Die öffentliche Diskussion über Rückgabe oder Nicht-Rückgabe der am Kriegsende und danach von den Sowjets aus Deutschland nach Rußland verbrachten Kulturgüter hat zu mancherlei Irritationen auch im deutsch-russischen Verhältnis geführt. Dabei ist selten die Rede von den deutscherseits in der damaligen UdSSR konfiszierten und ins "Reich" verschleppten Bildern, Ikonen, Bibliotheken, Archiven. Seit 1992 versucht an der Bremer Forschungsstelle Osteuropa ein Team Gewißheit über den Verbleib dieser aus der Sowjetunion "verlagerten" Kulturgüter zu erlangen. Aus dieser Arbeit entstanden, untersucht und dokumentiert die anzuzeigende Studie (Magisterarbeit) das "Kommando Künsberg", eine jener dem AA nahestehenden, zeitweise der Waffen-SS angegliederten "Einsatzstäbe", die in Kiew und Nowgorod, in Charkow und Podolsk, Zarskoie Selo und vor Leningrad offiziell und in großem Stil Kulturraub betrieben; was endlich auch zur Kenntnis genommen werden sollte. (3) (Friedrich Andrae)
"Die 15. Tagung junger Osteuropa-Experten (JOE-Tagung) widmete sich unter dem Thema 'Regimewechsel und Gesellschaftswandel in Osteuropa' einer kritischen Auseinandersetzung mit den vielschichtigen Prozessen des Wandels in der Region. Innerhalb relativ kurzer Zeit fanden zahlreiche Regimewechsel statt, und die postkommunistischen Gesellschaften haben sich in nahezu all ihren Dimensionen dynamisch verändert. Doch vollziehen sich grundlegende Veränderungen bei sozialen Institutionen offenbar langsamer als bei politischen Eliten, zeitigen sich in einigen wirtschaftlichen Bereichen raschere Ergebnisse als in anderen; gleichzeitig werden längerfristige demographische Trends ausgelöst. In diesem Sinne befassen sich die Beiträge aus verschiedenen Disziplinen und Perspektiven mit den komplexen Prozessen der Staaten- und formellen sowie informellen Institutionenbildung, mit der Rolle von Verfassungen und des sozialen Wandels, mit den Inderdependenzen zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik einerseits und externen und internen Akteuren andererseits." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Bartek Pytlas: Zum Erfolg rechtsradikaler Parteien in Polen - die Rolle der Politisierung kollektiver Identitäten (10-13); Olga von Ungern-Sternberg: "Vorwärts in die Vergangenheit?" Mögliche Faktoren, welche die belarussische Transformation in die Sackgasse geführt haben (14-18); Aser Babajew: Autoritäre Transformation des postkommunistischen Übergangssystems in Aserbaidschan (19-22); Ljiljana Radonic: Die Konsolidierung einer defekten Demokratie? Kroatien von 1990 bis heute (23-27); Torsten Tyras: Defizitdiskussion am Beispiel 'geschichtsregionaler Konzeption' Osteuropas (28-31); Lejla Starcevic-Srkalovic: Institution building and democracy consolidation in Bosnia and Herzegovina with respect to the European Union involvement (32-35); Irena Ristic: Staatsbildung in Serbien (36-39); Sasa Gavric, Damir Banovic: Eigenverantwortung übernehmen? Wahlen und Regierungsbildung in Bosnien und Herzegowina (40-44); Daniel Knezic: Der Einfluss der EU-Erweiterung auf den Demokratisierungsprozess in Südosteuropa (45-51); Christian Strasser-Gackenheimer: Aktuelle Verfassungsentwicklung in der Ukraine (52-56); Michael Hein: Die Politisierung der Verfassungsgerichtsbarkeit (57-60); Sabine Bergstermann, Martin Klamt: Demokratien in Osteuropa. Verfassungsfeinde - Verfassungsgeschichte - Verfassungsrecht (61-64); Peter Patze, Michail Logvinov: Verfassung der Russischen Föderation: Basis einer neuen Demokratie? (65-69); Johannes Winter: Ausländische Tochterunternehmen zwischen zentraler Abhängigkeit und lokaler Selbstinitiative: Fallbeispiele aus der Automobilindustrie in Polen (70-73); Alexandra Janovskaia: German automotive multinationals in Central Europe: emerging stakeholder mode of firm governance (74-77); Sonja Strohmer: Multinationale Unternehmen und Arbeitnehmer/innen/mitspracherechte: transnationale Direktinvestitionen und Arbeitsbeziehungen in Europa (78-82); Stefan Dörig: Selbstverständnis und Selbstdarstellung der russischen Oligarchen in den 1990er Jahren (83-86); Julia Wirtz: Verflechtung von Politik und Wirtschaft in Polen (87-90); Alexander M. Danzer: Subsistenzwirtschaft und Armut während der