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"Die moderne Gesellschaft ging aus drei Revolutionen hervor: der ökonomischen Revolution und der Entstehung des Kapitalismus; der politischen Revolution und der Heraufkunft der Demokratie; der kulturellen Revolution und der Durchsetzung des Individualismus. Alle diese Merkmale - Kapitalismus, Demokratie und Individualismus - charakterisieren bis heute moderne (westliche) Gesellschaften. Aber die ökonomischen, politischen und kulturellen Voraussetzungen für die massenhafte Verwirklichung der damit verbundenen Werte der Freiheit, Gleichheit und Solidarität wurden in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen. Mit der sozialen Marktwirtschaft kam der Wohlstand, mit der Demokratie wurden aus deutschen Untertanen gleichberechtigte Bürger, und mit dem Individualismus wurde eine persönlich gewählte Lebensführung möglich. Allerdings erfolgte dieser Durchbruch zunächst im klassischen Gewand einer industriegesellschaftlich-autoritären Moderne, für die die 'Adenauer-Zeit' in Westdeutschland typisch war. Erst im Gefolge von '1968' konnte dieses alte Gewand abgestreift werden. Dafür stehen die drei Stichworte Wertewandel, Individualisierung und Erlebnisgesellschaft. Um diesen Umbruch genauer zu charakterisieren, seien zunächst die wichtigsten Begriffe definiert (2.). In Abschnitt 3 wird ausführlicher auf den Wertewandel eingegangen, in Abschnitt 4 auf die Individualisierung und die Pluralisierung sozialer Milieus und Lebensstile. In den darauffolgenden Abschnitten geht es dann um den Wandel von Biografien und Lebensläufen (5.) und um die Frage der Säkularisierung oder Rückkehr der Religion (6.). Abschließend wird unter den Stichworten Knappheit, Unsicherheit und Flexibilität ein Ausblick auf denkbare weitere Entwicklungen gegeben." (Textauszug)

Die Dynamik des Kapitalismus, die unaufhaltsam vorrückende "Frontier", das schwere Los von Indianern und Schwarzen, Rasse und Klasse - all diese Probleme der amerikanischen Gesellschaft können weder ein schwacher Zentralstaat noch die Menschen selbst allein lösen. Die Lösung sind vielmehr sind alle möglichen Formen intermediärer Assoziationen der Zivilgesellschaft, die Verbände und Klubs auf der Grundlage säkularisierter Sektenorganisation. Das ist jedenfalls das wesentliche Resultat von Max Webers Amerikareise, die sich in seinem Werk an mehreren Stellen, vor allem aber in seinem berühmten Sektenaufsatz, niederschlagen sollte. Denn in der Vergangenheit und bis in die Gegenwart hinein war es ein Merkmal gerade der spezifisch amerikanischen Demokratie, dass sie nicht ein formloser Sandhaufen von Individuen, sondern ein Gewirr streng exklusiver, aber voluntaristischer, Verbände war. Die Sekte als die "gute Gesellschaft" im Kleinen war Basis und Einheit für die Organisation der hochkomplexen, differenzierten Großgesellschaft "Amerika". (ICF2)

Die Intellektuellen haben nach allgemeiner Auffassung eine herausragende Mission: Sie sprechen im Namen der Menschheit, sie sind Sachverwalter des Universellen, Advokaten einer höheren Moral und Mahner in Sachen Fairness und Gerechtigkeit. Da sie häufig als Künstler oder Schriftsteller, Journalisten oder Hochschullehrer einem öffentlichkeitsnahen Beruf nachgehen, verfügen sie über das publizistische Know-how, ihrer Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen Gehör zu verschaffen. Da sie weder einer etablierten Partei noch einer mächtigen Interessengruppe angehören, können sie aus der überzeugenden Position äußerer und innerer Unabhängigkeit heraus die Stimme erheben, als "Fremde" und "Einheimische" ihrer Gesellschaft zugleich: Der unbestechliche Blick des Außenseiters und der Durchblick des Insiders sichern ihrer Kritik die soziale Durchschlagskraft und intellektuell-moralische Autorität. Diese idealtypische Gestalt des Intellektuellen ist nach Meinung des Autors jedoch spätestens seit den 1980er Jahren in ihrem Aktions- und Wirkungsradius ernsthaft beschnitten worden ist. Es sind vier Entwicklungen, die die Rahmenbedingungen für sein "eingreifendes Denken" substanziell verändert haben: in der ideologischen Dimension der Niedergang des Sozialismus; in der institutionellen Dimension die Entstehung einer Informations-, Wissens- und Mediengesellschaft; in der Wissensdimension die Dominanz von Experten, Consultants, Coaches und Therapeuten; in der kulturellen Dimension die Ära der Postmoderne bzw. der multiplen Modernen. (ICI2)

