Oliver Kozlarek arbeitet die Grundlagen einer innovativen Sozialtheorie der globalen Moderne heraus, die neue theoretisch-begriffliche Impulse (Weltbewusstsein, Humanismus) zu setzen und die Soziologie in origineller Weise mit Diskursen etwa des Postkolonialismus und einer Poetik der Erfahrung zu verbinden vermag. Dieser eigenwertige Beitrag soll nicht zuletzt der Soziologie neue Reflexionschancen in ihrem möglichen Übergang zu einer vielstimmigen, aber an Übersetzungschancen ausgerichteten "Weltsoziologie" eröffnen.
Wenige Begriffe vermögen so viel Faszination und Unbehagen gleichzeitig auszulösen wie die Moderne. Der Begriff birgt so viele Unschärfen, dass man eigentlich gut daran tun würde, ihn zu vermeiden. Allein die Frage, was modern sei, oder wann die Moderne begann, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Vielleicht am meisten Kontur besitzt die Moderne als Epochenbegriff der Geschichtswissenschaften, wobei auch dort zwischen ökonomischen, politischen und weiteren Modernen unterschieden wird. Geradezu inflationär ist die Verwendung in der Kunsthistoriografie: Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts wurde die Moderne als hauptsächlich ästhetisches Phänomen verstanden und tradiert, bis zur Konstruktion des längst relativierten Mythos der Begründung der Moderne allein durch das Neue Bauen oder gar das Bauhaus. Spätestens die Postmoderne hat den Begriff endgültig diversifiziert und dazu beigetragen, dass lange "als antimoderne Rückfälle" (G. Weckerlin) beschriebene Strömungen in einer erweiterten Sichtweise als Phänomene modernen Kunstschaffens wahrgenommen werden, wie etwa die Heimatschutzarchitektur oder die Monumentalbaukunst im Nationalsozialismus. Angesichts des entstandenen Spektrums ist heute von einem pluralistischen Begriff der Moderne auszugehen. Für die zweite Jahrhunderthälfte spricht man von Nachkriegsmoderne, Spätmoderne und Postmoderne. Stilistisch decken diese Varianten ein breites Feld ab – vom Funktionalismus über Strukturalismus, Brutalismus bis zum postmodernen "anything goes". Dass diese Strömungen in ihrer Begriffsdefinition sowie in der Abgrenzung zueinander teils große Ungenauigkeiten aufweisen, verdeutlicht der Begriff der Nachkriegsmoderne, der sich auf das Ende des Zweiten Weltkrieges bezieht und dabei andere Konflikte außer Acht lässt. In manchen osteuropäischen Ländern spricht man daher eher von Ostmoderne oder Sozmoderne. Unabhängig von der Wirkungsweise der Begriffe ragt die Moderne in verschiedensten Szenarien in unser alltägliches Leben hinein. Dieses Heft zeigt die Vielfalt solcher Situationen an verschiedenen Orten: bei der Betrachtung von Fassaden im Straßenraum, im Museum für Gegenwartskunst, an der Bushaltestelle oder beim Stadtlauf. Die Moderne ist so allgegenwärtig, dass ihre Werte, aber auch ihre Verletzlichkeit gerade deshalb oft nicht erkannt und erfasst werden. Mit dem Problem einer voreingenommenen Wahrnehmung und fehlenden Auseinandersetzung kämpfen zurzeit viele Denkmalämter und bürgerschaftliche Initiativen, die sich zunehmend mit den Baubeständen der Moderne beschäftigen. Das vorliegende Heft bildet eine Spurensuche nach verschiedenen Szenarien der Moderne ab, die ganz bewusst abseits der breiten Pfade verläuft. Dabei versucht das Heft, die schillernden Facetten und die trotz allem große Bindekraft des Moderne-Begriffes aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und zu ergründen.
