Im Inneren der Weltfinanzkrise: eine kritische Analyse zum Problem des Interessenkonflikts
In: Die internationale politische Ökonomie der Weltfinanzkrise, S. 183-197
Der Beitrag beginnt mit einem kurzen Überblick über die Geschichte und Funktionsweise von Rating-Agenturen. Daran schließt sich eine Untersuchung der Rolle der Rating-Agenturen in der neuen Globalfinanz an. In einem dritten Schritt wird die Kritik an den anerkannten Interessenkonflikten thematisiert, die im Zentrum der Debatte über die Ratingagenturen steht. Im Gegensatz dazu entwickelt der Verfasser die These, dass die Ratingagenturen nicht nur eine regulative, sondern auch eine konstitutive Funktion in der Globalfinanz ausüben: sie ermöglichen erst die strukturierten Finanzprodukte. Gerade diese Rolle liefert den Schlüssel zu einem anderen Verständnis der Weltfinanzkrise: die Krise ist nicht das Resultat von Regelübertretungen, sondern eine Krise der sozialen Beziehungen, die erst die globale Finanzwirtschaft ermöglichen. Aus diesem Grund ist die Krise auch so grundlegend, und daher fällt es Politikern und Marktteilnehmern so schwer, eine adäquate Antwort auf die Geschehnisse zu finden. Schließlich werden die spärlichen Regulierungsinitiativen untersucht, die seit dem Beginn der Krise entwickelt wurden. Der Verfasser schließt mit einigen pessimistischen Anmerkungen zur Krise und zur Zwecklosigkeit des Versuchs, sie durch Änderung ordnungspolitischer Regeln zu lösen. (ICE2)