Die Erweiterungspläne für den Braunkohletagebau in der Lausitz sorgen ein halbes Jahr vor den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg für heftige politische Ausein andersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern des Bergbaus. Aufgrund des harten politischen Ringens um die "Kohlefrage" wird in der aktuellen Debatte um die Zukunft der Lausitz eine für die Region mindestens ebenso zentrale Frage jedoch weitgehend ausgeblendet: Wie ist es um die Wirtschaftstruktur außerhalb der Braunkohlesektoren Bergbau und Energie bestellt? Im vorliegenden Beitrag untersuchen die Autoren den "Branchenmix" in der Lausitzer Wirtschaft und stellen Besonderheiten der Region gegenüber der ostdeutschen Wirtschafts- und Industriestruktur heraus. Hierbei zeigt sich ein überraschender Befund: Die Lausitzer Industrie ist trotz der unveränderten Dominanz der Sektoren Bergbau und Energie insgesamt stärker diversifiziert als die Industrie Ostdeutschlands.
Gutachten im Auftrag der Ostsächsischen Sparkasse Dresden Im Mittelpunkt der Studie steht die Frage der wirtschaftlichen Integration zwischen Deutschland, der Tschechischen Republik und Polen. Von Interesse sind dabei insbesondere die sächsischen Grenzregionen sowie die Nachbarregionen in Polen und Tschechien. In der Untersuchung werden zunächst die relevanten ökonomischen Dimensionen identifiziert, die für die Verflechtung von Sachsen mit den benachbarten Grenzregionen entscheidend sind. Dazu gehören die wirtschaftliche Entwicklung sowie Konvergenz, demographische Trends, die Entwicklung der jeweiligen Arbeitsmärkte und die Handelsverflechtungen der einzelnen Regionen miteinander. Neben diesen makroökonomischen Faktoren wird das Gutachten um Aussagen zur Ausgestaltung der Infrastruktur sowie "weichen" Standortfaktoren ergänzt. Damit wird ein umfassendes Bild der ökonomischen Entwicklung einerseits und der Verflechtung der Regionen andererseits gewonnen. Die Studie zeigt den hohen wirtschaftlichen Verflechtungsgrad zwischen Sachsen, Polen und der Tschechischen Republik. Dabei nehmen die beiden sächsischen Nachbarstaaten insbesondere beim Außenhandel eine bedeutende Stellung ein. Sowohl bei den Aus- als auch den Einfuhren Sachsens gibt es starke Tendenzen zur Spezialisierung. Ein hoher Grad der Vernetzung von Sachsen mit Polen und Tschechien besteht auch bei den ausländischen Direktinvestitionen sowie bei der grenzüberschreitenden Infrastruktur. ; Study commissioned by the Ostsächsische Sparkasse Dresden. This project analyses, how the integration of the Czech Republic and Poland into the European Union affects the local economy in Saxony. A special focus is on the Saxon border regions and their economic integration. The study also gives an outlook on the future developments of economic integration in the border regions. In a first step, the study identifies the economic dimensions that are most relevant to regional integration across borders. The study focuses on the economic development and convergence, demographic trends, the labour market development and the patterns of trade between the regions. In addition to this macroeconomic perspective, the study also presents indicators on the development of the infrastructure as well as "soft" factors of location. The analysis is carried out on the country or state level. Depending on the availability of disaggregated data, descriptive statistics on the state level are also presented. The economies of the Free State of Saxony, the Czech Republic and Poland are highly integrated. Especially in foreign trade, the two bordering states are very important partners for Saxony. In addition to the importance of these two trading partners with respect to trade volume, the study highlights the patterns of specialization of the exports from and imports to the Free State of Saxony. While the Czech Republic predominantly demands metal ware from Saxon firms, glass and ceramic goods are exported to Poland. Saxon imports are charecterized by goods from vehicle manufacturing (Czech Republic) and data processing (Poland). Furthermore, the study indicates that Poland and the Czech Republic are important for foreign direct investments of German firms. Additionally, the existing cross-border infrastructure fosters continued economic integration.
Die Weltwirtschaft geriet im Sommer des letzten Jahres in eine Schwächephase, welche sich – wenn auch in unterschiedlich starkem Maße – in allen großen Welt regionen widerspiegelte. Das ifo Weltwirtschaftsklima zeigt seit Jahresbeginn 2012 zwar eine Verbesserung der konjunkturellen Situation an, liegt aber weiterhin unter dem Niveau des Frühjahres 2011. Ausschlaggebend für die schwache Weltkonjunktur war neben der restriktiven Wirtschaftspolitik in vielen Schwellenländern vor allem die erhebliche Verunsicherung durch die neuerliche Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise.
