Equality of Opportunity and Redistribution in Europe
In: IZA Discussion Paper No. 5375
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In: IZA Discussion Paper No. 5375
SSRN
In: Wirtschaftsdienst: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Band 103, Heft 2, S. 130-136
ISSN: 1613-978X
Abstract
An empirical analysis of voters' demands for redistributive measures during the energy crisis in Germany reveals three characteristic features of inconsistent preferences. First, although people favour targeted support for the disadvantaged, they deviate from this principle when confronted with policy proposals. Second, policies are often evaluated along party preferences, thus contradicting the exclusion of higher-income classes from support policies. Third, drawing on the Sinus-Milieu model, we identify different mentalities that lead to disapproval of the attitudes towards the disadvantaged. We conclude that managing expectations through policies and fostering personal responsibility on the part of both beneficiaries and benefactors of the welfare state will be crucial for successful future transition policies.
In: Diskussion 34
Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen auf null gesenkt und verlangt von Banken inzwischen Negativzinsen für Gelder, die diese bei ihr parken. Die Welt des Geldes scheint aus den Fugen zu sein. Wer ist verantwortlich für die niedrigen Zinsen, und welche Folgen hat die Niedrigzinspolitik für Sparer und für Kunden von Versicherungen? Für Gunther Schnabl, Universität Leipzig, ist die Bilanz dieser Geldpolitik negativ: »wenig Wachstum und einschneidende Nebeneffekte«. So führe die Geldpolitik indirekt dazu, dass die von ihr verursachten Lasten des Krisenmanagements überproportional auf die junge Generation verschoben werden. Georg Fahrenschon, Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V., sieht große Kollateralschäden durch die Negativzinspolitik. Betroffen seien große Teile der deutschen Finanzdienstleister – Lebensversicherungen, Bausparkassen und Teile der Kreditwirtschaft. Markus Demary und Judith Niehues, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, können aufgrund aktueller Haushaltsbefragungsdaten keinen Anstieg der Vermögensungleichheit seit der Niedrigzinsphase feststellen. Olaf Stotz, Frankfurt School of Finance & Management, verweist darauf, dass sich aufgrund des gesunkenen Zinsniveaus die Kosten der Altersvorsorge im Vergleich zu Anfang 2000 ungefähr verdoppelt haben. Hauptkostentreiber sei die Garantiekomponente, die bei niedrigen Zinsen sehr teuer sei. Hans-Peter Burghof, Universität Hohenheim, sieht zum einen heute eine permanente Kapitalvernichtung durch Sparen und zum anderen die Gefahr, dass die bisherige, für das deutsche Bankensystem kennzeichnende Vielfalt in Größe, Geschäftsmodell oder Rechtsform durch ein einheitliches Modell mit der Tendenz zur Monopolbildung ersetzt werden könnte.
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Zentrale verteilungspolitische Indikatoren in Deutschland haben sich seit dem Jahr 2005 wieder normalisiert oder sogar strukturell verbessert. Dennoch bleiben mindestens drei zentrale Herausforderungen: Erstens gelingt es nicht, die Langzeitarbeitslo-sigkeit stärker als bereits geschehen zurückzuführen. Zweitens geht die längerfristige Spreizung von Markteinkommen nicht wieder stärker zurück und nimmt die Auf-stiegsmobilität nicht strukturell zu, obwohl die Arbeitslosigkeit sich seit 2005 nahezu halbiert hat. Drittens gibt es auch mehr als 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung zwischen West und Ost und auch innerhalb von Bundesländern immer noch sehr ausgeprägte regionale Disparitäten. Zur Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit sind daher mehr Mittel im Rechtskreis SGB II sachgerecht, etwa durch befristete Lohnsubventionen und eine höhere Betreuungsdichte, insbesondere bei Jugendli-chen. Zur Förderung der Aufstiegsmobilität ist insbesondere die Bildungs- und Qualifizierungspolitik gefordert, etwa durch die Stärkung der frühkindlichen Bildung, der Ganztagsschulqualität und der Förderinfrastruktur sowie die Verbesserung der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und die Sprachförderung für Migranten. Zur Verminderung der regionalen Disparitäten sollte die Regionalpolitik mit anderen Programmen (Bildung, Städtebau, Gründungsförderung) verzahnt werden, die digitale Infrastruktur rasch ausgebaut und die Regionalförderung in Ostdeutschland auf Regionen mit stark unterdurchschnittlichen Lebensverhältnissen konzentriert werden. ; Central distributional indicators in Germany have re-normalized since the year 2005 or even improved structurally. Nevertheless, at least three key challenges remain: Firstly, the reduction of long-term unemployment does not keep up pace with average decline in unemployment. Secondly, the long-term upward mobility does not increase substantially although unemployment has almost halved since 2005. Thirdly, even more than 25 years after German reunification there are still very pronounced regional between West and East and also within the federal states. In order to reduce long-term unemployment, therefore more funds are appropriate in the basic income scheme. To foster upward mobility, education and qualification policies such as to strengthen early-childhood education, full-day schooling quality and support infrastructure, improving the recognition of foreign professional qualifications and language support for migrants are crucial. In order to reduce regional disparities, regional policy should be interlinked with other programs (education, urban development, start-ups), digital infrastructures should be expanded rapidly, and regional funding in Eastern Germany should be concentrated on regions with sub-average living conditions.
