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Die große politische Bedeutung von Religionsgemeinschaften im Nahen Osten und die Intensität der Konflikte zwischen ihnen haben ihre Wurzeln in der jahrhundertelangen historischen Ordnung auf der Basis von Religionsgemeinschaften (Millet-System); diese Konzeption lebt - auch als Modell für die Behandlung von ethnischen Minderheiten - in den neuen "Nationalstaaten" fort. Grundlage des Millet-Systems war eine Hierarchie der Religionsgemeinschaften; das damit verbundene Element der Diskriminierung führt zu einem circulus vitiosus von Unzufriedenheit und Repression, der durch Einmischung von außen zusätzlich aufgeladen wird. (SWP-Whr)

Seit dem politischen Umbruch in Osteuropa und in der UDSSR ist mit einer unaufhaltbaren Einwanderungswelle nach Israel zu rechnen, in deren Folge die besetzten Gebiete verloren gehen und die dort lebenden Palästinenser vertrieben werden könnten. Friedenspolitik oder Konfrontationskurs gegenüber Israel und den USA lautete ein Thema des Bagdader Gipfels der Arabischen Liga im Mai. Dabei wurde deutlich, daß der Irak mittels Androhungen von Wirtschaftssanktionen auf eine Zuspitzung der Situation oder gar militärische Eskalation hinarbeitet, was dem hoch aufgerüsteten Land die Vormachtstellung in der AL sichern würde. Syrien und Jordanien müssen befürchten, vom Irak in einen Krieg mit Israel gedrängt zu werden und als vorgelagerte Kriegsschauplätze Husseins zu dienen. Ägyptens Glaubwürdigkeit seiner Friedenspolitik einerseits und "arabischen" Politik andererseits steht und fällt mit der Aussicht auf Frieden. Ähnlich ergeht es Arafat, der im Irak einen Verbündeten hätte, um seinem Friedensangebot militärischen Nachdruck zu verleihen. Die Saudis und andere kleinere Staaten ließen es bei einer verbalen Verurteilung der USA und Israels bewenden . (SWP-Frs)

Erdöl ist sowohl Ressourcenbasis wie Streitobjekt des gegenwärtigen Golfkonflikts. Die Motive des Irak für die Invasion des als postkoloniales Ärgernis betrachteten Kuwait waren wirtschaftlicher (Kriegsschulden) wie politischer Natur (regionale Hegemonie). Während der Irak in der UNO auf einhellige Verurteilung stieß, reagierten die arabischen Staaten gespalten. Die proirakische Reaktion dortiger Bevölkerungsteile beruht auf der Befürchtung neokolonialer Beherrschung durch die USA und auf Unzufriedenheit mit dem Status quo in der Region. Die gegenwärtige Krise ist die erste in der Region seit 1955, die nicht mehr von internationaler Bipolarität geprägt wird. (SWP-Whr)

Der Autor, Nahostkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung, schildert in seinem Beitrag die Lebensumstände und -bedingungen der arabischen Bevölkerung in den Erdölländern, ihren Konsumüberfluß, ihre Abhängigkeit von Gastarbeitern sowie von traditionellen Sitten und Kontrollmechanismen zur Aufrechterhaltung ihrer gesellschaftlichen Normen, und das Leben der ca. 195 Millionen Araber, die nicht in den ölreichen Staaten zu Hause sind und deren Oberschicht häufig den Westen imitiert. Er stellt die Frage nach einem sinnvollen Entwicklungsweg für die arabischen Länder und zeigt am Beispiel von Algerien und Irak die politischen Fehlentwicklungen von erdöl- und bevölkerungsreichen Staaten auf. (DÜI-Sdt)

Ein Jahr nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan befürchtet der Verfasser eine "Libanisierung" des Landes. Während die Position der Regierung Najibullah stärker geworden ist, ist die der Widerstandsbewegung, nicht zuletzt aufgrund von Rivalitäten untereinander, stark geschwächt. Die Abhängigkeit der Guerilla von ausländischen Geldgebern und Waffenlieferungen trägt zur Verstärkung der inneren Querelen bei. Als einzige Lösung des Konflikts sieht der Verfasser einen gleichzeitigen und gleichgewichtigen Abbau der Auslandshilfe an Regierung und Widerstandsgruppen. (DGAP-Sli)

Deals with minority-majority relations and political and social power.

Die Entscheidung der PLO, eine Zweistaaten-Lösung der Palästina-Frage anzustreben, hat eine bis vor 1974 zurückreichende Vorgeschichte. Der Verlauf des inneren Ringens der PLO, der immer wieder eine Spaltung herbeizuführen drohte, macht die Annahme wenig wahrscheinlich, die neue Haltung der PLO sei lediglich ein taktisches Manöver. Als genau dies wird sie jedoch von der überwiegenden Mehrheit der Israelis betrachtet. Die neue Regierung unter Shamir hat bereits deutlich gemacht, daß sie nicht auf die PLO-Initiative eingehen, sondern einen eigenen Friedensplan vorlegen will. (SWP-Whr)

Die empörte Reaktion vieler Muslime, nicht nur der Fundamentalisten, auf die "Satanischen Verse" von S. Rushdie ist auf das Fehlen einer Tradition aufklärerischer Toleranz und auf die Defensivposition des heutigen Islams gegenüber der Übermacht westlicher Ideen zurückzuführen; die demagogische Komponente der Reaktion ist als Nebenaspekt vor diesem Hintergrund zu sehen. Die Gegenreaktion des Westens übersieht, daß es in der islamischen Welt unzählige Opfer des Verbots der freien Meinungsäußerung gibt. Die praktischen Folgen der Affäre für die iranische Politik sind noch nicht völlig zu überblicken; auf jeden Fall haben die sog. "Pragmatiker" einen Rückschlag erlitten. (SWP-Whr)