Politische Psychologie des Antisemitismus und politische Kulturforschung: theoretische Überlegungen zur Vorbereitung einer verspäteten Hochzeit
In: Zeitschrift für politische Psychologie: ZfPP ; offizielles Organ der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ; offizielles Organ der Walter-Jacobsen-Gesellschaft e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie (WJG), Band 7, Heft 99, S. 303-316
ISSN: 0942-9867
"Die Erkenntniszugänge der politischen Psychologie des Vorurteils und der politischen Kulturforschung haben sich bisher kaum gegenseitig befruchtet. Gerade in der Antisemitismusforschung, die überwiegend ohne theoretische Orientierung ist und beide Teildisziplinen vernachlässigt hat, wird der Mangel, werden aber auch die Chancen ihrer verspäteten Hochzeit offenbar. Dabei ist die politische Psychologie des Antisemitismus einerseits auf die Grundlagenforschung der Kritischen Theorie zur antisemitischen Subjektivation/ sozialen Paranoia und jüngere Versuche ihrer Neubegründung verwiesen; andererseits auf eine historisch spezifische politische Kulturforschung, die sich sowohl aktuellen Diskursformationen und hegemonialen Normen, als auch langfristigen nationalstaatlich-kulturellen Identitäts- und Wertungsmustern sowie Normtradierungen stellt, die mit Antisemitismus in Verbindung stehen. Als vermittelndes Zwischenglied könnten sich Ansätze der kulturellen Psychologie erweisen, welche die Rolle der Identitätskonzeptionen eines kulturellen Zusammenhangs für die Subjektivation untersucht." (Autorenreferat)