"Kaum eine militärische Auseinandersetzung wurde der Weltöffentlichkeit so medienintensiv und detailliert vermittelt wie der Irakkrieg 2003. Dies wirft die Frage auf, welchen Einfluss die Medienberichterstattung in Großbritannien auf die tiefe Spaltung von Regierung und Öffentlichkeit in dieser Angelegenheit hatte. Dem Argument, britische Medienvertreter hätten die Kluft zwischen staatlicher Interessenpolitik und öffentlicher Meinung zu verantworten, steht die Vorstellung entgegen, dass die unterschiedliche Bewertung internationaler Konflikte vielmehr auf divergierenden Moral- und Wertvorstellungen in Regierung und Gesellschaft beruht." (Autorenreferat)
Der Beitrag untersucht den Auftritt von Korrespondenten in Nachrichtensendungen des deutschen Fernsehens während des Irakkrieges 2003. An einigen exemplarischen Analysen wird gezeigt, wie das Problem der Herstellung von Glaubwürdigkeit medialrhetorisch reflektiert werden kann und welche pragmatischen Lösungen Korrespondenten von CNN (Michael Savidge), RTL (Antonia Rados) und ARD in den ersten Tagen des Irakkrieges von 2003 gefunden haben. Die televisuelle Textur der Korrespondentendarstellungen dient weniger der Benachrichtigung über den Krieg als der Beglaubigung der Nachricht und soll den Augenzeugenstatus des Korrespondenten etablieren und erhalten. "Beglaubigung funktioniert im Fernsehen über die Herstellung einer simulierten Doppelpräsenz: Einerseits muss den Zuschauern vor Augen geführt werden, wo auf der Welt sich der Korrespondent befindet und wie dieser Ort mit dem Kriegsereignis zusammenhängt, andererseits müssen sich die Reporter als vertrauenswürdige Oratorfiguren vor der Kamera in Szene setzen und ihren Beobachterstatus überzeugend herstellen. Unterschiedliche Verknüpfungen dieser beiden televisuellen Elemente führen zu unterschiedlichen Beglaubigungsstrategien und offenbaren, was die jeweiligen Reporter und Sender in der Kriegsberichterstattung für angemessen halten." (RG)
Der Beitrag untersucht Warblogs aus dem Irakkrieg 2003, die jenseits der Mainstream-Medien andere Informations- und Deutungspotentiale eröffneten. Dabei entstand ein medialer Raum, in den private und öffentliche Kommunikation über Kriegserfahrungen eingehen. Im Irakkrieg von 2003 wurde durch den Weblog die Mediatisierung der Kriegserfahrung um eine interpersonale und "laienhafte" Gattung erweitert. Der Beitrag untersucht, wie sich Weblogs in eine gängige und institutionalisierte Kriegsberichterstattung einreihen. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass es dominante Motive in der Darstellung von Krieg gibt, derer sich Warblogs bedienen, diese jedoch auf Grund ihrer medialen Eigenschaften spezifisch gestalten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Warblogs die Deutungsangebote von Kriegserfahrung auf konventionelle Weise rekurrieren und die Angebote im Sinne der diskursiven Vorgaben intensivieren. "Krieg wird hier ... in einem persönlichen und häufig stark emotionalisierten Rahmen gedeutet, der sich vor allem auf die Popkultur als Referenzrahmen bezieht." Der Warblog ermöglicht es dem Soldaten über den Krieg aus der Mikroperspektive zu berichten. "Krieg wird damit auch für den Leser zu einer persönlichen Angelegenheit, in der man nur dafür oder dagegen sein kann, und in der diese Entscheidung immer eine emotionale und persönliche und nicht eine analytische ist." (RG)
"Mit dem 11. September 2001 ist das Verhältnis zwischen Gewalt und medialer Vermittlung in eine neue Phase getreten. Medien und kriegerische Konflikte sind spätestens nach dem virtuellen' Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre ein symbiotisches Verhältnis eingegangen, dass mit dem Irakkrieg 2003 seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Mit Hilfe eines Indikatorenrasters wird die Verbindung von Medien und kriegerischen Konflikten in drei ausgewählten Konflikten seit 1990 systematisch untersucht. Erste Ergebnisse deuten auf eine Bedeutungszunahme des Faktors Medien im Krieg hin, die Rückschlüsse auf die Struktur medialisierter Konflikte des 21. Jahrhunderts zulässt." (Autorenreferat)
Der Verfasser setzt sich zunächst auf theoretischer Ebene und am Beispiel der Wirtschaftspolitik mit dem Wandel von der nationalen zur postnationalen Konstellation auseinander, wobei er wirtschaftliche Problemlagen, einen Wandel des Regierens, die Verfügbarkeit von Ressourcen und die Bedeutung von Diskursen berücksichtigt. Auch in Bezug auf die Sicherheitspolitik, so wird im Folgenden gezeigt, findet - wie zuvor schon in der Wirtschafts- und Umweltpolitik - seit den 1990er Jahren ein solcher Wandel statt. Dies wird am Beispiel der UNO gezeigt. Der Verfasser vertritt die Auffassung, dass auch der Irakkrieg 2003 nicht auf einen Rückfall in die nationale Konstellation hindeutet. Die Friedens- und Konfliktforschung muss sich daher auf den Wechsel zur postnationalen Konstellation möglichst rasch einstellen. (ICE2)
