Die Escola d'Administració Pública de Catalunya (EAPC) und das Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) haben am 23. Juni 1987 ein in Barcelona konzipiertes Zusammenarbeitsabkommen geschlossen. Die daran anschließende gemeinsame Tagung der beiden Institutionen in Speyer befaßte sich mit Apsekten der öffentlichen Verwaltung und Verwaltungswissenschaften in Spanien.
"Der technische Fortschritt ist ins Gerede gekommen, weil er auch solche Fragen produziert, die aktuell gefährlich erscheinen oder in ihrer langfristigen Wirkung nicht abschätzbar sind (z. B. der Folgentyp der 'schleichenden Katastrophen'). Wer kann für die neuartigen Technikfolgen noch die Verantwortung übernehmen? Ethisch begründete Appelle sind wichtig, aber sie stoßen in pluralistischen Demokratien an erlernte und anerkannte Verhaltensweisen und Rationalitäten, die individuelle Verantwortungsübernahme (z. B. 'neue Askese') einer generellen Nutzenmaximierung ('gesunder Egoismus') vorziehen. Trotz vergleichbarer Nutzenkalküle der politischen Individuen muß vom politischen System eine Art institutioneller Verpflichtung (mit Moderatorfunktionen) erwartet und organisiert werden, womit eine Art 'kollektiver Rationalität' für langfristige Folgen zustande kommen kann. Für die Wahrnehmung dieser 'institutionellen Verantwortung' werden Technikfolgenanalysen als Konzept und Hilfsmittel benötigt. Diese Folgenanalysen müssen aber ihrerseits institutionalisiert werden. Nach langen Diskussionen wurde in der Bundesrepublik beim Bundestag eine Enquete-Kommission eingesetzt; eine dauerhafte Lösung (parlamentarische Kommission o. ä.) wird angestrebt. Diese 'kleine Lösung' ist ein akzeptabler Weg in einem politischen System, dessen Willensbildungsprozesse und dessen vorsichtige Verfahrensweisen dem Modell des Inkrementalismus ('kleine Schritte', gegenseitige Anpassung, hoher 'Abstimmungsaufwand') nahekommen. An die potentielle 'Kommission' werden einige Anforderungen zu stellen sein, damit sie zwischen wachsendem Technikfolgenbewußtsein und institutioneller Politikverantwortung mit sozial akzeptablen Empfehlungen und Warnungen eine Vermittlungsposition einnehmen kann." (Autorenreferat)
Ende November trafen sich am Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung mehrere Wissesnchaftler und Verwaltungspraktiker zu einem "Workshop". Erfahrungen mit "Simulationsmodellen" in und für die öffentliche Verwaltung sollten ausgetauscher oder schon existierende Modelle demonstriert werdne. Ziel war eine bescheidene Bestandsaufnahme und - unbescheidener - das Abtasten von Entwicklungslinien. Lohnt es sich, ist es gar erforderlich auf diesem zunächst fast esoterischen Gebiet weiterzuarbeiten? Was kann die Verwaltungspraxis erwarten? Was sollte die Wissenschaft bedenken, worauf sollte sie ihren Entwicklungsdrang richten?
Politik und Verwaltung sind in mehrfacher Hinsicht miteinander verflochten. Auch das gesellschaftliche Umfeld spiegelt diese Wechselbeziehung wider. Eine genaue Zuteilung von Kompetenzen und Wirkungsbereichen ist deshalb heutzutage kaum noch möglich. In der spätpluralistischen Industriegesellschaft konkurrenzdemokratischen Typs scheint ohnehin Kooperation, ja Kollaboration zwischen Politik und Verwaltung eine Bedingung für Politikfähigkeit überhaupt geworden zu sein. Die Tendenz weist auf eine zunehmende Symbiose hin. Der Grad der Arbeitsteilung hat sich in einem langen historischen Prozeß reduziert. Verwaltungssteuernde Programme können nur unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Verschmelzungsvorgänge Aussicht auf Erfolg haben. Gefragt ist eine kooperative Verwaltungspolitik. Diese steht bisher noch aus. (WEI)
In: Politik und die Macht der Technik: 16. wissenschaftlicher Kongreß der DVPW 7. bis 10. Oktober 1985 in der Ruhr-Universität Bochum ; Tagungsbericht, S. 12-22
Die Problemstellung der Technik für die Politikwissenschaft der 80er Jahre wird erörtert. Aus der Analyse des Wandels der Technik und des politischen Systems sowie des Bewußtseins der Bevölkerung werden Folgerungen für die künftige Forschung abgeleitet. Dazu werden technikbezogene Erkenntnisinteressen mit dem zentralen Gegenstand der politischen Wissenschaft in Verbindung gebracht. Technik wird als benutzbar und nützlich, d. h. als gesellschaftliches Phänomen bestimmt, mit dem sich zahlreiche Disziplinen befassen müssen. Als wichtigste Frage der Politikwissenschaft werden herausgearbeitet: (1) Welche politische Rolle spielt die Technik? (2) Wie verändern technische Entwicklung und technologiebezogene Politik die Strukturen und Handlungen des politischen Systems? (3) Welche politische Macht hat die Technik? Für die theoretische und empirische Forschung werden Aufgaben und Positionen dargestellt, die von der großen Relevanz der Technik für die Zukunft und der gesellschaftlichen Verantwortung des Politikwissenschaftlers ausgehen. (HA)
Mit Hilfe einer gewissen Selbstkritik des Wissenschaftlers sollen die Produktionsbedingungen und die Spielregeln des wissenschaftlichen Binnensystems so verdeutlicht werden, daß der Verwaltungspraktiker die Schwierigkeiten und die internen Spielregeln des potentiellen Partners besser verstehen kann. Wie werden Forschungsobjekte ausgewählt? Welches sind die Merkmale der "Wissenschaftskultur"? Welche Verständigungschancen gibt es zwischen Wissenschaft und Verwaltungspraxis? (KHN)