Der Beitrag stellt kritische Überlegungen zur Rolle der internationalen Medienpolitik vor dem Hintergrund der Veränderungen im Zuge der Anti-Terror-Politik nach dem 11. September und der Kriegsberichterstattung an. Das erste Kapitel beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit dem Verhältnis von Medien und Politik im Zuge des Anschlags vom 11. September auf das World Trade Center. Das zweite Kapitel geht der Rolle der Medien in den jüngsten Kriegen nach. Im Anschluss daran betrachtet der Beitrag die Militarisierung der Kommunikation. Hieran anschließend nimmt der Beitrag zwei Aspekte der Kontrollgesellschaft in den Blick: IT und die Kontrolle von oben und außen sowie die Kontrolle durch Television als Kontrolle von unten und innen. Schließlich fragt der Beitrag nach den Folgen einer totalen Entgrenzung von medialer Kommunikation und stellt Überlegungen zu einer Medienkultur des Friedens an. (ICB2)
Der Verfasser analysiert die sehr dezidierte Geschlechterlogik in der Berichterstattung über den Islam im Allgemeinen und Afghanistan im Besonderen. Dies verdeutlicht er an Karikaturen und Beschreibungen über die Funktion des Bart-Abschneidens bei Männern und über das Tragen der Burka von Frauen. Er zeigt, wie in der Berichterstattung während der Talibanherrschaft Frauen grundsätzlich in Burka gekleidet dargestellt werden, während mit der Vertreibung der Taliban und dem Beginn des Krieges die Bilder signalisieren, dass Frauen frei und ohne Burka leben und Männer rasiert in der Öffentlichkeit erscheinen können. (ICE2)
Die Diskussion um Einwanderung erregt Übelkeit. Verbale Totschläger wie Integration, Parallelgesellschaft, Terrorismus, Assimilation, Islam, Kopftuch und Deutschunterricht dominieren. Aus Worten wurden Waffen. Sprache bezeichnet nicht nur Feinde, sie produziert auch Feindbilder. Der Verfasser fragt nach islamophoben Feindbildern und den Medien, die sie verbreiten. Er bezieht sich dabei auf die jüdische Emanzipationsdebatte des 19. Jahrhunderts und auf Martin Buber, dessen Kommunikationstheorie auf die aktuelle Debatte über Migrantenmedien angewandt wird. (ICEÜbers)
In: Die Weltunordnung von Ökonomie und Krieg: von den gesellschaftlichen Verwerfungen der neoliberalen Globalisierung zu den weltumspannenden politischen Ansätzen jenseits des Casinokapitalismus, S. 165-187
In Gesellschaften, in denen sich für das Individuum Sinn nicht mehr über die alten Medien Religion, Politik oder Markt vermittelt (vermitteln kann), stehen, so der Verfasser, NGOs in der Mitte aller gesellschaftlichen Austausch- und Vermittlungszusammenhänge. Freilich herrschen zwischen den NGOs und allen vier gesellschaftlichen Teilsystemen (Regierungen, Unternehmen, Militär, Medien) völlig normale und in der Sozialwissenschaft gut bekannte, aber zu entmythologisierende Markt- und/oder Bürokratiestrukturen. Diese Beziehungen werden anhand einzelner Beispiele (Unternehmen-NGOs, Regierungen-NGOs, Medien-NGOs, Militär-NGOs sowie NGOs in den ex-jugoslawischen Kriegen) verdeutlicht. Es wird die These vertreten, dass soziologisch gesprochen, es sich bei den NGOs um Lobbygruppen handelt, vergleichbar einem Verband der Aluminiumproduzenten oder einem Zusammenschluss südfranzösischer Winzer. NGOs konkurrieren untereinander um Geld und Spenden und um öffentliche Aufmerksamkeit. Genau dieses aber sind die wesentlichen Gründe dafür, weshalb es ihrem Interesse entspricht, Katastrophen und Kriege zu verlängern. Je größer die von den Medien dargestellte Katastrophe (Krieg) erscheint, desto höher ist das Spendenaufkommen für die NGOs. Es wird die These vertreten, dass es qualitativ neu ist, dass NGOs seit dem Kosovo-Krieg dazu übergehen, bestimmte Formen kriegerischer Gewalt positiv zu werten. Man kann die Militarisierung der NGOs einfach nur nüchtern-deskriptiv beschreiben. Man kann diese neue Allianz von Militär und NGOs aber mit guten Gründen auch als eine neuartige Form transnationaler Herrschaft kritisch werten. Was man nicht länger kann, ist so zu tun, als gäbe es diese Allianz nicht. (ICG2)
