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Die Bedeutung des Nationalsozialismus läßt sich nicht allein mit den Methoden der Sozialgeschichte beschreiben und wirft die Frage nach der erkenntnistheoretischen Entscheidung "historiographischer Perspektivenwahl" der Forscher auf. Es geht vielmehr darum, das "Universelle" des Phänomens der Massenvernichtung zu erhellen und Zwischenschritte in den vielfach kontinuitätsbezogenen Erklärungszusammenhängen zu eruieren. Monokausale oder lineare Rekonstruktionen reichen nicht aus, sondern erst die Verbindung mit ereignis- und handlungsgeschichtlichen Ansätzen kann eine politikorientierte Historik zum engeren Zeitverständnis führen. Darüberhinaus gibt die Dichotomie von "mikrologischen" und "makrologischen" Betrachtungsebenen der Ungeheuerlichkeit der Judenvernichtung eine angemessene "radikale" Forschungsperspektive. (ICI)

Der Verfasser setzt sich mit der "Schwierigkeit historischer Darstellbarkeit des Nationalsozialismus", vor allem der Massenvernichtung, auseinander, die er als "Ausdruck der Unvorstellbarkeit des Ereignisses selbst" sieht. Hiermit wird die These angesprochen, die "verstehensorientierte Rekonstruktion eines historischen und mithin sozialen Kontextes" sei nur dann möglich, "wenn sie für den Betrachter als subjektiv sinnhaft gelten kann". Am Beispiel der die "Selbstverwaltung" der jüdischen Ghettos bildenden Judenräte und ihrer Perspektive nationalsozialistischer Gewaltausübung wird die "Gegenrationalität nationalsozialistischen Handelns" herausgearbeitet. Der Verfasser zeigt, daß "die Zerstörung von gemeinhin universell gültigen und handlungsanleitenden Rationalitätsannahmen durch ihre Verkehrung ins Gegenteil notwendig auch das verstehensgeleitete und mithin der Rationalität verpflichtete Vorgehen des Historikers affiziiert". (ICE)

Der Autor führt die Reaktion der Welt auf die irakische Annexion von Kuwait auf das Ende der alten Weltordnung des Kalten Krieges und des Ost-West-Konflikts zurück. Der Konflikt ginge nicht um die Sicherung der Erdölreserven, sondern um die Unverletzlichkeit nationaler Grenzen und um das Prinzip der territorialen Integrität, das die Weltgemeinschaft zu verteidigen sucht. Eine kriegerische Lösung des Konfliktes berge die Gefahr des Untergangs der Region in sich und würde weniger von den USA als von den arabischen Staaten gewünscht, wobei Jordanien eine Sonderrolle aufgrund des Palästinaproblems und seiner strategischen Bedeutung für Irak zufällt. Nach Beendigung der Krise sei eine international gestaltete Friedensordnung für den Nahen Osten erforderlich. (DÜI-Sdt)

Die Ausgangsthese des Autors lautet, daß die nationalsozialistische Vergangenheit sich mit Recht dem Prozeß des Übergehens zum bloßen historischen Tatbestand widersetzt. Zu einmalig und zu menschenverachtend waren die Taten der Nazis, als daß sie nur noch historisch interessieren könnten. Die Grenze der Historisierung wurde vom Autor mit Auschwitz bezeichnet, eine Grenze, die "ein Niemandsland des Verstehens, ein schwarzer Kasten des Erklärens, ein Deutungsversuche aufsaugendes, verschlingendes Vakuum" von einer bloß historisch zu verstehenden Vergangenheit trennt. Diese Grenze wird nach Meinung des Autors von jenen Historikern überschritten, die wie Hillgruber unter ihrem Paradigma der Zweckrationalität den Nationalsozialismus zu deuten trachten. Die Lehre, die der Autor aus dem Historikerstreit diesbezüglich ziehen möchte, lautet, daß diese Grenze nicht überschritten werden darf, wenn man sich dem Verstehen von Auschwitz nähern möchte. "Exkulpatorische Historisierungsversuche hingegen münden notgedrungen in Apologie". (ThKl)

In diesem Beitrag wird das Verhältnis von Politik und Ökonomie in der Weltgesellschaft thematisiert. Zunächst werden der Begriff Imperialismus und seine historischen Voraussetzungen untersucht. Anschließend werden die Entstehung und die Funktion des Weltmarkts und die gewaltsame und tauschförmige Vermittlung zwischen den Metropolen und der Peripherie dargestellt. Gezeigt wird, wie bei formeller Gleichheit eine reale Ungleichheit der Staaten besteht und welche ökonomischen Interessen und machtpolitischen Motive die internationale Herrschaft bestimmen. Abschließend werden zwei Formen des Imperialismus untersucht: die tauschförmige Durchdringung und die gewaltförmige Expansion. Dabei werden die politische Ambivalenz des Universalismus, die Konstitution informeller Imperien durch Doktrinen, der Kontinentalimperialismus und Japans "Großasiatische Wohlstandssphäre" thematisiert. (GF)