Sechs Beiträge befassen sich mit der Situation Afrikas vor und nach dem Irakkrieg 2003. Fontanel/Guilhaudis interpretieren die Weigerung der afrikanischen Sicherheitsratsmitglieder, die von den USA gewünschte Irak-Resolution zu verabschieden als Ausdruck neuen Selbstbewusstseins, eine eigene weltpolitische Rolle zu spielen. Aicardi de Saint-Paul untersucht den Druck auf die afrikanischen Staaten in Sachen Irak, ihre Abhängigkeit von den USA und die Rolle Frankreichs. Okiemy argumentiert, Afrika benötige ein gutes finanzielles Management, wenn es wesentlicher Akteur in den internationalen Beziehungen werden wolle. Igué betont, dass Afrika lernen müsse, sich aus der Rolle einer einfachen Variablen in den strategischen Gleichungen der westlichen Mächte zu befreien. Im Interview erklärt der angolanische Außenminister Joao Miranda die Positionen seines Landes (auch im zentralafrikanischen Kontext). D'Alayer diskutiert die Wirkungen des Irakkrieges auf die Erdölproduzenten und Nicht-Produzenten sowie auf die involvierten Interessen. (DÜI-Sbd)
Dieses Papier diskutiert auf der Basis von Beispielen von sieben Friedensbewegungen der letzten 110 Jahre, welchen Einfluss Bewegungen auf die Verhinderung oder die Beendigung von Kriegen gehabt haben, in die ihre eigene Regierung verwickelt war. Diese Beispiele sind: Norwegen - Schweden 1905; die Anti-Vietnamkrieg-Bewegung in den 1960er und frühen 1970er Jahren; die Bewegung gegen die Unterstützung der Contras in Nicaragua in den 1980er Jahren; die Friedensbewegung gegen atomare Aufrüstung der 1980er Jahre; der Fall der Frauen in Weiß in Liberia 2002-2003; die Bewegung gegen den Irakkrieg 1991; die Bewegung gegen den Irakkrieg 2003. Das Hauptergebnis des Vergleichs ist, dass einen Krieg zu verhindern oder zu stoppen wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe ist, die sich eine soziale Bewegung setzen kann. Mit der Ausnahme des frühen skandinavischen Falls, der ein Fall einer erfolgreichen Verhinderung von Krieg ist, beeinflussten einige der Bewegungen sowohl den Verlauf wie das eventuelle Ende des Konfliktes, aber keiner von ihnen kann zugeschrieben werden, dass sie die allein Ausschlaggebenden waren. Abgesehen davon konnte eine langfristige Wirkung der Bewegungen auf die öffentliche Meinung und auf verstärktes Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit im Hinblick auf Fragen von Krieg und Frieden und "humanitäre Interventionen" festgestellt werden, was das Verhalten von Regierungen in späteren Krisen beeinflusste.
Aus klassischer Sicht gilt im Feld der Außenpolitik das Primat der Exekutive. Muss Außenpolitik als Schönheitsmakel der Demokratie hingenommen werden? Nein. Das Werk entwickelt eine poststrukturalistische Perspektive auf die Legitimierung von Außenpolitik, indem es sein Augenmerk auf Diskurse als Ursprung politischer Entscheidungen über Krieg und Frieden richtet. Das Ideal eines demokratischen Diskurses leitet das Werk aus Chantal Mouffes agonistischer Demokratie ab; als Fallbeispiele dienen die Diskurse der massenmedialen Öffentlichkeiten zum Irakkrieg 2003 und zum Libyenkrieg 2011. Die im Werk entwickelte Methodik macht den kommunikationswissenschaftlichen Frame-Ansatz für die politikwissenschaftliche Diskursanalyse fruchtbar und erfüllt den Anspruch der Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Das Analysewerkzeug überkommt die Schwächen üblicher Diskursanalysen und bietet ein theoretisch fundiertes methodisches Werkzeug für diskursanalytische Forschungsvorhaben.
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Zunächst wird der Begriff "Krieg" und seine Unterscheidung von bewaffneten Konflikten geklärt. Anschließend wird das in der Politikwissenschaft im letzten Jahrzehnt populär gewordene Konzept der Neuen Kriege, das von einem Formwandel kriegerischer Gewalt im Zeitalter der Globalisierung ausgeht, vorgestellt. Alternativ wird diesem Konzept das Konzept der "regulativen Gewalt" gegenübergestellt. Einen ähnlich prominenten Stellenwert wie das Konzept der Neuen Kriege hat der Begriff des Staatszerfalls bzw. der scheiternden oder gescheiterten Staaten. Drei Fallstudien schließen den Beitrag ab: Der Krieg 1998 bis 2002 in der Demokratischen Republik Kongo wird aus neomarxistischer, der Krieg in Bosnien und Herzegowina 1992 bis 1995 aus poststrukturalistischer und der Irakkrieg 2003 aus feministischer Perspektive analysiert. (ICE2)