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Die Einkommens- und Vermögensverteilung hatte sich in Deutschland vor dem Beginn der Finanzkrise zunehmend ungleich entwickelt, seitdem aber ist die Ungleichheit zurückgegangen. Ob Ökonomen beurteilen können und sollen, was eine "richtige und gerechte" Einkommensverteilung ist, bleibt fraglich. Zusammenhänge können allerdings diskutiert werden: Ist Ungleichheit der Preis des Wachstums? Wie ist die Situation in Deutschland im internationalen Vergleich einzuschätzen? Können Einkommen durch soziale Mobilität egalitärer verteilt werden? ; The distribution of income and wealth in Germany grew increasingly unequal until the beginning of the fi nancial crisis. But inequality has not risen in either Germany or Switzerland since 2005. Nevertheless, Germans overestimate inequality . The German gap between reality and perception of inequality is important to investigate, as the subjective assessment of inequality infl uences redistribution preferences. Rising inequality may damage social stability and democracy, but it is unclear whether economists are able to assess a 'proper and just' distribution. Interdependencies are discussed: Does a more equal distribution create negative effects on economic growth? How does Germany rank internationally with regard to distribution? Social mobility rates differ substantially across countries; what are the implications for economic policy?
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Aktuell wird darüber diskutiert, ob das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) obere Einkommenschichten begünstige. Dem wird entgegengehalten, dass die Energiepolitik nicht auf die Einkommensverteilung gerichtet sei, dafür seien andere Politikbereiche verantwortlich. Wenn überhaupt, sollten die Begünstigungen für energieintensive Industrien im EEG in den Fokus genommen werden. Dennoch stellt sich die Frage, ob das EEG sein eigentliches Ziel, die CO2-Vermeidung, mit effizienten Mitteln erreicht. ; The ongoing economic criticism of the German Renewable Energy Act (EEG) recently started focusing on distributional effects, too. A team of authors at the Cologne Institute for Economic Research is worried about high costs for electricity consumers. They argue since electric power consumption is only slightly correlated with income, the financial burden of the EEG is substantially higher for low-income households than for high-income households. This regressive effect is even increased since particularly high-income households have installed photovoltaic systems and thereby gain from green power subsidies. In contrast, other authors argue that this debate on distributional effects, while desirable, often scandalizes rather common issues of everyday economic events while ignoring the real EEG-induced redistribution effects, that is to say the EEG reallocation charge privilege for energy-intensive industries. These authors advise against drawing on partial analysis when discussing distribution-related issues of the EEG. A team of authors at the ZEW are concerned about the cost-effi ciency of the EEG which is the underlying reason for the recent discussions on distributional effects. The energy transition will entail large additional cost which will have to be carried. Increasing the effi ciency of governmental energy and climate policies will increase acceptance and attenuate distributional effects.
