Rezension: "Theatraler Protest und der Weg Polens zu 1989. Zum Aushandeln von Öffentlichkeit im Jahrzehnt der Solidarność" / Berenika Szymański. Bielefeld: Transcript, 2012. ISBN 9783837619225
In den vergangenen Jahren ist eine zunehmend umfassendere Forschungsliteratur zur Geschichte der polnischen Solidarność-Bewegung entstanden, die ein differenziertes Bild von Widerstand und Opposition im Polen der 1980er Jahre zeichnet. Mit dem anzuzeigenden Buch fügt Beata Szymanski dieser Literatur eine Arbeit hinzu, die sich mit der Herstellung einer Gegenöffentlichkeit durch die Solidarność und ihre Aktivisten befasst. Ihre scharf formulierte These lautet, dass sich politischer Protest im Polen jener Zeit durch ein hohes Maß an Theatralität auszeichnete und diese theatrale Dimension daher als konstitutives Element der Umbrüche von 1989 gesehen werden muss (22). In Abgrenzung vom alltagssprachlichen Verständnis des Theaters als Fiktion definiert Szymanski das Theatrale als "hervorgehobenes Handeln und das Wahrnehmen von diesem." Es geht ihr also sowohl um öffentliche Darstellung als auch um ihre Wahrnehmung. (26-27) Auf der Grundlage von Archivalia und publizierten Quellen analysiert sie, wie politischer Protest durch symbolische Handlungen, Zeichen und Bilder, Gesten usw. öffentlich gemacht wurde und sich dadurch ein politisches Subjekt formierte.