Abstract We tackle the nowcasting problem at the regional level, using a large set of indicators (regional, national and international) for the years 1998 to 2013. We explicitly take into account the ragged-edge data structure and consider the different information sets faced by a regional forecaster within each quarter. It appears that regional survey results in particular improve forecasting accuracy. Among the 10% best performing models for the short forecasting horizon, one fourth contain regional indicators. Hard indicators from the German manufacturing sector and the Composite Leading Indicator for Europe also deliver useful information for the prediction of regional GDP in Saxony. Unlike national GDP forecasts, the performance of regional GDP is similar across different information sets within a quarter.
In Folge des Brexit dürfte die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf in Deutschland, je nach unterstelltem Szenario, niedriger ausfallen als im Status quo. Hinter diesem gesamtdeutschen Durchschnittseffekt verbergen sich jedoch höchst heterogene Auswirkungen des Austritts auf die deutschen Bundesländer. Auf dem Bundesland Hessen liegt dabei ein besonderes Augenmerk, da in Frankfurt am Main das Herz des deutschen Finanzsektors zu finden ist. Im Ergebnis zeigt sich, dass Hessen und die ökonomisch bedeutende Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main von einem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union weniger stark betroffen sein dürften als Deutschland insgesamt. Im Falle eines "harten Brexit" wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt von Hessen um -0,17% geringer ausfallen als im Basisszenario (zum Vergleich Deutschland: -0,23%). Die Effekte für die Metropolregion fallen in ähnlicher Größenordnung zu Hessen aus. Sollte hingegen ein ambitioniertes Freihandelsabkommen vereinbart werden ("weicher Brexit"), dann verringern sich die Effekte für Hessen und die Metropolregion auf -0,08% im Vergleich zur Ausgangslage (Deutschland: -0,10%). Maßgeblich für die geringere Betroffenheit Hessens sind wirtschaftsstrukturelle Unterschiede. Einerseits vereint das Verarbeitende Gewerbe, jener Bereich, der am stärksten von einem Ausstieg des Vereinigten Königreichs betroffen wäre, in Hessen einen geringeren Wertschöpfungsanteil auf sich als in Deutschland insgesamt. Andererseits sind die Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, welche durch den Brexit sogar gewinnen dürften, traditionell stärker in Hessen vertreten als im gesamtdeutschen Durchschnitt.
Das Zusammenspiel von KI und Sozialer Arbeit bietet sowohl transformative Potenziale als auch ethische Herausforderungen. Dieser Artikel analysiert die Implementierung von KI-Technologien in die Sozialwirtschaft und diskutiert deren Potenziale und Risiken. Er unterscheidet zwischen schwacher, starker und generativer KI und deren Anwendungsbereichen in der Sozialen Arbeit. Weiterhin werden die Chancen und Gefahren der Mediatisierung sozialer Dienste durch KI diskutiert. Die Bedeutung von diversen und unvoreingenommenen Trainingsdaten für die Reduzierung von Bias in KI-Systemen wird hervorgehoben. Der Beitrag stellt außerdem Beispiele aus der Forschungspraxis des Instituts für E-Beratung vor und gibt Handlungsempfehlungen für die Integration von KI in die professionelle Praxis.
Abstract Homelessness is a serious social and health problem that is very important for community care and problem-oriented policing (POP). As this vulnerable population is difficult to reach, sound empirical data on psychosocial characteristics and contacts with the police are rare. This article reports a study of people experiencing homelessness from Berlin (Germany). Based on concepts of psychological and social functioning as well as social distance to the police we investigated their relation to reports of violent victimization to the police. A sample of 60 homeless males was contacted in the streets and anonymously answered interview questions and German versions of the Symptom Checklist 9, UCLA Loneliness Scale, and Perceived Social Distance Scale. Only participants who had experienced violent victimization within the last 5 years were included for the study. The results showed enhanced psychological problems and social isolation from the society, although there were some close relations to other people experiencing homelessness. Psychological problems and social distance to the police clearly differentiated between those participants who reported their violent victimization to the police and those who did not. Multivariate analyses stress the importance of social distance to the police, psychological functioning, and age as predictors of reporting victimization to the police. Moderator analyses suggested that if social distance to the police is low, people tend to report victimization independent of psychological functioning. The findings are relevant for POP and support the involvement of police in multi-agency-based community crime prevention. Implications for policy, practice, and research are discussed.