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Seit einigen Jahren treten Fragen der Ungleichheit und Armut verstärkt in das Zentrum des Interesses der Wirtschaftswissenschaften. Hat die Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen zugenommen? Und ist dies nicht abträglich für den sozialen Zusammenhalt und behindert das Wirtschaftswachstum von Ländern und Regionen? Zudem wird die These vertreten, dass die Globalisierung in vielen Ländern Verlierer hervorbringt, die besonders stark dem rechten aber auch linken Populismus zuneigen. Auf einer wissenschaftlichen Tagung, die unter der Leitung von Wolfgang Quaisser in der Akademie für Politische Bildung Tutzing vom 6. bis 8 Juli 2018 stattfand, wurde diese Thematik mit dem Schwerpunkt auf Deutschland diskutiert. Till van Treeck, Universität Duisburg-Essen, sieht Anhaltspunkte dafür, dass Verschiebungen in der Einkommensverteilung zur Entstehung von nicht nachhaltigen Wachstumsmodellen in verschiedenen Ländern beigetragen haben. Die Entwicklung der Ungleichheit und ihre gesamtwirtschaftlichen Wirkungen seien dabei entscheidend von länderspezifischen Institutionen abhängig. Während die USA in den letzten Jahrzehnten durch stark steigende Spitzenhaushaltseinkommen geprägt seien, zeigten die Maße für die personelle Einkommensverteilung für Deutschland eine weniger dramatische Entwicklung auf. Judith Niehues und Galina Kolev, Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, zeigen, dass der oft zitierte negative Zusammenhang zwischen Einkommensungleichheit und Wirtschaftswachstum, insbesondere für Länder mit hohem Entwicklungsstand und im internationalen Vergleich geringer Ungleichheit, nicht zutrifft. Grundsätzlich könne man festhalten, dass sich nur schwer kausale Effekte von Ungleichheit auf das Wirtschaftswachstum identifizieren lassen. Piotr Pysz, Hochschule für Finanzen und Management, Białystok, sieht vor allem externe Ursachen für eine Ungleichheit in den Ländern Mittel- und Osteuropas: 40 Jahre des »sozialistischen Experiments«. Die Erwartungen eines »Wirtschaftswunders« nach der liberalen Revolution seien aber auch nach mehr als 25 Jahren des Transformationsprozesses nur für eine geringe Bevölkerungsgruppe in Erfüllung gegangen, so dass heute eine antiliberale Gegenströmung in Osteuropa festzustellen sei. Peter Hampe, Technische Universität Dresden, unterstreicht, dass das »Soziale« der »Sozialen Marktwirtschaft« auf drei unterschiedlichen Säulen ruht, nämlich den sozialen Effekten der Marktwirtschaft selbst, den Sozialleistungen und den sozialen Zielsetzungen der deutschen Wirtschaftspolitik. Trotzdem hielten rund 45% der Deutschen die gegenwärtige Wirtschaftsordnung nicht für ausreichend sozial. Zu erklären sei dies unter anderem damit, dass sich die reale Einkommenssituation der meisten Deutschen seit der Wiedervereinigung kaum verbessert, für einige sogar verschlechtert, für den oberen Einkommensbereich aber deutlich verbessert habe. Die Sozialpolitik müsse nachhaltiger, zielgerechter und effizienter gestaltet werden. Andreas Peichl und Marc Stöckli, ifo Institut, argumentieren, dass die Entwicklung der Einkommensungleichheit in Deutschland besser sei, als in der öffentlichen Debatte dargestellt. Berücksichtige man Kompositionseffekte, zeige sich, dass es für die Gesamtbevölkerung seit 2005 einen fallenden Trend gebe. Auch beim Thema Fairness schneide Deutschland nicht schlecht ab. Gleichwohl bestehe Reformbedarf bei der hohen effektiven Grenzbelastung für Haushalte mit niedrigen Einkommen aufgrund des Transferentzugs im Sozialbereich. Zudem sollte aus Sicht der Chancengerechtigkeit die Förderung der Bildung im Kleinkindalter ausgeweitet werden. Georg Cremer, ehem. Deutscher Caritasverband e.V., sieht eine Diskreditierung der Grundsicherung in der öffen
