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"Gegenstand der Untersuchung ist die Stadt 'Altona in den Jahren 1720 bis 1914, deren
Gegenstand der Untersuchung ist die Stadt Altona in den Jahren 1720¬1914, deren demographische Entwicklung in erster Linie mit den zu Spandau vorliegenden Ergebnissen verglichen werden soll (Gehrmann 1986; 1987). In beiden Fällen handelt es sich um Städte in der Nachbarschaft von Zentren mit überregionaler Bedeutung. Ihre Betrachtung fordert deshalb immer auch den Vergleich mit Berlin und Hamburg mit Rückschlüssen auf die dortigen Verhältnisse heraus. Das läßt die Untersuchung auch dann lohnend erscheinen, wenn sie zunächst einmal weitgehend auf einer deskriptiven Ebene geführt werden muß. Der Beginn des Untersuchungszeitraums definiert sich durch das Einsetzen einer Kirchenbuchführung, bei der die Sterbeeinträge durchgängig mit Altersangaben versehen wurden. Das ist in den Jahren vor 1720 der Fall. Damit eröffnet sich eine langfristige Perspektive, in der nicht mehr alle Entwicklungen dem Aspekt der demographischen Transition untergeordnet werden.
Die politischen Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung der beiden untersuchten Städte waren recht unterschiedlich. Während Altona und Hamburg bis zur deutschen Einigung verschiedenen Staaten angehörten und Altona in Konkurrenz zu Hamburg angelegt worden war, so daß sich günstige Voraussetzungen für die eigenständige Entwicklung zentraler Funk¬tionen eröffneten, wurde Spandau bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Nachbarschaft Berlins eher in seiner Entfaltung behindert als gefördert, da der Stadt nur die Rolle als Festung und Zuchthaus zugedacht wurde. Als Altona aufgrund seiner direkten und indirekten Teilhabe am Fernhandel zur zweitgrößten Stadt des dänischen Gesamtstaats wurde und in einigen kul¬turellen Bereichen, beispielsweise in der Verbreitung seiner Presse, ebenfalls eine gewisse Bedeutung besaß, blieb Spandau eine Landstadt, deren gesellschaftliches Erscheinungsbild weniger von einem weltläufigen Bürgertum als von der Präsenz des Militärs geprägt wurde.
Einige Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung illustrieren den unterschiedlichen Stellenwert der beiden Städte. In der Zeit vor 1769 wurden in Altona zwar keine Volkszählungen durchgeführt; es kann aber davon ausgegangen werden, daß bei der Einäscherung der Stadt durch die Schweden (1713) bereits über 10.000 Menschen dort lebten. 1742 wurden 3.809 Wohnungen gezählt (Bolten 1790, 52) - mehr als Spandau zu dieser Zeit Einwohner besaß (3.122). 1769/70 bestand ein Verhältnis von 18055 Einwohnern zu 3.209 und 1802/03 von 23.112 zu 4.790. Als Spandau 1855 die Schwelle von 10.000 Einwohnern überschritt, wies Altona bereits 40.626 auf. Trotz einer bedeutenden Entwicklung im Kaiserreich wurde Spandau bis zu seiner Eingemeindung nach Berlin im Jahre 1920 nicht mehr Großstadt, - im Gegensatz zu Altona, das sich durch die Eingemeindungen von Ottensen, Bahrenfeld, Oevelgönne und Othmarschen 1889 und 1890 zudem auch territorial ausweitete. Gegen Ende des Untersuchungszeitraums, 1910, umfaßt die Hafenstadt 206.000 Einwohner. Von einer starken Arbeiterbevölkerung waren nun sowohl Spandau als auch Altona geprägt, aber Altona bewahrte doch einen auch im Vergleich zu Berlin sehr hohen Anteil des Handels mit 36.1% der Berufstätigen 1907 gegenüber 28.1 % in der Reichshauptstadt (Statistik des Deutschen Reichs NF 207, 427-431).
Es stellt sich also die Frage, ob die unterschiedlichen geographischen Bedingungen und sozioökonomischen Entwicklungen sich auch in unterschiedlichen demographischen Verhältnissen widerspiegelten und ob sich im Verhältnis zu den benachbarten Großstädten ähnliche Muster beobachten lassen" (Gehrmann, R., 1994: Urbane Mortalitätsmuster 1720-1914 am Beispiel Berlin-Spandaus und Hamburg-Altonas. In: Haupt, H.-G./Marschalck, P. (Hrsg.), 1994: Städtische Bevölkerungsentwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert. St. Katharinen: Scripta Mercaturae Verlag, S. 229f.).
Themen
Datentabellen in HISTAT (Thema: Bevölkerung) :
A. Hamburg - Altona
A.01 (Tab. 1) Geburten und Sterbefälle in der Altonaer Hauptgemeinde (1720-1805)
A.02 (Tab. 2) Geburten und Sterbefälle in Altona (1806-1864)
A.02 (Tab. 2) Geburten und Sterbefälle in Altona (1806-1864)
A.03 (Tab. 3) Natalität und Mortalität, Säuglingssterblichkeit und Totgeburten (1868-1914)
B. Alt – Berlin und Spandau
B.01 Geburten- und Sterbeziffer in Alt-Berlin und in Spandau (1843-1914)
B.02 Index der ehelichen Fruchtbarkeit (Ig) in Berlin und Spandau, 5-Jahresintervalle (1878-1907)
B.03 Säuglingssterblichkeit in Berlin und Spandau (1875-1919)
GESIS
In: Das historisch-politische Buch: HPB, Band 69, Heft 1-2, S. 167-168
ISSN: 2567-3181