umgang der Vertreter der Behörden und der Sozialen Arbeit mit den Protesten der Jugendlichen in Köln-Kalk im Jahr 2008. Dies geschieht einerseits am Beispiel der Reaktionen dieser Vertreter auf die Demonstrationen und andererseits am Beispiel der Einschätzungen der Interviewpartner zu den Angeboten der Stadt Köln bzw. der Sozialen Arbeit als Reaktion auf diese Demonstrationen. Anschließend folgt ein Rekurs über das Verhältnis von Sozialer Arbeit und zivilgesellschaftlichem Engagement im Allgemeinen und eine Analyse des spezifischen Verhältnisses der Sozialen Arbeit und der politischen Partizipation marginalisierter Jugendlicher. Dabei wird wieder auf das empirische Material Bezug genommen und der Umgang der Vertreter der Sozialen Arbeit mit den Protesten der Jugendlichen in Köln-Kalk eingeschätzt. Darauf folgen eigene Empfehlungen zur Förderung der politischen Partizipation marginalisierter Jugendlicher durch die Soziale Arbeit und ein Fazit, in dem vor den Gefahren einer entpolitisierten Sozialen Arbeit gewarnt und für die Förderung weiterer Studien zur politischen Partizipation marginalisierter Jugendlicher geworben wird. (ICI2)
Anknüpfend an die Untersuchungen Putnams zur politischen Kultur in westlichen Demokratien und zur Bedrohung politischer Partizipation durch rückläufige Sozialkapital-Ressourcen legen die Verfasser eine empirische, sekundäranalytisch verfahrende Untersuchung zu Determinanten politischer Partizipation in der Bundesrepublik vor. Gefragt wird, inwieweit die Einbindung in soziale Netzwerke, also die soziale Infrastruktur der Zivilgesellschaft, politische Partizipation fördert. Die Verfasser zeigen, dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung einer Freiwilligenorganisation angehört und sich eine beträchtliche Zahl in diesen Organisationen aktiv engagiert. Die vermutete positive Beziehung zwischen der Mitgliedschaft und Aktivität in Freiwilligenorganisationen, prosozialen Motiven und sozialem Vertrauen auf der einen und politischer Partizipation auf der anderen Seite wird durch die empirische Analyse zum Teil bestätigt. (ICE)
Zunächst wird dargestellt, was aus einer handlungstheoretischen Perspektive unter Partizipation zu verstehen ist und warum sich im Alter zwischen drei und sechs Jahren wichtige Schritte zum Erwerb von Partizipationskompetenz vollziehen. Diesen Ausführungen schließt sich die Darstellung von Forschungsergebnissen an, die die Wechselwirkung zwischen individuellen und kontextuellen Partizipationsvoraussetzungen einerseits und Partizipationskompetenz andererseits erhellen. (ICF).
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wer in der DDR soziale Interessen artikulierte, wer sie durchsetzte oder sie blockierte. Soziales Interesse ist immer auch Interesse an Partizipation, denn es geht um Teilhabe an den materiellen und ideellen Ressourcen ebenso wie um Beteiligung an Entscheidungsprozessen, die zur Verteilung solcher Ressourcen führen. Unter vier Teilaspekten werden diese beiden Dimensionen des Problems genauer betrachtet: 1) anhand des Arguments der gesellschaftlichen Interessenidentität im Sozialismus, 2) anhand des Postulates von der vormundschaftlichen Rolle des Staates, 3) anhand der Sozialpolitik als Informationsproblem sowie 4) im Hinblick auf partizipatorische Funktionen des "sozialistischen Arbeitskollektivs". Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das politische System der DDR Züge autoritärer betrieblicher Hierarchien aufwies, in denen es zwar konsultative und eingeschränkte Mitwirkungsmechanismen, aber keine offene Interessenkonkurrenz gab. Während in der frühen Phase der SED-Herrschaft mit der zentralen Wirtschaftsplanung vorgeschrieben wurde, was produziert und konsumiert werden sollte, verlegte sich der sozialistische Staat nach der Stalin-Ära darauf, soziale Angebote zu machen und die Reaktionen der Bevölkerung auszuloten. Diese Befriedungspolitik beanspruchte immer mehr Ressourcen. Gleichzeitig kam es zu einer Verwestlichung der Ansprüche und Lebensstile. Diese Tendenzen konnten von der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaft auf die Dauer wirtschaftlich und politisch nicht mehr getragen werden. (ICH)