"Partnerschafts- und Kooperationsabkommen zwischen Russland und der EU läuft Ende 2007 aus. Wenn es gelingen soll, mit dem Nachfolgeabkommen die strategische Partnerschaft zwischen beiden Seiten auf eine solide Grundlage zu stellen, müssen Hindernisse aus dem Weg geräumt und Blockierungen überwunden werden. Zentral ist dabei die Klärung der Frage, ob Werte oder die Verfolgung gemeinsamer Interessen bei der Weiterentwicklung der Beziehungen im Mittelpunkt stehen sollen." (Autorenreferat)
"Im Mittelpunkt stehen Staatszerfallsprozesse. Der Autor kritisiert besonders die US-amerikanische Politik gegenüber failing states als Versuch einer imperialen Neuordnung, welche die nachhaltige Stabilisierung der Gesellschaften weder zum Ziel noch zur Folge habe. Eine konstruktive Alternative hingegen sieht er in einer auf gerechte Teilhabe abzielenden Interventionspolitik." (Autorenreferat)
Die Förderung demokratischer Ordnungen kann einerseits auf eine lange Tradition zurückblicken, als entwicklungspolitisches Ziel und Instrument hingegen ist sie ein relativ junges Phänomen. Seit den 1980er Jahren hat sie die teils agnostische, teils aktiv zugewandte Haltung gegenüber den zahlreichen Schattierungen von Entwicklungsdiktatur als Richtschnur der Entwicklungspolitik abgelöst. Das Demokratisierungspostulat war allerdings ursprünglich nicht entwicklungspolitisch, sondern außenpolitisch motiviert. Dass sich die demokratische Herrschaftsform heute weltweit als quasi alternativlos präsentiert, ist ein Ergebnis des Zusammenbruchs des sozialistischen Lagers. Demokratien stehen vor den gleichen entwicklungspolitischen Herausforderungen wie ihre gescheiterten, autoritären Vorgänger. Auch besteht die Gefahr, dass soziale Ungleichheiten und ökonomische Ungerechtigkeiten weiterhin ausgeblendet bleiben. (ICE2)
"Seit dem 11. September 2001 ist ein historischer Wandel in den Beziehungen zwischen den USA und Russland eingetreten. Für die USA ist der Kampf gegen den Terrorismus seither die zentrale Herausforderung. Russland spielt hierbei eine wichtige politisch-symbolische Rolle, verleiht doch der russische Beitritt zur globalen Koalition dem amerikanischen Krieg gegen den Terrorismus die Weihen einer zivilisatorischen volonte generale, von materiellen Vorteilen wie dem Zugang zu den zentralasiatischen Operationsbasen im ehemals exklusiv russischen Sanktuarium der GUS-Staaten einmal abgesehen. Für Russland liegt der potenzielle Nutzen der neuen außenpolitischen Strategie auf der Hand: zum einen die Hoffnung auf westliche Konzessionen, insbesondere hinsichtlich der beschleunigten Aufnahme in die WTO und der Verlangsamung der NATO-Erweiterung, und zum anderen die berechtigte Erwartung, der Westen werde im Interesse einer stabilen Anti-Terror-Koalition nicht mehr auf einer Demokratisierung Russlands insistieren. Die neue russisch-amerikanische Entente ist unverblümte Realpolitik, beruhend auf einer gemeinsamen außenpolitischen Basis, deren gemeinsamer Nenner sich darin manifestiert, dass auf westlicher Seite ein genuines außenpolitisches Interesse an Russland entstanden ist, das die einst dominante Demokratisierungsagenda in den Hintergrund ritueller Bekenntnisse gedrängt hat, und umgekehrt auf russischer Seite ein genuines innenpolitisches Interesse an ebenso autoritärer wie beschleunigter Modernisierung dominiert. Gemeinsam tragfähig ist ein solcher Nenner auf Dauer aber nur, wenn er für beide Seiten einen messbaren Erfolg garantiert. Hier ist die Bilanz in den Monaten nach dem 11. September für Russland allenfalls gemischt." (Autorenreferat)