Wie eine lange Reihe von bekannten Sozialwissenschaftlern nach ihm, die sich dem Problem der Modernisierung verschreiben, sind für Alexis de Tocqueville die USA die hauptsächliche Bezugsgesellschaft. Die Vereinigten Staaten von Amerika, das erkennt Tocqueville schon im Jahr 1835, schreiben das Entwicklungsmodell vor, dem alle anderen westlichen Gesellschaften folgen werden. Dieses Credo offenbart Tocqueville vor allem in seinem Buch "Über die Demokratie in Amerika" (1840), wie im vorliegenden Aufsatz näher gezeigt wird. Es werden die wesentlichen Grundzüge der Demokratie beschrieben, deren Bild Tocqueville zu zeichnen versuchte. Das Wesen der Demokratie besteht demnach in erster Linie in der Gleichheit der Bedingungen bzw. der gesellschaftlichen Gleichheit. Alle feudalen und ständischen Privilegien sind abgeschafft und die Gesellschaft ist nicht länger in Stände aufgeteilt: als Mitglied der Gesellschaft, als Bürger oder Staatsbürger, sind die Menschen gleichgestellt. Es ist das Phänomen der "citizenship", der allgemeinen und gleichen Staatsbürgerschaft, die Tocqueville als vorherrschendes Strukturmerkmal der modernen Demokratie hervorhebt. Was genau er unter Demokratie, Gleichheit und Freiheit versteht, wird anhand dessen Schrift "Der alte Staat und die Revolution" (1856) aufgezeigt. (ICI2)

Der Autor reflektiert in seinem Vortrag drei Problemstellungen, die er jeweils mit drei Thesen verbindet: (1) die Begrifflichkeit von Bürgertum, Bürgerlichkeit und bürgerlicher Gesellschaft, die heute fast gänzlich verschwunden bzw. unsichtbar geworden ist, (2) die gesellschaftlichen Bedingungen für die bürgerlichen Formen individueller Selbstverwirklichung, (3) die institutionellen Kontextbedingungen für die Renaissance der Bürgerlichkeit. - Ohne eine neue übergreifende Leit- und Ordnungsidee wird es nach Meinung des Autors kein "neubürgerliches Zeitalter" geben. Notwendig ist ein Kultur-, Bildungs- und Wissensmanifest, das drei Probleme bewältigen könnte: Erstens würde dieses Manifest die bürgerliche Republik mit "Geist" erfüllen; zweitens würde es ein neues, auf jeden Fall breiteres Bildungsbürgertum schaffen; drittens würde es die "bürgerliche Kultur" stimulieren, so dass Bürgerlichkeit als Lebensführungsideal wieder stilprägend würde. Darüber hinaus wäre es das größte Konjunkturprogramm, das das Wachstum und die private Nachfrage beflügeln würde; ferner würde es die Probleme der Migration und Integration lösen und so genannte unbürgerliche "Parallelgesellschaften" auflösen helfen. Theoretisch würde es die vorgestellte Unwahrscheinlichkeits-, Unmöglichkeits- und Utopiethese widerlegen, wonach eine bürgerliche Lebensführung gegenwärtig nicht realisierbar sei. (ICI2)