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Judith Niehues und Maximilian Stockhausen, Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, weisen darauf hin, dass in der Wahrnehmung der Bevölkerungsmehrheit die Ungleichheit in Einkommen und Vermögen seit Jahren steigt. Ein Abgleich mit den verfügbaren Daten zeige jedoch, dass die Daten weder ein eindeutiges Bild zeichnen, noch in wesentlichen Befunden zu den Vorstellungen der Bevölkerung passen. Unterschiedliche Datensätze führen teilweise zu unterschiedlichen Ungleichheitstrends. Eine robuste Datengrundlage sei aber für eine evidenzbasierte Politikberatung unablässig. Andreas Peichl, ifo Institut, sieht trotz einem leichten Anstieg des Gini-Koeffizienten in den letzten Jahren keine strukturelle Verschiebung von arm zu reich. Der Anstieg der Ungleichheit liege vielmehr an der Veränderung der Befragungsdaten, die der Berechnung zugrunde liegen. Mit der Flüchtlingswelle und der Einwanderung sei eine ganze Gruppe mit niedrigem oder keinem Einkommen hinzugekommen. Die Folge sei, dass die Ungleichheit insgesamt ansteige. Dies bedeute jedoch nicht, dass es einer Person, die vorher in Deutschland lebe, schlechter gehe. Charlotte Bartels, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), geht davon aus, dass die Polarisierung der Markteinkommen in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gestiegen ist, da die Kapiteleinkommen stärker gewachsen sind als die Lohneinkommen. Zwar verteile der deutsche Staat mit seinem progressiven Einkommensteuersystem und den Sozialleistungen stark um und reduziere damit die Ungleichheit. In einer sozialen Marktwirtschaft sollte es aber vor allem interessieren, welche Einkommensverteilung der Marktmechanismus generiere. Mario Bossler, Bernd Fitzenberger, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg, und Arnim Seidlitz, Humboldt-Universität zu Berlin, zeigen, dass die Lohnungleichheit unter Vollzeitbeschäftigten in Westdeutschland zwischen 1990 und 2010 stark angestiegen ist. Ein Grund dafür sei die zunehmen-de Heterogenität der Erwerbsverläufe. Seit 2011 habe die Lohnungleichheit nicht mehr weiter zugenommen. Mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 sei die Lohnungleichheit am unteren Ende der Lohnverteilung zurückgegangen. Moritz Kuhn, Universität Bonn, stellt in der Diskussion über Vermögensunterschiede den Häusermarkt und die Verteilung des Immobilienvermögens in den Mittelpunkt seiner Analyse und diskutiert die Bedeutung von Veränderungen der Häuserpreise für die Vermögensungleichheit. Nach seinem Ergebnis haben sich die unteren Vermögen nach einem Anstieg der Hauspreise stärker erhöht als die Vermögen der reichsten 10%, d.h., die Vermögensungleichheit bei steigenden Hauspreisen sinkt. Till Baldenius, Humboldt-Universität zu Berlin, Sebastian Kohl, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln, und Moritz Schularick, Universität Bonn, argumentieren dagegen, dass der Immobilienpreisboom die Vermögen der Hälfte der Bevölkerung gar nicht erreicht: Denn zu den großen Immobiliengewinnern zählten Haushalte, die über Immobilienvermögen verfügen und das sei im "Mieterland Deutschland" noch nicht einmal jeder zweite Haushalt. Zudem träfen Mietsteigerungen insbesondere Mieter in ärmeren Stadtvierteln, die einen immer größeren Einkommensanteil für Wohnausgaben ausgeben müssten. Rolf Kleimann, Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung, Tübingen, findet, dass die üblichen Maße zur Bestimmung von sozialer Ungleichheit für die Politik nicht handlungsleitend sein können. Unterschiedliche Messkonzepte zur Ungleichheit führten zu unterschiedlichen Ergebnissen und seien wenig brauchbar. Prekäre Lagen hätten immer konkrete Dimensionen und verlangten konkrete Hilfe.
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In: X-Texte zu Kultur und Gesellschaft
Die Ambitionen der Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz scheinen klar umrissen: Deutschland grundlegend modernisieren! Doch der Rückhalt der pandemiemüden Bevölkerung ist der Ampelkoalition nicht garantiert. Die Beiträger*innen skizzieren ausgehend vom Koalitionsvertrag Perspektiven unserer Gesellschaft und Wirtschaft sowie unseres politischen Systems. Sie analysieren mit teils exklusiv erhobenen Daten vorherrschende Milieus und Lebensstile, beschreiben politische Konfliktfelder und volkswirtschaftliche Herausforderungen. Mit Expertisen im Feld der Politik, Sozialwissenschaft und Ökonomie liefern sie ein facettenreiches Bild der Bundesrepublik zu Beginn einer tiefgreifenden Transformation.