The Palestine conflict has characteristics that result from its being perceived by Israeli Jews in ways shaped by Western history, & especially by the German events of WWII. Jews were disposed to see themselves as targets of aggression, & this has blocked recognition of their role in the displacement & expulsion of Palestinians. In addition, the Holocaust encouraged a Zionist interpretation of history that defined Israel as a Jewish nation-state that could offer a refuge from persecution. Moreover, the failure of Zionism to take effective action against the Holocaust creates a psychological stress that support for Israel relieves without resolving, & that causes victims & opponents of Zionism to be equated with aggressors against the Jews. Moreover, German criticism of Israel's policy toward the Palestinians -- itself a means of eradicating German guilt -- aids in maintaining this perception among the Israelis themselves. W. H. Stoddard.

Die historische Forschung zur frühneuzeitlichen jüdischen Fürsprache, die für die Existenz aschkenasischer Gemeinden von herausragender Bedeutung war, beruht bislang häufig auf christlichen Quellen. Die Gemeindeprotokollbücher (hebr. pinkasim) blieben dagegen weitgehend unberücksichtigt. Dabei dokumentieren viele von ihnen ausführlich die diplomatischen Kontakte der Gemeindevorsteher oder der von ihnen ernannten Fürsprecher zu obrigkeitlichen Behörden und Herrschern auf lokaler wie landesweiter Ebene. Die hier erstmals edierten 107 Einträge aus pinkasim von Gemeinden in den Niederlanden, Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen und Russland bieten einen repräsentativen Überblick über das Agieren frühneuzeitlicher aschkenasischer Fürsprecher sowie über ihre Handlungsspielräume innerhalb des restriktiven Rechtsrahmens. Die Dokumente werden in ihrer meist hebräischen oder jiddischen Originalsprache mit kommentierten deutschen Übersetzungen sowie ausführlichen Einleitungen präsentiert.

1. KNOWLEDGE AND DEVELOPMENT: the state of the Arab world. "Orientalism" and its adversaries -- Rifa'ah at-Tahtawi and the "Arab Human Development Report" -- Language and social lifeworlds -- Knowledge and technology -- Freedom and prosperity -- Power and benefit -- Military and politics -- Mehmed Ali and Gamal Abdel Nasser -- Ground rent and productivity -- Oil wealth and stasis -- 2. GEOPOLITICS AND RELIGIOUS ZEAL: Radicalizaiton in the Muslim East. Between Palestine and Kashmir -- Cold War and decolonization -- England and Russia -- Gladstone and Disraeli -- Caliphate and Pan-Islam -- Kemal Pasha and Enver Pasha -- Hindus and Muslims -- Colonialism and alienation -- Arabism and Islamism -- Mawdudi and Sayyid Qutb -- Political theology and civil war -- 3. TEXT AND SPEECH: the rejection of the printing press. One God, one book -- Mechanical reproduction and profanation -- Consonants and vowels -- Arabic and Hebrew -- Baruch Spinoza and Walter Benjamin -- Romanization and secularization -- Recitation and reading -- Literacy and diglossia -- Fusha and Ammiya -- 4. RISE AND DECLINE: Ottoman perplexities in the early modern period. -- Europe and Asia -- Ottomans and the New World -- Gold and silver -- Piri Reis and Selim I -- Mamluks and Venetians -- The price revolution and mercantilism -- Janissaries and bureaucrats -- Merchants and craftsmen -- Inflation and rebellion -- Stasis or crisis -- Mustafa Ali and Katip Celebi -- 5. POLITICAL POWER AND ECONOMIC BENEFIT: Muslim social environment in the classical age. Desert and Steppe -- Tribute and tax -- Central power and urban culture -- Umayyads and Abbasids -- Mercenaries and traders -- Polis and Medina -- Public and private -- Benefices and capital -- Labor and property -- Time and liturgy -- Ethics and morals -- Sacred and profane -- 6. HISTORICAL THOUGHT AND DIVINE LAW: Converting sacred into profane time. Acceleration or deceleration -- Law and history -- Cyclical vs linear time -- Ibn Khaldun and Giambattista Vico -- Past utopias and future worlds -- Islam and Judaism -- Leo Strauss and Moses Maimonides -- Dual law and dual time -- Muhammad Asad and Moses Mendelssohn -- Law of the land and secularization