Der Autor geht in seinem Vortrag zunächst auf das Verhältnis von Medien und Terrorismus ein und erläutert seine These, wonach die Massenmedien sowohl Spielball als auch heimlicher Komplize von Terrorismus und PR-manipulierter Kriegsberichterstattung sind. Er thematisiert anschließend die Rolle der Medien in den jüngsten Kriegen sowie die Militarisierung von Kommunikation in politischen Krisengebieten. Seine weiteren thesenhaften Ausführungen beziehen sich auf die Strukturen und Funktionen einer Kontrollgesellschaft sowohl von oben und außen (durch die Informationstechnologie) als auch von unten und innen (durch die Television). Er problematisiert ferner die Folgen einer totalen Entgrenzung medialer Kommunikation und beschließt seinen Vortrag mit einigen Gedanken zu einer Medienkultur des Friedens. (ICI)
Weder lösen Medien einen Krieg aus, noch können sie ihn beenden. Medienkommunikation kann aber verstärkend in Prozesse von sozialer Kommunikation und gesellschaftlichem Wandel positiv eingreifen. Medienwirkung ist stets multikausal und langfristig. Medienwirkung im Hinblick auf Krisenprävention und Konfliktbearbeitung erfordert eine institutionelle Absicherung in der Form von kontroverser Öffentlichkeit, Möglichkeit zu Vielfalt und Pluralismus, Medienrecht als Rahmenbedingung von Rechtstaatlichkeit und journalistischen Ethikkodices als Regulativ für verantwortliches Handeln auf individueller Ebene. Bei Projekten im Bereich von Medienarbeit zur Krisenprävention und Konfliktbearbeitung müssen folgende Probleme und Dilemmata gesehen werden: (1) das Verhältnis von Gewalt zu kultureller Autonomie, (2) das Verhältnis von innen zu außen, (3) das Verhältnis von sozialem Lernen zu technologischer Intervention, (4) das Verhältnis von NGOs zu Staat und Regierung und (5) das Verhältnis von Eingreifen zu Zurückhaltung. Die Diskussionen in den 70er und 80er Jahren im Rahmen der sogenannten Entwicklungskommunikation stellen eine gute Ausgangsbasis für neue Aufgaben dar. Der alte Ansatz von Sozialarbeit mittels Medien ist zu revitalisieren und im Sinne von Gewaltprävention durch Medien neu zu durchdenken. Den für die Gewaltprävention geeigneten Medien Radio und Video sind heute neue Medien an die Seite zu stellen. Um erfolgreich zu sein, aber auch, um eine notwendige neue politische Moral in der Entwicklungszusammenarbeit sichtbar werden zu lassen, wird empfohlen, ein soziales Netzwerk mit daran interessierten NGOs zu gründen und diese auf die folgenden vier formalen Projektprinzipien festzulegen: (1) Die Bedürfnisorientierung der Zielgruppe hat allerhöchste Priorität. (2) Vor Ort ist eine intensive Kooperation und Koordination mit allen anderen Projekten (gerade auch aus anderen Ländern und von "konkurrierenden" Geldgebern) erwünscht und notwendig. (3) Jedes Projekt muss professionell von außen evaluiert werden (vorher, während, nachher). (4) Es wird eine größtmögliche Transparenz in Bezug auf die Projektfinanzen, die politischen Auftraggeber und die Projektziele angestrebt. Zwar sind solche Grundsätze unspezifisch für Medienprojekte auf dem Gebiet der Krisenprävention und Konfliktbearbeitung, aber gerade bei in diesem Aufgabenfeld gilt es eine Übereinstimmung zwischen Ziel und Mitteln anzustreben: Der Weg ist das Ziel. Es wird außerdem empfohlen, sich insbesondere mit Medienprojekten im präventiven Bereich zu profilieren, da sie bislang kaum durchgeführt werden, da sie grundsätzlich auf Nachhaltigkeit angelegt sind, da sie eher im Bereich der Infrastruktur als der Nothilfe liegen und da sie (in einer Anstoßphase) einfacher zu veranstalten sind als Medienprojekte während eines oder nach einen Krieg/Konflikt. Präventive Projekte haben den methodischen Nachteil, dass man aus einer ex post-Perspektive nie eindeutig feststellen kann, ob gerade sie die Verschlimmerung eines Konfliktes verhindert haben; sie weisen aber den Vorteil auf, dass man sich im Vorfeld eines manifesten Konfliktes bewegt, also bei weitem weniger falsch machen kann als in der Hektik und Dynamik eines manifesten Konflikts oder unter den schwierigen Bedingungen eines Post-Konflikts.