In der Parteienforschung konnte für Dänemark, Deutschland, Österreich und die Niederlande gezeigt werden, dass liberale Parteien im Vergleich zu sozial- und christdemokratischen Parteien in der Vergangenheit eine gewisse programmatische Beliebigkeit an den Tag gelegt haben. Doch ist dieser Vorwurf tatsächlich berechtigt? Ist "liberal" heute nur noch eine leere Hülle zur Wählerstimmenmaximierung oder steckt dahinter eine identitätsstiftende Idee? Ist also ihre Flexibilität bei der Regierungsbildung Ausdruck eines Opportunismus oder einer eigenen liberalen Ideologie jenseits von links und rechts? Diesen Fragen wird im vorliegenden Beitrag empirisch nachgegangen. Die Analysen erfolgen dabei auf Basis von Wahlprogrammdaten der liberalen Parteien Westeuropas zu ihrem jeweiligen nationalen Parlament im Zeitraum von 1945 bis 2003. Sie erfolgen dabei nicht nur im Hinblick auf eine eindimensionale Links-Rechts-Skala, sondern es werden auch getrennte Analysen für eine ökonomische und eine gesellschaftspolitische Dimension durchgeführt. Es werden zunächst die ideologischen Grundlagen liberaler Parteien herausgearbeitet und in gesellschaftliche Konfliktlinien eingeordnet. Im Hauptteil des Beitrags werden deskriptive Statistiken präsentiert, die die programmatische Äquidistanz zu den anderen Parteienlagern nachweisen sowie die Einteilung in die Subtypen liberaler Parteien empirisch validieren. Im letzten Abschnitt werden die Ergebnisse zusammengefasst und diskutiert. (ICI2)