Hohe Arbeitslosigkeit in den Industrieländern: was sagen die Ökonomen?
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 15, S. 10-15
ISSN: 0479-611X
"Im Beitrag werden vier international vergleichende Studien vorgestellt, welche sich mit der Analyse der hohen Arbeitslosigkeit in den westlichen Industrieländern befassen und Lösungsvorschläge vorlegen. Allen Studien ist gemeinsam, daß sie in defensiven Ansätzen wie der Abschottung von den Weltmärkten oder allgemeinen Arbeitszeitverkürzungen keine Lösung des Problems sehen. Vielmehr gelte es, zum einen für stabile makroökonomische Rahmenbedingungen zu sorgen und zum anderen die Anpassungsfähigkeit der Industrieländer an eine sich ständig wandelnde Welt zu erhöhen. Während das Weißbuch der EG neben ordnungspolitischen Reformen auch auf staatliche Infrastrukturpolitik und Forschungsförderung setzt, konzentriert sich die OECD-Beschäftigungsstudie stärker auf die Verbesserung der Funktionsfähigkeit der Arbeitsmärkte. Beide Organisationen halten auch grundlgende Reformen des Sozialstaates für notwendig und plädieren für mehr Effizienz und Wettbewerbselemente auch im staatlichen Sektor. Die McKinsey-Studie legt dagegen das Schwergewicht auf die Beseitigung von Restriktionen auf den Gütermärkten. Hier seien insbesondere in Europa wesentliche Hemmnisse für das Entstehen neuer Arbeitsplätze gegeben. Die Bertelsmann-Studie wiederum widmet sich mehr der wirtschaftspolitischen Gesamtstrategie. Sie plädiert für eine stabilitätsorientierte, marktwirtschaftlich ausgerichtete Politik, bei der weder der Staat noch die Tarifparteien die gegebenen Verteilungsspielräume überfordern dürften. Alle vier Studien sind sich einig darin, daß nur eine offensive Strategie im Sinne von mehr Markt- und Wettbewerbselementen das Beschäftigungsproblem lösen kann." (Autorenreferat, IAB-Doku)