Geschichte, Naturwissenschaft und intellektueller Stil
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 20, Heft 2, S. 196-206
ISSN: 0340-0425
"Die wissenschaftlichen Publikationen der Gegenwart zeichnen sich in ihrer Mehrzahl durch eine stilistische Eigenart aus, durch die Eigenart der Affektlosigkeit und der Eintönigkeit. Es ist anzunehmen, daß die Sprache der Wissenschaft deren historisch sich wandelnde gesellschaftliche Funktion ausdrückt." Der Autor zeigt, daß die frühen wissenschaftlichen Erkenntnisse von ihren Urhebern nicht nur geäußert, sondern auch wortreich und aufwendig begründet wurden. Die intellektuelle und politische Potenz der frühen Wissenschaft wird mit einer längeren Passage aus Galileis "Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme" näher belegt. Im Anschluß an C.F.v. Weizsäcker wird sodann dem heutigen naturwissenschaftlichen Verständnis von "Erfahrung" nachgegangen. Dabei werden vertraute Tatbestände und Indizien so vorgestellt, "daß sie einen verfremdenden phänomenologischen Blick auf die institutionalisierte Wissenschaft gestatten und aus der Distanz einige ihrer Besonderheiten erkennen lassen." Hinsichtlich der Frage nach der Bedeutung der Sinne als Erkenntnisinstrumente wird festgestellt: Die korrekte phänomenologische Antwort auf die Frage nach dem "naturwissenschaftlichen Erfahrungsbegriff" heißt: 1. Erfahrung ist das Registrieren von Zeigerstellungen. 2. Ohne die (transzendentale) Antizipation einer Gesetzmäßigkeit, wo sie nicht ist oder sich nicht zeigt, gäbe es keine Wissenschaft im neuzeitlichen Sinne. (ICD)