Neue Strukturen für Wissenschaft und Forschung: ein Überblick über die Tätigkeit des Wissenschaftsrates in den neuen Ländern
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 51, S. 15-28
ISSN: 0479-611X
"Mit dem erklärten Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland und aufgrund der damit gegebenen föderalen Rahmenbedingungen war eine Neuordnung des zentralstaatlich organisierten Wissenschaftssystems der DDR erforderlich. Bereits im Juli 1990 erklärte sich der Wissenschaftsrat - zentrale Wissenschaftseinrichtung der Bundesrepbulik - auf Bitten der damaligen Regierung der DDR sowie der Bundesregierung und der Länderregierungen bereit, Empfehlungen zur Neustrukturierung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen und zur Neuordnung der Hochschullandschaft vorzubereiten. Auf der Grundlage einer detaillierten Bestandsaufnahme der bisherigen Leistungen und einer Bewertung der Leistungsfähigkeit wurden zwischen Ende September 1990 und Ende Juni 1991 insgesamt über 130 außeruniversitäre Einrichtungen mit ca. 30.000 Beschäftigten besucht und Empfehlungen für die künftige Weiterführung der positiv bewerteten Institute, Abteilungen oder Arbeitsgruppen vorbereitet. Im Unterschied zu den außeruniversitären Einrichtungen sind die Hochschulen in den neuen Ländern vom Wissenschaftsrat nicht evaluiert worden. Hier bestand die Aufgabe des Wissenschaftsrates vorrangig in einer überregionalen Koordination und in der fachspezifischen Begleitung des Um- und Ausbaus der Hochschulen. Seit dem Sommer 1992 liegen für nahezu alle Bereiche der Universitäten und Fachhochschulen Empfehlungen vor. Der Beitrag kommt zu dem Ergebnis, daß trotz weiterhin bestehender Defizite, vor allem bei den Geräten, Gebäuden und Bibliotheken, und großer Schwierigkeiten bei der personellen Erneuerung die Umsetzung der Empfehlungen des Wissenschaftsrates insgesamt als gelungen betrachtet werden kann. Für die weitere Umstrukturierung der ostdeutschen Hochschul- und Forschungslandschaft wird jedoch entscheidend sein, daß sowohl die notwendigen finanziellen Ressourcen bereitgestellt als auch weitere Reformen des deutschen Hochschul- und Forschungssystems eingeleitet werden." (Autorenreferat)