Von der "Zivil-" zur "Bürgergesellschaft": Etappen eines anscheinend unaufhaltsamen Abstiegs
In: Frankfurter Aufklärung: politische Kulturen einer Stadt, S. 151-158
Ausgehend von Überlegungen zu Auswirkungen eines "Globalismus" stellt der Autor die Frage, ob angesichts des Scheiterns etwa des sowjetischen Staatssozialismus auch eine "theoretische Kapitulation" notwendig sei. Er konstatiert in seinem Essay eine Art sozialwissenschaftlichen Paradigmenwechsel seit Ende der 1980er Jahre, in dessen Zentrum der Begriff "Zivilgesellschaft" stand. Er markierte u.a. die Abkehr von einer ökonomietheoretisch fundierten Kapitalismuskritik. Gleichzeitig konstatiert er einen aktuell inflationären Gebrauch dieses Begriffes. Der Autor setzt sich mit der Rezeption von "Bürger-" bzw. "Zivilgesellschaft" in Medien, Politik und Wissenschaft auseinander. Insgesamt sei der Diskurs um eine "Bürgergesellschaft" durch den Verzicht auf sämtliche Kategorien kritischer Gesellschaftstheorie geprägt. Dieser Diskurs erhebt keinen Anspruch, die "Umrisse einer zeitgemäßen Kritik der politischen Ökonomie" zu entwickeln. Eine Konsequenz dieser Defizite sei die "Aufstellung einer intellektuellen Bürgerwehr", um das Parteiensystem gegen jede Art "politischen Extremismus" zu verteidigen. (rk)