Der Autor reflektiert in seinem Vortrag drei Problemstellungen, die er jeweils mit drei Thesen verbindet: (1) die Begrifflichkeit von Bürgertum, Bürgerlichkeit und bürgerlicher Gesellschaft, die heute fast gänzlich verschwunden bzw. unsichtbar geworden ist, (2) die gesellschaftlichen Bedingungen für die bürgerlichen Formen individueller Selbstverwirklichung, (3) die institutionellen Kontextbedingungen für die Renaissance der Bürgerlichkeit. - Ohne eine neue übergreifende Leit- und Ordnungsidee wird es nach Meinung des Autors kein "neubürgerliches Zeitalter" geben. Notwendig ist ein Kultur-, Bildungs- und Wissensmanifest, das drei Probleme bewältigen könnte: Erstens würde dieses Manifest die bürgerliche Republik mit "Geist" erfüllen; zweitens würde es ein neues, auf jeden Fall breiteres Bildungsbürgertum schaffen; drittens würde es die "bürgerliche Kultur" stimulieren, so dass Bürgerlichkeit als Lebensführungsideal wieder stilprägend würde. Darüber hinaus wäre es das größte Konjunkturprogramm, das das Wachstum und die private Nachfrage beflügeln würde; ferner würde es die Probleme der Migration und Integration lösen und so genannte unbürgerliche "Parallelgesellschaften" auflösen helfen. Theoretisch würde es die vorgestellte Unwahrscheinlichkeits-, Unmöglichkeits- und Utopiethese widerlegen, wonach eine bürgerliche Lebensführung gegenwärtig nicht realisierbar sei. (ICI2).

Der Autor kommentiert die Rede von der (neuen) Bürgerlichkeit und geht unter anderem folgenden Fragen nach: Woher kommt die Reminiszenz an ein Wert-, Habitus- und Stilsyndrom, das eher dem 19. Jahrhundert entstammt und überraschend seine Wiederauferstehung in der Bundesrepublik Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts zu feiern scheint? Verbirgt sich dahinter ein neuer Horizont der Selbstständigkeit, der Selbstverwaltung und der Selbstverwirklichung mit neuen freiheitlichen Lebens- und Gestaltungschancen? Entsteht ein neobürgerlicher Wertideen- und Idealkomplex, welcher der zeitgenössischen Gesellschaft Impulse zu geben und die Lebensführung der Menschen zu inspirieren vermag? Stehen wir womöglich vor einem neuen bürgerlichen Zeitalter? Der Autor zeichnet die Entstehung der modernen bürgerlichen Gesellschaft nach, die aus den Revolutionen in England, Frankreich und Deutschland und aus dem Zusammenspiel von ökonomischer Differenzierung, politischer Interessenformierung und kulturellen Wertorientierungen hervorgegangen ist. Er beschäftigt sich anschließend näher mit den bürgerlichen Formen individueller Selbstverwirklichung und mit der Frage nach einer Renaissance der Bürgerlichkeit in der Postmoderne. (ICI2)

Der Beitrag befasst sich mit der Frage, was heute Tradition und was Modernität heißt. Den Ausgangspunkt bildet der Leitsatz von L. Kolakowski: 'Erstens, hätten nicht die neuen Generationen unaufhörlich gegen die ererbte Tradition revoltiert, würden wir noch heute in Höhlen leben; zweitens, würde die Revolte gegen die ererbte Tradition einmal universell, befänden wir uns wieder in den Höhlen. Eine Gesellschaft, in der die Tradition zum Kult wird, verurteilt sich zur Stagnation, eine Gesellschaft, die von der Revolte gegen die Tradition leben will, zur Vernichtung.' In den Ausführungen finden unter anderem die Positionen von F. Rückert, J. R. Bergmann, I. Kant, G. Duby, M. Weber, H. Blumenberg und T. Peters Berücksichtigung. Wohin die Reise der sekundären Rationalisierung - Hilfe für das Individuum aus der Selbstverwirklichungspatsche durch Experten und deren Ratgeberliteratur - führt, ist nach Ansicht des Autors noch ungewiss. Angesichts dieser Art des Managements von Innovation, dem Gegenteil von echter Wissbegierde und Kreativität, sind wir zwar noch nicht ganz zurück in den Höhlen, wie Kolakowski befürchtet hat. Aber der sekundären Rationalisierung entspricht eine sekundäre Neugier, die gegenüber neuen Ideen und Praktiken häufig blind bleibt. Gerade wenn alle das gleiche Neuartige im mimetischen Gleichmaß begeistert verfolgen, wird das kollektive Resultat dieser Erneuerungsversuche überraschungsfrei ausfallen: Die Substitution des Neuen durch das Neuartige. Gesellschaft als Betrieb und Betriebsamkeit als oberste Tugend legen eine neue unheimliche Koalition nahe, nämlich die Ehe von 'ewiger Wiederkehr des Neuen' und 'ewiger Wiederkehr des Gleichen'. (ICG2)