Der Autor stellt im Anschluß an Dahrendorfs Beitrag "Widersprüche der Moderne" im vorliegenden Sammelband die These auf, daß sich in der "entzauberten" Moderne eine barbareivermeidende, offene Gesellschaft nur dann aufrechterhalten läßt, wenn diese dazu bereit ist, die Antinomien der modernen Kultur nicht gewaltsam aufzulösen, sondern zu ertragen. Insbesondere der Widerspruch zwischen dem modernen Universalismus der Gleichheit und dem ebenso modernen Recht auf Differenz müsse "ausgehalten" werden. (ICE)
Auf der Basis einer Besprechung von fünf Büchern vertritt die Autorin die These, dass "die Moderne mit Macht zurückkehrt". Was diese Bücher verbindet, ist der Umstand, dass sie die bestehenden Konzepte der Moderne unterlaufen, wie sie von verschiedenen Disziplinen definiert werden: als unabgeschlossenes philosophisches Projekt, als globales soziökonomisches System oder als eine Reihe von experimentellen Stilen in der Kunst. Die Moderne wird dabei im Rahmen der cultural studies neu überdacht, weil dieser Ansatz ein starkes Interesse auch für Populärkultur und Alltagsleben zeigt. Die Autorin diskutiert die folgenden fünf Thesen zur Revision der Moderne: (1) Die Moderne ist nicht gleichbedeutend mit Nivellierung. (2) Die Entrechteten sind nicht bloß Opfer oder Außenseiter der Moderne. (3) Die Moderne läßt die handelnden Subjekte nicht verschwinden. (4) Die Moderne ist nicht synonym mit Neuen. (5) Die Moderne ist keine selbstverständliche Idee. (ICA2)
Sklaverei - nur ein trautiges Kapitel der Geschichte? Wer das glaubt, irrt. Weltweit leben 27 Millionen Menschen in Unfreiheit, mehr als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Menschheitsgeschichte. Die modernen Erscheinungsformen von Sklaverei sind Schuldknechtschaft, Menschenhandel und Zwangsprostitution. Und es gibt sie überall - auch in Europa. Dieses Buch enthüllt die Mechanismen von Sklaverei im Zeitalter der Globalisierung und macht deutlich, was zu tun ist, um der Sklaverei ein Ende zu bereiten. (Quelle: Text Verlagseinband / Verlag)
Das Werk von Zygmunt Bauman erstreckt sich zwischen Postmoderne und Ethik, zwischen Klasse, Kultur und Herrschaft und reicht von einer Soziologie der Moral zu Fragen des menschlichen Lebens. Biografisch reicht das Werk von Warschau nach Leeds, metaphorisch gesprochen ist es zwischen Stalingrad und Auschwitz aufgespannt. Der Autor arbeitet die thematische Kontinuität in Baumans Arbeiten heraus und rekonstruiert dessen Anspruch auf intellektuelle Ordnung als ein in der Moderne verwurzeltes Denken. Baumans Projekt ist jedoch weder die technologisch-deterministische Interpretation der Moderne, die in ihrer romantischen Zurückweisung endet, noch ist sein Enthusiasmus für die Postmoderne mehr als befristet und partiell. Der Autor zeigt bei seinem Versuch, das Profil von Baumanns Soziologie deutlicher zu konturieren, dass sich die Themen von Marxismus, Nationalsozialismus und Kapitalismus in Baumans Kritik der Moderne und des Modernismus einfügen lassen. Das Konzept der Postmoderne signalisiert in Baumans Werk den Gedanken des Danach-Seins, nach dem Modernismus, nach dem Faschismus, nach dem Kommunismus. Baumans Arbeit ist vor allem eine Kritik der Moderne, oder genauer: Sie entsteht aus Überlegungen zu einer "Soziologie moderner Exzesse". (ICI2)
Die Rede von der ›Moderne‹ geht mit basalen Annahmen über deren Zeitlichkeit einher. Gibt es eine spezifische Temporalität der Moderne? Von dieser Frage ausgehend versammelt der Band Beiträge aus der kunst- und literaturwissenschaftlichen, soziologischen und philosophischen Forschung, die die Pluralität der Zeitmodalitäten in der Moderne aufweisen. Eigenzeiten der Moderne treten dort zu Tage, wo die Differenz und Heterogenität der Zeitlichkeiten erfahrbar und deren gesellschaftliches, epistemisches sowie ästhetisches Konfliktpotential bewusst wird. Die Explikation der Eigenzeiten wie der Aufweis irreduzibler Polychronie führen zur Kritik an etablierten Narrativen der Prozessualität: zur Kritik der unilinearen Entwicklung, der kausalen Notwendigkeit, der immanenten Teleologie, der verbürgten Kontinuität wie des historischen Bruchs.