Transformation. Ursachen und Potentiale am Beispiel der Ukraine (91-97); Katharina Hoffmann: Regionale Integration im postsowjetischen Raum? Kooperationsverhalten der NUS (98-101); Alena Vysotskaya: Die Minderheitenfragen als ein Bestandteil des Dialogs zwischen der EU und ihren Nachbarstaaten (am Beispiel von Belarus) (102-105); Susanne Schatral: Aktuelle Kampagnen gegen Frauen- und Menschenhandel in der Russischen Föderation: alter Wein in neuen Schläuchen? (106-109); Adam Busuleanu: Transnationale Wahlüberwachungsnetzwerke (TWÜNs) in den Wahlprozessen der Ukraine und Belarus - ein Modell zur Untersuchung der Demokratisierung der Wahlprozesse in Osteuropa (110-114); Maria Elisabeth Rotter: Grenzgänger. Die Arbeit der deutschen politischen Stiftungen in Polen (115-118); René Lenz: Externe bildungspolitische Akteure in der Russischen Föderation - das Beispiel der Robert Bosch Stiftung (119-125); Simona Wersching: Migration, Erfolg und Kapital (126-128); Eva Hudáková: Das Verhältnis junger Konsumenten in Bratislava zu Markenartikeln - am Beispiel von Markenkleidung und ihrer Wahrnehmung der Konsumgesellschaft (129-132); Sanin Hasibovic, Manja Nickel, Maja Sticker: Gender und Transition im Raum Südosteuropa (133-136); Helena Pinter: Die soziale und räumliche Fragmentierung des Wohnungsmarktes in Bratislava und die Möglichkeiten der Politik, darauf zu reagieren (137-142).
"Über Reichtum und Armut, über arme und reiche Menschen, wird z.Zt. in Russland viel diskutiert und publiziert. Dabei lassen sich viele richtige Feststellungen, aber auch eine Reihe von Vorurteilen und oberflächlichen Vorstellungen beobachten. Anhand von sehr klaren, aber auch in der Regel nur vereinzelten Fakten werden dabei aber häufig die weitreichendsten Verallgemeinerungen getroffen. Und umgekehrt bleibt so manche Tendenz der Erscheinung von Armut und Reichtum, die gegenwärtig für Russland charakteristisch ist, im Schatten. Um hier die Lücke fehlender aussagekräftiger und repräsentativer Daten zu schließen, um verschiedene Phänomene der postsowjetischen Armut und des Reichtums zu erschließen, und um diese Daten einem breiten Publikum nicht nur der einschlägigen Spezialisten zugänglich zu machen, hat das Institut Komplexer Sozialer Untersuchungen an der Russischen Akademie der Wissenschaften (IKSI RAN) in Zusammenarbeit mit Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung in Russland eine landesweite soziologische Erhebung zum Thema 'Arme und Reiche im gegenwärtigen Russland' durchgeführt. Die vorliegende Untersuchung wurde - entsprechend der wirtschaftlich-geographischen Aufteilung des Landes vom Staatskomitee für Statistik (GOSKOMSTAT) - in 11 territorial-ökonomischen Gebieten und Kaliningrad durchgeführt. Die Stichprobe umfasste insgesamt 2.118 Menschen. In der Quotenauswahl wurden Vertreter von jeweils 11 sozialen Gruppen befragt: Arbeiter aus Fabriken, Bergwerken und Baustellen; Vertreter der ingenieur-technischen Intelligenz; Vertreter der Intelligenz (Schullehrer, Lehrkräfte an Fachhochschulen, Hochschulen und Universitäten, Wissenschaftler); Angestellte aus den Bereichen Handel, Dienstleistung, Transport und Kommunikation; Beamte; kleine und mittlere Unternehmer; Militärs und Mitarbeiter des Innenministeriums; Dorf- bzw. Landbevölkerung; urbane Rentner; Studenten; Arbeitslose. Die Umfrage wurde in 58 Orten durchgeführt, proportional zur Verteilung der Bevölkerung auf die Großstädte, regionale Zentren, Kleinstädte und Dörfer. Neben der Grundstichprobe wurde zudem eine Expertenbefragung unter insgesamt 209 reichen russischen Bürgern durchgeführt. Von diesen waren 50% aus Moskau und St. Petersburg, sowie weitere 50% zu gleichen Teilen aus den oben erwähnten territorial-ökonomischen Gebieten des Landes. Kriterium der Auswahl der Reichen in den Regionen war ein mittleres monatliches Pro-Kopf-Einkommen von nicht weniger als 1000,- Dollar, für St. Petersburg 1.200,- Dollar und für Moskau 1.500,- Dollar. Zweites Auswahlkriterium der Expertenumfrage unter den Reichen war der Besitz hochwertiger Immobilien. Als solche wurden festgelegt: Wohnungen im Wert von über 100.000,- Dollar in den Regionen und im Wert von über 150.000,- Dollar in Moskau bzw. St. Petersburg sowie der Besitz von Landhäusern am