Zur Bedeutung von Tradition und "lokalem Wissen" in der Entwicklungszusammenarbeit
In: Perspektiven neuen Denkens: Proto-Politik, lokales Wissen, Via Bukolika, konservativ versus extrem, S. 35-56
Der Beitrag bemüht sich aufzuzeigen, dass das vorherrschende Konzept der Entwicklungszusammenarbeit ein kulturelles Produkt des Westens ist, das letzten Endes dessen eigenen Zielsetzungen widerspricht. Die meisten politikwissenschaftlichen Arbeiten zur politischen Geschichte außereuropäischer Staaten lassen den vorkolonialen Zeitraum unbeachtet. Dies hat zur Folge, dass zum einen der Eindruck entsteht, dass im Gebiet der heutigen Entwicklungsländer keine beachtenswerten Kulturen bestanden, zum anderen wird der koloniale Wandlungsprozess in seiner Relevanz für die Gesamtbevölkerung überschätzt. Der Beitrag verdeutlicht dies am Beispiel Nigerias: Die britische Kolonialherrschaft war von unterschiedlicher zeitlicher Dauer - je nach Landesteil zwischen hundert Jahren (z. B. in Lagos) und vierzig Jahren (z. B. in einigen Gebieten des Hochlandes). Der Beitrag will nicht nur die präkolonialen sozio-politischen Strukturen thematisieren, sondern einen grundlegenden Perspektivwechsel vornehmen. Dazu gehören diejenigen historischen Faktoren, die die Entwicklung zum Nationalstaat im Sinne einer Identität von Staat und ethnischer Gruppe erschwerten, als auch die vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse, d.h. traditionelles Wissen zu thematisieren. (ICB2)