Der Verfasser zeigt, dass die Rationalisierung von Wirtschaft und Staat zur Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und zur Abwendung der fiskalischen Krise der öffentlichen Haushalte auf dem Rücken von Familien und Haushalten ausgetragen worden sind. Das Resultat ist ein gefährliches Ungleichgewicht in der Reziprozitätsbalance und mithin strukturelle Dekadenz. Strukturen sieht man nicht, aber man spürt ihre Wirkungen. Die Ostdeutschen sind aufgrund der Perspektivlosigkeit der neuen Länder vielleicht besonders kritisch, aber sie spiegeln das weitverbreitete Unbehagen vieler Bürger mit dem Typus von Gesellschaft wider, der sich in den letzten Jahren in Deutschland herausgebildet hat. Die unbestreitbaren Erfolge in der Rückgewinnung wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und der fiskalischen Haushaltskonsolidierung übersetzen sich nicht in gesellschaftliche Zuversicht. Es besteht die Gefahr, dass die geschilderten Phänomene von kultureller Dekadenz und struktureller Dekadenz so unglücklich zusammenwirken, dass daraus das Krisenszenario einer gesellschaftlichen Dekadenz erwächst. Es wird argumentiert, dass man einer solchen krisenhaften Situation nur mit einer neuen Zielsetzung und Vision für die Gesellschaft entkommt, um die Reziprozitätsbalance zwischen den Institutionen und Akteuren wiederherzustellen. Es gilt, aus dem alten Sozialstaat als gigantischer Transfermaschine einen Bildungsinvestitionsstaat zu bauen. Die Krise der strukturellen Dekadenz und das Menetekel der gesellschaftlichen Dekadenz können auch die Chance zum Umdenken und Umlenken bedeuten. (ICG2)

Der Autor skizziert zur Beantwortung der Frage nach der Zukunft der Klassengesellschaft das "Paradigma strukturierter sozialer Ungleichheit",das zentrale Problembereiche der Gesellschaftsanalyse abdeckt: (1) als Strukturprinzip, das der Gesellschaft ihre Gestalt - die Sozial- und Klassenstruktur - verleiht; (2) als Gruppenbildungsprinzip, denn aus ungleichen sozialen Lagen von Menschen formen sich Klassen mit ähnlichen Interessen; (3) als Konfliktprinzip, denn die ungleiche Verfügungsgewalt über knappe Ressourcen zeichnet die wichtigsten Konfliktlinien in einer Gesellschaft vor; (4)als Verhaltensprinzip, denn Gruppen und Klassen haben jeweils ähnliche Handlungsweisen - vom politischen Verhalten bis hin zum Konsum-, Freizeit- und Lebensstil; und (5) als Entwicklungsprinzip, denn die mit sozialer Ungleichheit und Klassen verbundene Konfliktdynamik sagt viel über den sozialen Wandel einer Gesellschaft aus. Geboren aus der historischen Erfahrung der Spannung zwischen dem Wert der Gleichheit und der sozialen Wirklichkeit von Ungleichheit in Gestalt von Klassenkampf und sozialer Frage hat die Soziologie mit diesem Paradigma zu ihrem Gegenstand gefunden: Ungleichheitsanalyse ist Gesellschaftsanalyse. Angesichts des rasanten Umbruchs, den wir seit 1989 erleben, sagt der Autor der Klassengesellschaft vor dieser Folie eine "rosige Zukunft" voraus. Genannt wird an erster Stelle der "alte und stets aktuelle Gegensatz von Kapital und Arbeit". Zwar sind inzwischen nicht einmal 10 Prozent der Bevölkerung selbständig erwerbstätig und über 90 Prozent abhängig beschäftigt. Die Generalisierung der Lohnarbeiterexistenz indes hat deren Risiken keinesfalls beseitigt. Vielmehr begründet das Verhältnis von Kapital und Arbeit von vornherein ein asymmetrisches Machtverhältnis in mehrfacher Hinsicht, wie Marx und Weber es eindringlich beschrieben haben. Brechen Industriezweigen die Märkte weg, so werden auch kollektive Regelungen rasch Makulatur. Was bleibt, ist die "Abwicklung" und der halbwegs geordnete Rückzug der Arbeit (durch Kurzarbeit, Vorruhestand und Entlassungen) aus der Produktion. Nach diesem Muster sind in den letzten Jahren Hunderttausende von Arbeitsplätzen in Deutschland abgebaut und ins Ausland verlagert worden. Der Autor resümiert: "Die Marxsche Logik von Rationalisierung, Freisetzung von Arbeit und wachsender Arbeitslosigkeit behält ihre Gültigkeit". (ICA2)