Rande von oder in der näheren Umgebung der regionalen Hauptstädte mit Grundstücken von über 250 Quadratmetern, die vom Respondenten im Laufe der letzten 5 Jahre erworben wurden. Außerdem wurden für die Expertenbefragung die Respondenten so zusammengestellt, dass in jeder Region nicht weniger als 70% der Befragten auch die Haupternährer ihrer Familien waren. Berücksichtigt man, dass 106 der insgesamt Befragten nach diesen Kriterien reich waren, bestand die Gruppe der Befragten Reichen insgesamt also aus 315 Personen, von denen die Hälfte aus Moskau und St. Petersburg stammte. Der Anteil der Befragten, die als Arme zu bezeichnen sind (die Kriterien für diese Auswahl werden im Folgenden ausführlicher dargestellt), beträgt ungefähr ein Viertel der Stichprobe, die sich ebenso auf alle territorial-ökonomischen Regionen des Landes verteilten." (Textauszug)
Inhaltsverzeichnis: Menschenrechte und ethnische Minderheiten: Heiko Fürst: Die Minderheitenpolitik des HKNM in Rumänien (5-7); Tilman Blumenstock: Menschenrechtsschutz in Bosnien-Herzegowina am Beispiel der Human Rights Chamber for Bosnia and Herzegovina (8-11); Erwin Konjecic: Kroatiens legistische Maßnahmen zur Reintegration der serbischen Volksgruppe (12-15); Joachim Krauß: Krise als Normalität. Soziale Wirklichkeit der Roma in Rumänien (16-19). Die Entwicklung politischer Parteien: Mira Sakic-Jovanovic: Parteien in Bosnien und Herzegowina - ein Überblick (20-24); Katja Lasch: Das Parteiensystem der Republik Moldau 1990-2001 (25-29); Daniel Ursprung: Das rumänische Parteiensystem - Spiegel der Krise (30-35). Wirtschaftliche Entwicklungen: Sinisa Kusic: Kroatien - institutionelle Veränderungen und Eigentumsumwandlung (36-39); Mark Vasic: Wirtschafts- und Sozialpolitik der jugoslawischen Regierung nach dem Regimewechsel (40-43); Ruth Große: Banken, denen niemand traut. Der Beitrag internationaler Geberinstitutionen zum Aufbau eines leistungsfähigen Finanzsektors in Bosnien und Herzegovina (44-48); Delia-Christina Balaban: Die wirtschaftspolitische Entwicklung Rumäniens im Hinblick auf die Privatisierung (49-52). Die regionale Perspektive - Integration und Sezession: Anna Iara: Grenzüberschreitende Regionsbildung in Südosteuropa aus Sicht der regionalen Eliten (53-58); Sabina Turulja: Der bosnische Sprachsezessionismus der 1990er Jahre und seine identitätspolitischen Implikationen (59-63).
Inhaltsverzeichnis: I. Die Ukraine und die EU - Sabine Fischer: Die Ukraine und die ENP (9-12); Katrin Böttger: Die Beziehungen der Europäischen Union zur Ukraine (13-15); Julia Langbein: FTA+ statt Mitgliedschaft: über ukrainische Interessenlagen und europäische Handlungsspielräume (16-20); Wichtige Etappen der EU-Ukraine-Beziehungen (21); Die Haltung der EU-Bevölkerung zur Beitrittsperspektive der Ukraine (21-22); Die Einschätzung der Europäischen Nachbarschaftspolitik durch die EU-Bevölkerung (22-23). II. Die Ukraine und die NATO - Martin Malek: Zur Reform der Streitkräfte der Ukraine (27-29); Statistiken zu den ukrainischen Streitkräften (30-31); Rainer Lindner: Die Krim als neuer "Frozen Conflict"? (32-33); Die Beziehungen der Ukraine mit der NATO (33-36). III. Die Ukraine und Russland - Sabine Fischer: Die Ukraine und Russland - Scheidung auf Raten (39-42); Die außenwirtschaftlichen Beziehungen der Ukraine (43-44); Heiko Pleines: Der Erdgaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine (45-48); Der russisch-ukrainische Erdgashandel (48-51); André Härtel: Interner Machtkampf dominiert Kiews Außenpolitik. Die politische Elite der Ukraine und der russisch-georgische Konflikt (52-54); Die öffentliche Meinung in der Ukraine zum russisch-georgischen Konflikt und seinen Folgen für die Ukraine (54-55). IV. Kulturelle Orientierungen - Gerhard Simon: Ukrainisch - Russisch: Sprachen, Sprachgebrauch, Sprachenkonflikte in der Ukraine (59-64); Statistiken und Umfragen zur Sprachenfrage (65-70); Thomas Bremer: Zur kirchlichen Situation in der Ukraine (71-73); Andrij Portnov: Pluralität der Erinnerung (74-75); Wilfried Jilge: "Nationalukrainischer Befreiungskampf". Die Umwertung des Zweiten Weltkriegs in der Ukraine (76-80); Anatolij Podolskyj: Der widerwillige Blick zurück. Judentum und Holocaust in der ukrainischen Erinnerung (81-83).