SUMMARYThe performance of parties at the national level is likely to influence election results at the local level, and vice versa. However, researchers have not yet quantified those electoral externalities. We apply vector autoregressions with predetermined variables to new high‐frequency opinion poll data for the German state of Berlin, measuring voting intentions of Berlin voters for the state parliament and for the national parliament. Our results show that the impact of local politics on national elections has been drastically underestimated so far. Shocks in state parliament voting intentions influence national parliament voting intentions to the very same extent as vice versa. Externalities account for around 10% to 40% of the variation at the other level of government. Left‐wing parties interact somewhat more strongly between different levels of government than right‐wing parties, and effects are more persistent.
In Folge des Brexit dürfte die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf in Deutschland, je nach unterstelltem Szenario, niedriger ausfallen als im Status quo. Hinter diesem gesamtdeutschen Durchschnittseffekt verbergen sich jedoch höchst heterogene Auswirkungen des Austritts auf die deutschen Bundesländer. Auf dem Bundesland Hessen liegt dabei ein besonderes Augenmerk, da in Frankfurt am Main das Herz des deutschen Finanzsektors zu finden ist. Im Ergebnis zeigt sich, dass Hessen und die ökonomisch bedeutende Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main von einem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union weniger stark betroffen sein dürften als Deutschland insgesamt. Im Falle eines "harten Brexit" wird das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt von Hessen um -0,17% geringer ausfallen als im Basisszenario (zum Vergleich Deutschland: -0,23%). Die Effekte für die Metropolregion fallen in ähnlicher Größenordnung zu Hessen aus. Sollte hingegen ein ambitioniertes Freihandelsabkommen vereinbart werden ("weicher Brexit"), dann verringern sich die Effekte für Hessen und die Metropolregion auf -0,08% im Vergleich zur Ausgangslage (Deutschland: -0,10%). Maßgeblich für die geringere Betroffenheit Hessens sind wirtschaftsstrukturelle Unterschiede. Einerseits vereint das Verarbeitende Gewerbe, jener Bereich, der am stärksten von einem Ausstieg des Vereinigten Königreichs betroffen wäre, in Hessen einen geringeren Wertschöpfungsanteil auf sich als in Deutschland insgesamt. Andererseits sind die Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, welche durch den Brexit sogar gewinnen dürften, traditionell stärker in Hessen vertreten als im gesamtdeutschen Durchschnitt. ; In the course of Brexit, Germany's real GDP will fall compared to the current status quo. The average effect for Germany as a whole, however, masks significant heterogeneities between different sub-national entities such as the German states. The German state of Hesse faces a special situation, as Frankfurt am Main lies at the heart of the German financial sector. In sum, the German state of Hesse and the important metropolitan region of Frankfurt-Rhine-Main should be less heavily impacted by Britain's exit from the European Union than Germany as a whole. In the case of a "hard Brexit", Hessen's price-adjusted gross domestic product (GDP) will be -0.17% lower than in the base scenario (versus Germany: -0.23%). The effects on the metropolitan region will be similar to that on Hessen as a whole. If, on the other hand, a more ambitious free trade agreement were to be reached ("soft Brexit"), the effects on Hessen and its metropolitan region would be -0.08% compared to the baseline (Germany: -0.10%). Hessen stands to be less strongly affected thanks to structural economic differences in its economy. There are two main reasons for this: firstly, the branch that stands to be the most strongly affected by Brexit, namely manufacturing, accounts for a smaller share of added value in Hessen than in Germany as a whole. Secondly, financial, insurance and corporate services provides are traditionally more present in Hessen than in Germany on average. These are the three economic sectors that may even stand to gain from Brexit.
Der Erfolg von Parteien unterschiedlicher politischer Ebenen ist stark voneinander abhängig. Föderale Wahlen beeinflussen regionale Wahlentscheidungen und umgekehrt (Wahlexternalitäten). In diesem Aufsatz identifizieren wir Wahlexternalitäten zwischen Deutschland insgesamt und Berlin für vier Parteien. Dafür benutzen wir Wahlumfragen. Wahlexternalitäten erklären zwischen 10% und 30% der Variation der jeweils anderen politischen Ebene. Die Effekte sind höchst heterogen zwischen den Parteien.
Party performance in state and federal elections is highly interdependent. Federal elections impact regional voting dynamics and vice versa (electoral externalities). We quantify the extent of simultaneous electoral externalities between two layers of government. We apply vector autoregressions with predetermined variables to unique opinion poll data for the German state of Berlin and the federal level in Germany. State voting intentions for the state and for the federal parliament are the endogenous variables; the federal election trend is treated as predetermined. Our results suggest that shocks in federal parliament voting intention impact state parliament voting intention, but – as a new finding – to the same extent also vice versa. Externalities account for around 10% to 30% of variation at the other level of government. The effects differ across parties. Electoral externalities are less pronounced for the conservative party, but increase in times of government. The opposite holds true for left-wing parties.