Der Autor geht von der Prämisse aus, dass sich die Systemkonkurrenz zwischen Kapitalismus und Sozialismus auf die institutionellen Spielarten innerhalb des Kapitalismus verlagert hat. Am Beginn des 21 Jahrhunderts lautet die Alternative: angloamerikanischer Kapitalismus oder europäischer Kapitalismus bzw. reine oder soziale Marktwirtschaft. Um diese Frage zu beantworten, wird zunächst die Entwicklung der konkurrierenden Modelle nachgezeichnet. Sodann wird ein theoretischer Ansatz, das Konzept der Spielarten des Kapitalismus, vorgestellt. Ferner werden die diversen Modelle auf ihre ökonomische und soziale Performanz hin untersucht. Die Ausführungen zeigen Folgendes: (1) Nimmt man die Erforschung der "varieties of capitalism" zum Maßstab, ist das deutsche Modell besser als sein Ruf. Es besteht kein Grund zum institutionellen Fatalismus oder zur einseitigen Amerikanisierungsbegeisterung oder -furcht. (2) Die Herausforderungen durch Globalisierung, Europäisierung, Informatisierung und die deutsche Einheit erzeugen einen gravierenden Anpassungsdruck, sind real und zwingen zu einschneidenden und schmerzhaften Reformen, aber diese müssen nicht einseitig in Liberalisierung und Privatisierung münden. Das Gros der Reaktionen erfolgt systemspezifisch nach der Logik des deutschen Modells und erlaubt, den ökonomischen Wandel sinnvoll und mit Augenmaß zu moderieren. (3) Die neoliberale Effizienzrhetorik vom vermeintlich einzigen Modell des Kapitalismus verschleiert häufig reines Machtstreben über die Renaturalisierung der Ökonomie und die Veränderung der Balance von Kapital und Arbeit zugunsten des ersteren. (4) Die sozialwissenschaftliche Wirtschaftsforschung trägt zu einem wesentlich differenzierteren ökonomischen und sozialen Bild der Wirtschaft bei, als es die Ökonomen mit ihrer einseitigen Fixierung auf die ökonomische Dynamik tun. (ICA2)

Der Beitrag zeigt, dass und wie Wahrnehmungs- und Klassifikationsschemata im Feld der kulturellen Produktion politische Debatten präformieren können. Vorgestellt wird eine soziologische Erklärung politisch motivierter Gewalt, die am Ende des 20. Jahrhundert entstand und infolge der Ereignisse des 11. Septembers 2001 international an Deutungsmacht gewann: der Ansatz Samuel P. Huntingtons. Der Beitrag rekonstruiert Huntingtons Argumentation, zeigt konkurrierende Lesarten und problematisiert, ob und inwiefern die These vom "Kampf der Kulturen" hinreichend den globalen Terrorismus des 21. Jahrhunderts, der eine neue Dimension terroristischer Gewalttaten zeigt, erklären kann. Die Frage der Gewalt wird in Verbindung mit Terror und Terrorismus angeschnitten, unter der leitenden Frage: Hat der internationale oder globale Terrorismus die Chancen für das Szenario eines "Kulturkampfes" erhöht? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Fragestellung und These werden in drei kursorischen Schritten entwickelt. In einem ersten Schritt wird an die zeitdiagnostischen Thesen zu 9/11 erinnert, zumal sie das Ausmaß der Ratlosigkeit und des chronisch schlechten Gewissens des Westens deutlich machen. In einem zweiten Schritt wird ein analytischer Bezugsrahmen zu Terror und Islam in Grundzügen entwickelt, der zumindest begrifflich das Terrain der zu sondierenden Fragen, Probleme und Konzepte absteckt. Im dritten Schritt schließlich werden Huntingtons Ansatz und Analyse eines "Kampfes der Kulturen" detaillierter untersucht, um daraus auf die Triftigkeit seines Interpretationsangebots zu schließen. (ICA2)