Der Autor setzt sich mit der Argumentation von S. N. Eisenstadt für die "Vielfalt der Moderne" auseinander und prüft sie auf ihre Stichhaltigkeit. Die Begründung der These wird als unzureichend eingeschätzt, da Eisenstadt sich damit begnügt, die große Variationsbreite institutioneller Regelungen in den fortgeschrittenen Ländern aufzuzeigen. Als ein Grunderfordernis für den Nachweis der Vielfalt wird eine klare Vorstellung von der Struktur der Moderne postuliert. Im Gegensatz zu Eisenstadt, der die Vielfalt der Moderne betont und die Moderne wesentlich als ein kulturelles Programm definiert, stellt der Autor die Begründung einer Einheit der Moderne in den Mittelpunkt seines Beitrags. Er zeigt, dass eine Vereinheitlichung auf der Welt voranschreitet, die er anhand des Vergleich mit einem Theaterstück veranschaulicht: Zwar können die Rollen des Stücks ganz unterschiedlich interpretiert werden und die einzelnen Partien können unterschiedlich gewichtet werden, aber das ändert nichts daran, dass es das gleiche Stück ist. Empirisch unterfüttert er die These anhand einer Betrachtung grundlegender sozialstruktureller Variablen, die in allen der Modernisierung unterzogenen Ländern in etwa die gleiche Richtung einschlagen. Abschließend wird an zwei Modernisierungsfeldern verdeutlicht, dass zwei genuin europäische Erfindungen, die kapitalistische Wirtschaft und die moderne Wissenschaft, sich über die ganze Welt verbreiten. Insofern kommt ihnen universelle Bedeutung zu. (ICG)
Das Buch leistet eine umfassende Darstellung des Verhältnisses von Moderne, Modernismus und Postmoderne auf soziologischer, philosophischer und literarischer Ebene sowie eine Abgrenzung der Begriffe Neuzeit, Moderne, Modernismus, Postmoderne, Posthistoire und nachindustrielle Gesellschaft. Der Autor versucht, sowohl der Ideologisierung als auch der Indifferenz zu entgehen, indem er im letzten Kapitel eine dialogische Theorie entwickelt, die zwischen dem Allgemeinen und dem Besonderen, zwischen Indifferenz und ideologischem Engagement vermittelt.
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Der Sammelband vereinigt 15 Beiträge aus den Bereichen Literatur, Kunst und Philosophie, die das Spektrum der verschiedenen Entwürfe von Moderne und Postmoderne interdisziplinär dokumentieren. Der Band gliedert sich in drei Abschnitte: Der erste Abschnitt skizziert unter der Überschrift Auf dem Weg zur Postmoderne zunächst den Eintritt in die Moderne, verweilt dann für einen Moment in dieser, um alsbald verschiedenartigste Antizipationen der Postmoderne sowie Entwicklungslinien von der Moderne in die Postmoderne nachzuzeichnen. Der zweite Abschnitt trägt mit dem Titel Postmodernismen dem Umstand Rechnung, daß es sich bei der Epoche ,Postmoderne' nicht um ein homogenes, sondern um ein heterogenes Phänomen handelt, das eine Vielzahl von Schreib- bzw. Erzählstilen zuläßt. In einem dritten Abschnitt wird schließlich das Verhältnis von Postmoderne und Medien bzw. der Einfluß neuer Medien (wie dem Internet und den damit verbundenen Hyperfictions) auf das Erzählen in der Postmoderne näher beleuchtet.